Weizen

Gruppe ähnlicher Pflanzenarten der Süßgräser
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Mit Weizen wird eine Reihe von Arten der Süßgräser (Poaceae) in der Gattung Triticum L. bezeichnet. Er wird ca. 0,5 bis 1 m hoch, der Halm ist rundlich. Von der Gesamterscheinung wirkt er dunkelgrün und die Ähre gedrungen. Morphologisches Unterscheidungsmerkmal sind die kurzen bewimperten Blattöhrchen, die, im Gegensatz zur Gerste, den Halm nicht umschließen. Das Blatthäutchen ist mittelgroß und gezähnt. Die Früchte werden botanisch als „einsamige Schließfrüchte“ (Karyopsen) bezeichnet. Etymologisch leitet sich Weizen vom „Weiß“ des Produkts dieses Getreides, dem Weißmehl, ab.

Weizen
Unbegrannter Weizen
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Divisio: Blütenpflanzen (Magnoliophyta)
Vorlage:Classis: Einkeimblättrige (Liliopsida)
Vorlage:Subclassis: Commelinaähnliche (Commelinidae)
Vorlage:Ordo: Süßgrasartige (Poales)
Vorlage:Familia: Süßgräser (Poaceae)
Vorlage:Genus: Weizen
Wissenschaftlicher Name
Triticum
L.

Anbau

Weizen stellt an Klima, Boden und Wasserversorgung höhere Ansprüche als andere Getreidearten.

Winterweizen wird im Herbst ab Mitte September ausgesät. Bei früher Aussat keimen die Körner schnell und entwickeln die ersten Blätter. Die kleinen Pflanzen bilden Nebensprosse (Bestockung) aus und überwintern. Bei später Aussaat, die meistens mit niedrigen Bodentemperaturen verbunden ist, verläuft die Keimung langsamer. Da Winterweizen spätsaatverträglich ist, ist eine Aussat auch noch im Dezember möglich. Obwohl Weizen bis ca. –20° C frostresistent ist, bevorzugt er insgesamt ein gemäßigtes Klima. Im Frühjahr setzt das Streckungswachstum (Schossen) ein und die Blätter entwickeln sich. Am Ende der Streckungsphase ist bereits eine vollständige Ähre mit Ährchen und Blüten vorhanden. Die Ähren schieben nach außen und mit der Blüte ist die Pflanzenentwicklung abgeschlossen. Nach der (Selbst-)Befruchtung entwickeln sich die Körner. Je Pflanze bilden sich 2 bis 3 Ähren tragende Halme aus, was etwa 350 bis 700 Halmen je m² entspricht. In jeder Ähre bilden sich etwa 25 bis 40 Körner aus. Sie bestehen in der Vollreife aus ca. 60 % Stärke, ca. 12 % Eiweiß, ca. 2 % Fett und ca. 14 % Wasser. Die Höhe der genannten Inhaltsstoffe wird von der Sorte, der Düngung und beim Wasser von Luftfeutigkeit sowie Regen ab. Gegen Unkräuter und Pilze werden im konventionellen Anbau mehrere Pflanzenschutzanwendungen durchgeführt. Für einen optimalen Ertrag wird Weizen in drei kleinen Gaben mit Stickstoff gedüngt. Die Ernte erfolgt im Sommer des auf die Aussat folgenden Jahres, wobei der Durchschnittskornertrag zwischen 60 und 70 dt/ha liegt. Als Spitzenwerte werden Kornerträge von über 110 dt/ha erreicht. Durch diese hohen Kornerträge ist der Winterweizen allen anderen Getreidearten überlegen. Das Stroh verbleibt gehäkselt auf dem Feld oder es wird als Einstreu für die Tiere zu Ballen gepresst und abgefahren.

Sommerweizen sät man im Frühjahr aus; er braucht keine Vegetationsruhephase, muss also nicht vernalisiert werden. Seine Kornerträge liegen deutlich unter denen von Winterweizen. Die Körner haben eine glasigere Struktur als Winterweizen, sind aber proteinreicher. In Deutschland werden auf über 90 % der Weizenanbauflächen Winterweizensorten ausgesät.

Bedeutung

 
gekeimte Weizenkörner

Die verschiedenen Arten des Weizen stellen das zweitmeistangebaute Getreide der Welt dar (nach dem Mais und gefolgt vom Reis). Er wird auf allen Kontinenten angebaut. Weizen ist für Menschen in vielen Ländern ein Grundnahrungsmittel (Brotgetreide) und hat eine große Bedeutung in der Tiermast. Hartweizen ist besonders für die Herstellung von Teigwaren (Hartweizengrieß) geeignet – wird aber in Deutschland so gut wie nicht angebaut.

Weizen ist an trockene und warme Sommer angepasst. Eine moderne Kreuzung aus Weizen und Roggen, Triticale, erlaubt den Anbau in kühleren Klimazonen.

Die gesamte Erntemenge weltweit 2005 betrug 629.566.041 Tonnen. Die gesamte Anbaufläche belief sich auf 217.000.317 Hektar. Die zehn größten Erzeugerländer produzierten zusammen ca. 68 % der Welterntemenge. Der durchschnittliche Hektar-Ertrag lag weltweit bei 29 dt, in Deutschland bei ca. 75 dt/ha.

 
Weizenähre

Die zehn größten Erzeugerländer:

Produktion (in Tonnen)
China 97.000.250
Indien 72.000.000
USA 57.280.272
Russland 47.608.000
Frankreich 36.877.964
Kanada 25.546.900
Australien 25.090.000
Deutschland 23.693.000
Pakistan 21.591.400
Türkei 21.000.000

(Quelle: FAO, Faostat [1], 2006)


Datei:Weizenkörner.jpg
Weizenkörner

Arten (Auswahl)

  • T. aestivum L. (Weichweizen)
  • T. aestivum subsp. spelta (L.) Thell. (Dinkel)
  • T. antiquorum Heer
  • T. baeoticum Boiss.
  • T. compactum Host (Zwergweizen)
  • T. compositum L.
  • T. dicoccum Schübler (Emmer)
  • T. durum Desf. (Hartweizen)
  • T. ispahanicum Heslot
  • T. jakubzineri (Udacz. & Schachm.) Udacz. & Schachm.)
  • T. karamyschevii Nevski
  • T. militinae Zhuk. & Migush.
  • T. monococcum L. (Einkorn)
  • T. parvicoccum
  • T. petropavlovskyi Udacz. & Migush.
  • T. polonicum L.
  • T. sinskajae Filat. & Kurk.
  • T. tetraurartu Gandil.
  • T. timonovum Heslot & Ferrary
  • T. timopheevii (Zhuk.) Zhuk.
  • T. turanicum Jakubz.
  • T. turgidum L. (Rauweizen)
  • T. urartu Thumanyan ex Gandilyan
  • T. vavilovii (Tum.) Jakubc. in Zhuk.
  • T. zhukovskyi Menabe & Ericzjan

Ackerbaulich wichtige Weizenarten

 
Weizenanbaugebiete
  • Weichweizen (Triticum aestivum L.) ist eine hexaploide Weizenart und die am verbreitetsten angebaute. Es gibt eine Vielzahl von Sorten, die an unterschiedliche Klimate angepasst sind.
  • Spelt oder Dinkel (Triticum aestivum subsp. spelta (L.) Thell.), ebenfalls hexaploid, wird als spezielles Brotgetreide begrenzt angebaut. Das in der Milchreife geerntete und geröstete Korn, Grünkern genannt, ist mineralstoffreich und stark aromatisch.
  • Emmer (Triticum dicoccum Schübler) ist eine tetraploide Weizenart, die historisch angebaut wurde, heute aber keine wirtschaftliche Bedeutung mehr hat.
  • Hartweizen (Triticum durum Desf.) ist die einzige tetraploide Weizenart, die heute noch verbreitet angebaut wird.
  • Kamut (Triticum turgidum subsp. polonicum (L.) Thell.) ist eine Zuchtform des Emmer, die in kleinen Mengen, oft im biologischen Landbau, als 'gesundes' Getreide vermarktet wird. Kamut ist ein eingetragenes Warenzeichen (Kamut®).
  • Einkorn (Triticum monococcum L.) ist die älteste Weizensorte. Sie wird heute nur noch aus wissenschaftlichen Gründen oder zu Illustrationszwecken angebaut.

Das Bundessortenamt teilt mit seiner Zulassung die Weichweizensorten in fünf so genannte Backqualitätsgruppen ein: (Hauptmerkmal der Einteilung ist die Volumenausbeute im Rapid-Mix-Test, einem Backversuch)

  • E-Gruppe: Eliteweizen – mit hervorragenden Eigenschaften. Wird meistens zum Aufmischen schwächerer Weizen verwendet oder exportiert.
  • A-Gruppe: Qualitätsweizen – hohe Eiweißqualität. Kann Defizite anderer Sorten ausgleichen.
  • B-Gruppe: Brotweizen – alle Sorten, die für die Gebäckherstellung gut geeignet sind.
  • C-Gruppe: sonstiger Weizen – hauptsächlich für Futterzwecke.
  • Keksweizen: (wurden bis 2004 als "K-Gruppe" geführt) haben eine für den Verwendungszweck geeignete, also schwächere Eiweißqualität.

Geschichte der Domestizierung/Anbaugebiete

 
Ausschnitt eines Weizen-Feldes

Der heutige Saatweizen ging aus der Kreuzung mehrerer Getreide- und Wildgrasarten hervor. Die ersten von Menschen angebauten Weizenarten waren Einkorn (Triticum monococcum) und Emmer (Triticum dicoccum). Ihr Herkunftsgebiet ist der vordere Orient. Die ältesten Nackt-Weizenfunde stammen aus der Zeit zwischen 7800–5200 v. Chr. Damit ist Weizen nach Gerste die zweitälteste Getreideart. Mit seiner Ausbreitung nach Europa, Nordafrika und Asien gewann der Weizen eine grundlegende Bedeutung für viele Kulturen. Doch lange Zeit blieb der Anbau hinter dem der Hauptgetreidearten Einkorn, Emmer und Gerste weit zurück. Erst durch das Weißbrot, das ab dem 11. Jahrhundert in Mode kam, etablierte sich der Weizen. Heute ist Weizen die am häufigsten angebaute Getreideart und nimmt den größten Anteil der Getreideanbauflächen ein.

Einkorn (T. monococcum) ist die ursprünglichste Form des kultivierten Weizens; man findet auch heute noch Wildformen des Einkorn, so dass die Domestizierung mittels menschlicher Auslese relativ klar erscheint.

Aus dem Einkorn entwickelte sich durch Bildung eines Additionsbastards mit einem anderen Wildgras (evtl. T. speltoides oder Aegilops speltoides) in vorgeschichtlicher Zeit der tetraploide Emmer (T. dicoccum), aus dem später durch Zucht Arten wie Hartweizen und Kamut entstanden.

Durch eine weitere Aufnahme des gesamten Gensatzes des Wildgras T. tauschii (oder Aegilops squarrose) in den Emmer entstand dann der moderne hexaploide Saatweizen.

Zusammensetzung (Weichweizen)

 
Weizenpflanze
 
Weizen
Bestandteile
Wasser 10,42 %
Eiweiß 10,69 %
Fett 2,0 %
Kohlenhydrate 75,36 %
Ballaststoffe (Teil der Kohlenhydrate) 12,7 %
Mineralstoffe 1,5 %
Mineralstoffe
Calcium 34 mg
Eisen 5,4 mg
Magnesium 90 mg
Phosphor 402 mg
Kalium 435 mg
Natrium 2 mg
Zink 3,5 mg
Kupfer 0,43 mg
Mangan 3,40 mg
Vitamine
Thiamin (Vitamin B1) 0,41 mg
Riboflavin (Vitamin B2) 0,11 mg
Niacin 4,77 mg
Pantothensäure 0,85 mg
Vitamin B6 0,38 mg
Folsäure 0,04 mg
Vitamin E 1,44 mg

Der Brennwert beträgt 1425 kJ je 100 g.

Literatur

  • Friedrich J. Zeller, Sai L.K. Hsam: Weizen: Grundstoff für die menschliche Ernährung und für industrielle Erzeugnisse. Naturwissenschaftliche Rundschau 57(8), S. 413–421 (2004), ISSN 0028-1050
  • Elisabeth Schiemann; Weizen, Roggen, Gerste. Systematik, Geschichte und Verwendung. 1948
  • i.m.a e.V. (Hrsg.): Pflanzen in der Landwirtschaft, 2004

Sonstiges

Wiktionary: Weizen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Weizen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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