Ludwig Lindenschmit der Jüngere

deutscher Prähistoriker
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Ludwig Lindenschmit der Jüngere (* 4. März 1850 in Mainz; † 20. Juli 1922 in Mainz) war ein bedeutender deutscher Prähistoriker, Museumsmann und Maler, Sohn des bedeutenden Mainzer Prähistorikers, Kunstmalers und Museumsgründers Ludwig Lindenschmit der Ältere.

Leben

Lindenschmit war Mitarbeiter des Römisch-Germanisches Zentralmuseum in Mainz, das sein Vater mitbegründet hat. Von 1893 bis 1901 war Lindenschmit der Jüngere dort Leiter (Konservator) und von 1902 bis 1912 zweiter Direktor.

Lindenschmit war Herausgeber des 4. Bandes des Handbuchs Altertümer unserer heidnischen Vorzeit (Mainz, Römisch-Germanischen Zentralmuseum), dessen erste drei Bände sein Vater herausgegeben hatte, sowie der Festschrift zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens des Römisch-Germanischen Centralmuseums zu Mainz (Mainz 1902).

Im Zusammenhang mit den ersten bedeutenden paläolithischen (altsteinzeitlichen) Kleinkunstwerken Mitteleuropas hat sich neben seinem Vater auch Lindenschmit der Jüngere einen Namen gemacht. So entlarvte er zwei Fälschungen eiszeitlicher Kunst, die dann sein Vater in einem wichtigen Aufsatz (1876) publizierte. Die Fälschungen, die Zeichnungen von Bär und einem sitzenden Fuchs, stammen aus dem Kesslerloch bei Thayngen (herumziehende Kesselflicker sollen hier zeitweilig Unterschlupf gefunden haben) im schweizerischen Kanton Schaffhausen nahe der deutschen Grenze. Er verglich die beiden einfachen Gravierungen von Bär und Fuchs mit Kinderzeichnungen und fand frappierende Ähnlichkeiten in Kinderbüchern und anderen Publikationen (etwa von dem vor allem als Tiermaler hervorgetretenen Heinrich Leutemaan illustrierten Aufsatz "Die Thiergärten und Menagerien mit ihren Insassen" in der Schriftenreihe "Die Welt der Jugend" (1868).

Auch alle anderen Kunstwerke aus dem Kesslerloch hielt sein Vater dann im Gegensatz zu den meisten seiner Zeitgenossen für Fälschungen. Gefunden wurden sie im Jahre 1874 schon kurz nach ihrer Entdeckung im gleichen Jahr von dem jungen Basler Reallehrer Konrad Merk, der auch 1873 die bedeutende, durch Gebüsch verborgene Höhle unweit der durch das Fulachtal nach Schaffhausen führenden Bahnlinie entdeckte und in den beiden darauffolgendes Jahren mit Hilfe eines Kollegen und zweier Schüler dort Ausgrabungen durchführte, in deren Verlauf neben Fossilien auch rund 12 000 Steinwerkzeuge, Kernsteine und Abschläge, einige hundert Knochengeräte sowie Tierknochen entdeckt wurden.

Sein Vater Ludwig Lindenschmit der Ältere, Gründer des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz, glaubte selbst nicht an die bereits weithin anerkannte eiszeitliche Kleinkunst aus bedeutenden französischen Höhlen. Und so publizierte er die überraschende Entdeckung seines Sohnes. Für Lindenschmit den Älteren waren alle eizeitlichen Kunstwerke gemeine Fälschungen und die deutsche Forschung folgte ihm. Oder, um es überspitzt zu formulieren: Für Lindenschmit den Älteren galt alles, was nicht römisch-germanisch war, nichts. Später rechtfertigte sich Konrad Merk damit, die beiden Fälschungen von Bär und Fuchs nicht im Laufe seiner Ausgabungen entdeckt zu haben, sondern daß diese erst mehr als ein Jahr später aufgetaucht sind. Anschließend verstärkte sich der Verdacht gegen einen der früheren Arbeiter Merks, der behauptet hatte, sie bei einer Nachsuche im Grabungsschutt entdeckt zu haben. Durch ein anschließendes Verhör gestand dieser schließlich, die beiden Ritzzeichnungen von seinem Vetter, einem Realschüler in Schaffhausen, auf Knochen aus dem Keßlerloch hatte anfertigen lassen. Somit stand dann zweifellos die Fälschung dieser beiden Kunstwerke fest.

Literatur

  • In: Mainzer Zeitschrift Bd. 17/19, 1921/24.

Werke

  • Das Römisch-Germanische Central-Museum in bildlichen Darstellungen aus seinen Sammlungen, hrsg. im Auftrage des Vorstandes von L. Lindenschmit Sohn, Verlag Victor von Zabern, Mainz 1889, 57 Bl., 51 Taf. [wichtiges Inventarwerk].
  • Beiträge zur Geschichte des römisch-germanischen Centralmuseums in Mainz, 1 Titelbild, 2 Taf. u. 4 Abb.. In: Festschrift zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens des Römisch-Germanischen Centralmuseums zu Mainz, Druck von Philipp von Zabern, Mainz 1902, S. 1-72.
  • Erinnerungen als Randverzierungen zum Charakterbild Ludwig Lindenschmits und zur Geschichte seines Lebenswerkes, 1 Taf. u. 4 Abb.. In: Festschrift zur Feier des fünfundsiebzigjährigen Bestehens des Römisch-Germanischen Central-Museums zu Mainz, Kommissionsverlag L. Wilckens, Mainz 1927, S. 5-51.