Krieg um Bergkarabach 2020

bewaffneter Konflikt im Kaukasus
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Der Bergkarabachkonflikt 2020 ist eine militärische Auseinandersetzung zwischen den Streitkräften Armeniens und denen der Republik Arzach auf der einen Seite und den Streitkräften Aserbaidschans auf der anderen Seite, die seit Juli 2020 andauert. Sie ist Teil des Bergkarabachkonflikts. Die Kämpfe begannen an der gemeinsamen Staatsgrenze zwischen der Provinz Tovuz im Nordwesten Aserbaidschans und der Region Tawusch im Nordosten Armeniens. Im Anschluss kam es zu weiteren Kämpfen und Zwischenfällen an der gemeinsamen Grenze sowie an der Waffenstillstandslinie zwischen Aserbaidschan und der Republik Arzach. Arzach beziehungsweise die Region Bergkarabach hatte sich 1991 einseitig von Aserbaidschan für unabhängig erklärt und konnte sich im bis 1994 andauernden Krieg mit armenischer Unterstützung behaupten.

Krieg um Bergkarabach 2020

Die Konfliktregion bis 2020

 von Arzach beherrscht, ehem. autonomes Bergkarabach
 von Arzach beherrscht, außerhalb des früher autonomen Bergkarabach
 von Aserbaidschan beherrscht, aber von Arzach beansprucht

Datum 12. bis 16. Juli
Seit 27. September 2020
Ort Bergkarabach
Ausgang
Konfliktparteien

Turkei Türkei mit syrischen Söldnern (u. a. Hamza-Brigade und Sultan Murad Division) (bestreitet direkte Beteiligung)

Befehlshaber

Armen Sarkissjan
Arajik Harutjunjan

İlham Əliyev

Truppenstärke

Unbekannte Anzahl armenischer Soldaten

Unbekannte Anzahl aserbaidschanischer Soldaten 2050 syrische Söldner (laut SOHR, Stand: 18. Oktober) [1]

Verluste

5 tote armenische Soldaten (eigene Angaben, im Juli 2020)[2]
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1177 tote armenische Soldaten (eigene Angaben, 27. September–2. November)[3]

12 tote aserbaidschanische Soldaten (eigene Angaben, im Juli 2020)[4]
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Keine eigenen Angaben zu Anzahl toter aserbaidschanischer Soldaten im Herbst 2020.
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250 tote syrische Söldner (laut SOHR, Stand: 6. November)[5]

92 tote und 404 verletzte aserbaidschanische Zivilisten (27. September–5. November)[6]
mind. 46 tote und 146 verletzte armenische Zivilisten (27. September–3. November)[7]
90.000 Flüchtlinge aus der Republik Arzach[8]

An der Waffenstillstandslinie zwischen Aserbaidschan und Arzach eskalierten die Kämpfe am 27. September 2020 zu einer großräumigen bewaffneten Auseinandersetzung, die weiterhin anhält. Dabei wurden Städte nahe der Front sowie auch ferner liegende Orte bombardiert und beschossen. Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig, die Eskalation durch Beschuss oder Bodenoffensiven verursacht zu haben.

Hintergrund

Hauptartikel: Bergkarabachkonflikt

 
Topografie Arzachs, Ausgangssituation des Konflikts.

Den Hauptstreitpunkt zwischen Armenien und Aserbaidschan bildet die Region Bergkarabach, die im Zuge des militärisch ausgetragenen Konflikts zwischen 1992 und 1994 gemeinsam mit umliegenden Gebieten von armenischen Streitkräften besetzt wurde. Bis dahin waren Schätzungen zufolge seit 1988 zwischen 20.000 und 40.000 Menschen in dem Konflikt getötet worden. Etwa 750.000 Aserbaidschaner aus Bergkarabach und den benachbarten von Armenien eroberten aserbaidschanischen Regionen wurden zu Flüchtlingen beziehungsweise Binnenvertriebenen. Ungefähr 200.000 Aserbaidschaner flohen aus Armenien, 300.000 Armenier aus dem unbesetzten Rest Aserbaidschans.[9] Völkerrechtlich gehört das mehrheitlich von Armeniern bewohnte Bergkarabach, das seit der Zeit der Sowjetunion eine Autonome Oblast im Verband der Aserbaidschanischen SSR gebildet hatte, zu Aserbaidschan.[10]

Seit der Waffenruhe 1994 fanden wiederholt Kämpfe statt. Zuletzt konnte Aserbaidschan 2016 einige Quadratkilometer Land an der Waffenstillstandslinie erobern[11] und 2018 einige Stellungen in Nachitschewan an der Grenze zu Armenien einnehmen.[12] Während sich die Türkei im Konflikt stets an die Seite Aserbaidschans stellt, in der engen Beziehung beider Staaten werden die kulturellen Gemeinsamkeiten beider Turkstaaten betont, unterhält der nördliche Nachbar Russland gute Beziehungen zu beiden Staaten. Während die Türkei mit Aserbaidschan auch militärisch zusammenarbeitet, liefert Russland an beide Länder Waffen in großer Zahl – an Armenien allerdings zum Vorzugspreis, wo auch eine russische Militärbasis unterhalten wird. Analyst Stefan Meister zufolge versuche Russland beide Staaten in Abhängigkeit zu halten, ohne wirklich Schutzmacht Armeniens zu sein. So war Russland seit den 1990ern mehrfach, jedoch erfolglos, als Vermittler im Bergkarabachkonflikt aktiv. Der westliche Nachbar Georgien nimmt ähnlich wie Russland eine ambivalente Rolle im Konflikt ein, hat aber wenig Einfluss. Der Iran, der direkt an die Republik Arzach grenzt, steht eher Armenien nahe, da er den wachsenden Einfluss der Türkei in der Region fürchtet, ebenso wie die möglicherweise Separatismus fördernde Wirkung eines erfolgreichen Aserbaidschans auf die aserbaidschanische Minderheit im Nordwesten Irans. Auf der Gegenseite bezieht Aserbaidschan inzwischen viele seiner Waffen aus Israel: 2015 bis 2019 kamen 60 % der aserbaidschanischen Waffenimporte von dort, darunter hochmoderne Waffen wie Drohnen sowie Luft- und Raketenabwehrtechnik.[13][14][15][16] Die Europäische Union hat wenig direkten Einfluss in der Region, ist aber an einer Beruhigung des Konflikts interessiert.[13]

Laut einer Analyse des Regionalexperten Thomas de Waal lag allein bei Aserbaidschan ein Interesse zur Eskalation, da die armenische Seite im Krieg Anfang der 1990er ihre Ziele bereits erreicht hatte und diese nun nur verteidigen wolle. Aserbaidschan dagegen hat sich zum Ziel gesetzt, das Territorium wieder unter eigene Kontrolle zu bringen. Seit dem letzten Krieg haben beide Seiten aufgerüstet und seit Aufflammen des Konflikts im Juli auch die gegenseitige Rhetorik verschärft. Der kürzliche Regierungswechsel in der Republik Arzach und deren veränderte Politik, wie der angekündigte Umzug des Parlaments in die traditionell aserbaidschanische Stadt Şuşa,[17] könnten von der Regierung in Baku zudem als Provokation aufgefasst worden sein. Der aserbaidschanische Verbündete Türkei ist mittlerweile, anders als früher, bereit sich international militärisch zu engagieren, während die Politik der Vereinigten Staaten mit dem Präsidentschaftswahlkampf beschäftigt ist und Russland bereits mit anderen Konflikten beschäftigt sei. Aserbaidschan wolle daher womöglich die internationale Lage ausnutzen und in der Zeit bis zum Winter die eigene Position im Konflikt verbessern.[16] Laut de Waal sind auch die Belastung der westlichen Länder mit der Coronapandemie, die Uneinigkeit in der Europäischen Union hinsichtlich ihrer Politik gegenüber der Türkei, wie sie sich etwa beim Gasstreit im Mittelmeer zeigte, und die daraus folgende eingeschränkte diplomatische Handlungsfähigkeit der Europäischen Union begünstigende Voraussetzungen für Aserbaidschan, mit türkischer Unterstützung gerade jetzt den Krieg zu beginnen.[18] Analyst James Palmer ergänzt, dass sich die Beziehungen zwischen den Konfliktparteien bereits 2019 verschlechtert hätten und in diesem Jahr durch die Coronapandemie und deren wirtschaftliche Auswirkungen innenpolitisch unter Druck stehen.[19] Als Grund für das aserbaidschanische Vorgehen ergänzt Stefan Meister, dass die armenische Seite durch Bauvorhaben und Ansiedlung von Armeniern in Arzach Fakten schaffe, die aus aserbaidschanischer Sicht international ignoriert werden, aber nicht länger hingenommen werden wollten.[20] Bereits in den Wochen vor den ersten Kampfhandlungen kritisierte İlham Əliyev, dass die Minsk-Gruppe der OSZE in dieser Sache untätig sei.[21]

Entwicklung

Kämpfe ab Juli 2020

 
Die armenisch-aserbaidschanischen Grenzabschnitte (mit roten Quadraten markiert), an denen die Gefechte vom 12. bis 16. Juli 2020 stattfanden.

Anfang Juli 2020 kam es verstärkt zu Gefechten an der Waffenstillstandslinie in Bergkarabach. Bei dem Beschuss wurden mehrere Dutzend Soldaten beider Seiten getötet und nach einigen Angaben mehrere Panzer zerstört. Am Mittag des 12. Juli wurde daher eine erneute Vereinbarung zur Waffenruhe geschlossen.[22][23] Gegen Abend des gleichen Tages berichtete das Verteidigungsministerium Aserbaidschans über eine „grobe Verletzung des Waffenstillstandes“ in der nördlich von Bergkarabach gelegenen Grenzregion Tovuz durch armenische Einheiten, die das Gebiet mit schwerer Artillerie beschossen hätten.[24] Armenische Militärs seien in die Offensive gegangen, um Kampfpositionen der aserbaidschanischen Armee einzunehmen.[25] Am selben Tag behauptete Armenien, dass aserbaidschanische Truppen den Versuch unternommen hätten, sich in einem „UAZ-469-Militärfahrzeug armenischen Stellungen anzunähern“. Nach dem Eingreifen der armenischen Truppen hätten die aserbaidschanischen Soldaten das Fahrzeug verlassen und sich zurückgezogen. Anschließend habe Aserbaidschan die Grenzposten Armeniens mit Artillerie unter Beschuss genommen, sei jedoch nach Gegenschlägen zurückgeworfen worden.[26] Während der anschließenden viertägigen Gefechte wurden neben Militärstandorten auch zivile Objekte beiderseits ins Visier genommen. Die Kämpfe an der Grenze führten auf keiner Seite zu territorialen Gewinnen.[27] In der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku gingen bis zu 30.000 Menschen auf die Straße und forderten die Rückeroberung Bergkarabachs. Die teils gewaltsamen Proteste wurden von der Polizei aufgelöst.[28][21]

Nach den Zusammenstößen an der Grenze fanden russisch-armenische und türkisch-aserbaidschanische Militärübungen statt. In Aserbaidschan wurde die Gefahr eines armenischen Militärschlags gegen den Mingəçevir-Stausee diskutiert, der in der Vergangenheit angedroht worden war.[29] Als Gegenschlag wurde ein Raketenangriff auf das armenische Kernkraftwerk Mezamor erwogen.[30] Die aserbaidschanische Präsidialadministration erklärte später indes, dass die armenische Zivilinfrastruktur kein Angriffsziel der aserbaidschanischen Streitkräfte sei.[31] Parallel zu den Kampfhandlungen an Grenzabschnitten zwischen Armenien und Aserbaidschan kam es auch zu Verletzungen des seit 1994 geltenden brüchigen Waffenstillstandes zwischen Aserbaidschan und der abtrünnigen, international nicht anerkannten, nur noch von Armeniern bewohnten Republik Arzach, die nach dem 27. Juli anhielten. Arzach bezichtigte Aserbaidschan in der Woche vom 18. bis 25. Juli 260 Waffenstillstandsverletzungen, vom 25. Juli bis 3. August etwas weniger.[32][33] Aserbaidschan warf Armenien und Arzach auch nach dem 27. Juli Angriffe durch Beschuss vor, so 49 Angriffe vom 30. zum 31. Juli[34] oder auf seine Stellungen bei aserbaidschanischen Dörfern im Tovuz Rayon am 15. August 30 Beschüsse, am 16. August 37 mal und am folgenden Tag 31.[35] Auch für den 24. August berichtete Aserbaidschan wieder über mehrere Dutzend Angriffe auf Grenzdörfer durch die armenische Seite.[36] Auch im Laufe des Septembers wurde wiederholt von Schusswechseln und Beschuss von Siedlungen und Stellungen auf beiden Seiten berichtet, bis in die Woche vor Beginn groß angelegter Kampfhandlungen am 27. September.[37][38][39][40] Am 21. September appellierten die Präsidenten beider Staaten an die UN, sich in den Konflikt einzumischen und beschuldigten die andere Seite, eine Eskalation zu befördern. Zur gleichen Zeit wurden weitergehende Kriegsvorbereitungen bekannt: Das Einziehen von Fahrzeugen und Spezialkräften in Aserbaidschan sowie die verstärkte Rekrutierung von Frauen in Armenien.[17]

In Folge der Kampfhandlungen im Juli wurde Elmar Məmmədyarov vom Amt des Außenministers von Aserbaidschan entbunden.[41] Məmmədyarov, der seit 2004 diesen Posten innehatte, wurde vom Präsidenten İlham Əliyev beschuldigt, in den Tagen der militärischen Konfrontation untätig zu sein. Unter seiner Führung sei die aserbaidschanische Diplomatie passiv gewesen und habe stattdessen „sinnlose Verhandlungen“ mit Armenien u. a. über die Covid-19-Lage in der Region geführt.[42] Nach den Grenzkämpfen kam es zu Spannungen zwischen Aserbaidschan und Serbien wegen serbischer Waffenlieferungen an Armenien. Diese bezeichnete Aserbaidschan als einen „unfreundlichen Schritt“, der die strategischen Beziehungen zwischen Baku und Belgrad untergrabe.[43] Die aserbaidschanischen Medien berichteten auch über russische Waffenlieferungen, die am 4. Juli, 17. Juli und 4. August – vor, während und nach den armenisch-aserbaidschanischen Grenzzusammenstößen – von Russland über die Route RostowMineralnyje WodyAqtauTürkmenbaşyRaschtMeghri – Jerewan transportiert worden seien.[44] Bei einem Telefonat zwischen Ilham Alijew und Wladimir Putin brachte der aserbaidschanische Staatschef seine Sorge und Unzufriedenheit über die intensiven russischen Waffenlieferungen an Armenien im Gesamtumfang von über 400 Tonnen zum Ausdruck.[45]

Offener Krieg ab dem 27. September 2020

September und Oktober

 
  • Gebiet der ehemaligen NKAO, von Republik Arzach kontrolliert
  • Unter armenischer Kontrolle
  • Schahumjan Provinz, von Rep. Arzach beansprucht, aber von Aserbaidschan kontrolliert
  • Unter aserbaidschanischer Kontrolle
  • Gebiet, das von den aserbaidschanischen Streitkräften (eigenen Meldungen zufolge) im Herbst 2020 erobert wurde
  • Am 27. September 2020 entbrannten neue Kampfhandlungen zwischen Aserbaidschan und Arzach beziehungsweise Armenien, die die schwerwiegendste und blutigste Eskalation des Konflikts seit den 1990er Jahren darstellen. Sowohl die Republik Arzach als auch Armenien verkündeten den Ausnahmezustand und riefen zur Generalmobilmachung auf, ebenso Aserbaidschan für einige seiner Regionen. Armenien und Aserbaidschan beschuldigten sich gegenseitig, die Aggression begonnen zu haben.[46] Insbesondere in der Nähe der Frontlinie kam es häufig zu gegenseitigem Artillerie-Beschuss von Stellungen wie auch grenznaher Dörfer und naher Städte wie Martuni (aserbaidschanisch Xocavənd), Martakert (aserbaidschanisch Ağdərə) und Hadrut auf arzachischer Seite, Bərdə, Goranboy, Tərtər und Ağcabədi auf aserbaidschanischer. Daneben ist eine Bombardierung mit Drohnen und Raketen besonders der Hauptstadt von Arzach, Stepanakert, belegt, armenische Raketen schlugen auch in entfernteren Großstädten, wie Gəncə (Gandscha) und Mingəçevir (Mingatschaur) ein,[47] sogar jeweils eine in den Rayons Xızı und Abşeron bei Baku.[48] Darüber hinaus gab es Berichte über Artilleriefeuer auf armenisches Staatsgebiet und Armenien gab an, ein Kampfjet des Typs Suchoi-25 sei von der Türkei abgeschossen worden.[20][49]

     
    Reste der alten Bushaltestelle von Cəbrayıl (2014)

    Dem gegenseitigen Beschuss folgte um den 28. September bis 5. Oktober eine aserbaidschanische Bodenoffensive gegen Arzach im nördlichen Tal des Tartar und vor allem im Süden am Aras an der iranischen Grenze. Im Süden wurde die Stadt Cəbrayıl (Dschäbrajyl) und über ein Dutzend östliche und südöstliche Nachbardörfer eingenommen,[50] die aber wie die Stadt selbst als ehemals von Aserbaidschanern bewohnte Orte seit 1994 zerstört und verlassen sind.[51] Auerdem wurden erste Vorstöße zur wie Cəbrayıl verlassenen stadt Fizüli unternommen.[20] Im Norden wurden die beiden zur Mehrheit (armenisch) bewohnten Dörfer Talış (Talysch) und Madaghis (aserbaidschanisch: Suqovuşan, ostarmenisch eigentlich: Mataghis) nach aserbaidschanischen Meldungen eingenommen.[52] Während die Einnahme von Talysch durch Filmaufnahmen bestätigt wurde,[53] bestritt Arzach die Einnahme des südlicheren Madaghis[54] und gab später an, es sei nach kurzer Zeit zurückerobert worden. Nicht alle Angaben der Kriegsparteien sind ohne unabhängige Prüfung zuverlässig. So bestätigten sich aserbaidschanische Angaben nicht, am 7. Oktober Hadrut eingenommen zu haben; spätere Meldungen gaben nur Aktivitäten von hinter der Front aktiven aserbaidschanischen Sabotage-Kämpfern in der Umgebung an.[55] Auch die Ende September von der Armee gemeldete Einnahme des Murovdağ-Gebirges, von dem aus Aserbaidschan die Verbindungsstraße M11 von Wardenis (Ostarmenien) nach Martakert (aserbaidschanisch Ağdərə) in Arzach unterbrochen haben will, konnte 14 Tage später noch nicht durch Beweisvideos oder unabhängige Berichte bestätigt werden. Aus den folgenden Tagen wurden kaum weitere Einnahmen gemeldet, die aserbaidschanischen und arzachischen Truppen positionierten sich offenbar neu.[56] Ab dem 7./8. Oktober wurde der Beschuss fast aller Städte und Dörfer in Arzach intensiviert,[57], wobei auch die als Schutzraum genutzte Ghasantschezoz-Kathedrale in Schuschi getroffen wurde, Aserbaidschan bestreitet, die Kirche beschossen zu haben[58]. Auch der Beschuss aserbaidschanischer Orte in Frontnähe nahm zu[59], der ebenfalls immer wieder zivile Opfer fordert.[60]

    Nach mehr als 10 Stunden Vermittlungen durch Russland vereinbarten die beiden Außenminister Jeyhun Bayramov und Sohrab Mnazakanjan eine Waffenruhe für den Samstag, den 10. Oktober ab 10 Uhr morgens. Eigentliche Friedensverhandlungen sollen dann unter der Führung der Minsker Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) stattfinden.[61][62] Nur wenige Stunden nach dem Inkrafttreten der Waffenruhe beschuldigten sich beide Seiten gegenseitig, diese gebrochen zu haben. Wie die aserbaidschanische Seite mitteilte, kam es in der Nacht zum 11. Oktober 2020 zu einem Raketenangriff auf Gəncə (Gändschä) fast 100 Kilometer nördlich des Kampfgebiets. Dabei seien sieben Zivilisten, (letztlich zehn[63]) getötet, 35 (darunter Kinder) verletzt worden, Armenien und Arzach bestreiten die Verantwortung.[64] Bereits beim ersten Raketenangriff auf die Stadt am 5. Oktober kam ein Zivilist ums Leben, 32 weitere wurden verwundet.[65]

     
    Blick über Hadrut
     
    Die mittelalterlichen Brücken und die 2010 fertiggestellte Staumauer von Choda Afarin am Aras. Rechts das verlassene Dorf Choda Afarin (aserbaidschanisch Xudafərin), links und im Vordergrund iranisches Staatsgebiet

    Ein am 11. Oktober von der aserbaidschanischen Armee veröffentlichtes Video zeigt, dass Madaghis/Suqovuşan eingenommen wurde.[66] Nach einem weiteren Video wird das südöstlich von Hadrut gelegene verlassene Dorf Süleymanlı von Aserbaidschan kontrolliert.[67] Ein am 13. Oktober von aserbaidschanischen Verteidigungsministerium veröffentlichtes Video der eigenen Kontrolle der Stadt[68] bezeichneten Bewohner der Region als gefälscht, die Nahaufnahmen stammten aus einem armenischen Nachbardorf.[69] Ein weiteres Video vom 16. Oktober[70] zeigt keine Anzeichen aserbaidschanischer Hoheit. Ein Video, dass die Gefangennahme und Erschießung zweier armenischer Männer um den 14. Oktober zeigt, konnte im Norden und Südosten von Hadrut lokalisiert werden[71], das belegt aber nicht die aserbaidschanische Kontrolle über ganz Hadrut, denn die Täter gehörten zu aserbaidschanischen Spezialeinheiten, die auch hinter der Front operieren. Armenische Bilder kurz vor Beginn des Waffenstillstandes am 17./18. Oktober erwähnen einen zurückgeschlagenen aserbaidschanischen Angriff ab 11.10. und zeigen auf, dass Hadrut großteils weiterhin armenisch kontrolliert wird.[72] Einige, oft leerstehende Dörfer östlich von Füzuli (armenisch Waranda), in der Nähe armenischer Raketenwerfer und Luftabwehrgeschütze wurden von Aserbaidschan eingenommen, wenn auch unbestätigt ist, welche. Beide Kriegsparteien berichteten am 15. Oktober übereinstimmend, dass die Taktik aserbaidschanischer Sabotageeinheiten hinter der Front die armenische Armee hier zurückdrängte.[73] Die Einnahme des Murovdağ ist nicht bestätigt, die armenische Armee spricht allgemein in einer Telegram-Mitteilung von „schweren Kämpfen in nördlicher Richtung“.[74] Die aserbaidschanische Armee berichtete in den Nächten vom 12. bis 14. Oktober von armenischen Gegenoffensiven und einer angespannten Lage im Süden und Osten.[75] Die armenische Seite berichtete am 15. bis 17. Oktober von schweren Kämpfen besonders im Norden um Madaghis und an der iranischen Grenze im Süden,[76] und von erneuten Angriffen auf größere Städte in Arzach, wie auch die aserbaidschanische Seite von neuem Beschuss grenznaher Dörfer und Kleinstädte berichtet. In den frühen Morgenstunden des 17. Oktober schlugen erneut Raketen in Wohngebieten der zweitgrößten aserbaidschanischen Stadt Gəncə ein, wobei 13 Menschen getötet und über 52 verletzt wurden.[77] In einer Stellungnahme vom 18. Oktober bezeichnet der UN-Generalsekretär António Guterres Angriffe auf Zivilisten, wie in Gəncə oder Stepanakert als vollkommen inakzeptabel und forderte die Kriegsparteien dazu auf, den Beschuss ziviler Wohngebiete in- und außerhalb der Konfliktzone einzustellen.[78] In etwa ähnlicher Weise äußerte sich auch Peter Stano, Hauptsprecher für auswärtige Angelegenheiten und Sicherheitspolitik der Europäischen Union.[79] Beide Seiten meldeten übereinstimmend, dass die aserbaidschanische Armee am südlichen Grenzfluss Aras flussaufwärts vorankam und am Nachmittag des 17. Oktober die mittelalterlichen Brücken von Choda Afarin erreichten und es am nahen Stausee von Choda Afarin zu Kämpfen kam. Für den 18. Oktober 0.00 Uhr wurde eine vorübergehende taktisch-humanitäre Waffenruhe auch zum Austausch von gefangenen und getöteten Soldaten vereinbart[80], die zwar brüchig ist[81], aber der gegenseitige Beschuss nahm signifikant ab.[82]

    Aserbaidschan meldete am 19. Oktober 13 weitere Dörfer in der Umgebung von Cəbrayıl als eingenommen, womit die Gesamtzahl der nach aserbaidschanischen Angaben eingenommenen Orte auf 74 steigt.[83] Die meisten Orte sind seit 1994 verlassene Siedlungen, darunter wohl auch die Kleinstadt Füzuli, die Aserbaidschan am 17. Oktober als eingenommen meldete. Es könnten sich aber einige armenische Dörfer südlich und östlich von Hadrut unter Kontrolle Aserbaidschans befinden, von denen aus ab 11. Oktober die Offensive gegen die Stadt geführt wurde, wenn auch nicht durch unabhängige Quellen geklärt ist, welche. Am Morgen des 20. Oktober meldete Arzach neue Kämpfe an allen Fronten und eine erfolgreiche armenische Gegenoffensive von Norden in Richtung des Stausees von Choda Afarin.[84] Gegen Mittag meldete der Präsident von Arzach, Arajik Harutjunjan auf Telegram, dass die Hauptkämpfe inzwischen 30–40 km südwestlich des Stausees in den Städten Kowsakan (aserbaidschanisch Zəngilan) und Mincivan und einem Nachbardorf stattfinden,[85] der aserbaidschanische Präsident İlham Əliyev behauptete kurz darauf fünf Orte der Region, darunter Zəngilan, als eingenommen.[86] Wie beide Seiten somit übereinstimmend berichten, brachen aserbaidschanische Truppen während der armenischen Gegenoffensive nach Südwesten durch, womit sie Siedlungen zwischen Armenien und dem alten Bergkarabach erreichen, die zwar auch 1994 verlassen wurden, aber danach zumindest teilweise mit armenischen Flüchtlingen aus Aserbaidschan, in den letzten Jahren auch mit armenisch-syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen und einigen armenischen Libanesen neu besiedelt wurden.[87] Am 21. und 22. Oktober berichteten Aserbaidschan und Armenien gleichermaßen über heftige Gefechte an allen, besonders den südlichen Fronten. Aserbaidschan meldete weitere Ortschaften den Aras aufwärts nach Westen bis Ağbənd an der Grenze zu Armenien als eingenommen,[88] Armenien bestreitet diese vollständige Eroberung der arzachisch-iranischen Grenze, wie auch die aserbaidschanische Kontrolle über Zəngilan.[89] Arzach und Armenien berichten dagegen von einer „stabil-ernsten“ und „gemischten“[90] Lage, einige Offensiven nach Norden in die Berge hätten nachts abgewehrt und in einer Gegenoffensive Gebiete in Richtung Aras zurückgewonnen werden können.[91] An beiden Tagen stellte Aserbaidschan auch Aufnahmen aserbaidschanischer Truppen am Hakari in der Region Qubadlı (Aussprache und veraltete Umschrift Gubadly/Gubadli) online.[92] Weil Aserbaidschan aber keinerlei Einnahmen von Ortschaften meldete, könnte es sich um hinter der Front agierende Spezialeinheiten handeln, die versuchten, die Hauptverbindungsstraße zwischen Armenien und Arzach durch den Latschin-Korridor und vielleicht Arzachs Nachschub an den Aras zu stören. Aserbaidschan bestätigte, dass es an beiden Tagen ernsthafte armenische Gegenoffensiven im Norden um Martakert/Ağdərə, um Süden um Füzuli-Cəbrayıl und auch in der Region Qubadlı gegeben hatte, nach deren Ende die aserbaidschanische Armee 22 Orte zurückerobert hätte.[93]

     
    Das armenische Dorf Scheker nördlich von Hadrut

    Parallel berichteten beide Seiten von einer aserbaidschanischen Offensive von Füzuli nach Norden, bei denen einige leere Dörfer in der Nähe eingenommen wurden. Es gab auch Kämpfe in den armenischen Dörfern um Scheker (armenisch Շեխեր, aserbaidschanisch Şəkər) und Dschiwani, ca. 15 km nördlich von Hadrut (Luftlinie, zwei Täler weiter) und 15 km nordwestlich von Füzuli,[94]. Die beteiligten aserbaidschanischen Einheiten sind Spezialeinheiten, von der armenischen Seite als Aufklärungs- und Sabotageeinheiten bezeichnet. Auch das nördlichere Dorf Gerger (armenisch Հերհեր (Herher), aserbaidschanisch Qarqar) und die Stadt Martuni (aserbaidschanisch Xocavənd) wurden beschossen.[95] Die beiden ostarzachischen, frontnahen Städte Martuni und Martakert wurden häufig bombardiert,[96] Martakert am 23./24. Oktober auch mit regulärer Luftwaffe, in der Nacht zum 24. nach vier ruhigen Nächten auch wieder Stepanakert. Auch aserbaidschanische Dörfer in der Nähe wurden wieder beschossen.[97]

     
    Das Flusstal des Hakari bei Laçın (armen. Berdsor)
     
    Qubadlı (armen. Kaschunik)

    In der Nacht vom 23. zum 24. Oktober begann eine aserbaidschanische Offensive gegen den Latschin-Korridor mit regulären Truppen mit Panzer- und Artillerieeinheiten und Luftunterstützung in drei Formationen: 1. den unteren Hakari aufwärts, 2. östlich parallel durch die Bergdörfer, um die östliche Flanke zu schützen, 3. von Cəbrayıl über die Berge in Richtung mittleren Hakari, wodurch auch die Verteidiger, die in Richtung des Stausees Gegenoffensiven führen, eingeschlossen werden könnten.[98] Die Angaben von Arzach entsprechen den aserbaidschanischen Angaben über eingenommene Dörfer am unteren Hakari und westlich von Cəbrayıl. In dieser Region gab es die schwersten Kämpfe, Armenien stellte Aufnahmen zerstörter aserbaidschanischer Panzer und Artilleriestellungen, Aserbaidschan Aufnahmen eingenommener Dörfer in die sozialen Netzwerke.[99] Aserbaidschan beschuldigte die Verteidiger, auch vom Staatsgebiet Armeniens aus die Offensivtruppen anzugreifen; Armenien ist durch ein militärisches Beistandsabkommen mit Russland geschützt, seine Grenztruppen kommen aus Russland.[100] Außerdem meldeten die am 24. Oktober von Arzach und Armenien erstmals vorgestellten Lagekarten wieder Kämpfe in den Dörfern nördlich von Hadrut bis Scheker und den Fluss Woghdschi/Keren bei Zəngilan/Kowsakan aufwärts bis in die Nähe der armenischen Grenze.[101] Demgegenüber blieb die Front im Norden (armenische Aufnahmen zeigen einen eingegrabenen Stellungskrieg[102]) fast unverändert, nach arzachischen Angaben wird Mataghis wieder armenisch kontrolliert. Die Besetzung des Murovdağ-Gebirges, die zu Beginn des Krieges die zweite, nördliche Verbindung zwischen Armenien und Arzach bedrohte, wurde nicht mehr erwähnt, die lange umkämpften und umstrittenen Städte Hadrut, Zəngilan und Mincivan werden am 24. Oktober dagegen auch nach Angaben Arzachs seit einigen Tagen von der aserbaidschanischen Armee kontrolliert.[103] Am Abend des 25. Oktober erklärte Aserbaidschan, die Kleinstadt Qubadlı (armenisch Kaschunik) im Südwesten und einige benachbarte Dörfer eingenommen zu haben, was die armenische Seite am 27. Oktober bestätigte.[104] Für den 26. Oktober 8.00 Uhr früh vereinbarten die Kriegsparteien durch Vermittlung der USA einen dritten humanitären Waffenstillstand[105], nach wenigen Minuten beschuldigten sie sich gegenseitig, ihn gebrochen zu haben.[106]

     
    Das armenische Dorf Awetaranoz (aserb. Çanaqçı)

    Am 26. Oktober nahm der aserbaidschanische Beschuss von Martakert, Martuni und auch von Askeran im Osten deutlich zu[107], Arzach schoss nach aserbaidschanischen Angaben allein an diesem Tag etwa 200 Artillerieprojektile in die Dörfer östlich der Front.[108] Am 27. Oktober meldeten Arzach und Armenien auch aus dem armenischen Dorf Awetaranoz Kämpfe, ca. 30 km nordwestlich von Scheker an der Straße nach Schuschi (Schuscha)[109], im Südwesten meldeten sie dagegen erfolgreiche Gegenoffensiven.[110] Aserbaidschanische Truppen standen am 27. Oktober am Hakari bei Xanlıq (armenisch Ischkanadsor), südlicher als drei Tage zuvor und südlicher, als Qubadlı am Bazarçay. In der Nacht vom 27. zum 28. Oktober berichtete die aserbaidschanische Seite von armenischen Gegenoffensiven in allen Kampfgebieten vom Nordosten bis zum Südwesten[111], die nur unter großen Verlusten auf beiden Seiten gestoppt werden konnte, was die armenische Seite durch die Anzeige des Todes von 59 armenischen Soldaten bestätigte[112], mehr als in jeder Nacht zuvor. Am Nachmittag des 28. meldete Əliyev nach längerer Pause wieder die aserbaidschanische Einnahme von Dörfern, aber am Abend teilte das armenische Verteidigungsministerium mit, dass ein erneuter aserbaidschanischer Angriff auf den Latschin-Korridor abgewehrt worden sei[113] und berichteten am 29. Oktober, die Gegenseite in der Qubadlı-Region wieder nach Süden gedrängt zu haben. Die Verschärfung der Kämpfe war wieder mit zunehmendem gegenseitigen Beschuss verbunden, am Nachmittag des 28. Oktober wurde ein Straßenzug in Bərdə (Bärdä/ Barda) von armenischen Smerch-Raketen zerstört, wobei 21 Menschen getötet, ca. 70 verletzt wurden[114], es gab weiteren Beschuss auf Dörfer in der Region Tərtər und Goranboy und von Armenien aus auch Tovuz und Gədəbəy.[115] Bereits ein Tag zuvor wurde ein Wohnhaus im Dorf Qarayusifli (Garajusifli) von Bərdə mit armenischen BM-30-Raketen (Smertsch) beschossen. Als Folge kamen 5 Personen (darunter ein Kleinkind) ums Leben, 17 weitere wurden verletzt.[116] In Arzach wurde am 28. ein Straßenzug in Schuschi zerstört und naheliegende Dörfer beschossen[117], in Stepanakert die Entbindungsklinik mit umgebendem Stadtgebiet.[118] Am Abend berichtete die armenische Seite Kämpfe gegen aserbaidschanische Aufklärungs- und Sabotageeinheiten in Awetaranoz und dem westlichen Nachbardorf Sghnach (aserbaidschanisch Siğnax)[119], am nächsten Vormittag behauptete sie die beiden Dörfer als „von Diversanten gesäubert“[120], allerdings wurden am Abend wieder Kämpfe aus Awetaranoz berichtet.[121] Ebenfalls in der Nacht zum 30. und am Morgen berichtete die armenische Seite von einer „erfolglosen“ aserbaidschanischen Offensive im Norden[122], daraufhin beschuldigte die armenische Seite Aserbaidschan, die Wälder um Mataghis und Talıș und kurz danach auch im südlichen Kampfgebiet mit Phosphorbomben in Brand zu setzen[123], die Kriegsparteien beschuldigten sich gegenseitig[124], aber eine Überprüfung der Brandherde mit Sentinel-Satellitenbildern ergab, dass sie alle auf armenischer Seite der Front liegen, in einem Fall in einem armenischen Dorf, was die Verursachung durch die aserbaidschanische Armee wahrscheinlicher macht.[125] Am 30. 10. wurden darüber hinaus wieder Kämpfe in Richtung Latschin-Korridor gemeldet[126], wobei es auch zu gegenseitigem Artilleriebeschuss über die Grenze Armeniens kam.[127] Russland erklärte, Armenien beim Schutz seines Staatsgebietes „alle notwendige Unterstützung“ zukommen zu lassen.[128] Əliyev verkündete am Mittag einige Dorfeinnahmen[129], die dann aber endeten.

    Am 30. Oktober 2020 vereinbarten die Außenminister Armeniens und Aserbaidschans unter Vermittlung der OSZE in Genf, wenigstens den gegenseitigen gezielten Beschuss der Zivilbevölkerungen einzustellen.[130] Bereits am 31. Oktober 7:10 Uhr Ortszeit wurden der Markt von Stepanakert und seine Umgebung beschossen[131], es gab keine Opfer, weil die meisten, nicht geflohenen Zivilisten sich um diese Zeit noch in Luftschutzkellern aufhielten.[132] Aserbaidschan bestritt die Verantwortung und beschuldigte die armenische Seite, wieder grenznahe Dörfer zu beschießen.[133]

    November

     
    Das armenische Dorf Karin Tak unterhalb des Plateaus (aserbaidschanisch Cıdır Düzü), an dem auch Schuschi liegt

    Nach Angaben der abchasisch-russischen Nachrichtenagentur ANNA News brachen aserbaidschanische Spezialeinheiten nach dem 31. Oktober einen Angriffsversuch südlich von Schuschi (aserbaidschanisch Șușa) ab.[134] Am 2. November berichtete die armenische Seite über einen erneuten aserbaidschanischen Angriff in Richtung Latschin-Korridor[135], die aserbaidschanische Seite meldete die Dörfer Muradxanlı und İşıqlı am Hakari und Milanlı östlich in den Bergen, alle etwa 40 km südlich von Latschin als eingenommen.[136] Nach armenischen Medien wurde die aserbaidschanische Armee in der folgenden Nacht aber wieder in die Ausgangspositionen zurückgeworfen.[137] Daneben führte Aserbaidschan erneut eine Offensive im Südosten um Scheker zwischen Füzuli und Schuschi durch, wobei es einige Positionen in der Nähe des Städtchens Tschartar (aserbaidschanisch Çartar/Güneyçartar) südöstlich von Martuni einnehmen konnte.[138] Außerdem gab es Angriffsversuche in Richtung Karmir Schuka (aserbaidschanisch Qırmızı Bazar), ein westliches Nachbardorf von Scheker, und im Norden in Richtung Martakert.[139] Am 3. November folgte eine aserbaidschanische Offensive an der Straße Füzuli-Schuschi bei Scheker, Karmir Schuka und dem Nachbardorf Taghaward[140], nach von Arzach veröffentlichten Bildern diesmal nicht mit Spezialeinheiten, sondern regulären Armeeverbänden[141], wobei auch aserbaidschanische Stellungen in Füzuli von der armenischen Seite beschossen wurden.[142] Die Offensive wurde nach armenischen Angaben abgewehrt.[143] Während der Kämpfe mit aserbaidschanischen Spezialeinheiten/ Diversanten/ Saboteuren südlich von Schuschi, die bis Karin Tak (aserbaidschanisch Dașaltı, armenisch Քարին տակ) reichten[144], wurden auch wieder Stepanakert und besonders Schuschi von Aserbaidschan bombardiert, östlich erneut einige aserbaidschanische Dörfer durch Arzach beschossen.[145] Am 4. Oktober sperrten die Behörden Arzachs Teile der Straße von Schuschi nach Goris in Armenien, nachdem in der Nacht zuvor in der Nähe von Karin Tak aserbaidschanische Spezialeinheiten, die rund um den Großen Kirs noch aktiv sind, entdeckt worden waren.[146] Am Abend des 5. November berichteten sie, der Straßenabschnitt am Lisagorski-Pass sei „gesäubert“.[147] Unterdessen versuchte die aserbaidschanische Armee einen erneuten, fünften Angriff auf den Latschin-Korridor mit Unterstützung durch die Luftwaffe[148], die armenische Seite veröffentlichte Aufnahmen zerstörter Panzer[149] und bestätigte in den folgenden Tagen ihr Scheitern.[150] Die vom aserbaidschanischen Präsidenten am 7. Oktober als eingenommen gemeldeten Ortschaften liegen wieder südlicher am Hakari, darunter Bala Soltanlı und Mərdanlı, die im Oktober schon einmal gemeldet wurden.[151] Ebenfalls am 4. November berichtete die aserbaidschanische Seite vom Einsickern armenischer Sabotage-Einheiten in der westlichen Südregion Zəngilan, die unter schweren Verlusten vertrieben worden seien.[152]

     
    Blick über Schuschi/ Şuşa (2013), links die Ghasantschezoz-Kathedrale (Heilig-Erlöser-Kathedrale)

    Nach dem 5. November berichtete Arzach von erheblich verstärkten Angriffen der aserbaidschanischen Armee mit Spezialeinheiten, Panzern, Luftwaffe, Artillerie und Drohnen und heftigen Kämpfen um Karin Tak und um die in der historischen aserbaidschanischen und armenischen Erinnerung bedeutende alte Hauptstadt von Karabach, Şuşa/Schuscha/Schuschi am südlichen Ende des Zentralgebietes von Bergkarabach, sowie auch in Richtung Stepanakert, das nur 10 km von Schuschi entfernt unterhalb im Flusstal des Qarqarçay liegt. Am 8. November 9:51 Uhr meldete Aserbaidschan, Schuscha sei „von der Okkupation befreit“.[153] Die armenische Seite bestritt, dass die Kämpfe um die Stadt entschieden seien[154] und wiederholte am Abend, schwere Kämpfe dauerten an, der nächste Tag würde mehr Klarheit über den Verlauf dieser entscheidenden Schlacht bringen.[155] Am selben Tag begann eine Evakuierung von Zivilisten, Journalisten und Soldaten.[156] Am nächsten Morgen behauptete Armenien, es sei in der Nacht gelungen, die Gegner in der Region Karin Tak-Schuschi zurückzudrängen[157], nach weiteren Kämpfen meldete der Premierminister Armeniens, Nikol Paschinjan und die Armeesprecher Armeniens, die Kämpfe um Schuschi würden fortgesetzt.[158] Dem widersprach am Nachmittag der Regierungssprecher von Arzach, Wahram Pogossjan, Schuschi sei komplett der armenischen Kontrolle verloren, die aserbaidschanischen Angriffe würden jetzt gegen Stepanakert fortgesetzt[159], und Arzachs Präsident Arajik Harutjunjan präsentierte sich mit dem Hauptquartier der arzachischen Armee als „Verteidiger von Stepanakert“. Ebenfalls im Verlaufe des 9. November meldete der aserbaidschanische Präsident eine wachsende Zahl von Dörfern als eingenommen, darunter Karin Tag, Taghaward, Awetaranoz, Sghnach, weitere Dörfer zwischen Hadrut und Scheker und zahlreiche weitere Dörfer an allen Frontabschnitten[160], die armenische Seite berichtete nur noch Erfolge in Karmir Schuka.[161] Am selben Tag wurde außerdem ein Mil Mi-24 Kampfhubschrauber der russischen Streitkräfte nahe der autonomen Republik Nachitschewan abgeschossen. Das Außenministerium von Aserbaidschan gab in einer Stellungnahme an, dass aserbaidschanische Kräfte den Hubschrauber versehentlich abgeschossen hätten. Aserbaidschan bat um Entschuldigung und bot Russland eine Entschädigung an.[162]

    Am Abend des 9. November unterzeichneten die Präsidenten Russlands, Aserbaidschans und der Premierminister Armeniens (mit Zustimmung Arzachs) gegen 9:00 Uhr ein Abkommen, den Krieg am 10. November 1:00 Uhr morgens zu beenden.[163] Es beinhaltet den zeitnahen Abzug der armenischen Truppen aus weiten Teilen der Konfliktregion. Russische Grenztruppen übernehmen dem Abkommen nach die Kontrolle über den Latschin-Korridor zwischen Bergkarabach und Armenien, der nunmehr wieder durch aserbaidschanisch kontrolliertes Territorium führen würde. Aserbaidschan und Armenien verpflichteten sich in dem Abkommen, ihre aktuellen Positionen einzufrieren.[164]

    Zerstörungen und Opferzahlen

    Juli

    Datei:House in Tovuz District of Azerbaijan damaged due to clashes in July 2020.jpg
    Nach Medienberichten durch die armenische Artillerie beschädigtes Haus in der Provinz Tovuz (Aserbaidschan)

    Gemäß aserbaidschanischen Angaben wurden 12 Militärangehörige, darunter ein Generalmajor, ein Oberst und ein 76-jähriger Zivilist, getötet. Unter den angrenzenden Wohnsiedlungen der Provinz Tovuz gerieten die Dörfer Ağdam (nicht zu verwechseln mit der Stadt Ağdam in Karabach), Dondar Quşçu und Vahidli unter intensives Artillerie- bzw. Mörserfeuer der armenischen Streitkräfte und waren von Zerstörungen am schwersten betroffen.[165] Das armenische Verteidigungsministerium sprach von insgesamt fünf getöteten und 36 verletzten Militärangehörigen.[166] Mehrere Wohnhäuser in den Grenzdörfern Mowses, Tschinari und Ajgepar der Provinz Tawusch wurden infolge der Angriffe mit Mörsergranaten beschädigt.[167] Außer einem Verletzten wurden keine Opfer unter den Zivilisten registriert.[168] Laut der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind 72 syrische Kämpfer, die von der türkischen Regierung unterstützt werden, in den Kämpfen gegen armenische Soldaten getötet worden.[169]

    September und Oktober

    Die Behörden der Republik Arzach teilten mit, dass sich zwischen 70.000 und 75.000 Menschen (davon etwa 90 % Frauen und Kinder) in der Region Bergkarabach auf die Flucht begeben haben.[170] Auch eine unbekannte Zahl aserbaidschanischer Zivilisten musste aus frontnahen Dörfern flüchten.[171] In den letzten Tagen des Septembers kamen auf der armenischen Seite laut deren Angaben 114 Soldaten und Zivilisten ums Leben. Aserbaidschan gab keine Zahlen zu getöteten Soldaten, aber 10 getötete Zivilisten an.[20] Laut der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte starben bei dem Konflikt auf Seiten Aserbaidschans bis 13. Oktober 119 syrische Söldner.[172] Der aserbaidschanischen Nachrichtenagentur Azeri Press Agency zufolge, sind mit Stand vom 8. Oktober 31 Zivilisten getötet und 154 Zivilisten durch armenische Angriffe verletzt worden.[173] Die armenische Nachrichtenagentur Armenpress meldete am 9. Oktober 22 tote Zivilisten und 95 verletzte Zivilisten durch Angriffe von aserbaidschanischer Seite.[174]

    Filmmaterial des Einsatzes geächteter Streumunition (Cluster Munition) am 4. Oktober 2020 gegen Stepanakert

    Am 5. Oktober veröffentlichte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International einen Bericht und verurteilte Angriffe auf die Zivilbevölkerung. In der Veröffentlichung bestätigt Amnesty International, dass die armenisch bewohnte Hauptstadt von Bergkarabach, Stepanakert, mit verbotener Streumunition beschossen wurde.[175] Am 8. Oktober wurde die historische armenische Ghasantschezoz-Kathedrale in Schuschi bei zwei Angriffen von Bomben getroffen und beschädigt. Dabei wurden auch Journalisten schwer verletzt.[176][177] Am 29. Oktober 2020 veröffentlichte Untersuchungen von Amnesty International bestätigten, dass auch die armenische Seite beim Angriff auf Bərdə am Vortag mit 21 Toten und 70 Verletzten verbotene Streumunition einsetzte.[178]

    Beteiligung von Söldnern

    Nach Angaben des französischen Präsidenten Macron und der russischen Regierung hat die türkische Regierung unter Recep Erdoğan Söldner aus Syrien und Libyen auf aserbaidschanischer Seite in das Gebiet geschickt.[179] Das russische Außenministerium forderte Anfang Oktober den Abzug aller irregulären Einheiten aus der Region.[180] Auch verschiedene weitere Quellen deuteten darauf hin, dass die Türkei zwischen 850 und 4000 Söldner in Syrien rekrutiert und sie möglicherweise ebenso wie Drohnen ab Ende September 2020 nach Aserbaidschan in das Gebiet um Bergkarabach transportiert hat.[181][182][183] Auch die syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte die Beteiligung syrischer Söldner und meldete den Tod von über 100 von ihnen.[172] Die ARD berichtet von Menschen aus der Region Idlib, die in Bergkarabach in gefährlichen Stellungen an der Front eingesetzt werden. Bei der Rekrutierung seien ihnen hoher Sold und der Einsatz nur zur Bewachung und außerhalb von Kampfhandlungen versprochen worden. Nach Ankunft in Baku seien ihnen dann Handys abgenommen und sie direkt an die Front geschickt worden. Die Türkei nimmt zu den Berichten über Söldner keine Stellung. Die Schätzungen der Gesamtzahl syrischer Söldner geht bis zu 2.000.[184]

    Erklärungsansätze der Konfliktparteien

    Die aserbaidschanische Seite geht davon aus, dass Armenien mit den Vorstößen das Ziel verfolgte, die Ölpipeline Baku–Tiflis–Ceyhan und die Gaspipeline Baku–Tiflis–Erzurum in Tovuz zu treffen, die von internationaler Bedeutung sind und Energieressourcen des Kaspischen Beckens über Georgien und Türkei nach Europa transportieren. Auch die Bahnstrecke Kars–Achalkalaki–Tiflis–Baku als Teil des Transportkorridors Europa-Kaukasus-Asien durchquert die Gegend. Jerewan habe es auf die Beeinträchtigung der genannten Leitungen durch Einnahme der strategischen Positionen abgesehen.[185] Aserbaidschanische Offizielle warfen der armenischen Führung vor, mit ihrem Vorgehen die Öffentlichkeit vom Lösungsprozess des Bergkarabachkonfliktes abwenden und eine zweite Frontlinie eröffnen zu wollen. Zudem vermutet man hinter der armenischen „Provokation“ die Absicht Russland und die von ihm geführte Organisation des Vertrages über Kollektive Sicherheit (OVKS), der auch Armenien angehört, in den Konflikt hineinzuziehen.[186] Ferner habe Armenien darauf abgezielt, die schwierige soziale und wirtschaftliche Situation vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie herunterzuspielen.[187] Nach Auffassung des armenischen Premierministers Nikol Paschinjan wollte die aserbaidschanische Regierung mit massiven Militärschlägen Stärke demonstrieren und die Aufmerksamkeit von innenpolitischen Problemen ablenken. Die aserbaidschanischen Attacken hätten sich auf eine Region konzentriert, in welcher solche für Armenien am wenigsten zu erwarten wären.[188] Einen ähnlichen Standpunkt vertrat auch Außenminister Sohrab Mnazakanjan in einem Interview mit Sky News Arabia. Er beschuldigte außerdem die Türkei, die Lage in der Region destabilisieren zu wollen.[189]

    Internationale Reaktionen

    Im Juli kamen von der internationalen Gemeinschaft unterschiedliche Reaktionen auf die Zuspitzung der Sicherheitslage an der armenisch-aserbaidschanischen Staatsgrenze. Die Türkei als engster Verbündeter stellte sich auf die Seite Aserbaidschans und sicherte Baku uneingeschränkte Rückendeckung zu.[190] Kurz nach den Zusammenstößen an der Grenze fanden planmäßige gemeinsame und großangelegte türkisch-aserbaidschanische Militärübungen mit Beteiligung von Bodentruppen und Luftwaffen beider Länder in der Autonomen Republik Nachitschewan statt.[191] Ihre Unterstützung für Aserbaidschan brachten unter anderem Moldawien, Pakistan und die Ukraine zum Ausdruck. Das Koordinationsbüro der Bewegung der Blockfreien Staaten verabschiedete ein Kommuniqué, in dem die „militärischen Provokationen Armeniens“ scharf verurteilt wurden.[192] Kritik am Vorgehen Armeniens kam auch aus der Organisation für Islamische Zusammenarbeit.[193] Beobachter, darunter der Kaukasus-Experte Thomas de Waal oder Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, sprechen allerdings von einem Angriffskrieg seitens Aserbaidschan.[194][195] Armenien erhielt auch Unterstützung aus der Republik Zypern, die neben Aserbaidschan auch die „destruktiven Schritte der Türkei“ kritisierte.[196] Das Außenministerium der Russischen Föderation rief beide Parteien zur Zurückhaltung und sofortigen Beendigung der Kampfhandlungen auf.[197] Der US-amerikanische Außenminister Mike Pompeo forderte Baku und Jerewan ebenfalls zur Deeskalation auf.[198] Die Kongress-Abgeordneten Brad Sherman, Frank Pallone, Adam Schiff und Ed Markey bekundeten ihre Solidarität mit Armenien.[199] Sherman und Pallone reichten auf Ersuchen vom Armenian National Committee of America (ANCA), einer einflussreichen armenischen Diasporaorganisation, zwei Änderungsanträge zum Verteidigungsetat der USA für 2021 ein, die das Verkaufsverbot von US-Waffen an Aserbaidschan vorsahen.[200] Diese wurden am 21. Juli vom Kongress abgelehnt. Im Gegenzug initiierten Kongressabgeordnete Steve Cohen und Steve Chabot zwei mit US-Außen- und Verteidigungsministerien abgestimmten Änderungsanträge über die vertriebenen und umgebrachten Bürger in einigen post-sowjetischen Ländern (Ukraine, Moldawien, Georgien und Aserbaidschan). Diese wurden vom Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten gebilligt und in Aserbaidschan als „großen politischen Sieg über das armenische Lobby in den USA“ gefeiert.[201] António Guterres, Generalsekretär der UNO, appellierte an Konfliktparteien und verlangte, die „provokative Rhetorik“ zu unterlassen und zum Verhandlungsprozess zurückzukehren.[202] Die Ko-Vorsitzenden der OSZE-Minsk-Gruppe, die im Bergkarabachkonflikt vermitteln, richteten Aufforderung an Armenien und Aserbaidschan, auf Gewalt zu verzichten und substantive Verhandlungen zwecks einer umfassenden Konfliktlösung in die Wege zu leiten. Auch Versuche, unilateral das bestehende Verhandlungsformat zu ändern, wurden im Statement verurteilt.[203]

    Der Einsatz von Drohnen, der vor der Regulierung autonomer Waffensysteme Tatsachen schaffe, wird vielerorts medial gesondert hervorgehoben und zum Teil in Verbindung mit hohen Anteilen ziviler Opfer gebracht.[204][205][206] Max Tegmark äußerte sich wie folgt dazu: „Die von Drohnen getöteten Zivilisten im neuen Bergkarabachkrieg sind Zeugnis, dass [„Killer-KI“] keine Science-Fiction-Spektulation einer fernen Zukunft ist, sondern schon geschieht.“[207]

    Die mit Armenien freundschaftlich verbundenen Staaten Russland und Iran reagieren auf die Gebietsgewinne Aserbaidschans auch mit militärischen Drohgesten. Am 17. Oktober hielt die russische Marine in internationalen Gewässern vor der Apscheron-Halbinsel ein Marine-Manöver ab, bei dem auch der Abschuss unbemannter Drohnen vorgeführt wurde.[208] An der Ostgrenze Armeniens zogen nach Bildern der TASS russische Truppen auf.[209]

    Nachdem am 21. Oktober nach umstrittenen Meldungen bei den Kämpfen an der Grenze am Aras auf iranischer Seite ein Zivilist getötet und drei verletzt worden sein sollen[210], forderte der Iran, schwere Artillerie vom Fluss abzuziehen, oder selbst für seine Grenzsicherheit zu sorgen. In den folgenden Tagen zog der Iran größere Einheiten der Armee und auch der Iranischen Revolutionsgarden an die Aras-Grenze und begann am 25. Oktober mit großangelegten Manövern am Aras mit Beteiligung von Infanterie, Artillerie und Drohnen.[211]

    Reaktionen in der Diaspora

    Die Geschehnisse an der Front ließ auch die Spannungen zwischen Vertretern der armenischen und aserbaidschanischen Diaspora in europäischen und US-amerikanischen Städten zunehmen. In London, Brüssel, Los Angeles, New York, Berlin, Düsseldorf, Warschau etc. fanden Solidaritätskundgebungen auf beiden Seiten statt. Es kam zu gewaltsamen Ausschreitungen, bei denen mehrere Demonstranten verletzt wurden. In Los Angeles organisierte das mit der nationalistischen Armenischen Revolutionären Föderation verbundene Armenian National Congress of America (ANCA) am 22. Juli 2020 eine große Protestaktion vor dem Generalkonsulat der Republik Aserbaidschan, zu der sich laut Polizeiangaben ca. 500 armenische Demonstranten versammelten. Denen gegenüber standen 30 bis 50 aserbaidschanische Gegenprotestler. Die Situation geriet schnell außer Kontrolle, indem die zahlenmäßig überlegenen armenischen Demonstranten auf die anwesenden Aserbaidschaner losgingen und das ganze Geschehen mit Kameras festhielten. In der Folge erlitten sieben Aserbaidschaner Verletzungen (vier davon mussten im Krankenhaus behandelt werden). Auch ein US-Polizist wurde verletzt, der Angreifer wurde festgenommen. In mindestens drei Fällen ermittelt die Polizei auf Anklage der betroffenen Aserbaidschaner wegen Hasskriminalität, die Angreifer werden gesucht.[212] In seinem an das Generalkonsulat Aserbaidschans adressierten Brief verurteilte Eric Garcetti, Bürgermeister von Los Angeles, die Gewaltanwendung gegen die Mitglieder der aserbaidschanischen Community scharf.[213] Auch Simon Wiesenthal Center und Los Angeles Office of the American Jewish Committee, zwei führende jüdische Organisationen der USA, bezeichneten den Gewaltakt der armenischen Demonstranten als verstörend und inakzeptabel.[214] Ein weiterer Zwischenfall ereignete sich vor der Botschaft Aserbaidschans in Brüssel, als armenische Demonstranten das Botschaftsgebäude mit Steinen bewarfen. Dabei wurden vier Aserbaidschaner, darunter eine Reporterin, am Kopf schwer verletzt. Die belgische Polizei setzte Wasserwerfer ein, um die protestierenden Armenier vom Botschaftsgelände abzudrängen. Später nahm die Polizei 17 armenische Tatverdächtige fest.[215] Am Rande der Kundgebung wurde ein aserbaidschanischer Jugendlicher von einer Gruppe armenischer Angreifer verprügelt.[216] Auch das Dienstgebäude der diplomatischen Vertretung Aserbaidschans in Paris wurde beschädigt.[217] Am 23. Juli 2020 wurde ein Dienstfahrzeug der armenischen Botschaft in Berlin in Brand gesteckt. Die AGBU, eine Diasporaorganisation der Armenier, vermutet dahinter ein armenienfeindliches Motiv.[218] Die offiziellen Polizeiermittlungen haben dies bisher nicht bestätigt. Am 24. Juli hat eine Gruppe von 20 bis 30 maskierten Männern im Kölner Stadtteil Mülheim die Scheiben einer Shisha-Bar zerschlagen. Gemäß den Aussagen des armenischen Bar-Betreibers soll es sich bei den Angreifern um Aserbaidschaner gehandelt haben, die versucht hätten, ins Innere des Gebäudes einzudringen. Die Polizei spricht von einem erheblichen Sachschaden.[219] Der Zentralrat der Armenier in Deutschland berichtet zudem von der Verwüstung weiterer armenischer Geschäfte in Hamburg.[220] In allen genannten Fällen liegen noch keine polizeilichen Ermittlungsergebnisse vor. Die russische Hauptstadt Moskau war ebenfalls Schauplatz zahlreicher beiderseitiger Gewaltexzesse.[221] Begleitet wurden diese Spannungen vom sogenannten „Aprikosenkrieg“, als armenische Obsthändler ihre Waren im „Food City“, dem größten Supermarkt Moskaus „wegen Sicherheitsbedenken“ nicht verkaufen durften. Dieser gehört God Nissanow und Sarach Ilijew, zwei russischen Geschäftsleuten aus Aserbaidschan. Einen Tag später gab ein Vertreter des russischen Handelsministeriums bekannt, dass der Konflikt beigelegt sei und armenische Artikel erneut im „Food City“ angeboten werden.[222]

    Seit Ausbruch weitreichender Kampfhandlungen Ende September rufen Angehörige der armenischen Diaspora, insbesondere in den USA, zur Unterstützung von Armenien und Arzach auf. Dies reicht von Aufrufen zur Anerkennung und internationalen Unterstützung bis zu Diaspora-Armeniern, die selbst in das Kriegsgebiet reisen, um sich an den Kämpfen zu beteiligen oder sie vor Ort zu unterstützen.[223] In Deutschland wurde von hunderten armenischen Demonstranten die A1 blockiert, um auf den Krieg aufmerksam zu machen.[224] In der Türkei gerät die dort lebende Minderheit von Armeniern gesellschaftlich unter Druck und ist Drohungen ausgesetzt, da sich große Teile der Gesellschaft und Politik an die Seite Aserbaidschans gestellt haben.[225]

    Am 27. Oktober 2020 gab es in Beirut zahlreiche Proteste armenischer Libanesen gegen die Offensive Aserbaidschans mit Hilfe der Türkei, wobei es vor der türkischen Botschaft im Vorort Rabieh zu Zusammenstößen mit libanesischer Polizei und Sicherheitskräften kam.[226] Bei einer Autobahnblockade der Autoroute A 7 Lyon-Marseille durch armenisch-französische Demonstranten, die die internationale Anerkennung der Republik Arzach forderten, wurden einige Demonstranten von fünf türkisch-französischen Männern mit Hämmern und Messern angegriffen, wobei vier armenische Demonstranten verletzt wurden, einer davon lebensbedrohlich.[227]

    Einzelnachweise

    1. SOHR NEWS vom 18. Oktober
    2. Եվս 2 զինծառայող է զոհվել – Հրապարակ. 14. Juli 2020, abgerufen am 20. Oktober 2020.
    3. Reuters vom 2. November
    4. Border fight heats up in South Caucasus. 17. Juli 2020, abgerufen am 20. Oktober 2020 (englisch).
    5. SOHR NEWS vom 6. November
    6. Meldung vom 5. November bei Kawkaski Usel
    7. Meldung vom 3. November bei Kawkaski Usel
    8. Nearly 90,000 people displaced, lost homes and property in Nagorno Karabakh. Abgerufen am 25. Oktober 2020 (englisch).
    9. Michael Reinhard Heß: Panzer im Paradies. Der Berg-Karabach-Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan. Verlag Dr. Köster, Berlin 2016, ISBN 978-3-89574-906-3, S. 127–128.
    10. Azerbaijan: Analysis of Gaps in the Protection of Internally Displaced Persons (IDPs). (PDF) In: UNHCR/European Commission Humanitarian Aid. Oktober 2009, abgerufen am 15. August 2020 (englisch).
    11. Nagorno-Karabakh’s Gathering War Clouds. International Crisis Group, 1. Juni 2017, abgerufen am 31. Oktober 2020 (englisch).
    12. Emil Sanamyan: Azerbaijan makes a move in Nakhichevan amid change of guard in Armenia. In: Civilnet. 2018, abgerufen am 31. Oktober 2020 (englisch).
    13. a b Deutsche Welle (www.dw.com): Kaukasus: Wer will was in Berg-Karabach? | DW | 07.10.2020. Abgerufen am 25. Oktober 2020 (deutsch).
    14. Andranik Eduard Aslanyan: Energie- und geopolitische Akteure im Südkaukasus. Der Bergkarabach-Konflikt im Spannungsfeld von Interessen (1991–2015). Springer-Verlag, 2019, S. 116.
    15. Alexander Sarovic: Diese Länder verkaufen die meisten Waffen. Spiegel-Online, 9. März 2020, abgerufen am 1. Oktober 2020.
    16. a b 'Armenia lacks incentives to launch military action now, Azerbaijan moved in first' – Thomas de Waal. In: Ahval. 27. September 2020, abgerufen am 1. November 2020 (englisch).
    17. a b Bergkarabach-Konflikt: Alijew und Paschinjan appellieren an die UNO. In: Caucasus Watch. 24. September 2020, abgerufen am 31. Oktober 2020.
    18. Thomas de Waal: The Caucasus Burns While Europe Struggles. Carnegie Europe, 8. Oktober 2020.
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    23. tagesschau.de: Aserbaidschan und Bergkarabach vereinbaren Waffenstillstand. 12. Juli 2020, abgerufen am 31. Oktober 2020.
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    32. Nagorno-Karabakh accuses Azerbaijan of 170 shelling attacks during a week. In: Caucasian Knot. 27. Juli 2020, abgerufen am 31. Oktober 2020 (englisch).
    33. Nagorno-Karabakh accuses Azerbaijan of 170 shelling attacks during a week. In: Caucasian Knot. 3. August 2020, abgerufen am 31. Oktober 2020 (englisch).
    34. Azerbaijan and Armenia exchange accusations of shelling 11 border villages. In: Caucasian Knot. 31. Juli 2020, abgerufen am 31. Oktober 2020.
    35. Meldung vom 17. August bei Kawkaski Usel
    36. Azerbaijan claims 45 shelling attacks in conflict zone. In: Caucasian Knot. 25. August 2020, abgerufen am 31. Oktober 2020 (englisch).
    37. Bergkarabach-Konflikt: neue Opfer in der Region Towus. In: Caucasus Watch. 22. September 2020, abgerufen am 31. Oktober 2020.
    38. Azerbaijan claims machine gun and sniper attacks in conflict zone. In: Caucasian Knot. 7. September 2020, abgerufen am 31. Oktober 2020 (englisch).
    39. Azerbaijan counts 61 shelling attacks committed by Armenia. In: Caucasian Knot. 25. September 2020, abgerufen am 31. Oktober 2020 (englisch).
    40. In one week the enemy violated the ceasefire 310 times, firing 3,200 shots. In: 1news (ArmTV). 12. September 2020, abgerufen am 31. Oktober 2020 (englisch).
    41. Joshua Kucera: Azerbaijan fires foreign minister. In: Eurasianet. 16. Juli 2020, abgerufen am 15. August 2020 (englisch).
    42. "Где ты был?" – Алиев подверг резкой критике работу главы МИД Эльмара Мамедъярова. In: Newsarmenia. 15. Juli 2020, abgerufen am 15. August 2020 (russisch).
    43. Affäre um Waffenlieferungen: Spannungen zwischen Baku und Belgrad. In: Caucasuswatch. 20. Juli 2020, abgerufen am 15. August 2020.
    44. Хроника лавирующего ИЛ-76. In: Minval.az. 6. August 2020, abgerufen am 15. August 2020 (russisch).
    45. Ильхам Алиев позвонил Президенту Российской Федерации Владимиру Путину. In: President.az. 13. August 2020, abgerufen am 15. August 2020 (russisch).
    46. Armenien verkündet nach schweren Gefechten in Berg-Karabach Generalmobilmachung. Die Welt, 27. September 2020, abgerufen am 27. September 2020.
    47. Meldung vom 6. Oktober bei Kawkaski Usel
    48. Meldung vom 5. Oktober bei Kawkaski Usel
    49. Der Spiegel: Bergkarabach: Armenien wirft Türkei Abschuss von Kampfjet vor – Ankara dementiert – DER SPIEGEL – Politik. 29. September 2020, abgerufen am 8. November 2020.
    50. Meldung vom 4. Oktober bei Kawkaski Usel und Zusammenfassung bei Caucasus Watch vom 5. Oktober
    51. Vgl. aktuelles Satellitenbild von Cəbrayıl bei Google Maps Satellite, die übrigen Dörfer östlich und südöstlich sind fast alle ebenso zerstört
    52. Meldung vom 4. Oktober bei Kawkaski Usel und Zusammenfassung bei Caucasus Watch vom 5. Oktober
    53. BBC-Beitrag vom 6. Oktober (Aufnahmen am Anfang der Reportage)
    54. Meldung vom 4. Oktober bei Kawkaski Usel
    55. z. B. diese Meldung vom 11. Oktober bei Kawkaski Usel (unten mit russ. Namen als „Gadrut“ erwähnt, nach der zwei Zivilisten der Stadt diesen Einheiten zum Opfer fielen)
    56. Tageszusammenfassung bei Caucasus Watch vom 8.10.
    57. Meldung vom 8. Oktober bei Kawkaski Usel
    58. Meldung vom 8. Oktober bei Kawkaski Usel
    59. Meldung vom 9. Oktober bei Kawkaski Usel
    60. BBC-Bericht vom 10.Oktober
    61. tagesschau.deBrüchige Feuerpause in Bergkarabach, abgerufen am 10. Oktober 2020
    62. Peter ForsterKarabach 1: Russland erzwingt Feuerpause, abgerufen am 10. Oktober 2020
    63. Meldung vom 12. Oktober bei Kawkaski Usel
    64. Trotz Waffenruhe. Angriff auf aserbaidschanische Stadt. In: Tagesschau. 11. Oktober 2020, abgerufen am 11. Oktober 2020.
    65. Azerbaijan accuses Armenia of missile attacks on districts near Baku. In: Caucasian Knot. 11. Oktober 2020, abgerufen am 11. Oktober 2020 (englisch).
    66. Beweisvideo
    67. Video
    68. Video
    69. Meldung vom 14. Oktober bei Kawkaski Usel
    70. Video
    71. Videoanalyse von Tim Waters bei Bellingcat
    72. Reportage von BARS Media vom 17. Oktober
    73. Meldung vom 15. Oktober bei Kawkaski Usel
    74. Telegram-Mitteilung vom 13. Oktober (russ.)
    75. Meldung vom 12. Oktober, vom 13. Oktober, 14. Oktober bei Kawkaski Usel und 14. Oktober bei Caucasus Watch
    76. Beispiel einer armenischen Telegram-Nachricht vom 16. Oktober
    77. Meldung vom 17. Oktober bei Kawkaski Usel und ebenfalls vom 17. Oktober von der Deutschen Welle
    78. Both sides obliged to ‘spare and protect civilians’ over Nagorno-Karabakh fighting declares UN’s Guterres. In: UN News. 18. Oktober 2020, abgerufen am 19. Oktober 2020 (englisch).
    79. Azerbaijan: Statement by the Spokesperson on the strikes on the city of Ganja. In: European Union External Action (eeas). 17. Oktober 2020, abgerufen am 19. Oktober 2020 (englisch).
    80. Meldung vom 18. Oktober bei Kawkaski Usel
    81. Artikel der Süddeutschen Zeitung über MSN
    82. Meldung vom 19. Oktober bei Kawkaski Usel
    83. Meldung vom 19. Oktober bei Kawkaski Usel
    84. Caucasus Watch-Tagesbericht zum 29.10.
    85. Telegram-Nachricht von Harutjunjan (russisch)
    86. Telegram-Nachricht von Əliyev (aserbaidschanisch)
    87. Meldung vom 20. Oktober bei Kawkaski Usel
    88. Telegram-Meldung der Armee vom 22.10. 17:08 Uhr, Caucasus Watch-Tagesbericht vom 22. 10.
    89. Meldung bei gazeta.ru vom 22.10.
    90. z. B. World News vom 20. 10., ähnlich waren die Angaben in den folgenden Tagen.
    91. Meldung bei Arm TV1 NEWS vom 22.10. und
    92. Am Morgen des 21. mehrere, z. B. diese bei Bala Soltanlı am mittleren Hakari, am Folgetag z. B. diese bei Külbird fast 30 km nach Norden.
    93. Meldung vom 22. Oktober bei Kawkaski Usel
    94. Telegram-Nachricht des Pressesprechers des Präsidenten von Arzach, Wagram Pogossjan
    95. Meldung vom 22. Oktober bei Kawkaski Usel
    96. Meldung vom 21. Oktober bei Kawkaski Usel, in den Folgetagen regelmäßige Berichte
    97. Z.B.Meldung vom 21. Oktober bei Kawkaski Usel
    98. Am 24.10. abends von Arzach herausgegebene Karten (auf Telegram), animiert und vom armenischen Militärsprecher Howanissian kommentiert.
    99. Z.B. diese armenischen Aufnahmen zerstörter Panzer
    100. Meldung vom 25. Oktober bei Kawkaski Usel
    101. Am 24.10. abends von Arzach herausgegebene Karten (auf Telegram), animiert und vom armenischen Militärsprecher Howanissian kommentiert.
    102. Voice of Armenia-Bilder vom 18.10.
    103. Am 24.10. abends von Arzach herausgegebene Karten (auf Telegram), animiert und vom armenischen Militärsprecher Howanissian kommentiert.
    104. Meldung vom 26. Oktober bei Kawkaski Usel
    105. Meldung vom 26. Oktober bei Kawkaski Usel
    106. Meldung vom 26. Oktober bei Kawkaski Usel
    107. Meldung vom 26. Oktober bei Kawkaski Usel
    108. Caucasus Watch-Bericht zum 30. Kriegstag
    109. Öffentliche Lagekarten Arzachs vom 27. Oktober
    110. Meldung vom 27. Oktober bei Kawkaski Usel
    111. Kawkaski-Usel-Meldung vom 29.19., Caucasus Watch-Zusammenfassung am 28. Oktober
    112. Telegram-Anzeige der 59 getöteten Soldaten
    113. Telegram-Nachricht vom 28.10. 19:00 Uhr
    114. Meldung vom 29. Oktober bei Kawkaski Usel
    115. Caucasus Watch-Zusammenfassung am 28. Oktober
    116. "Смерчи" посеяли смерть в Гараюсифли. In: Кавказский Узел. 28. Oktober 2020, abgerufen am 31. Oktober 2020 (russisch).
    117. Meldung vom 28. Oktober bei Kawkaski Usel, mit einem Toten und drei Verletzten, siehe Meldung vom Nachmittag
    118. Meldung vom 28. Oktober bei Kawkaski Usel
    119. Telegram-Nachricht von Armeesprecher Howanissian 29.10. 19:29 Uhr, die dort verwendete russische Abkürzung ДРГ steht für Диверсионно-разведывательная группа (=Sabotage- und Aufklärungsgruppen)
    120. Telegram-Nachricht von Armeesprecher Howanissian 30.10. 11:13 Uhr, die Mitteilung schreibt von „2 Dörfern östlich von Karintag“, ein Dorf südlich von Schuschi. Das nächste östliche Nachbardorf ist Sghnach, östlich davon folgt Awetaranoz.
    121. Telegram-Meldung eines aserbaidschanischen Users vom Abend, der sich auf die armenische Seite beruft (verwendet irrtümlich die Falschschreibung des aserbaidschanischen Dorfnamens als „Çanaxçı“)
    122. Telegram-Nachricht von Armeesprecher Howanissian 30.10. 8:02 Uhr
    123. Nachricht von ArmTV 1 vom 31. Oktober
    124. Kawkaski-Usel-Meldung vom 01.11.
    125. Lokalisierung der Brandherde
    126. Telegram-Nachricht von Sputnik Armenia
    127. Telegram-Nachricht von Karabakh News 30.10. 09:05 Uhr
    128. Agenturmeldung (dpa/reuters/AFP) bei der Deutschen Welle
    129. Telegram-Nachricht von Media Post Azerbaycan 30.10. 12:01 Uhr
    130. Kawkaski-Usel-Meldung vom 31.10.
    131. ArmTV1-Meldung vom 31.10.
    132. Kawkaski-Usel-Meldung vom 31.10.
    133. Kawkaski-Usel-Meldung vom 31.10.
    134. Bilder von ANNA News (russisch) von armenischer Seite bei Schuschi vom 31. Oktober, auch mit Fernaufnahmen der „Diversanten“, nach Beschreibungstext wurde der Angriff danach aufgegeben
    135. Telegram-Nachricht von Armeesprecher Howanissian
    136. Nachricht (neben anderen Dörfern in weiteren Regionen)
    137. Nachricht von Armenia News vom 3.11.
    138. Nachricht von Armeesprecher Howanissian
    139. Nachricht von Armeesprecher Howanissian
    140. armenische Lagekarte vom 3.10. abends für die Öffentlichkeit
    141. Telegram-Bilder aserbaidschanischer Armeefahrzeuge, von Arzach hochgeladen
    142. Telegram-Nachricht aserbaidschanischer Journalisten
    143. Angaben des armenischen Armeesprechers Howanissian beim Briefing am 3.11.
    144. Bilder der armenischen Station Bars Media am 3.11. oder wenige Tage zuvor, das Dorf ist Karin Tak.
    145. Meldung vom 4. November bei Kawkaski Usel
    146. Meldung vom 4. November bei Kawkaski Usel; ANNA News drehte diese Bilder erst aus dem beschossenen Schuschi, dann von den Kämpfen an der Straße
    147. Nachricht von Howanissians Stellvertreter Mkrtitschjan
    148. Telegram-Mitteilung eines armenischen Berichterstatters
    149. Telegram-Bilder von Arzach
    150. Briefing mit Armeesprecher Howanissian am Aband des 8.11.
    151. Telegram-Mitteilung des aserbaidschanischen Mediendienstes vom 7.11. 9:32 Uhr
    152. Telegram-Mitteilung Aserbaidschans vom 4.11. 18:12 Uhr
    153. Telegram-Mitteilung des aserbaidschanischen Mediendienstes vom 8.11. 9:51 Uhr, Spiegel-Bericht von Christian Esch, 8.11.
    154. BBC-Nachricht vom 8.10.
    155. Briefing mit Armeesprecher Howanissian am Abend des 8.11.
    156. Tagesschau-Bericht zur Lage in Bergkarabach am 8.11. von Silvia Stöber
    157. Telegram-Mitteilung der armenischen Regierung vom 9.11. 7:25 Uhr
    158. hier von Armeesprecher Howanissian, es gab ähnliche Meldungen von seiner Stellvertreterin Stepanjan und vom Premierminister
    159. Meldung zu seiner Erklärung mit deutlichem Seitenhieb auf die armenische Informationspolitik
    160. z.B. hier um 17:04 Uhr und hier um 10:47 Uhr
    161. TASS-Telegram-Wiedergabe der armenischen Erklärung
    162. Bergkarabach: Russischer Militärhubschrauber in Armenien abgeschossen. In: DER SPIEGEL. Abgerufen am 10. November 2020.
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    219. Staatsschutz ermittelt nach Angriff auf Kölner Shisha-Bar. In: Haypress. 28. Juli 2020, abgerufen am 15. August 2020.
    220. Anschlagsserie auf Armenier in Deutschland. In: Zentralrat.org. 26. Juli 2020, abgerufen am 15. August 2020.
    221. Aza Babayan: Scores Arrested After Armenian-Azeri Violence In Moscow. In: RFE/RL's Armenian Service. 24. Juli 2020, abgerufen am 15. August 2020 (englisch).
    222. Diana Petriashvili: Flags, slogans and fruits: what is causing conflict between Armenians and Azerbaijanis abroad? In: Jam News. 24. Juli 2020, abgerufen am 16. August 2020 (englisch).
    223. 'Defend our nation': Armenian diaspora feels pull of another war. In: Guardian. 3. Oktober 2020, abgerufen am 1. November 2020 (englisch).
    224. Der Spiegel: 200 Demonstranten blockieren Autobahnbrücke – Sperrung im Berufsverkehr – DER SPIEGEL – Panorama. 16. Oktober 2020, abgerufen am 8. November 2020.
    225. tagesschau.de: Bergkarabach-Konflikt: Armenier in der Türkei unter Druck. 12. Oktober 2020, abgerufen am 8. November 2020.
    226. Kurzbericht bei Ya Libnan
    227. Meldung vom 28. Oktober bei Kawkaski Usel