Der Gerberträger ist ein über mehrere Stützen durchlaufender Träger (Gelenkträger) ähnlich einem Durchlaufträger.
Beschreibung
Anders als beim Durchlaufträger sind in den Feldern Gelenke angeordnet, und zwar gerade soviele, dass das Gesamtsystem statisch bestimmt ist. Der Vorteil der statischen Bestimmtheit ist, dass das Bauwerk unempfindlich gegenüber Zwangbeanspruchungen, wie z.B. Setzungen, wird und natürlich auch, dass die Statik leichter zu berechnen ist. Die Gelenke werden zweckmäßigerweise dort angeordnet, wo die Momentenlinie des Lastfalls Eigengewicht bei einem gelenklosen Träger sowieso einen Nullpunkt hätte. Das Prinzip ist zum Beispiel bei Brücken anwendbar. Zwischen zwei Auslegern ist ein Zwischenstück gelenkig eingesetzt. Dadurch wird die Feldweite vergrößert, und man braucht geringere Bauteillängen als bei einer durchgehenden Brücke. Als Nachteile sind zu nennen die aufwändige Ausbildung und Wartung der Gelenke bzw. Fugen sowie die größeren Verformungen und geringeren Tragreserven als beim statisch unbestimmten Durchlaufträger. Daher findet der Gerberträger heute praktisch nur noch wenig Anwendung.
Der Erfinder
Der Träger ist nach dem deutschen Ingenieur Heinrich Gottfried Gerber (1832-1912) benannt, der darauf 1866 ein Patent bekam. Fertigteilträger werden noch nach diesem System verarbeitet.
Beispiele
Gerber wendete diese Konstruktion erstmals 1864 beim Bau der Mainbrücke in Hassfurt mit einem 38 m langen Träger an. Ein weiteres Beispiel für eine Konstruktion mit einem Gerberträger (Auslegerbrücke) ist die Firth-of-Forth-Brücke in Schottland von 1890. Dieser Bau verhalf dem Prinzip des Gerberträgers zum weltweiten Durchbruch.