Die Seepferdchen (Hippocampus) fallen besonders durch ihr Äußeres auf, das nur sehr wenig an einen Fisch erinnert. Ihr Kopf ähnelt eher dem eines Pferdes, ihr Hinterleib einem Wurm. Dieses Aussehen brachte den Tieren auch ihren wissenschaftlichen Namen ein: Hippocampus, die Pferderaupe. Die Seepferdchen gehören zu den Fischen. Gemeinsam mit den Fetzenfischen und weiteren Arten bilden sie die Familie der Seenadeln (Syngnathidae).
Seepferdchen | ||||||||||||
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Vorlage:Taxonomy | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Hippocampus | ||||||||||||
Rafinesque 1810 |
Systematik
Weltweit wurden bislang etwa 32 Arten der Seepferdchen beschrieben. Die Tatsache, dass erst im Mai des Jahres 2003 eine ganz neue Art gefunden wurde, zeigt allerdings, dass wahrscheinlich noch mehr Arten existieren. Bei der zuletzt beschriebenen Art handelt es sich zugleich um den kleinsten Vertreter in der Gruppe, nur 16 Millimeter ist das Pygmäen-Seepferdchen (Hippocampus denise) groß. Die größten Arten erreichen 35 Zentimeter Länge.
Fortpflanzung
Neben ihrem Aussehen weist jedoch auch ihre Lebensweise ein paar Besonderheiten auf. So werden bei ihnen nicht die Weibchen, sondern die Männchen trächtig. Die Weibchen produzieren zwar die Eier und legen mit ihnen einen recht großen Dottervorrat an, beim Geschlechtsakt spritzen sie diese jedoch dem Männchen in die dafür vorgesehene Bauchtasche, wo sie vom männlichen Sperma befruchtet werden. Diesem Einspritzen der Eier in die männliche Bruttasche geht eine lange gemeinsame Balz voraus, die aus einem spiraligen Auf und Ab im Seegras besteht. Männchen und Weibchen treffen sich in den Morgenstunden und schwimmen eine Weile synchron mit ineinandergehakten Schwänzen nebeneinander her. Ist das Weibchen paarungsbereit, so beginnt es mit dem speziellen Balztanz, der mit der Begattung endet. Bis zu 200 Eier gelangen so in die Bruthöhle, teilweise hintereinander von mehreren Weibchen. Im Innern dieser Tasche werden die Eier von einem Gewebe umwachsen, das vor allem die Atmung der Embryonen regelt, also Kohlendioxid aus den Eiern aufnimmt und Sauerstoff an die Eier abgibt. Daneben stellt das Gewebe eine Umgebung her, die im Salzgehalt dem Meerwasser entspricht. Die Entwicklung der jungen Fische dauert etwa zehn bis zwölf Tage. Nach dieser Zeit zieht sich das trächtige Männchen in das Seegras zurück und beginnt unter großen Anstrengungen die Jungfische zu gebären.
Die kleinen Fische sind von nun an auf sich selbst gestellt und beginnen mit der Jagd auf Kleinkrebse im Plankton. Bei einigen Arten findet nach nicht länger als einem Tag die erneute Paarung statt.
Gefährdung
Seepferdchen gehören zu den gefährdetsten Tiergattungen der Welt. Sie haben, abgesehen von Taschenkrebsen, nur sehr wenige Fressfeinde, da sie mit ihren Knochenplatten, Stacheln und vielen Gräten eine schwer zu verzehrende Nahrung darstellen. Der Rückgang ihrer Population liegt vor allem an der massiven Zerstörung ihrer Lebensräume, den unterseeischen Seegraswäldern, und der intensiven Befischung der Gewässer, wodurch sie häufig als Beifang in den Netzen landen. Hinzu kommt vor allem in Südostasien der Glaube, dass zerstoßene Seepferdchen Heilwirkung haben. Nicht zuletzt ist ihr hoher Wert als Touristensouvenir ein Grund für ihre Gefährdung.
Verbreitung
Zwei Arten der Seepferdchen leben im Mittelmeer. Aufgrund ihrer Kopfform werden sie als Langschnäuziges Seepferdchen (Hippocampus guttulatus) und Kurzschnäuziges Seepferdchen (Hippocampus hippocampus) benannt. Die meisten Arten leben im Indopazifik.
Vorlage:Speciesen (Auswahl)
- Zwerg-Seepferdchen (H. bargibanti)
- Dorniges Seepferdchen (H. histrix)
- Langschnäuziges Seepferdchen (H. guttulatus)
- Kurzschnäuziges Seepferdchen (H. hippocampus)
- Pygmäen-Seepferdchen (H. denise)
Das Seepferdchen als Wappentier
Das Seepferdchen ziert die Wappen der Gemeinden Insel Hiddensee (die Insel ähnelt in ihrer Form einem Seepferdchen) und Timmendorfer Strand (hier ist das Seepferdchen das traditionelle Werbungszeichen des ortsansässigen Kurbetriebs).
Mythische Darstellungen des Seepferdchens (vorne Pferd, z.T. sogar mit Vorderhufen, hinten oft mit der Flosse eines Fisches oder Delfins ausgestattet, möglicherweise ein Missverständnis aufgrund von Beschreibungen des Tieres im späten 15. Jahrhundert), finden sich weltweit relativ häufig in Wappendarstellungen von Küstenorten, insbesondere in England und im Commonwealth.
Literatur
- Rudie H. Kuiter: Seepferdchen: Seenadeln, Fetzenfische und ihre Verwandten, Ulmer (Eugen), 2001, ISBN 3800132443
- Frank Schneidewind: Wer weiß was über Seepferdchen? , Tetra Verlag, 2000 , ISBN 3897451794