Integriertes Lernen
Der Begriff integriertes Lernen oder englisch Blended Learning bezeichnet einen Ansatz der Lernorganisation, bei dem die Vorteile von Präsenzveranstaltungen und E-Learning systematisch eingesetzt werden. Das auch Hybride Lernarrangements genannte Konzept verbindet die Effektivität und Flexibilität von elektronischen Lernformen mit den sozialen Aspekten der Face-to-Face Kommunikation. Es bezeichnet damit Ansätze, die eine didaktisch sinnvolle Verknüpfung von 'traditionellem Klassenzimmerlernen' und E-Learning anstreben.
"Blended" heißt auf Englisch "verschneiden", wie dies z.B. bei Weinen oder der Whiskyproduktion geschieht. Das Ziel ist ein Produkt aus zwei oder mehreren Zutaten, welches eine höhere Qualität (z.B. Geschmack) aufweist, als die Einzelteile. Beim Blended Learning werden zwei Lernformen kombiniert und zu einer Einheit zusammengeführt. In guten Blended Learning Programmen gelingt es, die jeweiligen Vorteile der Lernform einzubringen und die Nachteile zu kompensieren. Aus traditionellen Lernformen wie der Präsenzveranstaltung und innovativen Lernformen wie Web Based Training wird ein Curriculum gebildet. Werden kooperative Lernformen eingebracht, wird auch von Computer-Supported Cooperative Learning gesprochen. Von beiden Lernformen werden die Vorteile eingebracht.
Der zentrale Aspekt von Blended Learning ist die Vor- bzw. Nachbereitung in Präsenzveranstaltungen. Insbesondere die Nachbereitung sichert somit einen gewissen Lerntransfer, den klassische Präsenzveranstaltungen nicht leisten können.
Geschichte
Nach einem 'Hype' bezüglich E-Learning um die Jahrtausendwende machte sich eine gewisse Ernüchterung breit. Es zeigte sich, dass E-Learning die hohen Erwartungen nur teilweise erfüllte, dass die Kosten zum Aufbau von Applikationen mit einem Mehrwert gegenüber herkömmlichen Lehrmethoden groß waren, besonders, wenn sie wirklich in sich geschlossen sein sollten.
Daraus entwickelte sich die Abkehr vom reinen E-Learning-Ansatz. Dies geschah teilweise begründet aus pragmatischen Zwängen (Unmöglichkeit der Integration praktischer Fertigkeiten im Labor oder sozialer Fertigkeiten u. a.). Teilweise aber entstand die Hinwendung zu Blended Learning auch einfach aus der Schwierigkeit der meisten Autorensysteme, individuell auf die Lernenden einzugehen, was besonders im Falle von Problemen, Missverständnissen oder misslungenen Lernkontrollen wichtig wäre: Blended Learning diente in diesen Fällen gewissermassen als didaktisches Konzept zur Rechtfertigung mangelnder Geschlossenheit von E-Learning-Systemen. In gewissem Maße wurde somit auch Blended Learning zu einem 'Hype'.
Neuere E-Learning-Systeme bestehen aus komplexen Dialognetzwerken, die viele nicht-lineare Prozesspfade (Exkurse, Vertiefungen, individualisierte Analysen von Lernkontrollen) zulassen. Solche in hohem Masse in sich geschlossene E-Learning-Systeme können oft auf die Präsenzkomponente verzichten und als reine, asynchrone E-Learning-Systeme funktionieren.
Präsenzveranstaltung
+ Teilnehmer nehmen sozialen Kontakt auf, bilden eine Gruppe
+ Dozent und Teilnehmer lernen sich persönlich kennen
+ Dozent kann auf Verständnisschwierigkeiten und auf Anregungen unmittelbar reagieren
+ die Kommunikation ist ganzheitlich
+ die Teilnehmer unterstützen sich beim Lernen gegenseitig
+ es können jederzeit weiterbringende Diskussionen entstehen
- alle Personen müssen zur gleichen Zeit am gleichen Ort sein
- alle Teilnehmer müssen gleiches relevantes Vorwissen haben, damit der allgemeine Lernfortschritt nicht behindert wird.
- das Lerntempo ist nicht individualisierbar.
E-Learning
+ Teilnehmer lernen, wie und wo es ihnen passt.
+ Es wird zeitunabhängig gelernt.
+ Teilnehmer bestimmen ihr Lerntempo selbst.
+ Der Lernstoff ist gut aufbereitet, Methodik/Didaktik sind sehr flexibel.
+ Der Einsatz unterschiedlicher Medien (Bild, Video, Ton, Animation, Text) spricht unterschiedliche Lerntypen an.
+ Je nach Plattform ist eine einfache, individuelle und motivierende Betreuung des Teilnehmers möglich, so können auch Missdeutungen ausgeschlossen werden.
- Keine soziale Bindung zu weiteren Teilnehmern
- Mögliche Missdeutungen von Inhalten bleiben unbemerkt.
- Hohe Selbstlernkompetenz ist erforderlich.
Literatur
Liening, Andreas; Wiepcke, Claudia (2004): Blended Learning als Katalysator für Gender Mainstreaming. In: Liening, Andreas (Hg.): Dortmunder Beiträge zur ökonomischen Bildung, Nr. 3. Dortmund.
Sauter, Annette; Sauter, Werner (2002): Blended Learning: Effiziente Integration von E-Learning und Präsenztraining, Neuwied.
Wiepcke, Claudia (2006): Computergestützte Lernkonzepte und deren Evaluation in der Weiterbildung: Blended Learning zur Förderung von Gender Mainstreaming, Hamburg.
Weblinks
- Zahlreiche Definitionen, Bemerkungen und Literaturangaben zu Blended Learning in Beats Biblionetz: http://www.beat.doebe.li/bibliothek/w01417.html
- Aus Werner Stangls Arbeitsblättern: ELearning, Blended Learning