Bethanienkirche (Berlin-Weißensee)

Kirchengebäude in Berlin-Weißensee
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. September 2020 um 14:51 Uhr durch 44Pinguine (Diskussion | Beiträge) (minus schreibfehler). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die auf dem Mirbachplatz in Berlin-Weißensee stehende Bethanienkirche wurde wegen der beachtlichen Steigerung der Einwohnerzahl in Neu-Weißensee in den Gründerjahren zwischen 1900 und 1902 erbaut. Nach stärksten Kriegsschäden am Kirchengebäude blieb im Wesentlichen der Kirchturm erhalten, die kirchliche Nutzung musste aber aufgegeben werden.

Bethanienkirche
Turm der Kirche von Süden gesehen
Turm der Kirche von Süden gesehen

Turm der Kirche von Süden gesehen

Baujahr: 1900–1902
Einweihung: 1902
Architekt: Ludwig von Tiedemann,
Robert Leibnitz
Stilelemente: Neugotik,
Backstein unverputzt
Bauherr: evangelische Gemeinde Berlin
Turmhöhe:

65 m

Lage: 52° 33′ 10″ N, 13° 26′ 57″ OKoordinaten: 52° 33′ 10″ N, 13° 26′ 57″ O
Anschrift: Mirbachplatz
Berlin-Weißensee
Berlin, Deutschland
Zweck: evangelisch Gottesdienst
Gemeinde: Evangelische Kirchengemeinde Bethanien
Bethanienkirche auf dem Mirbachplatz, Sicht von der Behaimstraße

Geschichte

Die nach dem Ort Bethanien benannte Kirche wurde nach Plänen des Architekten und Geheimen Rats Ludwig von Tiedemann und von Robert Leibnitz im neogotischen Stil errichtet und 1902 im Beisein von Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Victoria eröffnet. Zu Ehren der Kaiserin erhielt eine der drei Glocken des Kirchengeläuts den Namen „Auguste Victoria“.

Schnitzaltar und Kanzel schuf die Firma Gustav Kuntzsch aus Wernigerode, den steinernen Kanzelfuß Steinmetzmeister Otto Plöger, Berlin. Der Altar wurde wegen seiner Höhe im Jahre 1905 an die Glaubenskirche (Berlin-Lichtenberg) abgegeben und dort aufgestellt. Die Bethanienkirche erhielt – mit Rücksicht auf das mittlere Chorfenster – einen neuen Altar mit niedrigerem Retabel.[1] Der ursprüngliche Altar ist in der früheren Glaubenskirche (seit 2005 St.-Antonius- und St.-Shenouda-Kirche) erhalten.[2]

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Bau fast vollständig zerstört, einzig der beschädigte 65 Meter hohe Turm mit dem ursprünglichen Geläut, der sich im Westen der Kirche über einem kreuzförmigen Grundriss mit Armen von fast gleicher Länge erhob, blieb erhalten.

Ende 2007 wurde der Bethanienturm an einen Berliner Architekten und Projektentwickler zwecks bisher (Stand 2015) nicht verwirklichter Neunutzungspläne verkauft.

Lage und Baubeschreibung

Der Mirbachplatz, benannt nach dem Oberhofmeister Ernst Freiherr von Mirbach, der sich um die Finanzierung des Kirchenbaus verdient gemacht hatte, ist Kreuzungspunkt der Pistoriusstraße mit der Schönstraße, der Gäblerstraße, der Behaimstraße und der Max-Steinke-Straße. Die Kirche war somit von allen zuführenden Straßen aus zu sehen.

Baubeherrschend war und ist der mächtige Kirchturm mit quadratischem Grundriss, der bis weit über das Dach des Haupthauses mit Kalksandstein verkleidet ist. Ihm angebaut ist der Eingangsbereich der Kirche, das Portal als Spitzbogen ausgeführt. Über dem Turmschaft erhebt sich das Glockengeschoss aus Backsteinen, das von schlanken bogenförmigen Schallöffnungen mit Wimpergen darüber gebildet wird. Auf dem Glockengeschoss ist ein vierseitiger Pfeilergiebel angeordnet, auf dem ein längsgerichtetes Satteldach einen verkupferten Dachreiter trägt.[3]

Im Turm wurde ein dreistimmiges Geläut aus Gussstahl-Glocken, die im Bochumer Verein Ende der 1890er Jahre gegossen worden waren, eingebaut. Eine Inventarliste der Gießerei enthält folgende Angaben: das Ensemble aus Glocken mit Klöppel, Lager, Achsen und Läutehebel kostete in der Herstellung 7891 Mark.[4]

Glockenplan
Größe Schlagton Gewicht (kg) unterer
Durchmesser (mm)
Höhe (mm) Inschrift
größte 0a 3211,5 1988 1750 unbekannt
mittlere cis 1621 1574 1380 Auguste Victoria
kleinste 0e 1109 1387 1225 unbekannt

Das Geläut ist erhalten (siehe oben).

Das zugehörige Gemeindehaus Bethanien steht südöstlich des Platzes an der Ecke Max-Steinke-Straße/Pistoriusstraße. Die vielgliederige Anlage, 1908 im Heimatstil errichtet, wurde im Krieg kaum beschädigt und dient weiterhin kirchlichen Zwecken. Auffällig ist das mit Skulpturen reich geschmückte Portal in romanischen Formen.[3]

Literatur

Commons: Bethanienkirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Angela Beeskow: Die Ausstattung in den Kirchen des Berliner Kirchenbauvereins (1890–1904). Mit einem Beitrag zur Ikonographie des Protestantismus. Gebr. Mann Verlag, Berlin 2005, ISBN 978-3-7861-1765-0, S. 168, 240, 253, 257, 337 f., 425.
  2. Der Bethanienturm. Abgerufen am 9. August 2019.
  3. a b Institut für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale der DDR. Hauptstadt Berlin-II. Henschelverlag, Berlin 1984, S. 121.
  4. Zusammenstellung der nach Berlin und Umgegend gelieferten Geläute; Bochumer Verein, um 1900. Im Archiv der Köpenicker Kirche St. Josef, eingesehen am 6. August 2019.