Der Nationalrat der Slowenen, Kroaten und Serben (politische Vertretung der Slowenen, Kroaten und Serben, die auf dem Gebiete der österreichisch-ungarischen Monarchie leben“[1] und war eine Art Regierung des kurzlebigen Staates der Slowenen, Kroaten und Serben.
), auch Agramer Nationalrat genannt, sah sich als „Geschichte
Vorbedingungen
Während des Ersten Weltkriegs blieb es in den südslawischen Gebieten Österreich-Ungarns bis Ende 1917 wesentlich ruhig. Lediglich einige mit dem dualistischen System unzufriedene südslawische Politiker hatten im Londoner Exil das Jugoslawische Komitee gegründet, das die Ideologie des Jugoslawismus vertrat.
Nach der Oktoberrevolution nahmen jedoch die Ermüdungserscheinungen an der Front und in der Heimat zu und es bildeten sich Gruppen aus Deserteuren (sogenannte Grüne Kader) in Slawonien, Syrmien, Bosnien und Teilen Kroatiens.
1918 formierten sich in den Provinzhauptstädten Österreich-Ungarns sogenannte Nationalräte, so im August 1918 ein Nationalrat in Ljubljana als provisorische Regierung und Ende September gründete sich auch in Bosnien und Herzegowina ein solcher Nationalrat.
Gründung des Rates und des Staates
In Zagreb (deutsch Agram) konstituierte sich am 5. und 6. Oktober 1918 der Nationalrat der Slowenen, Kroaten und Serben aus 73 südslawischen Reichsrats-, Reichstags- und Landtagsabgeordneten. Der Nationalrat wurde von Anton Korošec (Slowene) als Präsident geleitet, zu Vizepräsidenten wurden Ante Pavelić sr. (Kroate, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Ustascha-Führer) und Svetozar Pribičević (Serbe) ernannt. Am 8. Oktober 1918 erhob der Nationalrat die Vereinigung aller Südslawen der Habsburgermonarchie in einem „freien und unabhängigen Staat“ zu seinem Programm.
Am 29. Oktober 1918 löste der noch vor dem Krieg auf Basis eines hohen Wahlzensus gewählte kroatische Sabor auf seiner letzten Sitzung die staatsrechtlichen Beziehungen zum Königreich Ungarn sowie zu Österreich. Der Sabor übertrug zudem die oberste vollziehende Gewalt auf den Nationalrat, der am gleichen Tag den Staat der Slowenen, Kroaten und Serben (nicht zu verwechseln mit dem Staat der Serben, Kroaten und Slowenen, dem späteren Jugoslawien) ausrief. Daneben übernahm der Nationalrat den Oberbefehl über die kroatischen Truppen und rief diese von der Front ab[2]. Am 31. Oktober 1918 beschloss der slowenische Nationalrat den Beitritt Sloweniens zu dem neuen Staat. Diesem sogenannten SHS-Staat fehlte es jedoch an Macht, demokratischer Legitimation und internationaler Anerkennung.
Politische Strömungen
Innerhalb des Nationalrates setzten sich die Slowenische Volkspartei unter Anton Korošec und die Kroatische Bauernpartei unter Stjepan Radić für eine republikanische Staatsform und den Föderalismus ein. Dagegen strebte die einflußreiche Kroatisch-Serbische Koalition unter Svetozar Pribičević ein Königreich unter der serbischen Dynastie und den Zentralismus an.
Ende
Unter starkem außenpolitischen Druck vor allem seitens des Königreichs Italien beschloss der Nationalrat schon am 24. November 1918 die Vereinigung dieses sogenannten SHS-Staates mit dem Königreich Serbien und dem Königreich Montenegro zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen („Erstes Jugoslawien“).
Literatur
- Zlatko Matijević: Narodno vijeće Slovenaca, Hrvata i Srba u Zagrebu : Osnutak, djelovanje i nestanak (1918/1919). In: Hrvatski institut za povijest (Hrsg.): Fontes : izvori za hrvatsku povijest. S. 35–66 (kroatisch, srce.hr).
Weblinks
- Narodno vijeće SHS. In: Hrvatska enciklopedija. Leksikografski zavod Miroslav Krleža, abgerufen am 1. August 2020 (kroatisch).
Einzelnachweise
- ↑ Ferdo Šišić: Dokumenti o postanku kraljevine S. H. S. Zagreb 1920, S. 174.
- ↑ Ferdo Šišić: Dokumenti o postanku kraljevine S. H. S. Zagreb 1920, S. 210.