Das Vaterunser (Gebet des Herrn, Pater noster, Oratio Dominica) ist das Mustergebet, das Jesus seinen Jüngern mitgeteilt hat.
Nach dem ursprünglichen Text von Lukas 11, 2-4 zerfällt es in fünf, nach Evangelium des Matthäus 6, 9-13 in sieben Bitten (um Zuwendung geistiger [1-3] und leiblicher [4] Güter sowie Abwendung von Übeln [5-7]). Der unter dem Namen Doxologie bekannte Schluss ("Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit“) ist unecht und wird in der griechischen und römischen Kirche weggelassen.
Das Vaterunser galt schon in der alten Kirche als das heiligste Gebet; Katechumenen durften es noch nicht beten. Dagegen nahm es bald eine feste Stelle im Kultus, namentlich im Höhepunkt desselben, der Abendmahlsliturgie, ein. Außerdem bildete es mit dem Credo zusammen die Stücke, die jeder getaufte Christ lernen und wissen sollte. Die Kapitularien Karls des Großen ordneten an, dass jeder Christ es auswendig hersagen könnte; wer dies nicht vermochte, sollte als Taufzeuge nicht zugelassen werden. Die katholische Kirche hat das Vaterunser mit dem Rosenkranz verbunden. Im lutherischen Katechismus bildet es das dritte Hauptstück.
Aus: Meyers Konversationslexikon, 4. Auflage 1888/89
Der deutsche Wortlaut des Vater-Unsers lautet:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
dein Reich komme,
dein Wille geschehe
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
häufig angefügte Schluss-Doxologie:
Denn Dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit
Amen.
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