Stift Neuburg ist ein Kloster, neckaraufwärts bei Heidelberg auf einem Hügel oberhalb des Flusses gelegen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte erlebt. In früheren Zeiten war es kein Stift, sondern eine Burg. Aus der Burg wurde ein Kloster, als im Jahre 1130 ein Mönch des damals berühmten Klosters Lorsch an der Weschnitz, mit Namen Anshelm, dort eine Niederlassung gründete. Mit ihm lebten nun einige Mönche nach der Regel des Heiligen Benedikt dort. 1195 schon wurde das Männerkloster durch den Pfalzgrafen Konrad der Staufer und seiner Frau Irmingard in ein Frauenkloster umgewandelt. Im 14. Jahrhundert ließen, wie vielerorts, auch dort die Sitten nach und vom Befolgen der Gelübde war wenig zu spüren.
Wiederum griffen weltliche Fürsten ein, der Pfalzgraf Ludwig III. und sein Nachfolger Friederich der Siegreiche, um die Verhältnisse zum Besseren zu führen. Das Stift wurde nun der strengen Observanz der Bursfelder Kongregation unterstellt, und eine energische Äbtissin, Margarethe Folin von Irmtraut brachte das Kloster zu seiner höchsten Blüte. Eine Inschrift an der Innenseite des Tores erinnert an ihr Wirken:
- GOTT ZU LOB IN EWIKEYT
- IST DISER CLOSTER BAW BEREYT
- DES JARES DO MAN TUSEND ZALT
- VIERHUNDERT DRU UND ACHTIZ ALT
- ALS MAN HIE INN HIELT OBERSERVANTZ
- DO GRUNET MARIEN ROSENKRANTZ.
Während der Reformationszeit gab es Streitigkeiten zwischen Konvent und der Äbtissin Katharina, der jüngsten Tochter des Kurfürsten Philipp, die 1562 zur Auflösung des Klosters führten. Für einige Jahrzehnte diente das Stift nun als Lusthaus. 1671 richtete der Pfalzgraf Karl Ludwig ein protestatntisches adeliges Fräuleinstift auf Stift Neuburg ein. Karl Ludwig war es auch, der das Stift umbauen ließ, und die bauliche Gestalt, wie sie zu Anfang des 20. Jahrhunderts noch zu sehen war, geht auf ihn zurück. Das Fräuleinstift fand ein Ende, als die katholische palzneuburgische Linie den Thron bestieg, und 1709 nahmen die Jesuiten Stift Neuburg in Besitz. Nach der Auflösung des Ordens ging das Stift zu den Lazaristen über, den Rechtsnachfolgern der Jesuiten. Die finanzielle Notlage der Heidelberger Universität, die durch die Revolutionskriege weniger Einnahmen aus ihren linksrheinischen Besitztümern hatte, veranlasste die kurpfälzische Regierung, das Stift zu verpfänden, um damit der Universität zu ermöglichen, die rückständigen Professorenbesoldungen auszuzahlen. So ging Stift Neuburg im Jahre 1799 in Privatbesitz über. Zunächst erwarb es Johann Peter Werle, und 1825 ging es an den Frankfurter Rat Johann Friedrich Heinrich Schlosser, Freund und Schwiegerneffe Goethes, über. ...