Joseph Goebbels

hoher NSDAP-Funktionär, u. a. Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda 1933–1945
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Dr. Paul Joseph Goebbels (* 29. Oktober 1897 in Rheydt (heute Mönchengladbach); † 1. Mai 1945 in Berlin) war ein deutscher Politiker und Propagandaminister während der Zeit des Nationalsozialismus. Seine Ehefrau Magda Goebbels wurde zur prominenten deutschen Vorzeigefrau. Die Hochzeit fand am 19. Dezember 1931 statt. Die Familie Goebbels war die nationalsozialistische Vorzeigefamilie.

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Porträt Joseph Goebbels

Biographie

Die frühen Jahre

Herkunft und Kindheit

Goebbels wurde 1897 als dritter Sohn von Fritz und Katharina (geb. Odenhausen) geboren. Ebenso wie seine Geschwister, Konrad, Hans und die jüngere Schwester Maria (verh. Kimmich und spätere Erbin von Goebbels.) wurde er in einem katholischen Elternhaus erzogen. Sein Vater war zunächst Tagelöhner, Handlungsgehilfe und schließlich Prokurist einer Dochtfabrik, während seine Mutter in ihrer Jugend als Magd arbeitete. Im Alter von vier Jahren erkrankte Joseph Goebbels an einer Knochenmarksentzündung, durch den sein rechter Unterschenkel verkümmerte und sein Klumpfuß entstand.

Goebbels erlebte diese Krankheit rückblickend als eine „Zeichnung“ durch eine höhere Gewalt, die er Zeit seines Lebens zu kompensieren versuchte. Bereits im Schulalter versuchte er, seine körperliche Behinderung zu reflektieren und verlor sich so in einen Schicksals- und Heldenglauben, der ihn Zeit seines Lebens begleitete.

Seine ausgeprägte Fantasie, die sich immer mehr auch in einer enormen Fähigkeit zur Autosuggestion niederschlug, lebte er bereits sehr früh auch in literarischer Tätigkeit aus. Sowohl seine körperliche Behinderung, als auch seine, in der Schulumgebung nicht adäquat empfundene Herkunft, stachelte seinen Ehrgeiz soweit an, dass er schließlich 1917 als Jahrgangsbester sein Abitur ablegte.

In dieser Zeit (also während des Ersten Weltkriegs) erlebte Goebbels seine Heldenphantasien und romantischen Vorstellungen als scheinbare Realität des Krieges. Da er aber wegen seiner Behinderung nicht an die Front konnte, versuchte er in einem zivilen Einsatz, diese wieder zu kompensieren.

Studium und Beruf

Während er zunächst Priester werden wollte, studierte er schließlich Literatur und Philosophie. Doch mit dem Ende des Krieges erlebte auch Goebbels eine Krise, die zu einer zunehmenden Orientierungslosigkeit führten. Seine literarischen Ambitionen nach dem 1. Weltkrieg fanden bei Verlagen und Zeitungen zunächst keine Beachtung und er fand sich trotz seines frisch erworbenen Doktorats wieder in einer Außenseiterposition.

Goebbels setzte sich zu dieser Zeit mit den verschiedensten Ideologien auseinander, allerdings immer unter dem Blickwinkel des „Nationalen“, das für ihn immer mehr zum Glaubensersatz wurde. Da er Republik als eine Folge des verlorenen Krieges sah, sympathisierte er „aus der Ferne“ (siehe Erinnerungsblätter Ostern 1919) selbst mit einer deutschen roten Armee, die nach dem mißlungenen Kapp-Putsch auf Berlin losmarschierte.

Goebbels bewegte sich, seiner Zeit durchaus entsprechend, zwischen den radikalen Ideologien, die vom Untergang so genannter alter Werte und Erschaffung neuer Gesellschaftssyteme geprägt waren. Gerade in den jungen nationalkonservativen Kreisen war man von Kriegswirtschafts- und sozialistischen Verwaltungssystemen durchaus angetan, wenn auch aus dem Bewusstsein, dass nur eine Führerelite über den Rest des Volkes herrschen sollte. Überspitzt und fern von jeglicher Realität bezeichnete sich Goebbels auch selbst mal als Kommunist - wenn er auch gleich darauf hinwies, dass er Karl Marx´ Lehren für falsch hielt. Schließlich hielt er sich auf jeden Fall für den besseren nationalen Sozialisten.

Nachdem ihn 1920 auch seine Freundin Anka Stalherm verlassen hatte, verlor er gänzlich jeden Rückhalt. Seine materielle Not ließ ihn daher auch immer mehr zum Schluss kommen, dass die Geldwirtschaft an sich das Übel schlechthin sei. Bis zu diesem Zeitpunkt war Goebbels kein besonders ausgeprägter Antisemit (obwohl ihn die Tatsache, dass seine neue Freundin Else Janke eine jüdische Mutter hatte, etwas irritierte.) Seit 1922 beschäftigte er sich immer mehr mit den Schriften von Spengler und Houston Stewart Chamberlain.

Widerwillig nahm er zu dieser Zeit auf Vermittlung seiner damaligen Freundin 1923 eine Stelle bei der Dresdner Bank an, die er aber bereits nach neun Monaten im September des selben Jahres verlor. Erst ab diesen Zeitpunkt glaubte Goebbels im Kapitalismus langsam eine Verschwörung des Judentums zu sehen.

Goebbels Aufstieg

Politische Anfänge

Zu dieser Zeit stieß er nun auf die Nationalsozialisten. Er betätigte sich ab 1924 im nationalistischen Umfeld als Redakteur und Redner. Er fand dabei viel Zuspruch und Ermutigung. Goebbels wurde Gaugeschäftsführer in Rheinland-Nord. Parteifreunde fand er unter den Anhängern Gregor Strassers, dem damaligen Stellvertreter Hitlers in Norddeutschland, die zum "linken" Flügel der NSDAP zählten. Dieser „Flügel“ verstand sich als die eigentliche, revolutionäre Kraft innerhalb der Partei, die sich vom „bürgerlichen“ München unterscheiden wollte. Gleichzeitig empfand man die Kommunisten und besonders ihre „internationale Ausrichtung“ als Bedrohung einer nationalen Einstellung.

So war es kein Wunder, dass Goebbels, besonders unter den Eindruck Hitlers, im Marxismus eine „jüdische Mache“ sah, die Hand in Hand mit dem demokratischen Kapitalismus gegen Deutschland gerichtet sei. Trotz, bzw. gerade aus dieser Denkart lässt sich erklären, dass die NSDAP sowohl links als auch rechts des politischen Spektrums Menschen radikalisierte und für sich einnahm. Gleichzeitig entstand daraus ein Lagerkonflikt innerhalb der Partei zwischen dem „linken, revolutionären Flügel“, dem Strasser und in erster Linie die SA in Norddeutschland angehörte und dem „rechten nationalkonservativen Flügel“, der sich vor allem in der Parteiorganisation rund um Hitler in München bildete.

Goebbels und Strasser II

Goebbels war auch in seiner eigentlichen politischen Heimat nicht unumstritten. So nannte ihn der Führer des Gau Rheinland-Nord, Alex Ripke gegenüber Hitler einen Bolschewiken und Goebbels bezichtigte ihn dafür, "ein Reaktionär" zu sein. Goebbels gewann die Auseinandersetzung und stieg langsam innerhalb der Parteistruktur unter Strasser auf.

Er bildete unter Strasser 1925 die „Arbeitsgemeinschaft Nord-West“ mit den Gauleitern Vahlen, Lohse, von Pfeffer (spätere SA Führer), Haase und Robert Ley (dem späteren Reichsorganisationsleiter der NSDAP).

Als sich Adolf Hitler gegen Strasser durchsetzen konnte, wechselte Goebbels in dessen Lager. Adolf Hitler hatte die Talente von Goebbels erkannt. Goebbels, jetzt endgültig zum eifrigen Verehrer Hitlers gewandelt, unterstützte mit seiner Rhetorik und seinen Kampagnen die Politik seines "Führers".

In Goebbels Terminologie, die sich, wie bei bei seinem Vorbild selbst, immer religiöser Vorstellungen bedient, wechselt der anfängliche „Prophet“ Hitler zum Apostel und wird schließlich mit Beginn des Krieges zum „Auserwählten“, wenn auch nur den der Vorsehung.

Die Zeit mit Gregor Strasser

Goebbels, der in Rheinland-Westfalen als Agitator tätig war, wurde Privatsekretär von Gregor Strasser. Mit den Brüdern Strasser gab er ab dem 1. Oktober 1925 die Nationalsozialistischen Briefe heraus.

Kritiker aus dem rechten Lager kritisierten die Sprache Goebbels' als kommunistisch. Goebbels und die Brüder Strasser waren in der Partei Vertreter des "linken" Flügels. Für sie lag das Interesse mehr beim Sozialismus als beim Nationalismus.

Es schien Goebbels zu dieser Zeit auch nicht abwegig, dass Deutschland ein Bündnis mit der Sowjetunion eingehen sollte. So feierte er in seinen Beiträgen Lenin als den "nationalen Befreier" Russlands. Auch sollte Deutschland nicht für den Kapitalismus kämpfen. Trotz dieser Ansichten verstand sich Goebbels nicht als Kommunist.

Zu dieser Zeit ging Goebbels auch auf Distanz zu Hitler, obwohl er den Parteiführer bisher sehr verehrt hatte. Goebbels wollte nicht akzeptieren, dass Hitler Gelder von Industriellen dankbar entgegennahm. Goebbels wollte den Flügel um die Strasser-Brüder stärken, die Machtzentrale der Partei sollte von München nach Norddeutschland verlegt werden. Hitler sollte nur noch Ehrenvorsitzender der Partei sein und Gregor Strasser Parteiführer.

Hitler kannte und schätzte Goebbels als geschickten Propagandisten und wollte ihn von der Strasser-Fraktion abwerben, was ihm auch gelang. Hitler zeigte Goebbels die Abschnitte aus "Mein Kampf", die sich mit Propaganda und Organisation beschäftigten. Goebbels war von diesen Thesen begeistert. Seine alte Verehrung Hitlers erstarkte wieder, und er wurde zum treuen Gefolgsmann.

Erste Auftritte in Berlin

Goebbels wurde zwar nun nicht gleich zum Leiter der Propaganda der NSDAP ernannt, aber er erhielt den Posten des Gauleiters von Berlin. Propagandachef wurde zunächst Gregor Strasser.

Berlin war zu dieser Zeit eine Stadt, in der Kommunisten und Sozialdemokraten die Mehrheit hatten. Die Berliner NSDAP war desorganisiert und ihre Anhänger zerstritten, und der Einfluss in der Stadt war gering. Goebbels warf zahlreiche Mitglieder aus der Partei, mit dem Ziel, neue Mitglieder zu werben, die der Partei nutzten.

Bereits seine erste Aktion in Berlin zeigte die Methoden von Joseph Goebbels. Im Berliner Arbeiterbezirk Wedding mietete er einen Saal, der sonst von den Kommunisten genutzt wurde. Die Werbeplakate für die Veranstaltung ahmten die kommunistischen Vorbilder nach. Alle Berliner Mitglieder der NSDAP mussten am 11. Februar 1927 an einem Demonstrationszug durch den Wedding teilnehmen. Damit provozierte er die Berliner Kommunisten, die in ihren Zeitungen "blutige Drohungen" gegen die Veranstaltung der Nationalsozialisten ausstießen.

Am 11. Februar kam es dann zur von den Nationalsozialisten erwarteten Saalschlacht. SA-Leute strömten in den Saal und prügelten auf ihre Gegner ein. Goebbels bewahrte dabei auf dem Podium die Ruhe und gewann damit unter den SA-Leuten Anerkennung. Nach der Prügelei ließ er die Tragen mit den verletzten SA-Leuten auf die Bühne bringen. Vor dem Publikum drückte er den Verletzten die Hand. In seiner anschließenden Rede stachelte er die Zuschauer auf. In kurzen, stakkatohaften Sätzen würdigte er die SA-Männer und weckte die Empörung der Zuhörer.

Goebbels, im Rheinland bereits erfolgreich, spielte hier sein ganzes rhetorisches Talent aus. Er hatte mit seinem Auftritt Erfolg. Am nächsten Tag berichteten die Zeitungen über die Saalschlacht. Das Parteibüro wurde mit über 2600 Mitglieder-Neueintritten überschwemmt. 500 Männer wollten in die SA eintreten.

Bei einer weiteren Veranstaltung wurde am 4. Mai 1927 ein Pfarrer von SA-Leuten krankenhausreif geschlagen. Der Polizeipräsident von Berlin verbot daraufhin die NSDAP in Berlin. Goebbels war wieder auf den Titelseiten. Er verstand es in den weiteren Wochen, die Partei als Opfer darzustellen.

Er schrieb: "Man begann, uns zu verleumden und zu beschimpfen ... Jetzt schäumte der Gegner vor Wut ... Wer von Euch hätte je geglaubt, dass wir so stark seien." (S. 83-84). Goebbels gründete in diesen Monaten Clubs in der Stadt, um das Parteiverbot zu umgehen. Hier konnte er seine Reden halten. Daraufhin wurde ihm für Preußen Redeverbot erteilt.

Goebbels nutzte die Situation geschickt für sich aus, indem er sich als Held wie als Märtyrer darstellte. Ein gefälschtes Bild, das ihn in Fesseln zeigte, prangte auf der Titelseite des "Völkischen Beobachters". In mehreren Artikeln schrieb er reißerisch, wie er von Kommunisten verfolgt würde.

Erste Autritte in Berlin II

Eine der ersten Aufträge führte Goebbels nach Berlin. Hier hatten die Kommunisten in vielen Stadtbezirken großen Einfluss. Er betätigte sich als Agitator, der auch nicht davor zurückschreckte, in "roten" Arbeitervierteln aufzutreten. Geschützt durch die SA und seinem rhetorischen Talent gelang es ihm, den Einfluss der NSDAP in Berlin auszuweiten. Geschickt verstand er es, Opfer in den eigenen Reihen zu glorifizieren, indem er sie zu "Blutzeugen" der Partei machte. Obwohl die Nationalsozialisten in Berlin immer eine Minderheit blieben (sogar unterdurchschnittlich im Landesvergleich), schien Goebbels für diese Stadt ideal zu sein und versuchte um nichts an Brutalität und Fanatismus seinem Vorbild in München nachzustehen.

In dieser Zeit lieferte er sich erbitterte Kämpfe mit dem Berliner Polizeipräsidenten Bernhard Weiß, der immer wieder versuchte, Goebbels, zum Teil mit massivem Polizeieinsatz,in seiner Propagandatätigkeit zu behindern. Verächtlich titulierte Goebbels ihn als "Isidor Weiß" (Weiß war Jude) und "ViPoPrä" (Vize-Polizei-Präsident).

Die zahlreichen Vergehen brachten Goebbels zahlreiche Prozesse und Strafzahlungen ein und obwohl es im Lauf der Zeit durchaus Tote und Verletzte bei den Ausschreitungen gab, wurde Goebbels nie ernsthaft durch Haft gefährdet.

"Der Angriff"

Als ein weiteres Presseorgan gründete Goebbels die Zeitung "Der Angriff". Eine große Plakataktion kündigte das Erscheinen des Blattes am 4. Juli 1927 an. Zuerst erschien die Zeitung an wenigen Kiosken, und Goebbels war mit dem Erscheinungsbild zunächst nicht einverstanden.

Er formte das Blatt zur Arbeiterzeitung um, das gegen die "Ausbeuter" wetterte. Für Gregor Strasser, der die "Berliner Abendzeitung" in Berlin herausgab, war Goebbels' Blatt eine ungeliebte Konkurrenz. Zwischen den Verkäufern der beiden Blätter kam es in der Folgezeit zu handgreiflichen Auseinandersetzungen.

Am 29. Oktober 1927 wurde das Redeverbot für Goebbels aufgehoben. "Der Angriff" wurde zum Sprachrohr für Joseph Goebbels, der auf jeder Titelseite mit einem Leitartikel vertreten war. Ziel der Zeitung war die Verunglimpfung und Verleumdung politischer Gegner.

Goebbels hatte sich jetzt in Berlin eingelebt, er war "hart" und "kalt" geworden. Mit beißender Ironie und Berliner Jargon attackierte er seine Gegner. Er genoss es, von diesen beleidigt zu werden. Als er ein Mal als "Oberbandit" bezeichnet wurde, verwandte er diesen Begriff gleich auf einem seiner Plakate, auf denen er sich ankündigte unter: "Heute abend spricht Oberbandit Dr. Goebbels".

Am 9. Januar 1929 wurde er von Hitler zum Reichspropagandaleiter ernannt.

Der Angriff II

Er redigierte auch den "Angriff" und war seit 1930 Reichspropagandaleiter der Partei. Goebbels erkannte früh die Macht der Medien und nach dem 30. Januar 1933 sollte er diese geschickt für die Partei einsetzen.

Propagandaleiter

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Goebbels steht in Uniform auf einem Podest und hält eine Rede, hinter ihm Uniformierte

Goebbels begann nun Massenveranstaltungen zu inszenieren. Begleitet von Garden und Fahnenträgern wurde der Redner der Veranstaltung in den Saal geführt. Da Goebbels nicht bei allen Veranstaltungen als Redner auftreten konnte, organisierte er eine Abteilung für Redner. Diese wurden für ihre Auftritte genau instruiert und wurden bei ihren Auftritten überwacht.

Obwohl Goebbels es geschickt verstand, die Massen zu lenken, verachtete er seine Zuhörer und wunderte sich, wie einfach die Beeinflussung des Menschen war. Neben seinen Propagandaaktionen förderte und leitete er den Terror durch die SA. Er stilisierte die Männer der SA als Heroen in seinen Zeitungsartikeln.

Der Tod von Horst Wessel bot Goebbels eine Gelegenheit, einen Helden zu schaffen. Er organisierte ein prunkvolles Begräbnis, bei dem er die Trauerrede hielt. Dabei verschwieg er die wahren Hintergründe des Todes von Horst Wessel und erschuf eine neue Legende.

Wahlen

Für die Wahlen am 14. September 1930 mobilisierte Goebbels die ganze Partei. Er verkündete, dass die Nationalsozialisten 40 Sitze im Reichstag erreichen wollten. Auf über 6000 Veranstaltungen traten die von Goebbels ausgesuchten Redner auf. Unzählige Plakate erschienen im Land. Die Zeitungen der NSDAP vervielfachten ihre Auflage.

Das Wahlergebnis: 18 Prozent der Stimmen wurden für Hitler abgegeben, und 107 Abgeordnete zogen in den Reichstag. Goebbels' Einfluss wuchs an. Er musste nun nicht mehr um Geld für seine Kampagnen betteln. Zahlreiche Industrielle spendeten jetzt im großen Stil der NSDAP. "Der Angriff" erschien jetzt täglich.

Die Politik des Reichskanzlers Heinrich Brüning trieb den Nationalsozialisten weitere Mitglieder zu. Die Millionengrenze wurde überschritten. Goebbels nutzte diese Krisensituation, in dem er allen alles versprach, wenn die Nationalsozialisten an die Macht kämen. Dass manche Versprechen anderen Zusagen widersprachen, fiel für ihn dabei kaum ins Gewicht.

So versprach er den Hausbesitzern steigende Mieteinnahmen, den Mietern sinkende Mieten. Der Wahlsieg brachte aber noch nicht den gewünschten Einfluss für die NSDAP. Die Wahl des Reichspräsidenten 1932 bot sich für Goebbels dazu an, den Durchbruch zu erringen. Es gelang ihm, Hitler zur Gegenkandidatur gegen Hindenburg zu bewegen.

Goebbels setzte wieder seine Propagandamaschine ein. Plakate und unzählige Redner warben für Hitler. Goebbels selber trat täglich an bis zu drei Orten auf. Doch die Wahl ging knapp verloren, aber auch Hindenburg verpasste die absolute Mehrheit.

Goebbels wertete die eigenen Fehler des ersten Wahlganges aus. Hitler sollte im nächsten Wahlgang noch häufiger auftreten. Dazu wurde für Hitler ein Flugzeug gechartert. Die eigenen Journalisten wurden instruiert, wie sie von den Auftritten Hitlers zu berichten hatten. Hitler gewann zwar Stimmen hinzu, doch Hindenburg blieb im zweiten Wahlgang Sieger.

Goebbels organisierte nun mehrere Wahlkämpfe in den deutschen Ländern in der gewohnten Weise. Neu war, dass er dabei den Reichskanzler Brüning zum öffentlichen Rededuell herausforderte. Doch Brüning lehnte ab. Die Kampagnen zeigten deutliche Erfolge in Württemberg, Bayern und Preußen.

Doch Goebbels beschränkte sich nicht nur auf Wahlpropaganda. Er setzte auch auf Provokationen und Terror. So prügelten die NS-Abgeordneten im Reichstag auf die Vertreter der Kommunisten ein, Krawalle wurden angezettelt.

Vor der Macht

Am 31. Juli 1932 errangen die Nationalsozialisten einen weiteren Sieg, 230 Abgeordnete stellte die NSDAP. Doch die Stimmen für die NSDAP gingen in den folgenden Wahlen in den Ländern zurück. Die Partei geriet in finanzielle Schwierigkeiten. Gregor Strasser wollte diesen Abschwung dadurch auffangen, in dem er Hitler zu Koalitionen mit anderen Parteien riet. Doch Goebbels war strikt dagegen. Er konnte Hitler davon überzeugen, dass Zusammenarbeit mit anderen Parteien nicht in Frage kam.

Goebbels wollte aber den Abwärtstrend der Partei abwenden. Die Gelegenheit bot ihm die Wahl zum Landtag von Lippe-Detmold. Obwohl das Land unbedeutend war, organisierte Goebbels eine große Wahlkampagne. Die gesamte Führung trat hier an, vor oft nur wenigen Zuhörern.

Der Wahlerfolg war groß und ebenso das publizistische Echo. Am 30. Januar 1933 hatten es Hitler und seine Anhänger geschafft. Hitler nahm die Paraden der SA in Berlin ab, hinter ihm stand Joseph Goebbels. Er schrieb in sein Tagebuch: "Das neue Reich ist erstanden ... Wir sind am Ziel. Die deutsche Revolution beginnt."

Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda

Am 13. März 1933 wurde Goebbels Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda. Die von ihm gegründete Reichskulturkammer überwachte und regelte Presse, Literatur, Musik, Film und Radio. Viele jüdische Vertreter dieser Kultursparten wurden von Goebbels aus ihren Berufen verbannt.

Die Presse dirigierte er durch seine Presseanweisungen, oppositionelle Zeitungen gab es nicht mehr. Durch die Gleichschaltung aller Medien konnte er die Politik der NSDAP propagieren. Kampagnen in der Presse dienten dazu, das so genannte "gesunde Volksempfinden" zu mobilisieren.

Die Pogrome in der Reichskristallnacht am 9./10. November 1938 wurden vom ihm, wie man heute annimmt, direkt - und nicht nur propagandistisch - vorbereitet.

Im Zweiten Weltkrieg sorgte Goebbels mit seinen Durchhalteparolen dafür, dass die deutsche Bevölkerung die Leiden des Krieges weiter erduldete. Bekannt wurde seine Rede im Berliner Sportpalast, in der er die Bevölkerung nach dem Desaster in Stalingrad zum "totalen Krieg" aufrief.

Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda II

Am 13. März 1933 wird Goebbels zum Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda ernannt. Hier wurde festgelegt, was in den Zeitungen geschrieben und im Radio gesendet werden durfte. Genaue Instruktionen des Propagandaministerium regelten bis ins kleinste Detail die Berichterstattung der Medien. Die Reichspropagandaämter und der Sicherheitsdienst der SS berichtetem dem Ministerium regelmäßig über die Einhaltung der Richtlinien und die Stimmung in der Bevölkerung. Schrifttum, Presse, Theater, Rundfunk, Bildende Kunst und Film unterstanden der totalen Kontrolle von Goebbels. Zementiert wurde dies am 22. September 1933 durch das Reichskulturkammergesetz. Für Goebbels war der Rundfunk das wichtigste Propagandamedium zur Beeinflussung der Bevölkerung. Die Bereits 1932 von der Regierung von Franz von Papen durchgesetzte Verstaatlichung des Rundfunks, ermöglichte den Nationalsozialisten nach der Machtübernahme die zügige Gleichschaltung. Der Rundfunk wurde so zum perfekten Sprachrohr und Meinungsumbildungsinstrument des Staates. Im August 1933 wurde, damit auch im entlegensten Winkel des 'Führers Stimme' gehört werden konnte, der Volksempfänger (von der Bevölkerung auch Goebbels' Schnauze genannt) entwickelt. Dieser kostete nur 35 Reichsmark, und war so für jedermann erschwinglich. Aber auch der Film war ein wichtiges Instrument. 3/4 der gedrehten Filme im Dritten Reich waren Komödien, Es gab aber auch antisemitische Hetzfilme wie z.B Jud Süß oder Der ewige Jude. Goebbels Propaganda gipfelte im November 1938 mit der von ihm organisierten Reichskristallnacht. 1940 war Goebbels Herausgeber und Leitartikler der Wochenzeitschrift Das Reich, in der er während des Zweiten Weltkriegs unter anderem den Endsieg und den Einsatz von 'Wunderwaffen' beschwor.

Suizid

Am Sonntag, den 22.4.1945 beschloss Goebbels endgültig in den Führerbunker zu ziehen, um ganz nah bei seinem "Führer" zu sein. Seine Frau folgte ihm am Abend mit den gemeinsamen Kindern. Goebbels bezog mehrere Räume im sogeannten Vorderbunker. Hitler ernannte Goebbels am 29. April 1945 noch zum Reichskanzler. Am selben Tag heiratete er Eva Braun. Goebbels war Trauzeuge, seine Kinder dürfen die Blumenkinder spielen. Am Abend des 1. Mai 1945, gegen 19 Uhr begeht Goebbels mit seiner Frau Magda († 43) zusammen Selbstmord. Am Morgen hatte der SS-Arzt Helmut Kunz auf seine Veranlassung seine 6 Kinder betäubt, und aller warscheinlichkeit hat Magda daraufhin ihre Kinder (12 - 4 Jahre ) mit Zyankali vergiftet. Die Leichen von ihm und seiner Frau werden am Morgen des 2. Mai, kurz vor Anrücken der Roten Armee im Garten der Reichskanzlei verbrannt. Die Rote Armee findet die Leichen schließlich am Nachmittag, nach der Eroberung.

Die Familie Goebbels

Joseph Goebbels hatte zusammen mit seiner Frau Magda folgende Kinder:

  • Helga († 12)
  • Hildegard († 11)
  • Helmut († 9)
  • Hedwig († 8)
  • Holdine († 7)
  • Heidrun († 4)

Der Öffentlichkeit waren die Kinder als Helga, Hilde, Helmut, Hedda, Holde und Heide bekannt. Medienwirksam stilisierte Goebbels seine Familie zur idealen nationalen Vorzeigefamilie, dabei machte er sogar vor seinen Kindern nicht halt. Seine Familie war ein weiterer wichtiger Teil seiner Propaganda. So wurden seine Kinder Helga, Hilde und Helmut im August 1938 vor die Kameras der UFA gestellt, um die medienwirksame Versöhnung des Ehepaares Goebbels zu präsentieren. "Ob denn der Vater nun wieder lieb wäre," fragte Magda ihre Töchter worauf diese natürlich mit Ja antworteten. Dieses hatte Magda ihnen vorher natürlich genau eingebläut. So ließ Goebbels seine Kinder ohne deren Wissen 1939 in einem Film auftreten, der die Euthanasie Behinderter propagieren sollte. Die Goebbels-Kinder werden dort als positiver Kontrast zu abstoßenden Behinderten gezeigt.

Allein 1942 sah man die Goebbels-Kinder 34 mal in den Wochenschauen, wo sie jedesmal das familiäre Idyll präsentierten. So sangen sie dem Vater zu seinem 45. Geburtstag ein Ständchen, halfen ihrer Mutter beim Wäsche aufhängen, oder spielten ganz einfach im Garten.

1942/1943, als Goebbels kaum noch Kriegserfolge melden konnte, setzte er fast vollständig auf Durchhalteparolen und Familien-Propaganda. So schickte er seine Frau Magda Ende 1944 noch zusammen mit den beiden ältesten Töchtern in ein Kriegslazarett, wo sie für die Wochenschauen Verwundete pflegen sollten. Für die beiden Töchter, die gerade mal erst 12 und 10 Jahre alt waren, war dies regelrecht ein Schock, Verwundete sehen zu müssen, die teilweise keine Beine mehr hatten. Daraufhin verzichtete Goebbels auf solche Propaganda.


Vorgänger:
./.

Propagandaminister

Nachfolger:
./.

Vorgänger:
Adolf Hitler

Reichskanzler

Nachfolger:
Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk

Literatur

  • Goebbels Joseph:
    • "Michael" (Roman)
    • "Der Wanderer" (Theaterstück)
    • "Kampf um Berlin"
    • "Vom Kaiserhof zur Reichskanzlei"
    • "Das eherne Herz"
    • "Die Zeit ohne Beispiel"
  • Dreissig Kriegsartikel
  • Heiber, Helmut: Joseph Goebbels, Berlin: 1962
  • Lehnberg, Stefan: Mein Eid - Der fabelhafte Tod des Joseph Goebbels, Theaterstück
  • Reuth, Ralf Georg: Goebbels. Eine Biographie, München: Piper 1990 - Neuausgabe 1995 - (ISBN 3-492-12023-7)
  • Riess, Curt: Goebbels: Dämon der Macht, Biographie, München: Universitas Verlag 1989 (Neuauflage - Original: Baden-Baden 1950)

Siehe auch: Nationalsozialismus, Propaganda, Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda Magda Goebbels