Josef Maria Hugo von Ritgen (* 3. März 1811 in Stadtberge, heute Marsberg; † 31. Juli 1889 in Gießen) war ein deutscher Architekt.
Lebenslauf
Er wurde als Sohn des Gießener Professors Ferdinand von Ritgen und Clara Herold geboren.
Von Ritgen studierte drei Jahre Medizin an der Universität Gießen, und wandte sich dann in Darmstadt, Paris und München der Architektur zu. Er habilitierte 1835 in Gießen im Baufaches und wurde 1836 Sekretariatsakzessist bei der Oberbaudirektion Darmstadt. Eine allgemeine Prüfung im technischen Fach legte er 1837 ab und wurde Repetent im Baufach an der Universität Gießen
Am 13. Dezember 1838 heiratet er in Darmstadt Charlotte Johanna Zimmermann (12. Oktober 1817 Darmstadt; † 9. Februar 1899 oder 20. Juni 1906).
Hugo von Ritgen war von 1838 bis 1874, der Inhaber des Lehrstuhls für Architektur und Ingenieurwissenschaften an der Universität Gießen. Gleichzeitig war er einer der Initiatoren zur Gründung der Handwerkerschule des Ortsgewerbevereins. Der Unterricht der späteren Staatlichen Ingenieurschule und Vorläufers der Fachhochschule Gießen-Friedberg beginnt am 14. Januar 1838 mit 28 Schülern.
Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach versuchte seit 1838 einen fähigen Architekten zu finden, der die Wartburg restaurieren sollte. von Ritgen bewarb sich neben anderen Architekten um diese Aufgabe und erhielt nach der Vorstellung der seiner Pläne den Zuschlag. Der Wiederaufbau der Wartburg wurde zu seinem persönlichen Lebenswerk und dauerten bis kurz nach seinem Tod bis ins Jahr 1890 an.
1847 verfasste er dazu eine 140 seitige Schrift mit dem Titel "Gedanken zur Restaurierung der Wartburg", in der er seine Überlegungen u.a. zum Aussehen einer mittelalterlichen Burg darlegte.
Seit 1852 bemühte er sich um die Stelle des Oberbaurats und ab 1873 des Geheimen Baurats, die er auch ausüben sollte. Gleichzeitig war er immer noch Professor der Architektur an der Universität Gießen und später auch ihr Rektor.
Während seiner Tätigkeiten an der Wartburg führte er auch andere größere, aber auch kleinere Restaurierungsvorhaben durch. U.a. restaurierte er die mittelalterliche Burg Gleiberg bei Gießen , stellte aber auch die kleine Kapelle auf dem Alten Friedhof in Gießen wieder her. Auch Neubauten wurden durch ihn durchgeführt: 1859 beauftragte ihn Franz von Sayn-Wittgenstein-Berleburg, der Schwager des Grafen Karl von Schlitz mit der Erbauung des Schlosses Berleburg in Schlitz.
Ebenfalls bekommt er Aufträge zum Umbau von historischen Gebäuden: Für die Ober-Wegfurther Kirche zeichnet er 1877 die Umbaupläne, die aber leider nicht zur Ausführung kamen.
Am 29. November 1883 übernimmt Professor Hugo von Ritgen den Vorsitz des Oberhessischen Vereins für Localgeschichte.
Hugo von Ritgen starb am 31. Juli 1889 im Alter von 78 Jahren in Gießen.
Bauwerke
- Wiederherstellung der Wartburg
- Schloß Thurnau bei Kulmbach
- Rittersaal der Burg Reisenberg bei Sterzing
- Burg Gleiberg bei Gießen
- Plan zur Wiederherstellung von Burg Eltz an der Mosel
- Schloss Berleburg bei Schlitz
- Restaurierung der Komturkirche der Johanniterkommende in Nieder-Weisel bei Butzbach
- Renovierung der Kapelle auf dem Alten Friedhof in Gießen
- Privathäuser z.B. Plan des Gießener Wohnhauses Frankfurter Str. 5 - Kaufmann Carl Müller /Dr. Hugo v. Ritgen
Aufsätze und Monographien
- Gedanken zur Restaurierung der Wartburg. 1847, 140 S.
- Der Führer auf der Wartburg: Ein Wegweiser für Fremde und ein Beitrag zur Kunde der Vorzeit. Leipzig Weber 1860
- Geschichte der Burg Gleiberg. Gießen, 1881
- Geschichte der großherzoglich hessischen Stadt Staufenberg und ihrer beiden Burgen. Gießen : Wenzel, 1883. - 65 S.
Jahresbericht des Oberhessischen Vereins für Localgeschichte
- Geschichte von Burg Gleiberg, in: 2 - 1880/81, S. 3-32
- Regesten zur Geschichte von Gleiberg, in: in: 2 - 1880/81, S. 32 ff.
- Die erste Anlage Gießens und seiner Befestigungen, in: 4 - 1884/85, S. 35-62
Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins
- "Dr. Hugo von Ritgen - Geheimer Rat und Professor, Vorsitzender des Oberhessischen Geschichtsvereins. Gestorben 31. Juli 1889" / Dr. Otto Buchner. - N.F. 2 (1890), S. III - XII
- Das Alter der Kirche zu Großen-Linden - N.F. 5 (1894), S. 53 - 57, S. 139-140
Familie
Kinder von Hugo v. Ritgen: