Die Swastika (Sanskrit: स्वस्तिक „Glücksbringer“ / „Erfolgreicher"), auch Sonnenrad oder Rad des Lebens, ist ein sehr altes religiös-rituelles Symbol und war schon früh in verschiedenen Kulturen auf fast allen Kontinenten bekannt. Funde in Schweden und Ägypten lassen auf ein Mindestalter von 14.000 Jahren schließen.

Seiner Form entsprechend bezeichnet man es auch als Hakenkreuz, wobei differenziert werden muss zwischen Hakenkreuz (allgemein) und dem NS-Hakenkreuz, das von der NSDAP benutzt wurde. Das NS-Hakenkreuz steht meist auf der Spitze, doch weil es sich nicht eindeutig von einer Swastika unterscheiden lässt, steht die Verwendung aller hakenkreuz-förmiger Symbole im politischen Kontext innerhalb Deutschlands unter Strafe (siehe unten).
Vor allem in Süd- und Ostasien steht die Swastika nach wie vor in der ursprünglichen Tradition.
Bedeutung in Indien
Das Wort Swastika stammt aus dem Sanskrit: स्वस्तिक, svastika, was „Glücksbringer“ bedeutet. Es setzt sich zusammen aus den Silben su- (gut) und asti (Substantiv as-ti- zum Verb as- sein) – wörtlich also: das (zum) Gutsein (gehörige), das Heilbringende. Das Kompositum svasti- wird schon im ältesten Sanskrit (dem Vedischen) in der Bedeutung „Heil, Segen“ gebraucht. Das Wort wird dementsprechend in Indien für glückbringende Dinge und Symbole verwendet.
Noch heute ist das Swastika-Symbol in Indien in Tempeln und auf Götterdarstellungen üblich. Die Bedeutung, die die Swastika in Europa angenommen hat, ist in Indien weitgehend unbekannt.
Die Swastika in China
Im Chinesischen Alphabet stellt die Swastika innerhalb eines Kreises das Schriftzeichen für das Wort „Sonne“, ohne Kreis für „Unendlichkeit“ und die Zahl 10.000 dar. Dass das Zeichen im übertragenen Sinne auch Fruchtbarkeit bedeutet, ergibt sich daraus, dass es bei den verschiedenen Völkern auf Bildwerken der Zeugung und Fortpflanzung zu finden ist.
Auch das Emblem von Falun Gong, einer aus China stammenden Qi Gong-Bewegung, enthält mehrere Swastika-Symbole. Es zeigt einen roten Kreis mit einem großen goldenen Swastika-Symbol (rechtsdrehendes Hakenkreuz), der von einem orangefarbenen Ring mit vier weiteren Swastika-Symbolen und vier Yin und Yang-Symbolen umschlossen wird.
In der chinesischen Sprache heißt die Swastika auch Wàn (chin. 萬 bzw. 卍) für „großes Glück“ oder Zehntausend.
Verbreitung
Im Deutschen sind Swastika und Hakenkreuz die gebräuchlichen Namen; weiter gibt es den Begriff „Sonnenrad“ und die heute nicht mehr gebrauchte Bezeichnung „Winkelmaßkreuz“. Das Hakenkreuz (crux gammata oder Gammadion, weil aus vier umgekehrten Haken – dem griechischen Buchstaben Gamma – bestehend) ist ein sehr altes Sonnenzeichen und eines der ältesten Symbole der Menschheit. Vielerorts wird es als Sonnensymbol, oftmals auch als Symbol der Sonnenbewegung aufgefasst und im übertragenen Sinne als Zeichen des Lebens und der Wiedergeburt.
In früheren Kulturen war es auf vier Kontinenten (bis auf Australien) verbreitet. Es hatte verschiedene Bedeutungen, wie z. B. Fruchtbarkeit. Die Swastika gab es beispielsweise in der kretominoischen Kultur auf Kreta (ab etwa 3500 v. Chr.; oft Motiv der Vasenmalerei), in Mesopotamien und im Reich Elam, im Buddhismus oder im Hinduismus (oft in Verbindung mit der Gottheit Ganesch). Gelegentlich ist es in alten Synagogen zu finden, in frühchristlicher Zeit wurde es auf Fresken und Steinplatten als Kreuzsymbol verwendet. In der romanischen Ornamentik ist es verbunden mit der Mäanderlinie, als „Schutzmittel gegen den Teufel“, zu finden. Auch auf gotischen Bauwerken ist es mitunter in Europa zu sehen. Die Römer haben es ebenfalls verwendet. Im Römisch-Germanischen Museum in Köln ist ein antiker römischer schwarzweißer Mosaikfußboden mit linksdrehenden Hakenkreuzen und sie umgebenden Ornamenten zu besichtigen.
Nebenformen
Die Swastika hat zahlreiche Nebenformen. Die Endungen können nach rechts oder nach links führen. In vielen Formen ist die Swastika rund und nicht rechteckig. Viele Nebenformen haben eigene Bedeutungen.
Bedeutung im westlichen Kulturkreis
Vor dem sogenannten „Dritten Reich“ symbolisierte das Hakenkreuz bei den Kelten ein Wagenrad, an dem brennende Fackeln befestigt waren. Ein solches Rad wurde bei Festen einen Berg herabgerollt. Durch die Rotation und den Fahrtwind bildeten die lodernden Flammen das Hakenkreuz. In der vorchristlichen germanischen Kultur, wo es auch Fyrfos genannt wird, symbolisiert das Hakenkreuz den wirbelnden Hammer des Donar und ist somit vor allem ein Symbol für die Kräfte der irdischen Natur, die sowohl Schutz, als auch Schaden, Vernichtung und Wiedergeburt bringen können.
Bis zur Verwendung durch die NSDAP erlebte das Hakenkreuz, vor allem in Europa und den USA, eine Renaissance. So warb zum Beispiel die Coca-Cola-Company 1925 mit einem Schlüsselanhänger in Hakenkreuzform, wohlwissend um das positive Image der Swastika. In der deutschen Goa-Trance-Szene findet das Symbol heute gelegentlich wieder Verwendung. Seit 1910 ist das Hakenkreuz das Emblem der Isländischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft und bis heute in Verwendung.
Ein aufrecht stehendes blaues Hakenkreuz, jedoch ohne Beziehung zum Nationalsozialismus, war Hoheitszeichen der finnischen Luftwaffe von 1918 bis 1944. Auch verschiedene finnische Orden verwendeten das Hakenkreuz (z.B. Mannerheim-Kreuz). Bis heute trägt es der Orden des Freiheitskreuzes. Die Hakenkreuze der Collane des finnischen Ordens der Weißen Rose wurden erst 1963 beseitigt. Die heutige Flagge des finnischen Präsidenten zeigt das Freiheitskreuz (Vapaudenristi) mit dem integrierten Hakenkreuz. Auch der lettische Bärentöterorden verwendete das Symbol.
In Polen (2. Republik 1918–1939) wurde das Hakenkreuz von der Luftgestützten Kampfgas-Verteidigungs Liga, und, in Anlehnung an die Volkskultur der Tatrabewohner, als Regimentsabzeichen des 1. bis 6. Gebirgsjägerregiments („Goralenschützer“, vgl. Goralen) benutzt.
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Sonnenkreuz am Fuß des Taufsteins der Pfarrkirche Labach
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im Palais de la Porte Dorée (Paris)
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verschränkte Swastika in der Kathedrale von Amiens
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Wappen der Familie Boreyko, Polen, 14.-15.Jh
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lettische Luftwaffe, 1919-1940
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Goralenkreuz des 2. Gebirgsjägeregiments, Polen, 1921-1939
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finnische Luftwaffe, 1918-1944
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Flagge des finnischen Präsidenten mit Freiheitskreuz, aktuell
Symbol des Nationalsozialismus
Das Hakenkreuz fand Ende des 19. Jahrhunderts über die Arbeiten des österreichischen „Ariosophen“ Guido von List, der es aus der Theosophie übernahm, es als „arisches Symbol“ für die Reinheit des Blutes interpretierte, Eingang in die Ikonographie deutschnationaler, teils auch antisemitischer Gruppen im Deutschen Reich, Österreich (damals Österreich-Ungarn) und von Sudetendeutschen bewohnten Gebieten Böhmens und Mährens (damals Teil von Österreich-Ungarn, heute Tschechien). Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges trugen es Mitglieder des Freikorps 1919 während der Kämpfe im Baltikum und 1920 während des Kapp-Putsches auf ihren Helmen.
Die 1918 durch Umbenennung der, 1903 von sudetendeutschen Nationalsozialisten in Böhmen gegründeten, „Deutschen Arbeiterpartei“ Österreich-Ungarns entstandene „Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei“ wählte die Hakenkreuzfahne als ihr Symbol. Jedoch veränderten sie es zu dem Symbol, das wir heute mit ihnen verbinden - das nach links drehende, um 45° geneigte Hakenkreuz (vgl. unten: Das Hakenkreuzlied). Im Jahr 1920 machte die gerade aus der 1919 in München gegründeten „Deutschen Arbeiterpartei“ (DAP) hervorgegangene „Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei“ (NSDAP) das Hakenkreuz zu ihrem Symbol. Nachdem die Nationalsozialisten 1933 im Deutschen Reich an die Macht gekommen waren, bestimmten sie am 15. September 1935 ihre Parteiflagge, als Ersatz zur schwarz-rot-goldenen Fahne der Weimarer Republik, zur Nationalflagge des Deutschen Reichs (siehe auch: Flagge Deutschlands). Von 1933 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 war das Hakenkreuz im Alltag der Menschen im deutschen Reich allgegenwärtig: an Feiertagen bestand die Pflicht, Gebäude mit der Hakenkreuzfahne zu beflaggen, und das Hakenkreuz fand sich nicht nur in Partei-, Amts- und Militärabzeichen, sondern auch auf einer Vielzahl von Alltagsgegenständen, vom Lampenschirm bis zum Schuhlöffel, sogar auf Seifen. Um der Profanisierung des Hakenkreuzes vorzubeugen, wurde eine Kommission gegründet, die die Herstellung von „Hakenkreuz-Kitsch“ untersagte.
Das Hakenkreuzlied
Das Hakenkreuzlied wurde im Jahr 1923 von dem österreichischen Augustiner-Chorherrn Ottokar Kernstock (1848-1928) für die Fürstenfelder Ortsgruppe der Deutschen Nationalsozialistischen Arbeiterpartei (DNSAP) verfasst. Kernstock war Nationalist, hatte während des Ersten Weltkriegs patriotische und den Krieg verherrlichende Gedichte verfasst, verwahrte sich aber – nach Protesten gegen sein Hakenkreuzlied aus der Christlich-Sozialen Partei und der katholischen Kirche – dagegen, ein „Hakenkreuzler“ zu sein. Das Lied solle vielmehr die „ursprünglichen idealen Werte“ der Partei besingen. Kernstock soll auch gegen die „propagandistische Einverleibung“ des Hakenkreuzliedes durch die DNSAP, für die er es ursprünglich komponiert hatte, protestiert haben, als diese es im Wahlkampf in den sudetendeutschen Gebieten der Tschechoslowakei einsetzte.
Beurteilung nach dem Zweiten Weltkrieg
Die Darstellung des Symbols ist in Deutschland, Österreich, Frankreich und vielen anderen Staaten in Verbindung mit verfassungswidrigen Organisationen strafbar. Das Verwenden der Swastika zu friedlichen Glaubenszwecken, zwecks Darstellung im wissenschaftlichen Bereich sowie zur staatsbürgerlichen Aufklärung ist teilweise erlaubt.
In Österreich regelt das Verbotsgesetz den Umgang mit Nationalsozialistischen Organisationen, Gedankengut und deren Symbolik und bestraft den Missbrauch.
In Deutschland bestimmt der § 86a des Strafgesetzbuches – StGB „Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“:
- (1) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer
- 1. im Inland Kennzeichen einer der in § 86 Abs. 1 Nr. 1, 2 und 4 bezeichneten Parteien oder Vereinigungen verbreitet oder öffentlich, in einer Versammlung oder in von ihm verbreiteten Schriften (§ 11 Abs. 3) verwendet oder
- 2. Gegenstände, die derartige Kennzeichen darstellen oder enthalten, zur Verbreitung oder Verwendung im Inland oder Ausland in der in Nummer 1 bezeichneten Art und Weise herstellt, vorrätig hält, einführt oder ausführt.
- (2) Kennzeichen im Sinne des Absatzes 1 sind namentlich Fahnen, Abzeichen, Uniformstücke, Parolen und Grußformen. Den in Satz 1 genannten Kennzeichen stehen solche gleich, die ihnen zum verwechseln ähnlich sind.
Durchgestrichenes Hakenkreuz
Nach neuer Auffassung mehrerer deutscher Staatsanwaltschaften sind auch Darstellungen durchgestrichener Hakenkreuze verboten. Das Mannheimer Amtsgericht hat einen Studenten zum Ableisten von Sozialstunden in einer gemeinnützigen Einrichtung und zur Zahlung einer Geldstrafe von 200 Euro verurteilt, da dieser einen Anstecker, auf dem ein durchgestrichenes Hakenkreuz abgebildet war, getragen hatte. Die Begründung des Gerichts war, dass es nicht eindeutig zu erkennen sei, dass sich der Träger eines solchen Ansteckers gegen den Nationalsozialismus äußert. Im Revisionsverfahren wurde der Student allerdings freigesprochen. Das Lager des Winnender Punk-Versandhandels „Nix-Gut“ wurde von der Polizei durchsucht und Waren, auf denen durchgestrichene oder von einer Faust zerschlagene Hakenkreuze zu sehen waren, beschlagnahmt.
Inzwischen liegt ein Urteil des Landgerichts Tübingen vor, nach dem Darstellungen von z.B. durchgestrichenen Hakenkreuzen nicht strafbar seien, wenn sie für einen „objektiven Beobachter“ eindeutig die Gegnerschaft zum Nationalsozialismus ausdrücken. Das Amtsgericht Tübingen hatte eine Strafbarkeit noch bejaht.
Siehe auch
Weblinks
- Die Entwicklung des Hakenkreuzes zum todbringenden Symbol des Nationalsozialismus – von Peter Diem (Rechts- und Politikwissenschafter)
- Zivilcourage gegen Rechts: Von Polizeibehörden ausgebremst – Beitrag des TV-Magazins Monitor
- sabon.org „Die Swastika – Ihre Geschichte, Herkunft und Bedeutung“
- swastika-info.com Website über die Swastika aus Sicht der religiösen Bewegung Falun Gong
- § 86a StGB Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen
- Vorlage:Gesetz-D
- Vorlage:Gesetz-D