Kahlenbergbahn (Zahnradbahn)

Ehemalige Zahnradbahn in Wien
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Die Kahlenbergbahn war eine normalspurige Zahnradbahn, die vom Wiener Stadtteil Nußdorf auf den Kahlenberg führte.

Die Kahlenbergbahn, historische Postkarte, ca. 1905

Geschichte

Anlässlich der Weltausstellung von 1873 war geplant, eine Zahnradbahn nach Vorbild der schweizer Vitznau-Rigi-Bahn als zusätzliche Attraktion zu errichten. Fertiggestellt war die Bahn dann tatsächlich erst ein Jahr später. Die aufwändig trassierte zweigleisige, mit dem Zahnradsytem "Riggenbach" ausgestattete Strecke nahm ihren Ausgang in Nußdorf, im heutigen 19. Wiener Gemeindebezirk. Da zu diesem Zeitpunkt noch keine Zahnradbahnweichen entwickelt waren, wurden an den Endpunkten und im Betriebshof Schiebebühnen zum Rangieren der Fahrzeuge errichtet. Da 1874 der konkurrierende Schrägaufzug vom Donauufer auf den Leopoldsberg im Eigentum des Kahlenberghotels stand, verhinderte dieses erfolgreich den Bau der Zahnradbahn bis auf den Gipfel. 1876 wurde das in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratene Hotel und der Schrägaufzug von der Kahlenbergbahn gekauft, der Schrägaufzug stillgelegt und die Zahnradbahn bis fast auf den Gipfel des Kahlenberges (484 m) verlängert, die damit eine Streckenlänge von 5,5 km erreicht hatte. An der neuen Endstation wurde von der Bahngesellschaft die Stefaniewarte errichtet. Erst 1885 erhielt die Zahnradbahn mit Eröffnung der Dampfstraßenbahn nach Nußdorf (heute Linie "D" der Wiener Linien) Anschluss an die Wiener Straßenbahn und damit eine direkte Anbindung an das dichter besiedelte Wiener Stadtgebiet. Damit stand der Entwicklung des Kahlenberges zu einem der beliebtesten Ausflugsziele der Wiener nichts mehr im Wege. Neben dem Personentransport war die Bahn auch für die Wasserversorgung der Bewohner des Kahlenberges verantwortlich.

Eine 1912 vorbereitete Elektrifizierung unterblieb nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Nach dem Krieg zwang Kohlemangel zu Einschränkungen des Betriebes. Ein Gleis wurde abgebaut, um mit Schienen und Oberbaumaterial das andere befahrbar zu erhalten, auch machte die immer stärker vernachlässigte Wartung der Fahrzeuge der Bahn zu schaffen. Am 26. November 1921 fuhr der letzte Personenzug auf den Kahlenberg, die Wassertransporte wurden noch bis April 1922 aufrecht erhalten.

Nach Einstellung wurden die Gleisanlagen abgetragen und sämtliche Fahrzeuge verschrottet. Das Bahnhofsgebäude in Nußdorf blieb erhalten und beherbergt heute ein Restaurant. Die Bahntrasse ist im unteren Abschnitt in den Weinbergen als Fußweg erhalten, ebenso der oberste Abschnitt, der heute als Zufahrtsstraße zum ORF-Sender dient.

Fahrzeuge

Lokomotiven

 
Lokomotive der Kahlenbergbahn

Die Bahn wurde ausschließlich mit Dampflokomotiven betrieben. Die sechs Loks wurden von der Maschinenfabrik Winterthur gebaut und 1874 angeliefert. Nach Vorbild der Lokomotiven der Rigi-Bahn erfolgte der Antrieb ausschließlich auf das Antriebszahnrad. Die Räder, die als lose drehende Scheibenräder ausgeführt waren, dienten nur der Führung der Lok auf den Schienen. Die Lokomotiven waren mit drei voneinander unabhängigen Bremssystemen ausgestattet:

  • Bremszahnrad auf der hinteren (bergwärts führenden) Achse
  • Bandbremse auf die Vorlegewelle des Zahnradantriebes
  • Riggenbachsche Gegendruckbremse - bei Talfahrt bremst der in die Dampfzylinder einströmende Dampf das Antriebszahnrad

Wie bei Zahnradbahnen üblich, befand sich die Lokomotive stets auf der Talseite des Zuges. Eine Besonderheit der Kahlenbergbahn war, dass die Lokomotiven mit dem Führerhaus zum Zug standen, den Zug also rückwärts den Berg hinauf schoben. Während ihrer Betriebsjahre wurden die Maschinen mehrmals umgebaut, unter anderem erhielten sie zusätzliche Wasserbehälter unter dem Führerhausboden.

Die Lokomotiven der Kahlenbergbahn waren im Wesentlichen ident mit den Maschinen der ebenfalls 1874 eröffneten Zahnradbahn auf den Schwabenberg (Svábhegy) in Budapest.

Waggons

Die Kahlenbergbahn verfügte über 18 Personenwagen, zum Teil mit Abteilen erster Klasse mit Ledersitzen ausgestattet. Im Sommer wurde mit offenen Seitenwänden gefahren, während des Winters wurden Scheiben eingebaut. Darüber hinaus waren mehrere Güterwagen und Kesselwagen für die Versorgung des Kahlenberges, auch mit Wasser vorhanden. Es wurden maximal Züge mit drei Wagen gefahren. Die Wagen waren mit Handbremsen ausgestattet, die auf ein Bremszahnrad wirkten, während der Fahrt waren sie daher mit Bremsern besetzt.

Stationen

Kilo-
meter
Höhe
m
Haltestelle Bemerkung
0,0 Wien-Nußdorf
2,0 289 Grinzing
2,7 332 Krapfenwaldl
4,9 457 Kahlenberg bis 1876
5,5 483 Kahlenberg

Literatur

Bergbahnen in Wien - Die Kahlenbergbahn