Ende 1988 brachte Audi mit dem Modell Audi V8 die weltweit erste Oberklasselimousine mit permanentem Allradantrieb (quattro) und Automatikgetriebe auf den Markt.
Der Audi V8 basierte auf dem Audi 100/200 (Typ 44) und wurde bis 1994 insgesamt nur ca. 21.000 mal verkauft.
Die offizielle Verkaufsbezeichnung lautete Audi V8 quattro, der werksinterne Code lautete D11.
Allgemeines
Mit dem Audi V8 versuchte sich Audi in der automobilen Oberklasse zu etablieren.
Wegen einer verfehlten Modellpolitik gelang dies jedoch erst mit dem Nachfolgemodell des Audi V8, dem Audi A8. Der Audi V8 blieb weit hinter den prognostizierten Verkaufszahlen zurück.
Dafür gab es mehrere Gründe. Zum einen war die Ähnlichkeit zu den "kleineren" Modellen 100/200 nicht zu übersehen, obwohl es sich technisch um eine weitgehende Neukonstruktion handelte, zum anderen wurde schon kurz nach der Präsentation des Audi V8 das Nachfolgemodell des Audi 100, auf dem er basierte, vorgestellt (1990).
Außerdem wurde der V8 zunächst nur mit einer sehr hochwertigen Ausstattung, die Ledersitze, Klimaautomatik, Automatikgetriebe und viele andere Ausstattungsdetails beinhaltete, angeboten. Somit war er rund 30% teurer als vergleichbare Basismodelle der S-Klasse von Mercedes oder der 7er-Reihe von BMW.
Das 1988 noch fehlende Image der Marke Audi, besonders im Oberklassesegment, spielte sicherlich auch eine große Rolle. Dadurch waren nicht viele Käufer aus der angestrebten Zielgruppe bereit, wesentlich mehr Geld für ein Auto mit weniger Imagewert auszugeben, als ihn beispielsweise eine Mercedes S-Klasse oder ein BMW der 7er-Reihe bot. Ein gewisser Startvorteil war jedoch, dass der V8 allradgetrieben war, als einziges damals angebotenes Fahrzeug der Oberklasse. Ein Nachteil wiederum war, dass Kunden, die einen Allradantrieb nicht einsetzen wollten, ihn jedoch auch nicht hinwegoptieren konnten.
Motor
Der Audi V8 wurde anfangs ausschließlich mit einem Achtzylinder-Motor mit 32 Ventilen und vier obenliegenden Nockenwellen angeboten. Eine selektive Klopfsensorik und eine Motronic dienten der Motorsteuerung.
Der Motor selbst wurde komplett aus Aluminium gefertigt, verfügte über einen Hubraum von 3,6 Litern und leistete 184 kW /250 PS.
Ab dem Modelljahr 1992 wurde alternativ ein stärkerer Achtzylinder-Motor mit einem Hubraum von 4,2 Litern und einer Leistung von 206 kW / 280 PS angeboten, welcher trotz des relativ geringen Leistungsunterschiedes spürbar bessere Fahrleistungen bot. Der Nachteil des 4,2-Liter-Motors ist jedoch der in der Praxis erhöhte Kraftstoff-Mehrverbrauch von ca. zwei Litern pro 100 Km im Vergleich zum 3,6-Liter-Motor.
Karosserie
Die Karosserie war, wie damals bei Audi üblich, vollverzinkt.
Sie basierte auf der Baureihe des Audi 100/200 Typ 44, wurde jedoch grundlegend verändert. Im Frontbereich wurden alle Teile einschließlich Scheinwerfern, Motorhaube, Stoßstange und Kotflügel neu konstruiert.
Die Kotflügel wurden ausgestellt, um die breitere Spurweite aufnehmen zu können. Die hinteren Türen sowie die hintere Stoßstange wurden ebenfalls verändert, um an die ausgestellten Kotflügel angepasst werden zu können. Die Rückleuchten wurden in einem zum damaligen Zeitpunkt neuartigen Verfahren komplett rot eingefärbt, während zum Beispiel die Blinker immer noch orange aufleuchteten.
Neben der Grundversion hat Audi den V8 auch in einer um 30 cm verlängerten Version angeboten. Im Gegensatz zur Normalversion wurde diese Langversion bei Steyr-Daimler-Puch in Graz in einer Stückzahl von knapp 300 Fahrzeugen produziert.
Als Avant, also als Kombi, wurde der Audi V8 nicht angeboten. In der Autostadt Wolfsburg ist jedoch ein Audi V8 Avant als Unikat ausgestellt.
Getriebe/Antrieb
Der Audi V8 war der erste deutsche PKW, welcher mit einem permanenten Allradantrieb und Automatikgetriebe angeboten wurde. Neben dem Automatikgetriebe arbeitete auch das Allradsystem quattro vollkommen selbsttätig.
Die Motorkraft wird automatisch anteilig auf die Achsen entsprechend ihrer Bodenhaftung verteilt, ohne dass der Fahrer manuelle Eingriffe wie zum Beispiel das Zuschalten von Differentialsperren vornehmen muss. Dafür sorgt eine hydraulische Lamellenkupplung zum Zentraldifferential sowie ein Torsen-Differential.
Im normalen Betrieb wird die Motorkraft im Verhältnis 50:50 auf Vorder- und Hinterachse übertragen. Bei unterschiedlichen Fahrbahnverhältnissen ändert sich die Kraftverteilung bis zu einem Verhältnis von 20:80 beziehungsweise 80:20. Die Kraftverteilung erfolgt ebenso im Verhältnis linke Fahrzeugseite/rechte Fahrzeugseite.
Aufgrund von Kundenwünschen wurde 1991 auch ein Fünfgang-Schaltgetriebe für den Audi V8 angeboten, welches zum Modelljahr 1992 mit der Einführung des 4,2 l-Motors durch ein Sechsgang-Getriebe ersetzt wurde. Der größte Teil der Kunden orderte jedoch weiterhin das Automatikgetriebe, weshalb Fahrzeuge mit Schaltgetriebe heute äußerst selten zu finden sind.
Fahrleistungen
Die Fahrleistungen waren von der Kombination von Motor und Getriebe abhängig.
Modell | Beschleunigung von 0 bis 100 km/h | Höchstgeschwindigkeit |
---|---|---|
Audi V8 3,6 Automatik | 9,2 sec | 235 km/h |
Audi V8 3,6 Schaltgetriebe | 7,6 sec | 246 km/h |
Audi V8 4,2 Automatik | 7,1 sec | 249 km/h |
Audi V8 4,2 Schaltgetriebe | 6,2 sec | 252 km/h |
Noch angemeldete Fahrzeuge
(inklusive vorübergehend stillgelegter Fahrzeuge)
- 2001: 5708 Stück
- 2002: 5378 Stück
- 2003: 4986 Stück
- 2004: 5124 Stück
- 2005: 4546 Stück
Erfolge im Motorsport
Mit dem Audi V8 wurde 1990 (Hans-Joachim Stuck) und 1991 (Frank Biela) die Deutsche Tourenwagen Meisterschaft gewonnen. Dieser V8 steht im Deutschen Museum in München.
Sonstiges
Trotz vieler mechanischer und elektronischer Innovationen gilt der Audi V8 bis heute als sehr zuverlässig. In Dauertestberichten diverser Autozeitschriften über 100.000 km schnitt das Fahrzeug seinerzeit meist mit geringen Mängeln und ohne Ausfälle überdurchschnittlich gut ab.
Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass anfallende Reparaturen aufgrund der geringen gebauten Stückzahl immense Kosten mit sich bringen können. Der derzeitige Fahrzeugbestand in Deutschland liegt bei weit unter 5.000 Stück. Entsprechend selten und teuer sind die Ersatzteile, deren Preise sich teilweise weit oberhalb des gängigen Oberklasseniveaus bewegen.
Kurz nach der Präsentation des Audi V8 rügten viele Fachzeitschriften die hohen Ersatzteilpreise. Anfang der 1990er Jahre kostete ein neuer Motor 20.000,- DM (der Preis eines neuen VW Golf), ein Automatikgetriebe 15.000,- DM, und für einen Satz vorderer Bremsscheiben wurden inklusive Bremsbeläge 1.500,- DM verlangt.
Vermutlich auch aus diesem Grund befinden sich heute die meisten verbliebenen Exemplare des V8 in Liebhaber- oder Sammlerhänden. Exemplare in schlechtem Erhaltungszustand werden noch günstig angeboten, meist jedoch als Ersatzteil-Spender genutzt.