Intelligenz

kognitive Leistungsfähigkeit
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Intelligenz [: „intelligentia“ – „Einsicht, Erkenntnisvermögen, intelligent: „inter-legere“- „Mit Sinn und Verstand wahrnehmen; erkennen und verstehen“] nach Jean Piaget: „Die Lösung eines neuartigen Problems, die Koordination von Mitteln, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, das nicht unmittelbar erreicht werden kann.“

Allgemein: Die Fähigkeit des Gehirns, (unbekannte) Probleme zu lösen bzw. die Fähigkeit des Menschen, ihm unbekannte Situationen in angemessener Geschwindigkeit handhaben zu können (Anpassungsfähigkeit).

Die moderne Human-Intelligenzforschung ist eng mit dem Bereich der kognitiven Entwicklungspsychologie und der Gehirnforschung verbunden. Nach dem derzeitigen Stand der wissenschaftlichen Forschung (07/2003) gliedert sich die menschliche Intelligenz in zwei Hauptbereiche, welche durch eine, vereinfacht betrachtet, typische Signalverarbeitung im menschlichen Gehirn bestimmt ist:

  • logisch-mathematische Intelligenz IQ (der linken Großhirnhälfte zugeordnet)
  • ganzheitlich-emotionale Intelligenz EQ (der rechten Großhirnhälfte zugeordnet)

Erfolgsintelligenz beschreibt in diesem Zusammenhang das Zusammenwirken beider vorgenannter Fähigkeiten im Sinne einer zielgerichteten Bewältigung des Alltags.

Künstliche Intelligenz (KI) bezeichnet demgegenüber die mechanisch-elektronische Nachbildung menschlicher Intelligenz innerhalb der Informatik durch Expertensysteme und mittels Anwendung der Ontologie. Die KI findet zunehmend Einsatz in der ingenieurwissenschaftlichen oder medizinischen Technik. Mögliche Modellierungsszenarien betreffen hierbei die Reiseplanung (Orte, Transportmittel, Tourismus), Organisationen (Teamarbeit, Personalstrukturen) oder technische Domänen (z.B. Schienenverkehr, Grafikprogrammierung oder Wettervorhersage).

Kollektive Intelligenz beschreibt das Ideal einer interpersonellen Intelligenz. Erkenntnisse der Systemtheorie und Chaosforschung werden auf Teamarbeit angewandt und führen zu erstaunlicher Verbesserung der Ergebnisse. Kollektive Intelligenz umfasst somit die Einsichts - bzw. Erkenntnisfähigkeit eines ganzen Systems. Sie impliziert die technische, wirtschaftliche, juristische und menschliche Aufwertung einer überall verteilten Intelligenz, mit dem Ziel einer Mobilisierung der Dynamik von Kompetenzen. Pierre Lévy, ein ehem. Universitätsprofessor für Hypermedia in Frankreich († 1996) gilt als Begründer der Theorie kollektiver Intelligenz. Martin Gerber, ein schweizer Physiker und Unternehmensberater, formte zu Beginn der 90er Jahre die FlowTeam-Methode zur gezielten Nutzung kollektiver Intelligenz in der Arbeits- und Organisationsentwicklung.

Morphogenetische Felder sind eine umstrittene, grenzwissenschaftliche Intelligenzdarstellung des britischen Wissenschaftlers Rupert Sheldrake. Sheldrake erweitert die Betrachtung der kollektiven Intelligenz um die Theorie Gedankenfelder oder „Gedankendatenbanken” aus der Biologie, wo sie gebraucht wurde, um zu beschreiben, wie sich Organismen aus einer Zelle zu Pflanzen und Tieren entwickeln. Resonanzgesetze und morphogenetische Felder sollen dafür verantwortlich sein, dass manche Erfindungen nahezu gleichzeitig geschehen oder Ameisenstaaten ohne zentrale Koordination Kollektive Intelligenz aufweisen. Die Idee, das belebte und auch unbelebte Materie von Feldern umgeben ist, beruht auf einer Analogie zu Quantenmechanik, wo man Teilchen nicht mehr als feste Objekte mit klar definiertem Ort und Geschwindigkeit beschreiben kann, sondern nur noch als eine Zufallsfunktion des Zustands in dem sie sich befinden. Der Nobelpreisträger und Dr. der Physik Fritjof Capra zeigte 1975 in seinem Buch „Das Tao der Physik“ erstmals die Parallelen von neuzeitlicher (Quanten-) Physik und östlichem Mystizismus auf und hat eine wissenschaftliche Diskussion darüber angeregt, in welcher Weise sich die Begriffe der modernen Physik im Rahmen der Systemtheorie ganz natürlich auf das intelligente Verhalten sowie die universelle Ordnung von Materie und Geist übertragen lassen.

Außerirdische Intelligenz beschäftigt Wissenschaftler und Laien u.a. gemeinsam innerhalb des SETI-Projektes. Hier werden die Radioteleskopsignale des Arecibo Teleskop in Puerto Rico per Datenfernübertragung an derzeit (Stand 07/2003) ca. 4,5 Millionen Computerbenutzer weltweit verteilt. Diese stellen die von ihnen nicht genutzte Rechnerkapazität kostenlos für die Verwendung eines SETI-Bildschirmschoners mit KI-Programmierung für die Überprüfung der Daten zur Verfügung und senden die jeweils 0,25 MB umfassenden Datenpakete nach ihrer Überprüfung durch die Software an SETI zurück. Ein populärer Verfechter der Theorie außerirdischer Intelligenz ist Erich von Däniken. Dieser bezieht insbesondere die UFO-Berichte sowie einige Elemente der 7 Weltwunder und eine Vielzahl ungeklärte Phänomene auf Ausserirdiche Intelligenz.

Die Forschung zur menschlichen Intelligenz im Rahmen der neuronalen Gehirnforschung belegt eine äußerst komplexe Signalverarbeitung der Informationen beim Menschen. So werden zur Informationsverarbeitung zwar bestimmte neuronale Bereiche eindeutig lokalisiert (z.B. in den Bereichen Stammhirn, Kleinhirn und Großhirn), dennoch scheinen bestimmte Informationsverarbeitungsprozesse dezentral organisiert zu sein. So belegen neuere Untersuchungen beispielsweise, dass sich die Emotionale Intelligenz, und somit gefühlsmäßige Entscheidungen, auch auf eine sinifikante Informationsverarbeitung im Bereich des Solar Plexus stützen.

Die Messung menschlicher kognitiver Intelligenz (IQ) basiert auf der Forschung des Franzosen Alfred Binet, der zu Beginn der zwanzigsten Jahrhunderts gemeinsam mit Theodore Simon im Auftrag der französischen Regierung ein Testverfahren zur Auswahl von schwachsinnigen Vorschulkindern entwickelte. In diesem Testverfahren werden viele kleine Aufgaben gestellt. Da Binet feststellte, dass ältere Kinder schneller und anspruchsvollere Aufgaben lösen konnten, wurde in der Folge ein Quotient „gemessene Intelligenz / durchschnittliche Lebensalterintelligenz" bestimmt. Die Anzahl der richtigen Aufgaben sowie die Bearbeitungsgeschwindigkeit und der Vergliech mit Gleichaltirgen wurde somit zur empirischen Grundlage des frühen Intelligenzbegriffes, welcher "Intelligenz" alleine am IQ festmacht und heute noch sogar bei wissenschaftlich validierten Intelligenztests (z.B. dem CFT3-Grundintelligenztest von Cattell/Weiss) selbst bei erwachsenen Probanden Anwendung findet. Der "Normal-IQ" liegt bei 100 mit einer Standardabweichung zwischen 85-115. Nur mehr ca. 2,2% der Bevölkerung haben einen IQ über 130 oder unter 85. Da die Zuverlässigkeit der Testergebnisse mit zunehmender Abweichung vom statistischen Mittel sinkt, hat der IQ außerhalb der Grenzen zwischen 55 und 145 hat praktisch keine Bedeutung mehr. Von dieser Unsicherheit sind jedoch nur 0,26% der Bevölkerung betroffen. Eine weitere Fehlerquelle ist die mit zunehmenden Lebensalter geringer werdende Vergleichbarkeit von "Normalintelligenz". Der klassische Intelligenzbegriff wird daher neuzeitlich immer stärker von mehrdimensionalen Intelligenzmodellen abgelöst.

Die Problematik der IQ-Tests liegt auch darin, dass vorwiegend die Geschwindigkeit bei der Lösung relativ leichter Tests gemessen wird. In der Realität ist jedoch Intelligenz vor allem als Fähigkeit zur Lösung nichttrivialer Probleme interessant. Jeder, der Testaufgaben trainiert, wird seinen IQ bedeutend steigern können. Auch die Motivation bei den Tests wirkt sich stark aus. Schließlich ist die Unterscheidung verschiedener Intelligenzarten relativ neu. Klassische Intelligenztests messen im Wesentlichen logisch-analytische Fähigkeiten und erlauben damit beispielsweise kein Urteil über den Umgang mit den Mitmenschen (EQ).

Im europäischen Kulturkreis besitzt (analytische) Intelligenz (IQ) einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert und wird gegenüber kreativ/sozialen Begabungen (EQ) bisweilen überbewertet. Probleme ergeben sich auch bei der Ausbildung von Kindern mit überdurchschnittlicher Auffassungsgabe. Im regulären Lehrbetrieb häufig kognitiv unterfordert, wird das Kind mit dem Überspringen einer oder mehrerer Klassen aus Sicht der Entwicklungspsychologie einer sozialen Überforderung ausgesetzt, die es beschwerlich erscheinen lässt eine gesunde Emotionale Intelligenz auszubilden. Dies kann sich negativ auf die Entwicklung der Erfolgsintelligenz auswirken und die mitunter ehrgeizigen Pläne der Eltern und Lehrer langfristig zunichte machen.

Zitat

"Das menschliche Gehirn ist (...) unvergleichlich komplexer als etwa ein Stern; und darum wissen wir auch so viel mehr über Sterne als über das menschliche Gehirn. Und der komplexeste Aspekt des menschlichen Gehirns ist seine Intelligenz." (Isaac Asimov)

"Die Feststellung, daß die gegenwärtigen Wandlungen unseres Wertsystems viele Wissenschaftszweige beeinflussen werden, mag jene überraschen, die an eine objektive, wertfreie Wissenschaft glauben; sie ist jedoch eine der wichtigen Implikationen der Neuen Physik. Heisenbergs Beiträge zur Quantentheorie, (...) führen eindeutig zu der Erkenntnis, daß das klassische Ideal wissenschaftlicher Objektivität nicht mehr aufrechterhalten werden kann." (Fritjof Capra)