Taekwondo

koreanischer Kampfsport
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Charakteristika

Taekwondo (auch Tae-Kwon-Do oder Taekwon-Do, Hangul: 태권도; Hanja: 跆拳道) ist ein koreanischer Kampfsport und steht für die Kunst der Fäuste und Füße.

Der Name setzt sich zusammen aus den koreanischen Worten

Tae = "Fuß" (für alle Fuß- und Beintechniken),
Kwon = "Faust" (für alle Hand- und Armtechniken) und
Do = "Der Weg zur geistigen Reife, die Kunst".

Taekwondo als Sport unterteilt sich in die einzelnen Disziplinen:

  1. Formenlauf (Tul, Hyong, Taeguk, Poomse): festgelegte Techniken werden in vorgegebener Reihenfolge durchgeführt.
  2. Selbstverteidigung (Hosinsul): Selbstverteidigung gegen einen/mehrere unbewaffnete oder bewaffnete Gegner.
  3. Bruchtest (Kyok-pa): Zerstören von Holzbrettern, Ziegeln oder sonstigen Materialien mittels Taekwondo-Techniken.
  4. Freikampf (Taeryon oder Matsoki): abgesprochener oder freier Kampf in verschiedenen Kombinationen.
  5. Wettkampf (Chayu Matsoki): Teil- oder Vollkontaktkampf gegen einen Gegner.
  6. Grundschule (Kibon Yonsup), Gymnastik (Dosoo Dallyon) und Theorie (Ilon) sollten aber auch ständige Trainingsbestandteile sein.

Nach General Choi Hong Hi, dem Begründer des modernen Taekwondo, sind die fünf zu erreichenden Ziele des Taekwondo:

              1. Höflichkeit
              2. Integrität
              3. Durchhaltevermögen
              4. Selbstdisziplin
              5. Unbezwingbarkeit

Geschichte & Entwicklung

Wie bei vielen Kampfsportarten lässt sich die Geschichte des Taekwondo in eine weit zurückreichende Abstammungslinie und eine moderne Neuordnung unterteilen. Der Ursprung liegt irgendwo vor dem 7. Jahrhundert nach Christus, die moderne, sportorientierte und regelbasierte Variante wurde ab 1945 entwickelt.

Historische Entwicklung (7.bis 19. Jahrhundert)

Aufgrund der geographischen Lage als Puffer zwischen den Königreichen China und Japan, mit Einflüssen von Tartaren und Mongolen, kann Korea eine lange Geschichte von bewaffneten und nicht bewaffneten Konflikten aufweisen, in deren Verlauf viele unterschiedliche Kampfstile adaptiert und auf die eigenen Bedürfnisse angepasst wurden.

Die wahrscheinlich einflussreichste Periode war die der drei Königreiche (Koguryo, Paekche und Silla). Man ist davon überzeugt, dass Silla im 7. Jahrhundert diplomatische Beziehungen zum Tang Königreich etablierte, was zum militärischen Training einer Kriegerklasse führte, die als Hwarang bekannt waren.

Der Einfluss der Tang-Dynastie auf die Kampfkünste (wie auch auf so gut wie alle anderen kulturellen Aspekte) war sowohl in Japan als auch Korea bemerkenswert. In beiden Ländern wurde die Kampfkunst Tangsu genannt, was sich aus dem Namen der Dynastie (Tang) und dem Wort für Hand (Su) zusammensetzt. Zur gleichen Zeit datieren Gravierungen in den Türmen von Kumkongryksa und Kakcjuchung im damaligen Königreich Koguryo, und die Statuen von Kumkang Kwon am Eingang von Sokkul-Am am Berg Toham zeigen Grundstandtechniken wie den "Nalchigi". Diese traditionellen Formen der Kampfkunst wurden ab ca. 1000 n.Chr. Subak oder Kwonbeop genannt.

Unter vielen Generälen wurde Subak weiterentwickelt und zum Standard in der militärischen Ausbildung. Zur Zeit der Ming-Dynastie beherrschten zwei große Schulen das Geschehen: Die Schule des Sorim-Tempels und die Songkae-Schule. Möglicherweise wurde die Sorim-Schule durch das nördliche Shaolin-Kloster beeinflusst, da es von Mönchen praktiziert wurde, die schnelle, ausweichende Bewegungen und Sprungtechniken bevorzugten, während das Songkae (begründet von Chang Songkae aus der Ming-Dynastie) eindeutig chinesischen Ursprungs war und nur Techniken aus drei verschiedenen Bereichen kannte: Betäuben, bewusstlos schlagen und töten.

In der Yi-Periode erfuhr neben anderen Kampfsportarten auch Kwonbeop einen starken Rückgang, da die offizielle Regierungspolitik alle militärischen Angelegenheiten unterband. Das Zentrum von Kwonbeop wurde nach Zentralkorea verlegt und in Taekwon umbenannt, welches von dort an als Sportart oder Zeremoniekunst weitergeführt wurde. Zeitweise mussten die Aktivitäten bis zur Befreiung 1945 auch in den Untergrund verlegt werden.

Taekwondo wurde daneben auch von den beiden Kampfkünsten Yusul und Sirreum beeinflusst, welche entweder ganz oder teilweise von chinesischen Kampfkünsten wie Shuai Chiao oder mongolischem Ringen abgeleitet wurden.

Moderne Entwicklung (ab dem 20. Jahrhundert)

Nach der Yi-Dynastie wurde Korea 1910 von Japan annektiert, was dazu führte, dass die jungen Koreaner eher japanische Sportarten wie Jujutsu, Kendo, Judo, Karate oder Sumo erlernten. Nach der Unabhängigkeit Koreas im Jahr 1945 gab es dann ein großes Bestreben koreanischer Meister, ihre Ressourcen zu vereinigen und eine gemeinsame, koreanische Kampfkunst zu schaffen. Einen besonderen Stellenwert hat dabei General Choi Hong Hi, der sich bereits als junger Mensch mit den koreanischen Kampfkünsten auseinandersetzte, in japanischer Gefangenschaft weiter praktizierte und Elemente aus japanischen Kampfkünsten integrierte. Er wurde später von der koreanischen Regierung mit der Entwicklung eines koreanischen Nationalsports beauftragt, den er auch durch seine Tätigkeit als Ausbilder und General im Militär sehr propagierte: das Taekwondo moderner Prägung entstand.

Taekwondo wurde offiziell am 11. Juni 1955 begründet, als die meisten koreanischen Meister versuchten, ihre diversen Kampfkünste wie Taekyon, Soo Bak Do, Tang Soo Do etc. unter dem Namen Tae Soo Do zu vereinen. Obwohl nicht jeder Stil in die neue Organisation eintrat, wurde eine neue Dachorganisation mit der offiziellen Unterstützung der Regierung Koreas gegründet. Ihr Name wurde 1957 (Hinweis: andere Quellen sprechen vom 11. April 1955) von einer Arbeitsgruppe auf Vorschlag von General Choi Hong Hi, Träger des 9. Dans, in "Taekwon-Do" geändert.

Die weltweite Verbreitung wurde durch den Koreakrieg (1950-1953) angestossen, da dort viele UN-Soldaten insbesondere aus den USA mit der koreanischen Sportart in Kontakt kamen. Die koreanische Regierung beauftragte eine Gruppe von Großmeistern mit der Verbreitung in der Welt, so kam das Taekwondo als Sportart in den 1960er Jahren ua. auch nach Europa. Im Jahr 2000 wurde Taekwondo als Disziplin bei den Olympischen Spielen aufgenommen.

Verbände & Organisationen

Allgemein

Taekwondo ist in sehr viele Verbände zersplittert; es lassen sich allerdings zwei dominante Organisationen identifizieren: die beiden Weltverbände ITF (International Taekwon-Do Federation, gegründet im Jahr 1966) und WTF (World Taekwondo Federation, gegründet 1973).

Darüber hinaus gibt es viele unabhängige Schulen, die sich mehr oder weniger an die Verbandsstile anlehnen oder sich am "traditionellen" Taekwondo-Stil orientieren, wie er ursprünglich von General Choi Hong Hi in den 1950er und 1960er Jahren entwickelt wurde (Beispiel: "Traditionelles Taekwon-Do" nach Kwon, Jae-Hwa).

Die zwei größten Verbände: ITF und WTF

Die ITF hat ihren Sitz in Wien, nachdem ihr Gründer General Choi Hong Hi nach Kanada emigrierte und den Sitz der ITF zuerst nach Toronto und dann 1985 nach Wien verlegt hat.

Die WTF hat ihren Sitz in Südkorea, der Gründer ist Kim Un-Yong. Sie wurde 1973 gegründet. WTF ist das olympische Taekwondo, dh. man kann nur an den olympischen Spielen teilnehmen, wenn man dem WTF angehört.

Stilunterschiede

Aus verbandspolitischen Gründen haben sich im Taekwondo verschiedene Stile entwickelt, auch deshalb, weil sich gerade die großen Weltverbände gezielt weiterentwickeln: vor allem die WTF versucht, den Sport Publikumswirksamer zu gestalten und damit die Wettkämpfe attraktiver zu machen. Demgegenüber setzen die traditionellen Schulen auf das Althergebrachte, das sie bewahren wollen.

Die Stile unterscheiden sich daher vor allem in der Namensgebung der Techniken, in den Formenläufen und in der Art des Wettkampfes. Die Techniken selbst sind im Grunde identisch.

Schreibweisen

Zur Abgrenzung musste sogar die Schreibweise des Begriffes Taekwondo herhalten. Traditionell heisst es Taekwon-Do, diese Schreibweise hat auch die ITF behalten. Die WTF schreibt den Namen "Taekwondo". Manche Schulen trennen die Silben komplett und schreiben "Tae-Kwon-Do".

Auch Techniken werden manchmal unterschiedlich benannt, obwohl sie in gleicher Weise ausgeführt werden. Das resultiert vor allem darin, dass die Übersetzung der koreanischen Schreibweisen in westliche Schriften nicht ganz eindeutig ist. Daher können solche Bezeichnungen voneinander abweichen.

Formenlauf

Formen (englisch "Pattern") sind festgelegte Schritt- und Technikfolgen, sie gleichen einem Kampf gegen imaginäre Gegner und dienen vor allem der Automatisierung von Bewegungsfolgen und dem Training von passenden Atemtechniken.

Der geschichtliche Hintergrund ist angeblich, dass es früher viel zu gefährlich gewesen wäre, einen Trainingskampf gegen einen echten Gegner zu führen - bei Verletzung oder Tod hätte dies zu erheblichen wirtschaftlichen Problemen (Arbeitskraft in der Landwirtschaft) und entsprechenden Racheakten der Familie des Opfers geführt.

Bei den festgelegten Bewegungsformen unterscheidet man zwischen

  • Poomse (Taeguek, Palge),
  • Hyong (die traditionellen Formen, von Choi Hong Hi zusammengestellt) und
  • Tul (von Choi Hong Hi später aus den Hyong weiterentwickelt).

Wettkampf

Das Taekwondo hat sich von einem koreanischen Volkssport mit der Verbreitung in der Welt, der Austragung von internationalen Wettkämpfen und der Aufnahme in das Programm der Olympischen Spiele zu einem richtigen Wettkampfsport entwickelt.

Ein solcher Wettkampf (Freikampf) findet auf einem abgegrenzten Feld statt und wird von mehreren Schiedsrichtern beobachtet, von einem Kampfrichter geleitet. Der Wettkampf geht über wenige Minuten, in denen die Teilnehmer versuchen müssen, Taekwondo-Techniken am Gegner anzubringen. Je nach getroffener Stelle, Trefferwirkung und Sauberkeit der Ausführung werden Punkte vergeben, bei unsportlichem Verhalten können auch Strafen vergeben werden. Die genauen Kampfordnungen unterscheiden sich von Verband zu Verband, können aber idR. auf den Webseiten der Verbände eingesehen werden (siehe Weblinks, unten).

Ein Nachteil dieser starken Wettkampforientierung ist, dass manchmal nur noch Techniken geübt werden, die im Wettkampf Trefferpunkte bringen. Die traditionellen Schulen besinnen sich deshalb oft auf ein Taekwondo ohne Wettkampfdruck und wollen sich nicht auf bestimmte Techniken einschränken. Dennoch finden auch hier Freikämpfe statt, allerdings stehen statt der Trefferwirkung eher die korrekte Ausführung der Technik im Vordergrund.

Neben dem Freikampf existieren auch Formenturniere, diese Disziplin ist aber nicht olympisch.

Übersicht

Stil/Verband Formenbezeichnung Wettkampf
WTF Poomse Vollkontakt mit (weichem) Helm, Schutzweste, Tiefschutz, Unterarm- und Schienbeinschoner sowie je nach Altersklasse auch einen Spannschutz. Ein Zahnschutz ist optional, aber vielfach auf Turnieren vorgeschrieben. Im Vordergrund stehen Fußtechniken zum Körper und Kopf, Handtechniken zum Kopf sind nicht erlaubt, bei Handtechniken zum Körper ist es sehr unwahrscheinlich, dass der Ausführende einen Punkt dafür erhält. Tiefe Fußtechniken (auf die Beine) sind verboten.
ITF Tul Semikontakt mit Hand- und Fußschutz. Fußtechniken in allen Varianten und Kominationen werden kombiniert mit realen Faustkampftechniken, auch Fauststoßtechniken zum Kopf.
"traditionell" Hyong Ohne Kontakt bzw. nur Leichtkontakt, kein Schutz. An Techniken sind bis auf wenige potentiell sehr gefährliche Ausnahmen (z.B. Handkante gegen den Hals) alle regulären Taekwondo-Techniken erlaubt, man darf allerdings den Gegner dabei nicht oder nur leicht berühren, was eine enorme Beherrschung erfordert (und nicht immer klappt).

Taekwondo in Deutschland

Taekwondo wurde ab 1965 durch die Großmeister Choi Hong Hi und Kwon, Jae-Hwa auch im deutschsprachigen Raum verbreitet (diese Arbeit wurde später von vielen anderen koreanischen Großmeistern unterstützt und fortgesetzt, die zT. heute noch in Deutschland ansässig sind). Die ersten deutschen Meisterschaften fanden bereits 1967 in München statt.

Erster Bundestrainer der Sektion Taekwondo im deutschen Judo-Bund wurde Kwon, Jae-Hwa 1972.

Die Deutsche Taekwondo Union (DTU) ist Mitglied in der European Taekwondo Union (ETU) und der WTF.

Die ITF-D mit Sitz in Köln ist der deutsche Nationalverband der ITF und ist deren europäischem Verband und dem Weltverband angeschlossen. Präsident ist seit über 15 Jahren Paul Weiler, 7.Dan. Die ITF-D richtet im Jahr 2005 zum ersten Mal die ITF -Weltmeisterschaft in Dortmund aus (28.-31.Juli 2005)

Seit dem Jahr 2003 findet in Deutschland innerhalb der DTU die Taekwondo-Bundesliga statt, die im Freikampf (olympische Disziplin) den deutschen Taekwondo-Vereinsmeister ermittelt und den Sport publikumswirksamer gestalten soll. Bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney gewann Deutschland eine Silbermedaille. Das Deutsche Nationalteam der DTU gewann 2003 zum dritten Mal in Folge die Europameisterschaften.

2003 fand die Weltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen statt. Ca. 1000 Teilnehmer aus über 100 Ländern nahmen daran teil. Es war nach 24 Jahren die erste Taekwondo WM, die in Deutschland ausgefochten wurde

Bekleidung

Der Kampfanzug (Dobok) ist ein Anzug aus leichtem, weißgebleichtem Leinen, der aus Jacke, Hose und Gürtel (Ty) besteht. Er ist strapazierfähig, lässt alle Bewegungen zu und man kann bei bestimmten Techniken auch mal fest daran zupacken, ohne dass etwas kaputtgeht.

Zur Grundbekleidung kommen ggf. noch Schutzausrüstungen (siehe oben).

Schmuck (Ringe, Hals-/Fußkettchen, Armbänder/Uhren und große Ohrringe) muss man wegen Verletzungsgefahr ablegen.

Die Füße bleiben unbekleidet. Ausnahmen gibt es für Sportler mit Fußverletzungen oä., bei Bedarf sollte man den Lehrer fragen.

Im Taekwondo hat der weiße Dobok symbolischen Charakter: die Farbe Weiß ist wie ein unbeschriebenes Blatt, völlig leer. Weiß nimmt leicht alle anderen Farben an. Wie ein leeres Glas, in das neues Wissen eingegossen wird. So auch der Schüler in weißem Dobok der das Wissen und Können der Meister aufnehmen und verarbeiten sollte, um es dann in die Tat umzusetzen. Unabhängig von dieser Bedeutung entstand der weiße Trainingsanzug wohl ganz pragmatisch aus der Tatsache, dass Farbstoffe früher sehr teuer waren.

Jacke und Hose

Die Jacke soll das Gesäß bedecken, ihre Ärmel reichen mindestens über den halben Unterarm, höchstens bis zu den Handgelenken. Schwarzer Rand und schwarzes Revers ist nur für Danträger zulässig.

Die Hose ist so gearbeitet, dass ein seitlicher Spagat möglich ist. Sie reicht mindestens bis zur halben Wade.

An Jacke und/oder Hose können auch Verbandsabzeichen und Aufdrucke angebracht werden, das regeln die Bekleidungsordnungen der jeweiligen Verbände und Schulen.

Für die erste Schnupperstunde reicht sicher auch normale Sportbekleidung, sie sollte aber strapazierfähig sein und hohe Beinschwünge zulassen. Wenn man ernsthaft trainieren will, sollte man sich einen Dobok anschaffen.

Gürtel und Graduierungssystem

Die Graduierungs- bzw. Gürtelsysteme der Kampfsportarten sind erst im 20. Jahrhundert entstanden. Aber auch schon in historischen Zeiten zeigten unterschiedliche Kleider- und Gürtelfarben verschiedene Ränge in der höfischen Hierarchie an (sowohl in Asien als auch in Europa).

Zu Beginn des modernen Taekwondo gab es nur vier Gürtelfarben: weiß, blau, rot und schwarz, die Farben der Koreanischen Flagge. Diese wurden mittlerweile ergänzt durch gelb und grün.

 "Der Gürtel ist dazu da, den Anzug zusammenzuhalten!" (alte koreanische Weisheit)

Das moderne Graduierungssystem dient vor allem dazu, den Trainings- und Wissensstand zu repräsentieren. Die Aufstellung beim Taekwondo-Training wird aus praktischen Gründen im Block nach Gürtelfarben geordnet vorgenommen: rechts vorne steht der höchstgraduierte, links hinten der niedrigste Grad.

Die Gürtelgrade sind unterteilt in Schülerklasse (Kup, Zählung abwärts) und Meisterklasse (Dan, Zählung aufwärts).

Bezeichnung Gürtelfarbe
10. Kup weiss (Neueinsteiger)
9. Kup weiss oder weiss-gelb
8. Kup gelb
7. Kup gelb oder gelb-grün
6. Kup grün
5. Kup grün oder grün-blau
4. Kup blau
3. Kup blau oder blau-braun bzw. blau-rot
2. Kup braun oder rot
1. Kup braun bzw. braun-schwarz oder rot bzw. rot-schwarz
1. bis 9. Dan schwarz (bei Kindern rot-schwarz)
10. Dan schwarz (WTF-Präsident)


Gürtelprüfungen finden meist nach festgelegten Schemata (Prüfungsordnung) statt und werden von Meistergraden abgenommen. Sie beinhalten Theoriewissen, Formenlauf und Demonstration von Techniken (abgesprochener Kampf, Freikampf, Bruchtests).

Verhalten als Teakwondo-Sportler

Taekwondo hat gewaltiges Potential, mit einer kleinen Unaufmerksamkeit kann man sich und andere verletzen. Der Lehrer ist für den geordneten Ablauf der Übungsstunde verantwortlich. Er kann aber nicht für lauter Einzelpersonen sorgen, die sich nicht an die Regeln halten. Deshalb müssen den Anweisungen des Lehrers unbedingt Folge geleistet werden, dazu gehört auch, dass man dem Lehrer seine volle Aufmerksamkeit schenkt.

Regeln

Die wichtigsten Regeln im Training:

  • Während des Trainings soll nicht getrunken, nicht gegessen (oder Kaugummi gekaut) und schon gar nicht geraucht werden: die Aufmerksamkeit gehört allein dem Lehrer bzw. Übungspartner. Man kann vorher eine Kleinigkeit essen und trinken oder seine Bedürfnisse hinterher stillen.
  • In der Übungsstunde soll der Trainingsbereich nicht verlassen werden (auch nicht um auf die Toilette zu gehen): in dringenden Fällen kann man sich beim Lehrer abmelden, aber diese Unterbrechung stört den Unterricht, lässt den eigenen Körper wieder auskühlen und birgt die Gefahr, dass Steinchen oder Splitter aus dem Gangbereich auf die Trainingsfläche gebracht werden. Muss man mal früher gehen, sollte man den Lehrer vor dem Training informieren und sich dann ordentlich abmelden.
  • Das Training beginnt pünktlich, kurz vor Trainingsbeginn sollen alle fertig angezogen anwesend sein. Wer zu spät kommt, soll nicht den Unterricht stören, sondern warten bis der Lehrer frei ist und dann seine Entschuldigung vorbringen.
  • Beim Training soll nicht gequatscht, geschwatzt oder laut gelacht werden. Die Kommandos des Lehrers müssen jederzeit verstanden werden können, sonst kann er bei gefährlichen Situationen nicht einschreiten.
  • Nur der Lehrer oder ein von ihm Beauftragter darf neue Techniken beibringen oder die Schüler korrigieren und verbessern. Damit wird sichergestellt, dass es wirklich richtig gelernt wird und sich keine Unsauberkeiten einschleichen.
  • Angriffe aufeinander oder Bruchtests etc. dürfen nur nach ausdrücklicher Genehmigung des Lehrers unter dessen Beobachtung durchgeführt werden. Ansonsten ist die Verletzungsgefahr zu gross.
  • Befiehlt der Lehrer Übungsabbruch (Kommando Gumahn oder Paro), so muss jede Bewegung sofort unterbrochen und angehalten werden.

Zu diesen Grundregeln kommen je nach Schule noch weitere Verhaltensvorgaben dazu.

Zeremoniell und Respekt

Respekt und Formwahrung ist gerade in Asien selbstverständlicher Inhalt des täglichen Lebens. Es hat seine Vor- und Nachteile, aber es ist nunmal so - und das findet man auch beim Taekwondo.

Ein hervorstechendes Merkmal dieses Zeremoniells ist das Verneigen: Mit der Verneigung wird nicht nur Respekt vor dem Lehrer und dem Übungspartner ausgedrückt, sie dient vor allem der Sammlung und Konzentration. Sie sollte bewusst geschehen, denn sie zeigt an, dass man sich auf die bevorstehende Aufgabe konzentriert. Konzentration ist ein wesentliches Element im Taekwondo, sie ermöglicht komplexe Bewegungsabläufe und stellt sicher, dass der Partner nicht versehentlich verletzt wird.

Mit dem Gruß bestätigt man, dass man die Alltagssorgen abstreift, sich auf die bevorstehende Übung konzentriert. Es signalisiert dem Partner, dass man ihn als Person respektiert und darauf achten wird, fair und ohne Gefahr mit ihm zu üben.

"Der Edle verneigt sich, aber beugt sich nicht." (Konfuzius) 

Man verneigt sich in der Regel

  • beim Betreten und Verlassen des Übungsraums: damit übertritt man ganz bewusst auch geistig die Schwelle vom Alltag zum Training und umgekehrt. Wenn Landesfahnen aufgehängt sind (zB. bei Prüfungen die koreanische neben der nationalen) begrüßt man auch die Fahnen, um dem Ursprungs- und Gastgeberland Respekt zu zeigen.
  • zu Beginn und Ende der Übungsstunde: Schüler und Lehrer bekunden gegenseitigen Respekt und versichern sich ihrer Konzentration auf die Übungen.
  • vor und nach Partnerübungen: damit signalisieren sich die Partner, dass sie alle Aufmerksamkeit in die Ausübung der Technik legen, so dass der Partner nicht gefährdet wird.
  • vor und nach einem Bruchtest: Taekwondo ist zur Verteidigung gedacht und nicht zum Zerstören. Da beim Bruchtest etwas zerstört werden soll (z.B. ein Holzbrett), fragt der Übende mit der Verneigung gegenüber dem Lehrer oder Prüfer um Erlaubnis nach, ausnahmsweise etwas zerstören zu dürfen.

Die Verneigung wird meist mit dem Kommando Cha Ryut (Achtung!) vorbereitet (Füße nebeneinander im Moa Sogi, Fäuste am gestreckten Arm leicht neben dem Körper, Gegenüber ansehen) und mit dem Kommando Kyong Ye (grüßen, verneigen) eingeleitet (Oberkörper beugt sich 45° vor, Arme mit den Fäusten werden leicht angewinkelt).

"Fremdartiges Zeremoniell" oder "Sportliche Etikette"?

Kulturelle Einblicke eines Großmeisters

Großmeister Song Chae-Yong berichtete in einem Interview 1987 über seine Anfänge als Taekwondo-Lehrer in München und die Unterschiede der Kulturen (aus "Taekwon-Do im Westen", Mönchseulen-Verlag, 1989):

[...]
So habe ich Taekwon-Do an der Volkshochschule gemacht, im Herbst 1972. Damals habe ich viele Fehler gemacht. Ich wollte original Taekwon-Do zeigen und habe ein hartes Training gemacht. Die Leute konnten das aber nicht durchstehen. Ich wollte Taekwon-Do so weitergeben, wie ich es von meinem Lehrer gelernt hatte, auf die gleiche Art, aber die Leute konnten das nicht vertragen und sind immer wieder weggegangen. Daraufhin habe ich das Training milder gemacht.
[...]
Bei uns ist das etwas anderes gewesen. Disziplin ist sehr hart in Korea und besonders ein Judo- oder Taekwon-Do-Trainer gilt als Respektsperson. Man sagt Sahbum-Nim zu einem Meister in den Budo-Sportarten. Wenn also ein Sahbum-Nim das Training leitet, das ist dann vollkommen akzeptiert, was der macht, niemand kann etwas dagegen sagen. Ich habe mich das hier nicht getraut. In Korea ist Sahbum-Nim ein Begriff, aber nicht in Europa, hier denken die Leute: Ach, das ist ja nur ein Trainer! Damals haben wir in Korea streng mit Meditation das Training angefangen, aber ich habe befürchtet, daß die Leute hier das nicht wissen, daß sie es komisch finden, einfach so zu sitzen, mit geschlossenen Augen. In Korea durfte man im Übungsraum, im Dojang, nicht sprechen, man durfte nicht einmal die Zähne zeigen. Man achtete sogar darauf, nicht auf den Schatten des Lehrers zu treten. Ein Lehrer ist für uns eine absolute Respektsperson. Als ich hier in München an einem Gymnasium ein Praktikum machte für mein Diplom als Deutschlehrer, da war ich überrascht von der Atmosphäre des Unterrichts. Das kannte ich nicht. Das waren Schüler der 9. Klasse und die waren natürlich sehr frech. Am Schluß der Stunde packten sie einfach ihre Sachen und rannten weg, ohne zu grüßen. So etwas gibt es in Korea nicht.
[...]
Ein Lehrer ist grundsätzlich eine Respektsperson, also auch ein Sahbum-Nim. Vielleicht hat man aber auch Angst vor ihm, denn er ist ein Do-in, also nicht nur ein charakterlich, sondern auch ein körperlich geschulter Mann. Man fürchtet ihn also auch ein wenig. Für Japaner, Koreaner, Chinesen ist ein Sahbum-Nim ein Begriff, den die sofort verstehen. ..... Was er sagt, das haben wir ohne Kritik angenommen. Wir hätten nie gewagt "Warum?" zu sagen.

Zeremoniell im "Westen"

Gerade asiatische Kampfsportarten gelten meist als Inbegriff des Zeremoniellen. Viele Europäer oder "normale" Sportler machen sich darüber lustig oder finden es unangenehm, sehen vielleicht sogar religiöse oder sektiererische Hintergründe.

Neben den praktischen Aspekten (zB. Verneigung als Signal, sich auf den Partner zu konzentrieren und ihm keine Verletzungen zuzufügen) gibt es aber auch eine andere interessante Sichtweise: so unbekannt, wie man in Europa immer annimmt, sind Höflichkeitsregeln nämlich gar nicht, wie Beispiele aus typisch europäischen Sportarten zeigen:

  • Beim Reitsport ist das formale Grüßen des Schiedsgerichts durch den Reiter streng vorgeschrieben und führt bei Nichtbeachtung zur Disqualifikation.
  • Bei typisch europäischen Schwertsportarten (z.B. Fechten) wird ebenfalls formal gegrüßt, mit genau festgelegten Abläufen (z.B. das Führen des Floretts zum Gesichtsschutz).

Der Hang zu mystischen Interpretationen und Bedeutungen mag im asiatischen Kulturraum sehr ausgeprägt sein, jedoch sind auch asiatische Beobachter beeindruckt von der Hingabe (inklusive dem Sammeln von symbolischen Gegenständen und Zeichen) der europäischen Fussballfans.

Technik

Training

Eine Trainingsstunde besteht aus den Komponenten Aufwärmen und Dehnen, Technik einüben, Kampfübungen, Formenlauf (Hyongs) und manchmal auch Meditation. Jeder Lehrer baut sein Training aber anders auf, vor Prüfungsterminen wird in der Regel nochmal der Prüfungsstoff intensiv vorgenommen.

Typische Trainingskomponenten sind:

  • Aufwärmen und Dehnen: man glaubt gar nicht, wieviel Muskeln und Bänder ein Körper haben kann, bis man sie mal alle gespürt hat... Auch zwischendurch werden immer wieder einzelne Partien aufgewärmt oder Dehnungsübungen durchgeführt, manchmal in Form von Taekwondo-Techniken.
  • Techniken: einzelne Techniken oder auch Kombinationen vertiefen das Verständnis in Abläufe und Möglichkeiten der Bewegung. Hierbei kommen auch sogenannte Pratzen zum Einsatz, Schlagpolster mit Griffen, die als Ziel für voll ausgeführte Hand- und Fußtechniken dienen.
  • abgesprochener Kampf: ohne Verletzungsgefahr, aber schon ein Stück realistischer ist der abgesprochene Kampf, wobei dem Verteidiger die Angriffstechniken bekannt sind. Man unterscheidet den Einschritt-, Zwei- und Dreischritt-Kampf (Ilbo-, Ibo-, Sambo-Taeryon) und den begrenzten Freikampf (Ban Ya Yoo), in denen jeweils eine Folge von Angriffen und Verteidigungen vorgegeben wird.
  • Freikampf: Auch im nicht abgesprochenen Kampf (Chayu-Taeryon) geht es um die korrekte Ausführung von Techniken als Reaktion auf die Aktionen des Partners. Dies setzt eine hohe Körperbeherrschung und Konzentrationsfähigkeit voraus. Beim speziellen Freikampf nur mit Füßen (Yokgi) dürfen keine Handtechniken verwendet werden. Die hohen Beintechniken, Dreh- und Sprungkicks sind ein Markenzeichen des Taekwondo. Schläge unter die Gürtellinie und Angriffe zum Rücken sind dabei nicht erlaubt. Für Wettkämpfe gibt es eigene Regeln im jeweiligen Verband.
  • Formenlauf: formalisierte und einstudierte Abfolge von Techniken.
  • Meditation: Im Anschluß an das Training kann gezielt ein kurzer Moment der Stille erfolgen, um sich zu sammeln und die im Training konzentrierte Energie wieder "Alltagstauglich" zu machen.

Atemtechnik

"Atmen ist sehr gesund" (alte koreanische Weisheit)

Eine gute Atemtechnik gibt Kraft und Energie (koreanisch Ki), eine kontrollierte Atmung verbirgt dem Gegner, ob man angreifbar oder verletzlich ist.

Beim Kampfsport atmet man über das Zwerchfell ("Bauchatmung" - das Anheben der Bauchdecke zieht das Zwerchfell nach unten und füllt die Lunge), im Gegensatz zur zu flachen ausschließlichen Brust-Atmung. Durch die Nase wird eingeatmet, ausgeatmet durch den Mund.

Eine laut hörbare Atmung ist eine gute Methode um am Anfang den Schülern die Atmung bewußt zu machen und den richtigen Atem-Rhythmus zu lehren. Fortgeschrittene sollten diese laute Atmung jedoch nur bei expliziten Atemübungen verwenden. Im Kampf ist dies eher kontraproduktiv, da sich ein Gegner anhand der deutlich hörbaren Atmung einen günstigen Zeitpunkt zum Angriff heraussuchen kann. Während der Atemphase ist kaum eine schnelle Reaktion möglich, die Wirkung eines Treffers ist deutlich höher. Während eines Kampfes soll also möglichst verdeckt, aber trotzdem korrekt und kräftig geatmet werden.

Kampfschrei

Der Kampfschrei erhöht die Anspannung des Körpers zum Zeitpunkt des Kontaktes mit dem Gegner, um der Technik höchste Kraft und Kontrolle zu verleihen, die Konzentration zu steigern. Mit der dadurch erzwungenen Auspressung der Luft und Anspannung der Muskulatur sind die Atemwege weniger empfindlich gegen Konterschläge, ein Gegentreffer auf die Brust (oder ein Sturz auf Brust/Rücken) in der Ein- oder Ausatemphase wäre sehr unangenehm. Im Kampf dient der Kihap natürlich auch der Einschüchterung des Gegners. Bei Partnerübungen zeigt der Kampfruf den Beginn und das Ende der Techniken an.

In der Atemtechnik nimmt der Kampf-Schrei (Kihap) daher eine Sonderstellung ein. Um die damit erwünschte Wirkung zu erzielen, muss er richtig mit Kraft aus dem Bauchraum kommen. Anfänger neigen dazu, nur die Stimmbänder zu benutzen und belasten diese dabei unnötig - außerdem erreicht man damit nicht viel. Richtig ausgeführt, erzwingt der Kihap eine reine, richtige Zwerchfell-Atmung im entscheidenden Moment.

Bei jedem hört sich der Kampfschrei anders an. Je nach Situation vielleicht wie "YO", "YA", "ISS", "USS", "HA" oder ähnlich.

Der Kampfschrei kann verschieden stark ausfallen. Wenn man ihn als Signal zu Übungsanfang oder Übungsende benutzt, muss man den Partner nicht gross anbrüllen. Ein energischer Luftstoss "HA" genügt (und schont die Stimmbänder). Steht man dagegen vor einer ernsthaften Hürde, wie zum Beispiel einem Bruchtest, kann man seine Energien (Ki) mit einem sehr kräftigen Kihap "I-YA" schon besser sammeln.

Stellungen

Um die Abwehr- und Angriffs-Techniken im Taekwondo durchführen zu können, gibt es einige typische geeignete Stellungen (koreanisch Sogi). Je korrekter die Stellungen eingenommen werden, desto stabiler ist die Basis für eigene Techniken. Die Bewegung aus den Stellungen heraus und deren saubere Durchführung ist wichtiger Inhalt des Trainings.

Die gebräuchlichsten Stellungen sind:

  • Moa Sogi: die Grundstellung - Füße leicht auseinander, die Fäuste sind vor dem Gürtel, die Aufmerksamkeit gilt dem Lehrer, Prüfer bzw. Partner.
  • Chongul Sogi: eine breite und tiefe Stellung (tiefer Schwerpunkt - vorderes Bein ist wie nach einem sehr langen Vorwärtsschritt gebeugt, hinteres Bein bleibt gestreckt), ideal auch im Zusammenhang mit einem Ausfallschritt für Fauststöße geeignet, gleichzeitig kann man sehr schnell in andere Stellungen wechseln.
  • Hugul Sogi: eine typische Verteidigungsstellung. Die Füße stehen L-Förmig (vorderer Fuß zum Gegner, hinterer Fuss um 90° nach außen gedreht), das Körpergewicht lastet zu 2/3 auf dem hinteren Fuß. Der Vorteil ist, dass der Körper durch Pendelbewegung leicht aus der Angriffslinie des Gegners herausgebracht werden kann und der vordere Fuß zu schnellen Kontertritten verwendet werden kann (weil er schnell gewichtsfrei ist).
  • Kima Sogi: die Reiterstellung, auch weit auseinander und tief. Für viele Handechniken eine ideale Position, auch für schnelle Seitwärtsbewegungen geeignet.

Hand- und Armtechniken

Die Hand und die Arme werden in ihrer ganzen Länge für Blocks (Abwehr und Stopp von Angriffen) und Wirkungstreffer benutzt.

Typische Verwendungsformen sind:

  • Fingerspitzenstoß
  • Stoß mit den Knöcheln
  • Fauststoß
  • Handballenstoß
  • Ellbogenstoß
  • Schlag oder Abwehr mit der Innenhandkante und mit der Außenhandkante
  • Handrückenschlag
  • Unterarmblocks von innen, von außen, nach unten, zur Mitte, nach oben

Fußtechniken

Im Taekwondo haben die Fußtechniken eine besondere Bedeutung, im Unterschied zu anderen Kampfsportarten werden sie hier besonders betont. Durch intenisves Training kann man auch mit Fußtechniken schnell und hoch treffen.

Der Vorteil ist, dass man damit eine relativ große Reichweite hat, in der man mit der kräftigen Beinmuskulatur sehr wirkungsvolle Treffer landen kann. Zudem gibt die Nutzung der Beine dem Teakwondo-Kämpfer zwei zusätzliche Möglichkeiten, die für den Gegner z.T. recht überraschend eingesetzt werden können, weil der Ansatz ausserhalb seines Sichtbereiches liegt. Einen besonderen Überraschungseffekt erzielen Sprünge oder Techniken aus einer Drehung, ggf. sogar Mehrfachdrehung heraus.

Ziele sind hierbei vor allem Solarplexus, unterer seitlicher Rippenbogen, Kinn/Gesicht, Stirn- und Schläfenbereich aber auch Schenkel und Kniegelenk. Fußtechniken können auch zur Abwehr und zum Blocken gegnerischer Angirffe genutzt werden.

Typische Fußtechniken sind:

  • Gerader Fußstoss nach vorne (Ap-Chagi): Trefferfläche ist der Fußballen
  • Seitlich gedrehter Stoss nach vorne (Yop-Chagi): Trefferfläche ist die Fußaussenkante bzw. die Sohle
  • Von der Seite kommender Fuß (Dolyo-Chagi): getroffen wird mit Fußballen oder Rist
  • Fersenkick (Pandae-Dolyo-Chagi): getroffen wird mit der Ferse
  • eingedrehter Fuß (Pyturo-Chagi): von unten kommend kann damit ein seitlich stehender Gegner hoch mit dem Fußballen getroffen werden
  • hoher Schwungtritt von aussen oder von innen (Naeryo-Chagi): eine typische Blocktechnik mit der Fußinnen- bzw. Fußaußenseite, aber auch für Angriffe mit der Ferse auf den Kopf oder Brustkorb geeignet

Bruchtest (Kyek Pa)

Sieht spektakulär aus, hat im Training aber nur geringe praktische Bedeutung: das Zerschlagen von Brettern, Ziegeln und Steinen. Diese Fähigkeit ergibt sich aus dem konsequenten Training von Kraft, Schnelligkeit und Genauigkeit einer Technik. Der Bruchtest verdeutlicht, dass beim Taekwondo durchaus gefährliche Kräfte wirken können, die mit exakter Technik ins Ziel gebracht werden.

Die Kraft, Geschwindigkeit und Technik eines Schlages oder Trittes wird bei Prüfungen (und Vorführungen) in der Regel an 30x30 cm großen und ca. 3 cm dicken Fichtenbrettern demonstriert. Für Kinder und Damen gibt es dünnere Bretter, man kann aber auch mehrere Bretter zur Erhöhung des Schwierigkeitsgrades übereinander legen. Noch schwieriger wird es, wenn man seine Technik an einem frei stehendem bzw. nur einseitig gehaltenem oder sogar an einem geworfenem Brett demonstrieren muss. Weitere Möglichkeiten sind auch die Durchführung der Technik im Sprung oder gleichzeitige Techniken an verschiedenen Brettern.

Ziegel, Kokosnüsse und andere Gegenstände dienen nur der spektakulären Show bei Vorführungen.

Selbstverteidigung, Kampf

Die Selbstverteidigung ist heute nurmehr ein Nebeneffekt des eher sportlich orientierten Taekwondo. Natürlich sind alle Übungen darauf ausgerichtet, sich auch im Ernstfall gegen einen Gegner behaupten zu können. Einige spezielle Selbstverteidigungs-Techniken ("Hosinsul") ermöglichem dem Geübten dann auch, Angreifer schnell abzuwehren und unter Kontrolle zu bringen.

Es ist jedoch einiges an Training erforderlich, derjenige der schnell ein paar Tricks für die nächste Schlägerei sucht, wird hier nicht fündig werden. Erst in höheren Graduierungen wird auch der Kampf gegen Gegner gezielt mit Trainingskämpfen geübt.

Auf alle Fälle stärkt Taekwondo das Selbstbewusstsein und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und trägt schon allein dadurch dazu bei, auch in Konfliktsituationen kühlen Kopf zu bewahren und sich behaupten zu können.

 "Die größte Leistung besteht darin, den Widerstand des Feindes ohne einen Kampf zu brechen." (Sun Tsu) 

weiterführende Informationen


Literatur

  • Robert Kachel: "Ein-Schritt-Kampf Ilbo-Taeryon: Ausweichen - Abwehren - Kontern", Berlin: Weinmann, 1. Auflage 2001, ISBN 3-87892-071-7
  • Michael Unruh: "Die 12 Taekwondo Hyong's: die Präzisionsübungen des Taekwondo", Berlin: Weinmann, 10. Auflage 2002, ISBN 3-87892-049-0
  • Jürgen Höller, Axel Maluschka: "Taekwondo Selbstverteidigung - Grundlagen, Trainingspraxis, Gürteltraining", Aachen: Meyer und Meyer, 1. Auflage 2003, ISBN 3-89124-954-3

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