Gumprecht I. von Neuenahr

Deutscher Adliger
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Gumprecht I. (III.) von Neuenahr-Rösberg (* um 1370; † 1425) war ein deutscher Adliger, durch Erbe Herr von Rösberg, Pfandherr von Drimborn und Dollendorf, zuletzt auch Herr von Alpen und Kölner Erbvogt.

Leben

Gumprecht I. kam als Sohn von Johann III. von Neuenahr († 1405), Herr zu Rösberg, und (∞ um 1360) Alveradis von Alpen († nach 1416) zur Welt, einer Tochter des Gumprecht I. von Alpen (Alpeym) und Garsdorf († um 1381) aus dem Haus Heppendorf[1][2] und der Elisabeth von der Mark.

Gumprechts I. von Neuenahr Onkel Gumprecht II. von Alpen († 1423),[1] verheiratet mit Sweinolt von Harff,[3] war von etwa 1381 bis 1422 Kölner Erbvogt.[4] Seine Tante Elisabeth (Elsgen) von Alpen war verheiratet mit Heinrich von Kuesin d. J., einem Schwager des Kölner Patriziers Hilger Quattermart von der Stesse.[5] Der Onkel Gerhard (Gerit) von Heppendorf-Alpen († 1401) war mit Katherina von Dyck († 1443) verheiratet.[1]

Konflikt mit Kurköln

Die Familie von Neuenahr hatte die Grafschaft Neuenahr und die Herrschaft Merzenich im 14. Jahrhundert an Kurköln verloren. Der Grafentitel wurde von den Edelherren von Saffenberg in Anspruch genommen, die 1360/63 in die Familie eingeheiratet hatten.[6] Gumprecht I. von Neuenahr-Rösberg führte – wie schon sein Vater – eine Fehde gegen den Erzbischof, das Domkapitel und die Geistlichkeit („pafschaft“) von Köln, um die verlorenen Herrschaften und den Grafentitel zurück zu erhalten. Am 13. Oktober 1393 kam es zu einem vorläufigen Ausgleich, durch den Gumprecht I. von Neuenahr die Burg Rösrath zurückerhielt.[7] Nach erneut erhobenen Forderungen verglich sich Gumprecht von Neuenahr 1396 mit dem Kölner Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden. Er verzichtete auf die Grafschaft Neuenahr und die Herrschaft Merzenich und wurde dafür mit Herrschaft und Dorf Rösberg belehnt. Außerdem verzichtete er auf eine neue Fehde und erhielt eine Verschreibung von 100 Gulden jährlich auf den Zoll zu Bonn.[8]

1398 war Gumprecht I. von Neuenahr als Nachfolger des Ritters Wilhelm von Muysbach (Mausbach), Amtmann von Zülpich, Pfandherr von Dreiborn (Drimborn),[9] das er als Lehen des Herzogs Wilhelm von Jülich-Geldern besaß.[10] Die Stadt Köln warnte „Gumprecht von Nuwenayre“ im Juni 1400, den Mörder seines Neffen „Konrad von Nuwenaire“ aufzunehmen,[11] was nicht zu tun die Stadt auch zusicherte.[12] Der Kanoniker an St. Gereon Konrad von Neuenahr († 1399) war von dem Kölner Bürger Servatius (Voysz) am Rheinufer vor der Stadt rechtlos getötet worden.[13]

Nach weiteren Auseinandersetzungen mit dem Kölner Erzbischof erließen 1405 die erbetenen Schlichter Graf Emich VI. zu Leiningen-Hartenburg (* um 1364; † 1452) und Burggraf Godert von Drachenfels († nach 1425) in Linz einen Schiedsspruch.[14] Gumprecht I von Neuenahr erhielt von Johann von Siegburg, dem Rentmeister des Erzbischofs, eine Ausgleichszahlung von 500 Gulden. Am 7. April 1406 nahm Friedrich III. von Saarwerden Gumprecht von Neuenahr förmlich in seinen Dienst, erhöhte die jährliche Zahlung aus dem Bonner Zoll auf 300 Gulden und bestellte ihn zum Amtmann von Hardt.[15] Der Stadt Köln schwor Gumprecht I. von Neuenahr 1407 gegen eine Jahrrente von 20 Gulden und ein Darlehen von 150 Gulden den Edelbürgereid.[16]

Kölner Erbvogt

Der Erbvogt Gumprecht II. von Alpen hatte keine „legitimen“ männlichen Nachkommen. Sein „Bastardsohn“ Gomprecht von Alpen[17] war nicht erbberechtigt. Gumprecht II. leitete noch zu Lebzeiten 1418 (unter Vorbehalt der lebenslänglichen Nutzung) die Übertragung der Erbvogtei an seinen Neffen Gumprecht (I.) III. von Neuenahr, Herrn zu Rösberg (Rodisberg) ein, die 1422 endgültig vollzogen wurde.[18][1] Johann II. (III.) von Heppendorf († 1435), Herr von Rheydt, wurde zwar 1424 als angeblicher Erbe des Gumprecht II. von Alpen von König Sigismund von Luxemburg mit der Erbvogtei der Stadt und des Stiftes Köln als Reichslehen belehnt,[19] konnte seinen Anspruch aber nicht gegen Gumprechts I. von Neuenahr-Rösberg Sohn und Nachfolger Gumprecht II. von Neuenahr durchsetzen.

1416 bezahlte sein Schwager Johann II. von Loen († 1438), Herr zu Jülich, Heinsberg und Lewenberg, dem Jülicher Erbmarschall Frambach II. von Birgel († um 1439), Herr zu Tomberg und Eschweiler,[20] 600 Gulden, die dieser als Bürge für Gumprecht (I.) III. von Neuenahr, Herrn zu Drimborn und zu Dollendorf, hatte zahlen müssen.[21]

Familie

Gumprecht I. von Neuenahr heiratete 1400 Gräfin Philippa von Loon-Heinsberg (* um 1370; † um 1430), die in erster Ehe (⚭ 1394) mit Gerhard von Tomberg-Landskron († 1400) verheiratet gewesen war,[22] Tochter von Gottfried III. von Loen († 1395), Herrn von Dalenbroich und Heinsberg, und (⚭ 1357) Philippa von Jülich († 1390). Jakoba van Loen-Heinsberg, 1446 bis 1451 Äbtissin des Reichsstiftes Thorn, war seine Schwägerin.[23] Ihr gemeinsames Kind Gumprecht II. von Neuenahr war der einzige überlebende männliche Nachkomme der Familien von Neuenahr-Rösberg und von Heppendorf-Alpen.

Sophie (Fye), eine natürliche Tochter Gumprechts I. von Neuenahr, war verheiratet mit Goedart van Esch genannt Blavois (van Essche genannt Blaivoess; Blaufuß). Gumprecht II. von Neuenahr entschädigte seine Halbschwester um 1429 für ihren Anteil an einem Hof in Volkhoven.[24]

Quellen

  • Leonard Ennen: Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, meist aus den Quellen des Kölner Stadt-Archivs, Bd. VI. DuMont-Schauberg Köln 1879 (Nachdruck Bachem, Köln 1970) (Digitalisat im Internet Archive), Nr. 163, S. 252
  • Günter Aders (Bearb.): Urkunden und Akten der Neuenahrer Herrschaften und Besitzungen Alpen, Bedburg, Hackenbroich, Helpenstein, Linnep, Wevelinghoven und Wülfrath sowie der Erbvogtei Köln. (Inventare nichtstaatlicher Archive 21). Landschaftsverband Rheinland, Köln 1977, Nr. 36f, 42f, 392, 399, 425, 427, 429, 435, 451-453, 529 und Nr. 1239; S. 16–19, 123, 125, 134f, 137, 141f, 160 und S. 309 (PDF des Landschaftsverbandes Rheinland)

Literatur

  • Christian von Stramberg: Denkwürdiger und nützlicher rheinischer Antiquarius, Bd. IX Das linke Rheinufer. Der Remagengau, das Ahrthal. Hergt, Koblenz 1862, S. 525–535 (Google-Books)
  • Manfred Wolf: Der Streit um die Verpfändung Alpens. In: Hans-Georg Schmitz (Hrsg.): Alpen. Festbuch zur 900-Jahr-Feier. o. O. o. J. [Büderich 1974], S. 20–30
  • Sabine Picot: Kurkölnische Territorialpolitik am Rhein unter Friedrich von Saarwerden (1370–1414). Röhrscheid, Bonn 1977
  • Angela Kulenkampff: Die Grafen und Herren von Neuenahr 1276 - 1521. Ein Beitrag zur verfassungsgeschichtlichen Stellung der Grafen und Herren im späten Mittelalter. In: Zeitschrift für historische Forschung 24 (1997), S. 161–178 (PDF; 788 kB, bei Monumenta Germaniae Historica)
  • Hugo Altmann: Neuenahr, Grafen von (kath., ev.). In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 106–108 (Digitalisat).

Einzelnachweise

  1. a b c d Manfred Wolf: Der Streit um die Verpfändung Alpens. In: Hans-Georg Schmitz (Hrsg.): Alpen. Festbuch zur 900-Jahr-Feier. o. O. o. J. [Büderich 1974], S. 20–30, bes. S. 30; Heike Hawicks: Die Vögte zu Köln bzw. Grafen von Neuenahr, Herren zu Alpen. In: dies.: Xanten im späten Mittelalter. Stift und Stadt im Spannungsfeld zwischen Köln und Kleve. (Rheinisches Archiv 150). Böhlau, Köln / Weimar / Wien 2007, S. 345.
  2. Urkunden vom 23. Oktober 1351, 6. Januar und 19. Juli 1353; Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 1037 Raitz von Frentz (Familie), Hausarchiv Haus Schlenderhahn, A 39/3; Bestand 271 Weiße Frauen, U 2/102; Bestand 1 Haupturkundenarchiv, U 1/2072).
  3. Urkunde vom 24. März 1386; Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 1 Haupturkundenarchiv, U 2/3740GB).
  4. Vgl. Urkunden vom 1. Oktober 1387, 24. Juni 1394 und 31. August 1400 u. ö.; Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 160 Armenverwaltung, U 1/1594; Bestand 310 Reichskammergericht – Buchstabe M, A 76; Bestand 21 Briefeingänge datiert, A 783).
  5. Uta Lindgren: Kölner Fehden als Problem von Verwaltung und Verfassung (1370–1400). In: Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins 54 (1983), S. 1–134, bes. S. 33.
  6. Johann III. von Saffenberg († 1397), (verlobt 1353) ⚭ 1360/63 Katharina von Neuenahr (* um 1351; † 1393).
  7. Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland Duisburg (AA 0001 / Kurköln, Urkunden AA 0001, Nr. 1219); Sabine Picot: Kurkölnische Territorialpolitik am Rhein unter Friedrich von Saarwerden (1370–1414). Röhrscheid, Bonn 1977, S. 200f.
  8. Urkunde vom 24. Februar 1396; Günter Aders (Bearb.): Urkunden und Akten der Neuenahrer Herrschaften und Besitzungen Alpen, Bedburg, Hackenbroich, Helpenstein, Linnep, Wevelinghoven und Wülfrath sowie der Erbvogtei Köln. (Inventare nichtstaatlicher Archive 21). Landschaftsverband Rheinland, Köln 1977, Nr. 37, S. 17.
  9. Johannes Krudewig (Bearb.): Übersicht über den Inhalt der kleineren Archive der Rheinprovinz, Bd. III. Behrend, Bonn 1909, S. 281 (Nachtrag zu Kreis Schleiden. Dreiborn, Burg, S. 15, Nr. 80) (Digitalisat im Internet Archive).
  10. Joseph Strange: Beiträge zur Genealogie der adligen Geschlechter, Heft 2. Heberle und Lempertz, Köln 1865, S. 2f (Google-Books).
  11. Eintrag vom 20. Juni 1400; Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 21 Briefeingänge, Nr. 727).
  12. Kaspar Keller (Bearb.): Die stadtkölnischen Kopienbücher. Regesten II. 1373–1401. In: Konstantin Höhlbaum (Hrsg.): Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln, Bd. II/4. Du Mont-Schauberg, Köln 1883, S. 52–112, bes. S. 105 (Google-Books).
  13. Einträge vom 27. Juni 1399 und 22. Oktober 1400; Norbert Andernach (Bearb.): Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter, Bd. X 1391–1400 (Friedrich von Saarwerden). Droste, Düsseldorf 1987, Nr. 1817, S. 641, und Nr. 2181, S. 764; Ute Rödel (Bearb.): Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hofgerichts bis 1451, Bd. XV Die Zeit Ruprechts. 1400–1403. Böhlau, Köln 2009, S. 2.
  14. Urkunde vom 6. April 1405; Norbert Andernach (Bearb.): Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter, Bd. XI 1401–1410 (Friedrich von Saarwerden). Droste, Düsseldorf 1992, S. 320.
  15. Urkunden vom 6. und 7. April 1405; Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland Duisburg (AA 0001 / Kurköln, Urkunden AA 0001, Nr. 1429); Norbert Andernach (Bearb.): Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter, Bd. XI 1401–1410 (Friedrich von Saarwerden). Droste, Düsseldorf 1992, Nr. 1495, S. 425f.
  16. Urkunden vom 23. Juni 1407 und 8. Juli 1409; Historisches Archiv der Stadt Köln (Best. 1 Haupturkundenarchiv, U 1/7566 und U 1/7807).
  17. Vgl. Urkunde vom 6. November 1406; Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 1 Haupturkundenarchiv, U 1/7384B).
  18. Vgl. Urkunden vom 27. Januar 1418 und Briefe vom 18. Mai 1422; Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland Duisburg (Kurköln, Urkunden Nr. 1570 und Nr. 1630); Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 1 Haupturkundenarchiv, U 1/9858 und U 2/8944A; Bestand 21 Briefeingänge datiert, A 1702 und 1703).
  19. Regest einer Urkunde vom 27. Januar 1424, ausgestellt in Visegrád (Plintenburg); RI XI,1 n. 5756 (Digitalisat in Regesta Imperii Online).
  20. Richard Pick: Die Eschweiler Burs. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 3 (1866), S. 224–264, bes. S. 246 (Google-Books).
  21. Quittung vom 1. November 1416; Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland Duisburg (AA 0581 / Heinsberg, Urkunden AA 0581, Nr. 304).
  22. Anton Fahne: Geschichte der Dynastischen Geschlechter aus denen die Grafen, jetzt Fürsten zu Salm-Reifferscheid ihre Frauen genommen haben, Bd. I/2. J. M. Heberle, H. Lempertz, Köln 1866, S. 10 (Google-Books).
  23. Vgl. Regest einer Urkunde vom 10. November 1442; Repertorium Germanicum, Bd. V, 03534 (Digitalisat bei Repertorium Germanicum Online).
  24. Vgl. Urkunde vom 29. August 1429; Historisches Archiv der Stadt Köln (Best. 233 Kartäuser, U 1/395).
VorgängerAmtNachfolger
Johann III. von Neuenahr-RösbergHerr von Neuenahr-Rösberg
1405–1425
Gumprecht II. (IV.)
Gumprecht II. von AlpenHerr von Alpen
1413/23–1425
Gumprecht (II.) IV.
Gumprecht II. von AlpenErbvogt des Erzstiftes Köln
1418/22–1425
Gumprecht (II.) IV.