Der Somalische Bürgerkrieg erreichte seinen Höhepunkt nach dem Zusammenbruch des Regimes von Siad Barré. Im Juni 1991 rutschte Somalia in völliges Chaos ab.
Phasen
Der Bürgerkrieg, der seither in drei Vierteln des Landes gewütet hat, wirkte zunächst sehr unübersichtlich, lässt sich aber wenigstens grob in einzelne Phasen unterteilen:
Noch 1991 erklärte sich der Norden Somalias unter dem Namen Somaliland für unabhängig, ohne hierfür allerdings internationale Anerkennung zu finden. Die sich schnell dramatisch verschlechternde humanitäre Situation im Land führte im Dezember 1992 zur Verabschiedung der UN Sicherheitsratsresolution 794 und 1993 zur Entsendung einer peacekeeping-Truppe unter amerikanischer Führung. Der UN-Einsatz, dessen Hauptziel in der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln bestand, wurde von Anfang an von Missverständnissen und Fehleinschätzungen geprägt. Schließlich zogen die UN-Truppen im März 1995 wieder ab, ohne irgendwelche nachhaltigen Erfolge bei der Versorgung der Bevölkerung oder der Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung erzielt zu haben. Mit dem Abzug der UNO geriet Somalia zeitweise aus dem Blickfeld der internationalen Presse.
Neben Stammesrivalitäten und - insbesondere das Verhältnis zwischen Äthiopien und einzelnen somalischen Gruppen belastenden - religiösen Differenzen zeichnet sich die Lage in Somalia weiterhin durch eine außerordentliche Proliferation von Kleinwaffen aus. Dies ermöglicht einzelnen Gruppen die schnelle und einfache Rekrutierung von Waffen und ist gleichzeitig für eine allgemein zu beobachtende Militarisierung der verbliebenen Gesellschaftsstrukturen verantwortlich zu machen.
Konfliktlinien
Der seit 1991 andauernde innersomalische Krieg weist einerseits wesentliche Merkmale eines klassischen Bürgerkrieges auf, andererseits aber auch davon abweichende somalische Eigenheiten und seit dem Ende des „Kalten Krieges“ veränderte Charakteristika eines solchen Konflikts neuen Typs. Es gibt keine Großmacht, die einer bestimmten Bürgerkriegspartei zum Sieg zu verhelfen trachtet.

Der Konflikt gliedert sich in verschiedene Ebenen und Bereiche. Zu ethnischen und persönlichen Gegensätzen kommen soziale und traditionelle, religiöse und ideologische, historische und politische. Südsomalier (z.B. Darod) kämpfen gegen Nordsomalier (z.B. Issaq), Bauern (z.B. Rahanwayn) gegen Nomaden (Mehrheit der Somalis), Moslems gegen Christen, Zentralmacht gegen Separatisten. Diverse Allianzen und Bewegungen entstehen und spalten sich.
Die nachfolgend aufgeführten Artikel und Beiträge beschäftigen sich zumindest zu wesentlichen Teilen mit einigen Aspekten des somalischen Bürgerkrieges. Die in roter Schrift aufgeführten Stichworte sind noch nicht angelegt, um Mitarbeit wird dringend gebeten.
Existente und mögliche Beiträge
- Abdirashid Ali Shermarke und Mohamed Ibrahim Egal beleuchtet Umstände der Machtergreifung Siad Barrés und die Rolle Egals bei der Auslösung des Issaq-Aufstandes in Nordsomalia 1988, der zum Sturz Barres und zur Abspaltung Somalilands führte.
- Siad Barré vom Stamm der Darod war jener letzte gesamtnationale Präsident und Diktator, der 1976-78 Ogaden erobern wollte, 1981 die Issaq entmachte und dessen Sturz 1991 den somalischen Bürgerkrieg einleitete.
- Ali Mahdi Mohammed und sein United Somali Congress (USC) führten zwar 1991 zum Sturz Barrés, doch die Unbotmäßigkeit seines Stellvertreters und Truppenführers Aidid löste den Bürgerkrieg in Mogadischu überhaupt erst aus.
- Mohammed Farah Aidid spaltete den USC, vertrieb die Amerikaner nach der Schlacht von Mogadischu, die sich mit der UNO (Operation Hoffnung) in seinen Kampf gegen „Präsident“ Mahdi eingemischt hatten, und erklärte sich selbst zum „Präsidenten“. Sein Sohn Hussein kämpft von Äthiopien aus weiter gegen die Übergangsregierung.
- Präsident der Übergangsregierung (Transitional National Government, TNG) war 2000-2004 Abdulkassim Salat Hassan, bis 1991 noch letzter Innenminister und Vizepremier unter Barré. Neuer Präsident wurde 2004 ausgerechnet der Separatistenführer Abdullahi Yusuf Ahmed von Puntland.
- Letzter Verteidigungsminister und ranghöchster somalischer Militär ist Siad Hersi alias „General Morgan“. Hatte er 1991 noch das Kommando über die somalische Armee in einer Stärke von 225.000 Mann, so beherrschen statt dessen heute 75.000 Milizionäre das Land, von denen Hersi nur noch 1.200 folgen, mit denen er die Hafenstadt Kismayo im südwestsomalischen Jubaland belagert.
- Ebenfalls in Südwestsomalia liegt die neue Hauptstadt Baidoa, die von den starken Aidid-Feinden der Rahanwayn Resistance Army (RRA) beherrscht wird. Weitere wichtige Bürgerkriegsparteien sind die Somali National Alliance (SNA) im Somali Reconciliation and Restauration Council (SRCC), eine Art Gegenregierung der Warlords. Milizführer Ali Osman Ato unterstützte erst Aidid, dann Mahdi in Mogadischu. Danach hielt ein anderer Warlord, Musa Sudi Yalahow, weite Teile der bisherigen Hauptstadt besetzt. 2006 dann kontrollierte die "Union islamischer Gerichte" 80 Prozent der ehemaligen Hauptstadt, während eine US-gestützte Warlord-Allianz gegen den Terrorismus (ARPCT) den Rest Mogadischus einschließlich Hafen und Flughafen erobert hat.
- Vermeintlich noch immer Verbindungen zu al-Qaida ebenso wie zur Übergangsregierung sollen die Fundamentalisten der al-Ittihad al-Islami haben, die zwar schon 1996 von äthiopischen Gruppen vernichtet worden sein sollen, seitdem aber immer wieder als Vorwand für bewaffnetes Eingreifen der Äthiopier und die Blockade der Küste auch durch deutsche NATO-Schiffe (Operation „---„) herhalten müssen.
Filme
"Black Hawk Down" (2001/ Ridley Scott)