Die Mitte-Deutschland-Verbindung war eine politisch heftig diskutierte Eisenbahnverbindung in Thüringen und Sachsen. Das Kernstück dieser Verbindung führte von Glauchau in Sachsen über Gera und Jena nach Weimar und ist auch heute noch größtenteils eingleisig und nicht elektrifiziert.
Geschichte
Die Mitte-Deutschland-Verbindung stellte vor der Deutschen Teilung eine wichtige Verbindung zwischen den sächsischen Industriegebieten und Westdeutschland dar. Gleichfalls war sie auch für die Anbindung Böhmens über die Elstertalbahn an Westdeutschland bedeutsam. In der DDR hatte die Verbindung Bedeutung zur Entlastung der über Halle und Leipzig führenden Strecken. Bereits unmittelbar nach der Deutschen Wiedervereinigung plante man euphorisch einen zeitgemäßen Ausbau dieser Strecke, da man sie nun als wichtiges Bindeglied zwischen Westsachsen (Chemnitz) und Westdeutschland einstufte. In dem Gesetz für die Verkehrsprojekte Deutsche Einheit war die Verbindung zwar nicht enthalten, jedoch wurde sie im Bundesverkehrswegeplan von 1993 als "vordringlicher Bedarf" eingestuft. Priorität besaß in der Folgezeit jedoch die Linie über Leipzig. Dennoch etablierte sich mit der InterRegio-Linie 41 schnell eine zeitgemäße Fernverbindung. Im Vierstundentakt wurde eine umsteigefreie Verbindung zwischen Chemnitz und Aachen angeboten. Wegen des fehlenden Fahrdrahtes zwischen Gößnitz und Weimar war der Lokwechsel in Weimar seit 1995 obligatorisch. Bis Mai 1995 fuhren die Dieselloks bis Bebra durch, da die Elektrifizierung der Strecke Neudietendorf-Bebra noch nicht abgeschlossen war. Den Dieselbetrieb übernahmen die Baureihen 219 und 232.
Die Anfangseuphorie der Nachwendezeit wich schnell der Ernüchterung; für einen Ausbau fehlte einfach das Geld. Für Gera, der zweitgrößten Stadt Thüringens, war der Ausbau eine Prestigesache, war sie doch die größte deutsche Stadt ohne zweigleisigen Bahnanschluss. Es folgten politische Dispute, wobei auch das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Neubaustrecke Erfurt-Ebensfeld in Frage gestellt wurde. Trotz einer Vereinbarung zwischen der Deutschen Bahn AG und dem Land Thüringen vom 15. Mai 1997, die den teilweise zweigleisigen und neigetechnikertüchtigenden Ausbau der Strecke vorsah, fiel schon in jenem Jahr die Entscheidung für die Einstellung des Fernverkehrs. Grund war ein Plan der Deutschen Bahn, den InterRegio-Verkehr bundesweit aufzugeben. Bereits 1999, zwei Jahre vor der Fernverkehrseinstellung im Jahre 2001, wurde auf der Mitte-Deutschland-Verbindung der planmäßige Güterverkehr zwischen Gera und Weimar eingestellt.
Zugbetrieb
Seit dem Jahre 2000 wird auf der einstigen Fernverkehrsverbindung die Baureihe 612 als RegionalExpress im Zweistundentakt eingesetzt. Alle Züge, die den Gesamtlaufweg befahren, verkehren als Triebwagen in Dreifachtraktion von Göttingen über Gotha (Fahrtrichtungswechsel) und Erfurt nach Gößnitz und werden dort getrennt (geflügelt). Der dritte Triebwagen wird dabei in Gera Hbf ein- bzw. ausgestellt. In einigen Fällen kommt es jedoch vor, dass ein Triebwagen ausfällt und die Züge auch an ihre Stehplatz-Kapazitätsgrenzen gelangen. Ein Zugteil fährt nach Chemnitz, der andere nach Zwickau. Zwischen Glauchau und Weimar brauchen sie eine planmäßige Fahrzeit von 2 Stunden und 15 Minuten. Im RegionalBahn-Dienst kommen die Triebwagen der Baureihe 642 zum Einsatz. Die hohe Anzahl von Fahrgästen hat die Verbindung oftmals den Studenten der Friedrich-Schiller-Universität Jena zu verdanken, die täglich zwischen der Universität und ihrem Heimatort pendeln. Zusätzlich kommen RegionalBahn-Züge zwischen Gotha, Erfurt, Weimar, Jena, Göschwitz und Gera zum Einsatz, so dass sich ein 30- bis 40-Minuten-Takt ergibt.
Abweichungen
In aktuellen Diskussionen wird unter Mitte-Deutschland-Verbindung auch die Verbindung Düsseldorf, Dortmund, Kassel, Erfurt und Weimar verstanden. Beispielsweise diskutiert der Landtag NRW aktuell (03/2006) über die Realisierung dieses Projektes. Das Land NRW soll eine direkte Verbindung zu den östlich gelegenen Bundesländern erhalten. Bisher ist der Bahn und Auto-Verkehr nur über den Umweg über Hessen bzw. Niedersachsen möglich. Eine Verbindung bedeutete also eine direkte Trasse durch das Sauerland nach Thüringen oder Sachsen-Anhalt.
siehe auch: Holzlandbahn, Sachsen-Franken-Magistrale
Literatur
- Thomas Frister: Ade "Mitte-Deutschland-Verbindung". Der Niedergang eines verkehrspolitischen Vorhabens. In: Eisenbahn-Kurier. Nr. 343/Jahrgang 35/2001. EK-Verlag GmbH, ISSN 0170-5288, S. 36-39.