Kriegerdenkmal

Denkmal zur Erinnerung an die in einem Krieg getöteten Soldaten
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Ein Kriegerdenkmal oder Ehrenmal ist ein Denkmal, das zur Erinnerung an gefallene Soldaten errichtet wurde. Manche Kriegerdenkmäler beziehen auch überlebende Teilnehmer oder zivile Opfer von Kriegen mit ein.

Entstehung der Kriegerdenkmäler

Kriegerdenkmale, die nicht nur an Feldherren oder Offiziere erinnern, sondern auch an einfache Soldaten, entstanden erst in der Neuzeit, genauer seit der französischen Revolution und den Koalitionskriegen. Damals wurde die Kriegführung durch die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht radikalisiert und gleichzeitig vergesellschaftet. Erstmals war die breite Masse der Völker vom Krieg betroffen; für die sich über mehr als 15 Jahre hinziehenden Koalitionskriege wurde eine bislang unvorstellbare Zahl von Soldaten mobilisiert. Das Wehrpflichtsystem begünstigte eine rücksichtslose Kriegführung mit riesigen Verlusten.

Die Ideale der französischen Revolution spiegelten sich also in der erstmaligen Erwähnung der Namen einfacher Soldaten auf Gedenktafeln und Denkmälern wider: der „Bürger“ war „Soldat“ geworden.

Die Funktion eines Kriegerdenkmals ist vielfältig. Es soll die Angehörigen trösten, indem es dem Tod ihrer Verwandten einen Sinn verleiht, es soll die Überlebenden auf das Vorbild der Opfer verpflichten und den Staat und seine Ideale repräsentieren.

Deshalb gab es um die Aufstellung von Kriegerdenkmalen auch häufig Konflikte. Verschiedene gesellschaftliche Gruppen versuchten mit dem Denkmal, ihre Deutung des Krieges oder der Gesellschaft durchzusetzen. Etwa, ob nun die Trauer um die Toten oder eher Heldenverehrung (bisweilen mit Ausdruck des künftigen Willens zur Revanche) im Vordergrund stehen sollte.

Kriegerdenkmäler in Deutschland

Die ältesten Kriegerdenkmale im heutigen Sinn dürften einige Gedenktafeln aus den 1830er Jahren für in den napoleonischen Kriegen gefallene Einwohner darstellen. Man findet diese z. B. in bayerischen Kirchen.

Die überwiegende Mehrheit der Kriegerdenkmäler in Deutschland wurde zur Erinnerung an verstorbene Soldaten des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71, des Ersten Weltkriegs und des Zweiten Weltkriegs errichtet.

Auf vielen Kriegerdenkmälern werden die Gefallenen und Vermissten eines Ortes oder der politischen Gemeinde namentlich genannt – das sind die Kriegerdenkmäler im Wortsinn. Dagegen stellt ein Obelisk, Findling usw. eigentlich kein Kriegerdenkmal dar, wenn darauf lediglich ein Widmungstext ohne Namensnennung der Gefallenen zu finden ist. In größeren Städten, wo die genaue Ermittlung aller namen sehr kompliziert oder unmöglich gewesen wäre, finden sich deswegen selten Denkmale mit Namenslisten.

Die vorwiegend verwendeten Baumaterialien wie Bronze, Granit, Marmor, Findlinge u. a. drücken bereits den Wunsch nach der Dauerhaftigkeit eines Denkmals aus und unterstreichen, die Absicht der Ersteller nach Denkmalhaftigkeit.

Die Denkmalsinschriften verweisen oft auf die vorgeblichen Tugenden der gefallenen Soldaten: Tapferkeit, Mut, Vaterlandsliebe, Treue, Opferbereitschaft, Kameradschaft und Pflichterfüllung bis in den Tod.

Bereits zur Kaiserzeit waren Kriegerdenkmäler verschiedener Kritik ausgesetzt

Die Denkmäler können wie folgt klassifiziert werden:

Kriegerdenkmäler 1864-66 und 1870/71

 
Kriegerdenkmal 1864, 1866 und 1870-71 in Bernau

Viele Kriegerdenkmäler nach den Einigungskriegen 1864-66 und dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 haben weniger die Ehrung der toten, als vielmehr aller (auch der überlebenden) Kriegsteilnehmer zum Inhalt. Nach dem gewonnenen Krieg werden die mit den Ehrenmalen bedachten Soldaten häufig in den Inschriften als „siegreiche Helden“ bezeichnet. Orte, die Kriegsteilnehmer entsandt hatten, gedachten ihrer Veteranen und Toten häufig mit Tafeln am Rathaus.

Dem damaligen nationalen Selbstverständnis zufolge zieren solche Ehrenmale oft Viktoria, Germania, oder Adler mit ausgebreiteten Schwingen, auch der Obelisk als uraltes Siegeszeichen ist häufig anzutreffen. Reine Toten-Ehrenmale weisen oft übertrieben schmuckvolle Sarkophag- oder Urnen-Darstellungen auf, die einem Staatsbegräbnis gerecht würden, aber nichts mit der tatsächlichen Beisetzungssituation zu tun haben. Die Darstellung soldatischer Figuren geschah auf den Ehrenmalen 1870/71 nur sehr selten.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als Deutschland eine Militarisierung durch Kaiser Wilhelm II. erfuhr, wurden zahlreiche neue Ehrenmale für 1870/71 errichtet. Die Industrialisierung hatte inzwischen viele Gemeinden zu Geld kommen lassen, die überlebenden Veteranen waren inzwiwschen im gesetzten Alter und setzten sich hiermit oft auch selbst ein Denkmal.


Kriegerdenkmäler 1914/18

Errichtet bis 1933

 
Kriegerdenkmal im Hafenmarktturm Heilbronn, eine vergleichsweise große Anlage mit Namenstafeln

Durch die ungleich höhere Zahl an Opfern stand in den Ehrenmälern für die Soldaten 1914-1918 zunächst das Totengedenken im Mittelpunkt. Die Denkmäler befinden sich darum auch zumeist an oder in Kirchen und beschränken sich auf zumeist auf die Auflistung der Namen der Gefallenen. Als Symbole werden häufig verwendet: Eisernes Kreuz, Eichenlaub, Schwert und Stahlhelm. Der Obelisk oder die Säule als Siegesymbol sind nur noch sehr selten anzutreffen. Figürliche Darstellungen zeigen Sterben und Trauer.

Hierbei ist zu beobachten, dass mit zunehmender Größe der Gemeinde (Stadt) die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass ein Namens-Denkmal vorhanden ist: während fast in jedem Dorf in Deutschland heute noch an die Gefallenen der Weltkriege erinnert wird, findet man in praktisch keiner Großstadt ein derartiges Gesamt-Denkmal. Anstelle dessen wurde für einige Städte wie Nürnberg, Stuttgart oder Würzburg „Gedenkbücher“ herausgegeben. Das wohl umfangreichste deutsche Großstadt-Gesamtdenkmal war das im zweiten Weltkrieg beschädigte und nicht mehr im Ursprungszustand hergestellte Münchener Kriegerdenkmal mit 13.000 Namen. Das Bremer Ehrenmal „Altmannshöhe“ dürfte das größte noch bestehende Namensdenkmal in Deutschland sein. Abgesehen von politischen Vorbehalten bereits in den 1920er Jahren stand in größeren Gemeinden der Errichtung von Denkmälern die Kostenfrage entgegen und/oder man scheute den Arbeitsaufwand für die Ermittlung der vielen Namen.

Bereits im Verlauf der 1920er Jahre setzte bei nachträglich errichteten Kriegerdenkmalen ein Trend zur Darstellung figürlicher Szenen ein, in deren Mittelpunkt aber zunächst noch Trauer und Tod stand.

Errichtet nach 1933

 
„Durch Kampf zum Sieg“, Parole auf dem 1938 errichteten Kriegerdenkmal 1914-18 in Heilbronn-Frankenbach

Nach 1933 errichtete Kriegsdenkmäler für 1914-18 rückten die Forderung nach Opferbereitschaft in den Mittelpunkt. Die verwendete Symbolik stellt Kampfbereitschaft, Mut und Siegesgewissheit dar; als Symbole finden sich Adler, Schwerter, Flammen bis hin zu heroischen Kampfdarstellungen. Die Denkmale wurden nun auch verstärkt wieder abseits von Kirchen errichtet.

Kriegerdenkmäler 1939/45

 
Kriegerdenkmal 1939-45 in Volmarstein mit schlichtem Kreuz

Im Zweiten Weltkrieg überstieg die Zahl der zivilen Opfer die der militärischen erstmals bei weitem (siehe Tote im Zweiten Weltkrieg). Auch aufgrund der politischen Diskussion und des Pazifismus der Nachkriegszeit wurden Denkmäler zumeist allen Opfern des Krieges gewidmet, wobei man überwiegend auf die Nennung aller einzelner Namen verzichtete. Die chaotische Situation in Deutschland nach 1945 mit der großen Zahl von Vertriebenen und Verschollenen hätte eine genaue Erfassung aller Namen in größeren Städten ohnehin unmöglich gemacht.

Politische Gründe konnten die Errichtung bestimmter Erinnerungsmale verhindern, z.B. In der SBZ/DDR). Abgesehen davon wurden nach 1945 unzählige ältere Denkmäler geschleift oder umgewidmet, z.B. in den ehemaligen deutschen Ostgebieten nach der Flucht und Vertreibung der Deutschen).

Reine Kriegerdenkmäler wurden nur vereinzelt neu errichtet. Häufiger wurden Kriegerdenkmäler für 1914-18 um die Namen der Toten 1939-45 ergänzt.

Die größten Ehrenmale für die Gefallenen des zweiten Weltkrieges sind das Marine-Ehrenmal in Laboe bei Kiel (allerdings bereits für den WK I errichtet und dann in seinem Bedeutungsgehalt erweitert) und das Sowjetische Ehrenmal in Berlin-Treptower Park. Das dagegen bescheidene Ehrenmal des Heeres befindet sich auf der Festung Ehrenbreitstein über Koblenz am Rhein, der größten Garnison Deutschlands. Es entspricht aber ganz dem Stil der Denkmäler nach dem Ersten Weltkrieg. Das zentrale Ehrenmal der Luftwaffe befindet sich am Standort der Offizierschule der Luftwaffe auf dem Fliegerhorst der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck.

Bei nach 1945 neu errichteten Kriegerdenkmälern sind häufig christliche Symbole wie das Kreuz und die Pietà oder Palmzweige vorzufinden.



Kriegerdenkmäler in anderen Ländern

  • In praktisch allen Teilnehmerstaaten des Ersten Weltkrieges gehören Denkmäler zum Landschaftsbild. In Frankreich wurden praktisch flächendeckend Denkmäler errichtet; in höherem Maß als in Deutschland wurden auch in größeren Gemeinden (Städten) teilweise sehr umfangreiche Gedenkorte geschaffen, sehr oft in der Form eines steinernen Denkmals (Mauer, Obelisk) an zentralem Ort. Weiterhin sind Länder wie Großbritannien, Italien und Staaten auf dem Gebiet der früheren Donaumonarchie (Österreich, Tschechien, Slowakei, Ungarn zu nennen. Auch dort findet man heute noch weithin Kriegerdenkmäler für den ersten Weltkrieg – vor allem im ländlichen Bereich.
  • Für die Toten des Spanischen Bürgerkrieges wurden ebenfalls Kriegerdenkmäler errichtet.
  • Die sowjetische Monumentalplastik "Mutter Heimat" in Wolgograd erinnert an die verlustreiche Schlacht von Stalingrad 1942/43.
  • Das Soldatenmotiv des United States Marine Corps War Memorial von 1954 auf dem Nationalfriedhof in Arlington beruht auf einer von dem Kriegsberichterstatter Joe Rosenthal 1945 während der Kampfhandlungen auf der Pazifikinsel Iwo Jima gemachten Aufnahme. Es zeigt die Hissung der amerikanischen Flagge auf dem Suribachi, der höchsten Erhebung der Insel. Die Szene war nicht, wie oft behauptet wird, nachgestellt, was die gleichzeitig gemachten Filmaufnahmen eines anderen Kriegsberichterstatters belegen. Jedoch handelte es sich um die zweite Flaggenhissung auf Suribachi, in der die zuerst gehisste Flagge durch eine grössere (und daher besser sichtbare) ersetzt wurde. Das dem Foto nachempfundene überlebensgroße Denkmal verdichtet die Komosition der Figurengruppe nochmals und steht deutlich in der Tradtion der Heldenverehrung.
  • Dagegen hat das Vietnam Veterans Memorial in Washington, D.C. einen deutlichen Mahnmalcharakter. Das von der Architekturstudentin Maya Ying Lin entworfene Denkmal geht auf die Initiative des Vietnamveterans Jan Scruggs zurück und wurde 1982 eingeweiht. Eine Wand aus schwarzem polierten Mamor listet in der Reihenfolge des Todes oder der Vermisstenmeldung kommentarlos über 58.000 Namen auf. Der anklagende Charakter rief Kontroversen hervor die zu weiteren gestalterischen Ergänzungen führten.


Literatur

  • Meinhold Lurz: Kriegerdenkmäler in Deutschland. (6 Bände), Heidelberg 1985–1987
  • Reinhart Koselleck: Kriegerdenkmale als Identitätsstiftungen der Überlebenden. In: O. Marquart, Karl-Heinz Stierle (Hrsg.): Identität. München 1979
  • Reinhart Koselleck/ Michael Jeismann (Hrsg.): Der politische Totenkult. Kriegerdenkmäler in der Moderne. München 1994.
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