Das erste Russell-Tribunal wurde 1966 von dem britischen Philosophen Lord Bertrand Russell unter dem Namen "Vietnam War Crimes Tribunal" ins Leben gerufen. Es war ein Tribunal, das ohne staatliche oder internationale Legitimation ins Leben gerufen wurde, um möglichst unabhängig die Taten während des Vietnamkriegs zu beurteilen. Die erste Tagung fand in London statt. Geplant war, zur Untersuchung des ersten und dritten Anklagepunktes in Paris zu tagen. Nach dem von General de Gaulle erwirkten Verbot beschloss das Tribunal, sich in Stockholm zu versammeln.
Die Eröffnungsrede hielt der Exekutivpräsident Jean-Paul Sartre. Die versammlten Mitglieder des Tribunals sollten die Anklagen beurteilen, die wegen Kriegsverbrechen, die im Zusammenhang mit dem Vietnamkrieg, sowohl gegen die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika, als auch gegen die Regierungen Südkoreas, Neuseelands und Australiens erhoben wurden. Die Legitimität des Tribunals wurde mit seiner Machtlosigkeit begründet. Es war mit keiner Institution/ keinem Staat verbunden, die ein Kriegsverbrechen begehen konnte. Im Gegensatz zu den Nürnberger Prozessen konnte das Tribunal somit die angeklagten Regierungen der Kriegsverbrechen anhand verschiedener Zeugen zwar überführen, nicht jedoch verurteilen. Die Beschlüsse des Tribunals wurden einstimmig gefasst, und nahmen Stellung zu den folgenden Anklagepunkten:
- Hat die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika gegen den Vietnam Aggressionshandlungen im Sinne des Völkerrechts begangen?
- Haben Bombardierungen rein ziviler Ziele stattgefunden (z. B. Krankenhäuser, Schulen, [[|Staudamm|Staudämme]], etc.)? Falls ja, in welchem Ausmaß?
- Haben sich die Regierungen von Australien, Neuseeland und Südkorea zu Komplizen der Vereinigten Staaten von Amerika bei der im Widerspruch zum Völkerrecht stehenden Aggression in Vietnam gemacht?
In der Nachschau kann man feststellen, dass der Vietnamkrieg der erste Krieg war, über den live berichtet wurde, vor allem durch das neuen Medium des Fernsehens. Der Vietnamkrieg ist nicht zuletzt wegen der Proteste in aller Welt, von den Amerikanern durch massiven Truppenabbau zu Ende gebracht worden. Der Protest wurde vor allem durch das Ausmaß der Kollateralschäden verursacht. Der Einsatz von Agent Orange, Napalm, und Splitterbomben mit verheerenden Folgen unter der Zivilbevölkerung wäre zur heutigen Zeit auch ohne das Vietnamtribunal von der Weltgemeinschaft geächtet worden. Es war aber notwendig, um eine Ingangsetzung des internationalen Regelwerkes zu erreichen.
Trotz der Erfahrung aus dem Vietnamkrieg und den Nürnberger Prozessen hat in den Vereinigten Staaten von Amerika kein Umdenken stattgefunden. Stattdessen haben sie in der Fortsetzung des Verstoßes gegen das Völkerrecht es für nicht notwendig erachtet, den internationalen Strafgerichtshof in Den Haag anzuerkennen.
Verhandelt wurde damals unter Beteiligung von Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir, Peter Weiss, Günther Anders, Mehmet Ali Aybar, Lelio Basso, Lazaro Cardenas, Stokely Carmichael, Vladimir Dedijer, Dave Dellinger, Amado Hernandez, Mahmud Ali Kasuri, Kinju Morikawa, Shoichi Salata, Laurent Schwarz, Wolfgang Abendroth, James Baldwin, Lawrence Daily, Carl Oglesby und Melba Hernandez.
Seit diesem ersten Tribunal zum Vietnamkrieg haben drei weitere stattgefunden, unter anderem eines Anfang der 80er Jahre zu den Berufsverboten in der BRD.
Die Tribunale entstanden ausschließlich aus der moralischen Verantwortung und Verpflichtung der Teilnehmenden, Menschenrechtsverletzungen nicht gleichgültig hinzunehmen. Daher erwiesen sie sich als eine wirksame Möglichkeit, staatlich legitimierte Gewalttaten, über denen der Mantel des Schweigens hing, ins öffentliche Bewusstsein zurückzurufen. Russelltribunale verstanden sich von Beginn an als in der Tradition der Aufklärung und der Demokratie und der Arbeit für den Weltfrieden stehend.
Im Juni 2005 fand in dieser Traditionslinie in Istanbul eine dreitäge Internationale Konferenz "Welt-Tribunal über den Irakkrieg" statt. Vorausgegangen waren Sitzungen in Brüssel und New York. Die 17-köpfige Jury hörte dabei ein 58-köpfiges Gremium aus Juristen und Kriegszeugen an um sich eine Meinung zu bilden. Die Sprecherin der Jury war Arundhati Roy.