Seil
Ein Seil ist ein aus zusammengedrehten Fasern oder Drähten bestehendes längliches elastisches Produkt zur Übertragung von Zugkräften.
Fasern, Litzen und Kardeelen
Die Fasern eines Seils sind zu millimeterdicken Fäden gesponnen (etwa 1 - 3 mm) und gruppenweise zu Litzen zusammen gedreht. Ein dünnes Seil besteht aus 3 bis 4 solcher Litzen, die verdrillt werden. Dickere Seile (Trossen) bestehen wiederum aus mehreren dünneren Seilen, die miteinander verdrillt werden und in dieser Funktion Kardeelen heissen.

Seile werden aus Naturfasern (Hanf, Naturseide, Flachs), Chemiefasern (Polyester, Polyamid (Nylon, Perlon),Polypropylen, Polyäthylen) oder Metall:Drahtseil (Stahl, Edelstahl) hergestellt. Früher wurden Seile per Hand auf Seilerbahnen, auch Reeperbahnen genannt, gedreht. Heutzutage erfolgt die Herstellung maschinell mittels Seilschlagmaschinen. Sie tragen diesen Namen, weil man das Verdrillen der Kardeelen auch schlagen nennt, um es vom flechten zu unterscheiden.
Seillagen, Stahl und Textile
Seile können auch aus mehreren Lagen bestehen. Dabei werden dünne Seile als Kardeelen noch einmal zu einem dickeren Seil geschlagen. Dabei ist zu beachten, dass die Schlagrichtung der Kardeelen und des gesamten Seils entgegengesetzt ist. Das verhindert ein durch die eigene Elastizität und durch die Zugkraft hervorgerufenes Aufdrehen des Seiles und verbessert auch andere Eigenschaften - zum Beispiel beim Klettern. Stahlseile werden um ein inneres Seil herum angefertigt, das man Seele nennt. Stahlseile mit einer Stahlsehle haben eine größere Bruchlast (die Kraft, bei der das Seil bricht, also reißt), und mit einer Hanfseele sind sie biegeschlaffer, also leichter zu handhaben und unempfindlicher gegen kleiner Krümmungsradien unter Belastung.
Bei Stahlseilen werden oft noch textile Fäden zusätzlich mit verdreht oder verdrillt, die mit Öl getränkt sind. Durch ständige Abgabe des Öles beim Bewegen des Seiles erfolgt dadurch eine geringe Schmierung des Seiles und es wird geschmeidiger. Außerdem wird Rost am Seil verhindert.
Statt geschlagenen (d.h. verdrillten) Seilen werden oft auch geflochtene Seile verwendet, die den Vorteil haben, dass sie noch biegsamer sind, sich nicht aufdrehen, aber eine größere Oberfläche haben. Doch nicht bei jedem Verwendungszweck ist die größere Oberfläche von Vorteil.
Bezeichnungen
Seemännisch unterscheidet man zwischen Leinen (dünnen Seilen) und Trossen (dicken Seilen). Schiffe werden mit Festmacherleinen festgemacht, jedoch mit Schlepptrossen geschleppt. Unter einem Tampen versteht man umgangssprachlich-seemännisch (leicht abwertend) ein kurzes Stück Seil, das z.B. griffbereit lose herumliegt oder herunterhängt. Der Begriff Tau ist seemännisch eher nur als Wortteil gebräuchlich, etwa Tauwerk oder auf einem Segelschiff die Geitaue zum aufgeien eines Rahsegels. Ein früher gängiger Begriff war auch das Reep als Bezeichnung in der Seefahrt für ein Tau oder eine Trosse. Von dieser Bezeichnung leitete sich auch die Berufsgruppe der Reeper bzw. Reepschläger und auch die Reeperbahn als Fertigungsort der Reepe ab.
Seile haben nicht nur in der Seefahrt, sondern auch im Bauingenieurwesen einen hohen Stellenwert, man denke an das Münchner Olympia-Stadion oder den Brückenbau. Eine Begriffsvielfalt wie in der Seefahrt ist anderswo unüblich, Seil ist die gebräuchliche Fachbezeichnung.
Textile Seile werden laienhaft-umgangssprachlich auch als Strick bezeichnet.
Knoten und ihre Anwendungen
Einige Knoten und ihre Anwendung sind:
- Kreuzknoten zur Verbindung zweier gleich starker Leinen.
- Schotstek zur Verbindung zweier sehr unterschiedlich starker Leinen.
- Webleinstek zum anknoten um einen Starrkörper herum (z.B. Leitersprosse)
- Palstek, um ein Auge zu knoten.
- Doppelter Palstek, um ein hoch belastbares Auge zu knoten.
- Achtknoten als Stopper.
- Deutsche oder Englische Trompete zum Verkürzen und anschließenden Belasten.
Siehe auch Knotenkunde, Schifferknoten
Aufbewahrung und Pflege
Für längere Aufbewahrung ist es für viele Seile am besten, sie auf einer Seiltrommeln aufzuspulen; trockene und nicht zu warme Räume sind im Allgemeinen vorzuziehen. Doch manche Materialien brauchen gewisse Feuchtigkeit.
Wenn ein Seil gewaschen werden muß, verwendet man bei Kletterseilen (siehe unten) kaltes Wasser und läßt es dann langsam an der Luft - keinesfalls in praller Sonne - trocknen. Man sollte es grundsätzlich nicht mit Reinigern oder sonstigen haushaltsüblichen Chemikalien zusammenbringen.
Kletterseile
Eine häufige Anwendung von Seilen ist ihr Gebrauch beim Bergsteigen und Klettern. Bei einer Seilschaft sichert sich eine Gruppe gegenseitig gegen die Gefahr eines Absturzes. Einzelne Personen benützen die Selbstsicherung mit Haken und speziellen Klettertechniken.
Die verwendeten Seile waren früher meist aus Hanf; heute werden synthetische Materialien verwendet. Sie sind bei geringerem Gewicht und Durchmesser stabiler, scheuerfester und besser knotbar. Außerdem werden sie bei Regen kaum schwerer und frieren später nicht so leicht ein. vgl. auch Kletterseil
Halb- und Einfachseil, Seilverhau
Am Berg werden meist Einfachseile benützt, doch gibt es auch Halb- und Zwillingsseile. Einfachseile haben etwa 9 - 12 mm Durchmesser und sind rund 50 Meter lang, es gibt sie für technisches Klettern auch als Meterware. Gegen den Seilverhau (das Verwirren beim Auf- oder Abwickeln) hilft sorgfältiges Legen oder kleine Taschen - außerdem soll es sich werfen lassen und dabei nicht zu sehr verwinden (Krangeln). Zum Sichern und für das Herstellen von Brustgeschirren gibt es eine Reihe spezieller Knoten, die zum Einmaleins des Kletterns gehören.
Siehe auch: Seilwinde
Weblinks
- Einsteiger-Infos für das Hallenklettern (Knoten, Sicherungstechnik)
- Einsteiger-Infos für das Sportklettern (Knoten, Sicherungstechnik)
- Kletterausrüstung (Kletterseile)
- Seilerei im Mittelalter (Erläuterung, Materialien und Technik)