Christiane Felscherinow

Christiane Vera Felscherinow (eigentlich Vera Christiane Felscherinow, * 20. Mai 1962 in Hamburg) wurde als jugendliche Drogenabhängige zu einem Symbol für einen sozialen Brennpunkt der deutschen Gesellschaft. Sie wurde der deutschen Öffentlichkeit gegen Ende der 1970er Jahre durch eine Reportage und einem begleitenden Buch der Zeitschrift „Stern” unter der abgekürzten Namensform „Christiane F.” (Wir Kinder vom Bahnhof Zoo) bekannt...

Leben

Christiane Vera Felscherinow wuchs in einer von Gewalt durch den alkoholabhängigen Vater geprägten Familie auf. Als sie sechs Jahre alt war, zog die Familie vom Land nach Berlin in ein Hochhaus in die Neuköllner Gropiusstadt, einer Satellitensiedlung im Süden der Stadt.

Auch nach der Scheidung der Eltern besserte sich ihre soziale Situation nur bedingt. Bereits im Alter von zwölf Jahren konsumierte sie Drogen, was zu einer Drogenabhängigkeit führte.

Mit 14 Jahren war sie heroinabhängig und prostituierte sich auf dem Kinderstrich an der Kurfürstenstraße und am Bahnhof Zoo. Ihre Mutter bemerkte erst nach zwei Jahren etwas von dem Doppelleben ihrer Tochter und begann den Kampf gegen die Sucht.

1978 sagte Christiane Felscherinow in einem Prozess als Zeugin aus. Die beiden Stern-Reporter Kai Hermann und Horst Rieck wurden auf sie aufmerksam und baten sie um ein Gespräch über die Drogenszene. Aus dem Gespräch wurden zwei Monate, in denen das Buch Wir Kinder vom Bahnhof Zoo entstand; ein autobiographisches Werk, durch das die breite Öffentlichkeit erstmals etwas über den Alltag der Drogenszene und den Teufelskreis aus persönlichen Nöten und Drogensucht erfuhr. Das Buch wurde 1981 von dem Regisseur Uli Edel mit Natja Brunckhorst in der Hauptrolle verfilmt.

Zwischen 1981 und 1983 versuchte Felscherinow mit Unterstützung ihres damaligen Lebensgefährten Alexander Hacke eine Karriere als Sängerin und Filmschauspielerin zu starten, teilweise unter dem Namen „Christiane F.“, teilweise unter dem Künstlernamen „Christiana“. Mit Hacke zusammen trat sie als Musikduo unter dem Namen Sentimentale Jugend auf, unter anderem beim Festival Genialer Dilletanten im September 1981 in Berlin. 1982 nahm sie als Solosängerin einige Schallplatten im Stil der Neuen Deutschen Welle auf. Hauptrollen spielte sie in den Filmen Neonstadt (1981, unter anderem neben Charles Brauer, Barbara Freier, Lisa Kreuzer, Michaela May, Billie Zöckler) und Decoder (1983). Im Herbst 1983 nahm sie an einer Promotion-Tour für den Film Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo durch die USA teil. Dabei offenbarte sie selbst erstmals ihren vollständigen Namen. Auf der Tour hatte sie eine Kasette mit dem Lied 99 Luftballons von Nena mit. Durch die Promotiontour,wurde das Lied in den USA bekannt und Christiane verhalf so dem Lied zum internationalen Durchbruch.

Von 1987 bis 1993 lebte Christiane Felscherinow in Griechenland, heute (2006) wohnt sie zusammen mit ihrem Sohn (* 1996) in einem kleinen Ort in Brandenburg. Von Zeit zu Zeit tritt sie mit Presseinterviews an die Öffentlichkeit.

Diskografie

• Wunderbar / Der Tod holt mich ein (Single, mit Alexander Hacke von Einstürzende Neubauten, 1982)
• Gesundheit (EP, 1982)
• CHRISTIANA - Final Church (Maxi-Single, 1982)
• Wunderbar - Helth Dub (Maxi-Single, 2003)

Filmographie und Mediendokumentationen

• Neonstadt (1981/82), Regie: Wolfgang Büld
• Decoder (1983/84), Regie: „Muscha“
• Christiane F. (Dokumentarfilm Radio Bremen 1983)
• Christiane F. (Dokumentarfilm Spiegel-TV 1996)
• Die Grosse Untergangsshow - Festival Genialer Dilletanten - Berlin Tempodrom, 4. September 1981. Vinyl on Demand Friedrichshafen 2005 (Medienkombination, bestehend aus DVD, CD, 2 LP)
• Berlin Super 80. Music & Film Underground West Berlin 1978 - 1984, feat. music by Malaria, Christiane F., Die Tödliche Doris, Einstürzende Neubauten and others. Concept & Realisation Toni Schifer, Rolf S. Wolkenstein. Monitorpop Entertainment, Berlin 2005. (Medienkombination, bestehend aus DVD, Audio-CD und Buch.)

Buchverfilmung

• Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (BRD 1980/81), Regie: Uli Edel, mit Natja Brunckhorst als Christiane F.)

Literatur

• Wir Kinder vom Bahnhof Zoo / Christiane F., Nach Tonbandprotokollen aufgeschrieben von Kai Hermann u. Horst Rieck., 1. Aufl., Hamburg, Gruner und Jahr, 1978, (Ein Stern-Buch), ISBN 3-570-02391-5, inzwischen in der 48. Aufl. von 2006
• Wolfgang Müller: Geniale Dilletanten. Merve, Berlin 1982. ISBN 3-883-96021-7

Weblinks

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