Sinop

Zentraler Bezirk und Stadt in Sinop, Türkei
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Sinop (altgriechisch Σινώπη Sinópē, deutsch Sinope), Hafenstadt und Badeort am Schwarzen Meer, ist die Hauptstadt der gleichnamigen türkischen Provinz Sinop im Norden Anatoliens. Sinop ist zugleich Zentrum eines direkt dem Gouverneur unterstellten Kreises, dem zentralen Landkreis (Merkez).

Sinop
Sinop (Türkei)
Sinop (Türkei)

Sinop von oben
Basisdaten
Staat: Turkei Türkei
Provinz (il): Sinop
Koordinaten: 42° 2′ N, 35° 9′ OKoordinaten: 42° 1′ 30″ N, 35° 8′ 50″ O
Einwohner: 54.260[1] (2019)
Telefonvorwahl: (+90) 368
Postleitzahl: 57 000
Kfz-Kennzeichen: 57
Struktur und Verwaltung (Stand: 2019)
Gliederung: 13 Mahalle
Bürgermeister: Barış Ayhan (CHP)
Postanschrift: Meydankapı Mahallesi,
Atatürk Cd. No:8
57000 Sinop
Website:
Landkreis Sinop
Einwohner: 65.845[1] (2019)
Fläche: 442 km²
Bevölkerungsdichte: 149 Einwohner je km²

Geographie

Sinop ist die nördlichste Kreisstadt Anatoliens und liegt ca. 300 Kilometer (Luftlinie) nordöstlich von Ankara. Die Stadt wird von der Schwarzmeerküstenstraße (D010) tangiert und besitzt einen eigenen Flughafen.

Der zentrale Landkreis (Merkez) ist zugleich der nördlichste Landkreis Anatoliens grenzt an den Kreis Erfelek im Westen, den Kreis Boyabat im Süden und den Kreis Gerze im Südosten. Er ist der bevölkerungsreichste der Provinz und besteht neben der Kreisstadt aus 38 Dörfern (Köy) mit durchschnittlich 308 Bewohnern. Abalı (960), Dibekli (776) und Demirci (668) sind die größten, 15 Dörfer haben mehr als 308 (= Durchschnitt) Einwohner. Vier ehemalige Dörfer (Bostancılı, Korucuk, Ordu und Osmaniye) wurden 2018 zu Stadtvierteln (Mahalle) von Sinop.

Mit einer Bevölkerungsdichte von 146 Einw. je km² liegt der Kreis beim Vierfachen des Provinzwertes, der urbane Bevölkerungsanteil liegt bei 81,86 Prozent.

Klimatabelle

Sinop
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
73
 
10
5
 
 
52
 
9
4
 
 
52
 
11
5
 
 
37
 
14
8
 
 
34
 
18
12
 
 
37
 
23
17
 
 
40
 
26
20
 
 
42
 
27
21
 
 
65
 
24
18
 
 
98
 
20
14
 
 
92
 
15
10
 
 
84
 
12
7
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: Staatliches Meteorologisches Amt der Türkischen Republik, Normalperiode 1981-2010
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Sinop
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) 7,0 6,3 7,5 10,6 14,9 19,9 23,0 23,4 20,1 16,3 12,1 9,0 14,2
Mittl. Tagesmax. (°C) 9,7 9,4 10,7 14,2 18,4 23,3 26,2 26,8 23,5 19,5 15,2 11,8 17,4
Mittl. Tagesmin. (°C) 4,7 3,9 5,1 8,0 12,2 16,9 20,0 20,6 17,5 13,9 9,5 6,6 11,6
Niederschlag (mm) 72,6 52,0 51,7 37,3 33,9 36,7 39,6 42,3 65,3 98,2 91,8 83,9 Σ 705,3
Sonnenstunden (h/d) 2,2 3,0 4,0 5,3 6,6 8,3 9,1 8,5 6,6 4,6 3,1 2,1 5,3
Regentage (d) 15,1 12,8 13,1 11,4 9,9 8,5 5,9 6,5 8,7 12,7 13,0 15,6 Σ 133,2

Bevölkerungsentwicklung

Nachfolgende Tabelle zeigt den vergleichenden Bevölkerungsstand am Jahresende für die Provinz, den zentralen Landkreis und die Stadt Sinop sowie den jeweiligen Anteil an der übergeordneten Verwaltungsebene. Die Zahlen basieren auf dem 2007 eingeführten adressbasierten Einwohnerregister (ADNKS).[2]

Jahr Provinz Landkreis Stadt
absolut anteilig (%) absolut anteilig (%) absolut
2018 219.733 29,37 64.544 81,86 52.837
2017 207.427 30,47 63.205 66,83 42.242
2016 205.478 30,03 61.708 67,07 41.386
2015 204.133 29,82 60.880 66,80 40.667
2014 204.526 29,13 59.571 65,87 39.239
2013 204.568 28,35 58.005 66,30 38.459
2012 201.311 28,51 57.399 67,20 38.571
2011 203.027 27,93 56.711 68,25 38.705
2010 202.740 27,47 55.686 67,72 37.708
2009 201.134 27,37 55.056 66,72 36.734
2008 200.791 26,69 53.584 66,05 35.393
2007 198.412 26,54 52.667 65,99 34.755

Volkszählungsergebnisse

Zu den Volkszählungen liegen folgende Bevölkerungsangaben über die Stadt, den Kreis, die Provinz und das Land vor:[3]

Region 1965 1970 1975 1980 1985 1990 2000
Stadt (Şehir) 13.354 15.096 16.098 18.328 23.148 25.537 30.502
zentraler Kreis (Merkez) 38.663 37.979 39.056 42.745 47.437 49.844 49.839
Provinz (İl) 266.069 265.655 267.605 276.242 280.140 265.153 225.574
Türkei 31.391.421 35.605.176 40.347.719 44.736.957 50.664.458 56.473.035 67.803.927

Geschichte

Sinope hat über mehrere Jahrtausende eine bedeutende Rolle als Kultur- und Handelszentrum am Schwarzen Meer gespielt. Die ältesten Spuren menschlicher Besiedlung stammen aus der Bronzezeit. Sinope war eine frühe Schwarzmeerkolonie der an der Westküste Kleinasiens gelegenen griechischen Stadt Milet. Die ältesten archäologischen Zeugnisse griechischer Besiedlung stammen aus dem späten 7. Jahrhundert v. Chr., was gut zu dem von Eusebius überlieferten Gründungsdatum 631 v. Chr. passt.[4] Die Authentizität einer noch deutlich früheren ersten Gründung vor der Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr., die einige antike Autoren erwähnen (Pseudo-Skymnos[5], indirekt Strabon), ist in der modernen Forschung umstritten.

 
Sinop vom Hafen aus gesehen
 
Drachme aus Sinope, Adler über Delphin, ca. 365-322 v. Chr. geprägt

Nach diesen Berichten hätten sich die Thessalier Autolykos, Deileon und Phlogios dort niedergelassen, nachdem sie sich an einem Feldzug gegen die Amazonen beteiligt hatten. Wenig später, noch vor Eintreffen der Kimmerier (s. u.), sei es zu einer Neugründung durch den Milesier Abrondas gekommen. Eine sehr frühe erste Gründung wird durch eine Stelle bei Strabon bestätigt, in der es heißt, dass in Sinope Autolykos als Stadtgründer verehrt worden sei und erst später eine Neugründung durch Milet erfolgte.[6] Träfe das frühe erste Gründungsdatum zu, wäre Sinope die älteste griechische Kolonie im Schwarzmeergebiet. Im 7. Jahrhundert v. Chr. ließen sich Kimmerier, die um 700 v. Chr. in Kleinasien eingefallen waren, unter anderem „in der Gegend um Sinope“ nieder.[7] Dabei sollen sie die frühen griechischen Kolonisten vertrieben haben. Ein kimmerisches Grab, das die Anwesenheit der Kimmerier in dieser Gegend belegt, ist vor einigen Jahren südlich von Sinop entdeckt worden. Nach der Vertreibung der Kimmerier durch die Lyder im letzten Drittel des 7. Jahrhunderts kam es dann zur (erneuten?) Besiedlung durch Milesier.

Sinope wurde zu einer der bedeutendsten Kolonien, und es wurden viele weitere Kolonien entlang der Schwarzmeerküste – so namentlich Amisos (das heutige Samsun), Kerasous (Giresun), und Trapezous (Trabzon) – von Sinope aus gegründet, die es selbst zu großer Bedeutung brachten. Sinope prägte auf seinen Münzen häufig die Nymphe Sinope auf der Vorderseite und einen Seeadler über einem Delphin auf der Rückseite.

183 v. Chr. eroberte Pharnakes I. Sinope und machte es zur Hauptstadt des Königreichs Pontos. Nach der Niederlage des pontischen Königs Mithridates VI. 64 v. Chr. gegen den römischen Feldherrn Pompeius Magnus verleibten die Römer Pontos in ihr Reich ein, und der Einfluss Sinopes nahm ab. Julius Caesar gründete im Jahre 46 v. Chr. eine Kolonie in Sinope.

 
Die Schlacht bei Sinope von Iwan Aiwasowskij (1853)

Nachdem die Seldschuken die Stadt im Jahre 1214 eingenommen hatten, gewann die Stadt wieder an Bedeutung und gehörte seit 1458 zum Osmanischen Reich. Nach der vernichtenden Seeschlacht von Lepanto im Jahre 1571 ließ der osmanische Sultan Selim II. in Sinope mehrere hundert Schiffe für die Flotte des Reiches bauen. Dafür wurden Arbeiter aus dem gesamten Osmanischen Reich nach Sinope gebracht, von denen sich viele in der Region ansiedelten. Sie trugen, wie auch Griechen (Pontosgriechen), Tscherkessen, Georgier, Bulgaren und Türken zur kulturellen Vielfalt bei.

Am 30. November 1853, kurz nach Ausbruch des Krimkrieges, griff die russische Schwarzmeerflotte, unter Vizeadmiral Nachimow den osmanischen Hafen Sinope mit Sprenggranaten an und schoss sämtliche dort liegenden Schiffe in Brand. Dabei brannten große Teile der Stadt nieder. Das Geschehen ist als Seeschlacht bei Sinope bekannt geworden.

Bedeutung für die Kunstgeschichte

Die Kreideproduktion aus der Gegend um Sinope war für Vorzeichnungen in der Malerei, besonders für die Freskenmalerei der italienischen Renaissance von großer Bedeutung. Aus Sinope bezogen die Maler eine besondere ockerfarbene Kreide, mit der sie Skizzen und Vorzeichnungen anfertigten. Das Pigment und die damit hergestellten Zeichnungen werden Sinopia oder Sinopie genannt (vgl. das Sinopienmuseum in Pisa).

In Sinop befindet sich die Balatlar-Kirche aus dem 7. Jahrhundert.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Askold I. Ivantchik: Die Gründung von Sinope und die Probleme der Anfangsphase der griechischen Kolonisation des Schwarzmeergebietes. In: Gocha R. Tsetskhladze (Hrsg.): The Greek Colonisation of the Black Sea Area. Historical Interpretation of Archaeology (= Historia. Einzelschriften. Bd. 121). Steiner, Stuttgart 1998, ISBN 3-515-07302-7, S. 297–330.
Commons: Sinop – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Sinop – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. a b Türkiye Nüfusu İl ilçe Mahalle Köy Nüfusları, abgerufen am 13. April 2020
  2. Central Dissemination System/Merkezi Dağıtım Sistemi (MEDAS) des TÜIK, abgerufen am 19. Juli 2019
  3. Genel Nüfus Sayımları – İllere göre ilçe, bucak,belde ve köy nufusları (Volkszählungsergebnisse 1965 bis 2000), abgerufen am 19. Juli 2019
  4. Ekrem AkurgalLudwig Budde: Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen in Sinope. Türk Tarih Kurumu Basımevi, Ankara 1956.
  5. Skymnos 941-952.
  6. Strabon, Geographie XII 3,11.
  7. Herodot, Historien 4,12,2.