Krauchenwies

Gemeinde in Deutschland
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Wappen Karte
Wappen von Krauchenwies Deutschlandkarte, Position von Krauchenwies hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Sigmaringen
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Höhe: 599 m ü. NN
Fläche: 44,66 km²
Einwohner: 5087 (31. Dezember 2004)
Bevölkerungsdichte: 114 Einwohner je km²
Ausländeranteil: 7,4 %
Postleitzahl: 72505
Vorwahl: 07576
Kfz-Kennzeichen: SIG
Gemeindeschlüssel: 08 4 37 065
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hausener Straße 1
72505 Krauchenwies
Offizielle Website: www.krauchenwies.de
E-Mail-Adresse: info@krauchenwies.de
Politik
Bürgermeister: Jochen Spieß

Krauchenwies ist eine Gemeinde ungefähr 10 km südlich von Sigmaringen in Baden-Württemberg.

Geografie

Geografische Lage

Krauchenwies liegt ungefähr 10 km südlich von Sigmaringen und circa 25 km nördlich des Bodensees. Der Ort liegt an der Oberschwäbischen Barockstraße (Westroute) und am südlichen Rand des Naturparks Obere Donau. Krauchenwies wird von der Ablach durchflossen, die an der europäischen Wasserscheide entspringt und in die Donau mündet. Die sich zum Donautal hin neigende Umgebung mit Tälern und sanften Höhenzügen ist geprägt von großen zusammenhängenden Waldgebieten und landwirtschaftlich genutzten Wiesenflächen.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde besteht aus dem Kernort Krauchenwies und den Ortsteilen Ablach, Bittelschieß, Ettisweiler, Göggingen und Hausen am Andelsbach.

Die Einwohnerzahlen der Teilorte (Stand: 15. Oktober 2004):

  • Krauchenwies: 2315
  • Ablach: 647
  • Bittelschieß: 328
  • Ettisweiler: 61
  • Göggingen: 929
  • Hausen am Andelsbach: 802

Geschichte

 
Ortsmitte von Krauchenwies und Partie beim Schloss, 1906

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Krauchenwies in einer Reichenauer Urkunde aus dem Jahre 1202. Der damalige Name „Cruchinwis“ (= Wiese des Cruchin) erklärt sich wohl aus der Lage des Ortes am Rande der Wiesenfluren. Die Tatsache, dass Krauchenwies bereits 1216 eine eigene Pfarrkirche und 1306 bereits ungefähr 45 Häuser hatte, lässt allerdings auf eine längere Entwicklungszeit schließen.

Später übernahmen die Herren von Leiterberg das Dorf und verkauften es gegen Ende des 13. Jahrhunderts an die Habsburger. 1595 kaufte Karl von Hohenzollern-Sigmaringen Krauchenwies, das seitdem eng mit der Grafschaft Sigmaringen verbunden blieb. Infolge der Abtretung des Fürstentums Hohenzollern-Sigmaringen an Preußen wurde Krauchenwies 1850 preußisch.

Seit der Gemeindereform von 1975 besteht die Gesamtgemeinde aus den 6 Teilorten.

Politik

Gemeindepartnerschaften

1997 wurde mit der ungarischen Gemeinde Isztimèr ein offizieller Partnerschaftsvertrag unterzeichnet. Die Kontakte bestehen allerdings schon länger und werden intensiv durch wechselnde Besuche, beispielsweise der beiden Feuerwehren, gepflegt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

 
Blick aufs Sommerschloss im Winter, Fürstlicher Park
 
Blick aufs Sommerschloss, Fürstlicher Park
 
Sitzbank zu Ehren Kaiser Wilhelms, Fürstlicher Park
 
Teichansicht mit Sitzbank und Schloss, Fürstlicher Park
 
Teichansicht, Fürstlicher Park

Klassizistisches Schloss

Die Schlossanlage liegt an der Südostecke eines Englischen Parks am Ortsrand von Krauchenwies, Richtung Sigmaringen an der stark befahrenen B 311. Krauchenwies gehörte seit 1595 den Grafen von Hohenzollern-Sigmaringen; hier hatten die Grafen und späteren Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen ihren Sommersitz.

1303 wurde das Schloss erstmals als Turm erwähnt, 1595–97 als Wasserhaus umgebaut. 1769–85 wurde das Gebäude abermals umgebaut und der Ostflügel nach Süden verlängert. Fürst Karl von Hohenzollern-Sigmaringen (1785–1853) nutzte die am Rand des Fürstlichen Parks in Krauchenwies bei Sigmaringen erbaute Sommerresidenz als beliebten Aufenthaltsort, während im Schloss Sigmaringen (Residenzstadt) nur die Hofbehörden ihren Sitz hatten. Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte der Saalanbau an der Westseite. 1941 wurde es als Arbeitslager für Zivilarbeiter genutzt. Sophie Scholl leistete hier von April bis September 1941 ihren Reichsarbeitsdienst (RAD) ab. In den 1970er Jahren wurde es zeitweise als Kinderheim genutzt. Das Schloss ist im heutigen Zustand eine südseitig geöffnete Dreiflügelanlage im Stil des frühen Klassizismus. Es ist ein zweigeschossiger, verputzter Fachwerkbau mit hohen Walmdächern und wappengeschmückten Dreiecksgiebeln über den Hauptportalen. Das Schloss ist ungenutzt, sanierungsbedürftig und steht zum Verkauf. Es befindet sich im Besitz der Fürsten von Hohenzollern.

Sommerresidenz der Fürsten von Hohenzollern

Das fürstliche Sommerschloss (erbaut 1832) liegt am Rand des Parks unweit des alten Schlosses. Hier wurde 1837 Stephanie von Hohenzollern geboren, die später Königin von Portugal wurde. Diese im Park erbaute Sommerresidenz wird noch heute von der fürstlichen Familie bewohnt.

Fürstlicher Park

Eine besondere Stellung nimmt der durch die Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen im 19. Jahrhundert angelegte große fürstliche Park ein. Er wurde als „Kleinod der Gartenbaukunst“ bezeichnet und lockt zu jeder Jahreszeit viele Einheimische und Besucher zu einem interessanten und erholsamen Spaziergang. Er wurde im Stil der Englischen Landschaftsparks des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau gestaltet.

Alljährlich findet hier seit 1966 am ersten Juliwochenende unter altem Eichenbestand das von der Musikkapelle Krauchenwies veranstaltete Parkfest statt. Bei diesem 3-Tage-Fest spielt u.a. Hausherr Erbprinz Karl-Friedrich von Hohenzollern mit seiner Combo "Charly and the Jivemates" Jazzstandards.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

In Krauchenwies treffen mehrere Fernverbindungen aufeinander:

  • Die Bundesstraße 311 Ulm - Freiburg
  • Die Verbindungen Reutlingen (bzw. Balingen) - Sigmaringen - Krauchenwies - Pfullendorf - Meersburg
  • Die L286 aus Richtung Ostrach - Altshausen - Ravensburg

Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet. Die Gemeinde befindet sich in der Wabe 444.

Ansässige Unternehmen

Neben etwa 250 Beschäftigten in Handel und Dienstleistung sind über 1000 Beschäftigte im produzierenden Gewerbe und Handwerk tätig.

Größere Betriebe:

  • Metall verarbeitende Industrie (Regale für Ladeneinrichtungen)
  • Kiesabbau in mehreren Kieswerken
  • Betonverarbeitung (Fertiggaragen und Fertigteile für die Kanalisation sowie für den Straßenbau)
  • Großmetzgerei (Fleischfabrik)

Weiterhin ansässig sind Betriebe der Branchen Floristik und Gartenbau, Holzverarbeitung, Möbelherstellung, Textilverarbeitung, eine Getreideemühle sowie mehrere Kraftfahrzeughändler und -werkstätten.

Der kartografische Verlag Columbus in Krauchenwies ist einer der größten und ältesten deutschen Hersteller von Globen.

Freizeit

Die durch jahrzehntelangen Kiesabbau entstandene und renaturierte Seenlandschaft wird als Naherholungsgebiet genutzt. Zwei Badeseen mit Restaurantbetrieb sowie ein Vogelschutzsee und ein Surfersee bilden die Seenplatte entlang der Ablach. Andere Seen werden noch zum Kiesabbau genutzt. Im Winter ist ein kleiner Skilift in Betrieb. Mehrere Fußballplätze und eine Tennishalle sind vorhanden.

Bildung

Im Kernort gibt es zwei Kindergärten sowie eine Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule. Die Schule wurde nach Sophie Scholl benannt, die 1941 in Krauchenwies den Reichsarbeitsdienst ableistete. Im Ortsteil Göggingen befindet sich eine Grundschule, eine weitere im Ortsteil Ablach

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Stephanie von Hohenzollern (* 1837 auf Schloss Krauchenwies bei Sigmaringen; † 1859 in Lissabon) war eine Prinzessin von Hohenzollern-Sigmaringen und Königin von Portugal.
  • Lorenz Menz, (*3. August 1935 im Ortsteil Hausen am Andelsbach), deutscher Jurist und Politiker der CDU
  • Sophie Scholl leistete von April bis September 1941 ihren Reichsarbeitsdienst (RAD) in Krauchenwies ab

Literatur

  • Monika Cramer: Der Fürstliche Park zu Krauchenwies. Magisterarbeit. Kunsthistorisches Institut der Eberhard-Karls-Universität, Tübingen 1996
  • Otto Frick (Red.): Krauchenwies - Ein Bilderbuch aus der Vergangenheit. Geiger, Horb 1992, ISBN 3-89264-740-2
  • Anton Gmeiner: Krauchenwieser Liederbuch 2002
  • Gustav Kempf: Das Gögginger Dorfbuch. Gemeinde Göggingen, [Krauchenwies-]Göggingen 1971
  • Edwin Ernst Weber: Sophie Scholl und das weibliche Reichsarbeitsdienstlager Krauchenwies. In: Zeitschrift für hohenzollerische Geschichte. 34 = 120. Jg. 1998, S. 207–224
  • Erwin Zillenbiller, Bernhard Fuchs: 800 Jahre Ablach. 1202–2002. Gemeinde Krauchenwies, 2002
Commons: Krauchenwies – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien