Plenterwald

im Plenterbetrieb bewirtschafteter Hochwald
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Ein Plenterwald ist ein durch Plenterbetrieb enstandener Hochwald. Der Plenterwald ist ein sich stetig verjüngender Dauerwald, in dem Bäume aller Altersstufen kleinstflächig bis einzelstammweise vermischt sind. Diese Struktur wird durch eine forstwirtschaftlichen Betriebsform erreicht, die keine flächige Nutzung (bis hin zum Kahlschlag) vornimmt, sondern hiebreife Bäume einzelstammweise nutzt.

Trotz des vermeintlich urwaldähnlichen Charakters stellt der Plenterwald eine Kulturform dar. Im Gegensatz zum Urwald ist sehr viel weniger Totholz vorhanden und die Artenzusammensetzung wird gesteuert. Plenterung ist aber eine Bewirtschaftung, die - in Abhängigkeit der potentiell natürlichen Waldgesellschaft - einer natürlichen Struktur des Waldes eher entspricht als die des Altersklassenwaldes. Der Plenterwald ist vertikal stark differenziert, dies aber in der Fläche relativ homogen. Im Gegensatz dazu ist die Struktur des Femelwaldes in der Fläche ungleichförmiger.

Nicht alle Baumarten und Standorte eignen sich zur Plenterung. Plenterung im eigentlichen Sinne ist eine Bewirtschaftung von Schattenbaumarten, üblicherweise Fichten und Weißtanne. Sie ist meist an das Vorkommen der Weißtanne gebunden. Der Weißtanne ist es aufgrund ihrer besonderen Schattentoleranz und Wuchsdynamik möglich, Jahrzehnte im Unterstand zu verharren und nach Freistellung noch zu einem herrschendem Baum heranzuwachsen.

Die Nachhaltigkeit der Holznutzung eines Forstbetriebes wird im Plenterwald durch das in jeder Fläche vorhandene Nebeneinander von Bäumen verschiedenen Durchmesserstufen angestrebt. Im Gegensatz dazu ist beim Altersklassenwald der Durchschnitt über alle Flächen eines Betriebes Berechnungsgrundlage der nachhaltigen Nutzungsmasse.

Vergleich der Stammzahlverteilungen im Alterklassen- und Plenterwald.

Die Nachhaltigkeit des Plenterwaldes wird am Verhältnis von Stammanzahl zu Durchmesserverteilung gemessen, an der Plenter- oder Gleichgewichtskurve. Sie ist eine logarithmisch fallende Kurve von einer hohen Anzahl dünner Bäume zu einer geringen Anzahl dicker Bäume. Das Herstellen eines solchen Gleichgewichts aus einem einschichtigen Bestand erfordert dort, wo es überhaupt möglich ist, eine zielgerichtete forstliche Tätigkeit über mehrere Generationen.

Geschichte

Bis zum 19. Jahrhundert wurden Plenterwälder überwiegend nicht geregelt genutzt. Die mißbräuchliche, ungeregelte einzelstammweise Nutzung von Wäldern führte zum Plünderwald - ein früher teilweise synonym zu Plenterwald gebrauchter Begriff. Von 1827 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war Plenterung in weiten Teilen Frankreichs und Deutschlands daher verboten. Die Kontrolle der Einhaltung einer geregelten Nutzung ist im Altersklassenwald wesentlich einfacher. Die richtige/wirkliche Plenterung erfordert die Auseinandersetzung mit jedem einzelnen Baum von einer gewissen Stärke des Stamms an.

Erhalten hat sich diese Wirtschaftsform unter Mißachtung der ehemals geltenden Vorschriften durch Besitzer wie Förster in südwestdeutschen Bauernwäldern sowie im westlichen Thüringen (Hainich, wo aufgrund der guten Standorte die Sonderform des Buchenplenterwalds etabliert werden konnte).

Das "Land des Plenterwaldes" ist die Schweiz.

Siehe auch: Wald, Femelwald, Mittelwald, Durchforstung, Forsteinrichtung, Mosaik-Zyklus-Konzept, Portal Umweltschutz, Plänterwald, Waldgesellschaften Mitteleuropas

Literatur:

  • Der Plenterwald und weitere Formen strukturierter und gemischter Wälder, Jean-Philippe Schütz; Parey Buchverlag Berlin 2001; ISBN 3-8263-3347-0