Johannes Janssen (Historiker)

deutscher katholischer Priester und Historiker
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Leben

Johannes Janssen, ein deutscher Historiker, wurde bei Xanten am 10. April 1829 geboren. Er erhielt seine Ausbildung in Münster, in Löwen, in Bonn und in Berlin. Danach war er Gymnasialprofessor der Geschichte in Frankfurt am Main. Er wurde ordinierter Priester im Jahre 1860, wurde Mitglied des preussischen Abgeordnetenhauses der Zentrumspartei 1875 und 1880 wurde inländischer Prelat beim Papst und zum apostolischen Berater ernannt. Er starb bei Frankfurt am 24. Dezember 1891.

Werk

Janssen war ein Meister der sogenannten ultramontanen Geschichtsschreibung und gilt seinerzeit auch als bedeutendster katholischer Historiker. Seine große Arbeit ist Die Geschichte deutschen seit dem Ausgang Volkes des Mittelalters (8 vols., Freiburg, 1878 1894). In diesem Buch zeigt sich er sehr feindlich eingestellt zur lutherischen Reformation und versucht, nachzuweisen, daß die Protestanten für die allgemeine Ruhelosigkeit in Deutschland während des 16. und des I7. Jahrhunderts verantwortlich waren. Er versucht durch seine Verbindungen zur katholischen Zentrumspartei nicht ohne Erfolg, seine Geschichte des deutschen Volkes auf das Feld der Tatgespolitik zu übertragen. Seine Auffassung führte zu zahlreichen Kontroversen. Davon kündeten Janssens Ein Wort an ein meine Kritiker (Freiburg, 1882) und Ein zweites Wort an meine Kritiker (Freiburg, 1883) in Beantwortung der Kritiken u.a. August Ebrard, Max Lenz, Hermann Baumgarten und zahlreicher anderer. Häufig wurde dabei in den Debatten die wissenschaftliche Sachlichkeit durch die leidenschaftliche Erregung, die gerade die Zeit im Kulturkampf kennzeichnete, überschattet. Das galt für die Geschichtsschreibung beider konfessioneller Lager im gleichen Maße. Einer der wenigen protestantischen Historiker, die sich um eine sachliche Einordnung des Werkes von Janssen bemühten und sich damit verdient machten, war Wilhelm Maurenbrecher. Doch auch er hatte die Erregung der Jahre auch in den Rezensionen selbst zu spüren bekommen. Das betraf die Reaktionen aus beiden konfessionellen Lagern. Trotz aller Kritik blieb jedoch Janssens Werk so bedeutend, daß eine grundlegende Bedeutung trotz der einseitigen Tendenz seiner Geschichtsschreibung niemals in Abrede gestellt werden konnte. Die zahlreichen Auflagen, die selbst die bei Leopold von Ranke weit hinter sich ließen, bestätigen uns das eindrucksvoll.

Janssen hat in der deutschen Historiographie einen besonderen Stellenwert, weil er der Erste vor Karl Lamprecht ist, welcher eine Art Sozialgeschichte schreibt. Ihm geht es um die negativen Folgen, welche die Reformation seit Martin Luther mit sich gebracht hatte. Dabei versteigt er zu der These, daß die Reformation eine "Blüte des Spätmittelalters" zunichte machte. Janssen stützte sich dabei auf die Kunstgeschichte, wo in dieser Zeit wirklich eine Blütezeit zu sehen war. Allerdings übersieht er dabei, daß die Kirche wie die ganze spätmittelalterliche Gesellschaft reformbedürftig war. Er hob bewußt Schwächen der Reformation hervor und ließ die Stärken unterbeleuchtet um eine Tendenz zugunsten der katholischen Geschichtsauffassung zu erzielen.

Einer der wichtigsten Nachfolger in dieser Geschichtsauffassung war Ludwig von Pastor. Mit diesem pflegte er auch engeren Kontakt.

Janssens Hauptwerke

  • Die Geschichte deutschen seit dem Ausgang Volkes Des Mittelalters (8 vols., Freiburg, 1878 1894), die zahlreiche Ausgaben erlebt hat, ist durch Ludwig Pastor ergänzt und verbessert worden. Der grössere Teil von ihm wurde auch übersetzt ins Englische von M. A. Mitchell und von A. M fortgesetzt. Christie (London, 1896, fol.).
  • Frankfurts Reichskorrespondenz, 1376 1519 (Freiburg, 1863-1872).

Literatur zu Janssen

  • L. Pastor, Johannes Janssen (Freiburg, 1893).
  • F. Meister, Erinnerung ein Johannes Janssen (Frankfurt, 1896).

Text basiert auf: Encyclopedia Brittanica (1911).