Die Maya sind ein indigenes Volk in Mittelamerika, das insbesondere aufgrund der von ihnen im präkolumbianischen Mesoamerika gegründeten Reiche und ihrer hoch entwickelten Kultur bekannt ist.

In ihrer Blütezeit stellten sie eine mächtige Hochkultur dar. Man spricht zumeist von einer Maya-Kultur; tatsächlich gibt es auch viele Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Fundstellen aus der Vergangenheit - doch stehen hinter dieser Kultur verschiedene Völker mit einander mehr oder weniger eng verwandten Maya-Sprachen. Nicht nur aufgrund der räumlichen Gegebenheiten unterscheidet man traditionell zwischen Hochland- (in Chiapas und Guatemala) und Tieflandmaya (in Yucatán, im Petén und Belize). Im Lauf der Geschichte lässt sich eine Verschiebung der hochkulturellen Zentren vom Hochland ins Tiefland und dann in den Norden von Yucatán beobachten.
Zur Zeit der Ankunft der Spanier Ende des 15. Jahrhunderts lagen die Zentren der nachklassischen Maya-Kultur im äußersten Norden von Yucatán, während das zentrale Tiefland nur noch dünn besiedelt war. Im südwestlichen Hochland existierte zu diesem Zeitpunkt eine recht eigenständige Maya-Kultur: die Kultur der Quiche. Im Gegensatz zu anderen indigenen Völkern existieren die Maya noch heute und leben auf der Yucatán-Halbinsel sowie in Belize, Guatemala und Honduras.

Kulturgeschichte
Frühe Vorklassik (ca. 2000-900 v. Chr.)
In der Frühen Vorklassik kommt es zu ersten dauerhaften Siedlungen und zur Entwicklung von Landwirtschaft im Mayagebiet. Erste den Maya zugerechnete archäologische Funde aus Cuello (Belize) werden auf etwa 2000 v. Chr. datiert. Von diesem Ursprungsort aus wird eine Aufspaltung und Bewegung nach Norden (Golf von Mexiko) angenommen. In Copán (Honduras) siedelten Jäger um ca. 1100 v. Chr. Ebenfalls in der Frühen Vorklassik wurde Lamanai gegründet, das mit einer permanenten Besiedlungszeit von etwa 3000 Jahren zu den am längsten genutzten Mayastädten gehört. Ca. 1000 v. Chr. wurde Cahal Pech besiedelt und blieb es bis ca. 700 n. Chr.
Mittlere Vorklassik (ca. 900-400 v. Chr.)
In der Mittleren Vorklassik kommt es zur durchgehenden Besiedlung im gesamten Mayagebiet und zur Entwicklung von Handel zwischen den Städten. Etwa im 7. Jh. v. Chr. finden sich die ersten Siedlungsspuren im Gebiet von Tikal in Guatemala. Am Golf von Mexiko lassen sich etwa 500 v. Chr. erstmals Siedlungsbauten und steinerne Tempel nachweisen. Zu den ersten großen Städten der Maya gehört Nakbe im heutigen Guatemala, das seine Glanzzeit zwischen 800 und 400 v. Chr. hatte.
Späte Vorklassik (ca. 400 v. Chr. - 250 n. Chr.)
In der Späten Vorklassik entstehen durch starkes Bevölkerungswachstum große Mayazentren und es kommt zur Einführung des Königtums.
Frühe Klassik (ca. 250-600 n. Chr.)
In Tikal findet sich die erste datierte Maya-Stele von 292 n. Chr. Im Jahr 562 kommt es zu einem großen Krieg zwischen Calakmul und Tikal. Chichén Itzá wurde um das Jahr 650 gegründet.
Späte Klassik (ca. 600-900 n. Chr.)
Die Maya-Zivilisation umfasste eine Reihe von Stadtstaaten, die jeweils einen eigenen Herrscher und ihm untergebene Verwalter hatte. Berühmt sind die Maya für ihre Mathematik und für ihren hoch entwickelten Kalender geschrieben in Hieroglyphen. Mit der Ausbreitung über die ganze Yucatán-Halbinsel erreichte die Hochkultur der Maya ihre Blütezeit, während derer auch Uxmal und Coba gegründet wurden. Weitere wichtige Städte waren Tikal, Calakmul, Bonampak und Quiriguá. Viele Städte waren durch Dammstraßen miteinander verbunden. Die Städte hatten teilweise mehr als 10.000 Einwohner und waren damit größer als die größten Städte des damaligen Mitteleuropa.
Wichtige Errungenschaften sind der Anbau von Mais, die Entwicklung des sehr präzisen Maya-Kalenders und der Maya-Schrift. Die Schrift, obwohl auf Bildsymbolen basierend, war mehr als eine reine Ideogrammschrift. Das Kunsthandwerk (Bearbeitung von Stein, Keramik, Holz, Textilien) und Malerei waren hoch entwickelt, Metallverarbeitung (Gold) spielte nur für rituelle Zwecke eine Rolle, nicht für die Werkzeugherstellung. In den Städten gab es bis zu 65 m hohe Stufenpyramiden, Paläste und Ballspielplätze.
Im 9. Jh. kommt es aber bereits zur Aufgabe einzelner Maya-Zentren im südlichen Tiefland aufgrund von Kriegen und vermutlich ökologischen und ökonomischen Krisen. Städte wurden verlassen, die Bewässerungssysteme verfielen. Die Vermutung, dass Klimaschwankungen und insbesondere Dürren für den Untergang der Hochkultur verantwortlich gewesen seien, hat durch den Nachweis verminderter Niederschläge im 9. und 10. Jh. in Venezuela unter Leitung des Geologen Gerald Haug im Jahre 2003 Auftrieb erhalten.[1]
Zu den Maya-Zentren der Klassik gehören unter anderen Bonampak, Calakmul, Caracol, Xunantunich, Lubaantun, Copán, Dos Pilas, Nakum, Naranjo, Palenque, Piedras Negras, Rio Azul, Tikal, Yaxchilán oder Yaxha.
Nachklassische Zeit / Postklassik (ca. 900-1511)
In der Architektur der Maya kamen nun vermehrt toltekische Einflüsse auf. Zu den Maya-Zentren der Postklassik gehören unter anderen Coba, Chichén Itzá, Ek Balam, Mayapan, Tulúm und Uxmal.
Spanische Kolonialzeit
Conquista (1511-1697)
Kurz nach den ersten Erkundungen der Region versuchten die Spanier, die Maya zu unterwerfen und eine koloniale Verwaltung in den Maya-Gebieten einzurichten. Aufgrund der landschaftlichen und politischen Gegegebenheiten (Fehlen eines politischen Zentrums) brauchten die Spanier jedoch 170 Jahre, bis sie die Region weitgehend kontrollierten. Der letzte Maya-Staat, der Itza-Staat von Tayasal im Petén, wurde erst 1679 unterworfen.
Die Maya in Mexico, Guatemala und Belize
Ab 1847 rebellierten die Nachkommen der Maya im so genannten Kastenkrieg gegen die Autorität des mexikanischen Staates und installierten eine Hauptstadt in Chan Santa Cruz, das erst 1901 von der mexikanischen Armee erobert werden konnte.
Die Maya heute
Heute leben ca. 4,5 Millionen Maya auf der Yucatán-Halbinsel sowie in Belize, Guatemala und Honduras.
Religion der Maya
Gottkönigsstädte im Regenwald
Auffällig an den Ruinenstätten der Maya-Kultur ist die Dominanz religiöser Bauten. Die Religion überhaupt und ihre Funktionäre (Priester u.a.) scheinen im Leben der klassischen Maya eine herausragende Rolle gespielt zu haben. In klassischer Zeit werden die Stadtstaaten zumeist von Königen geleitet, die die höchste oder doch zumindest eine sehr wichtige religiöse Funktion innehaben. Darstellungen zeigen allerdings, dass sich gerade auch Herrscher und Führungsschicht der Mayagesellschaft den oft grausam anmutenden religiösen Ritualen unterwerfen mussten. Wie bei anderen Kulturen Mittelamerikas spielt auch bei den Maya das menschliche Blut eine besondere Rolle. Hochgestellte Persönlichkeiten gewannen das Blut z.B., indem sie sich dornige Fäden durch Lippe oder auch Penis zogen.
Menschenopfer
Die Religion der Maya war ein Polytheismus, in dem Menschenopfer durchaus üblich waren. Die Art der rituellen Hinrichtungen reichte von Köpfen, Ertränken (z.B. in Cenotes), Erhängen, Steinigen, Vergiften, Verstümmeln bis hin zu lebendig begraben. Zu den grausamsten Tötungsarten gehörte wie bei den Azteken das Aufschlitzen des Bauches und das Herausreißen des noch schlagenden Herzens. Geopfert wurden sowohl Kriegsgefangene als auch Mitglieder der eigenen Gruppe, auch aus der Oberschicht. Die Bedingungen, wer wann, wie und wo geopfert wurde, werden zur Zeit noch erforscht. Sicher -und durch Darstellungen gut belegt- ist die Tötung von Kriegsgefangen im größeren Maßstab, vielleicht aus der Oberschicht des gegnerischen Staates. Ob die Maya jedoch wie die Azteken Kriege nur zur Gewinnung von möglichen Menschenopfern geführt haben oder die Könige mit der Opferung ihrer Gegner nur ihre Macht vor den Menschen und ihre Pietät vor den Göttern belegen wollten, ist noch unklar. Zwar war die Mayakultur sehr kriegerisch, wie man heute weiß, doch ist es aus verschiedenen Gründen unwahrscheinlich, dass die Maya im Umfang der Menschenopferung auch nur annähernd den Azteken gleichkamen. Das frühere Bild jedoch, dass sich die Maya im Gegensatz zu den Azteken durch Friedlichkeit und nur sehr seltene Opferungen auszeichneten, wurde durch neuere Forschungsergebnisse (insbesondere seit die Schrift 1973 teilweise entziffert wurde) deutlich relativiert. Der Unterschied in der Wahrnehmung von Azteken und Maya hat historische Ursachen: Als die Spanier in Mittelamerika eintrafen, wurden sie noch Augenzeugen der aztekischen Religionsausübung, während die klassische Maya-Kultur längst untergegangen war. In den postklassischen Städten im Norden Yukatans hatte sich die Kultur hingegen deutlich verändert. So lässt sich zum Beispiel an den Bauten der heutigen Ruinenstädte aus der Zeit der spanischen Eroberung gut ablesen, dass die Religion offensichtlich nicht mehr die herausragende Rolle spielte wie in der Zeit der Klassik. Trotz der heute grausam und z.T. abstoßend wirkenden Fremdartigkeit der Maya-Religion sind doch auch viele herausragende kulturelle Leistungen eng mit der Religion der Maya verbunden. Hierzu zählen Kalenderwesen, Schrift und Bauwesen.
Politische und gesellschaftliche Situation der Maya
Die Maya waren vor allem außenpolitisch stark engagiert, dies war unter anderem dadurch begründet, dass die einzelnen Stadtstaaten ständig untereinander rivalisierten und gleichzeitig die Handelswege zur Versorgung mit Ferngütern kontrollieren mussten. Die politischen Strukturen waren je nach Region, Zeitraum, Einzelvolk und auch nach Stadt unterschiedlich. Neben erblichen Königtümern unter der Herrschaft eines Ajaw (auch weibliche Herrscherinnen sind überliefert), treten oligarchische und aristokratische Herrschaftsformen. Bei den Quiche gab es verschiedene Adelsfamilien, die unterschiedliche Aufgaben im Staat wahrnahmen. In der Postklassik Nordyukatans scheint es Städtebünde gegeben zu haben, die in manchem an die antiken Handelsrepubliken Griechenlands erinnern. Auch demokratische Strukturen sind zumindest auf der unteren gesellschaftlichen Ebene zu beobachten: Die noch heute existierende Tradition, alle drei Jahre einen neuen Bürgermeister, den "Maya-Bürgermeister", zu wählen, scheint bereits lange zu existieren.
Maya-Kriegswesen
Die Maya führten häufig untereinander Kriege. Eine Reihe von Historikern sehen darin sogar einen der Hauptfaktoren beim Untergang der klassischen Maya-Kultur. Diese These ist jedoch insofern fragwürdig (und wohl z.T. auch ein Erbe einer pazifistischen Ideologie), als bei den klassischen Maya die Bedeutung des Krieges und die kulturelle Blüte offenbar Jahrhunderte lang Hand in Hand gegangen waren. Auch in der klassischen griechischen Kultur z.B. kann die Bedeutung des Krieges kaum unterschätzt werden. Allerdings kann eine solche Kriegstradition verheerend wirken, wenn sich die übrigen Bedingungen (Klima, aber auch die Entstehung eines übermächtigen Gegners) ändern. Unter diesen Umständen können ständig ausgeübte Kriege zwischen im Prinzip weitgehend "gleichen" Gegnern den Niedergang aller drastisch beschleunigen. Über die Formen der Kriegsausübung bei den klassischen Maya ist man auf Mutmaßungen angewiesen. Spanische Darstellungen aus der Zeit der Eroberung zeigen uns sowohl einfach gekleidete Kämpfer als auch äußerst aufwändig kostümierte. Die aufwändige Kriegstracht -wahrscheinlich militärischen Führern und Spezialisten vorbehalten- kann man sich am besten veranschaulichen, wenn man sich traditionelle südamerikanische Karnevalskostüme vorstellt. Die Umstand, dass es sicher schwierig war, in solcher Kostümierung zu kämpfen, zeigt schon, dass Form und Funktion des Kampfes bei den Maya offenbar anders waren, als bei vergleichbaren Völkern. Bei den Maya scheint es keine Soldaten im eigentlichen Sinn gegeben zu haben. Krieg wurde offenbar nicht in Formation geführt, sondern es wurde anscheinend (wie weit die spanischen Überlieferungen auch für die klassische Zeit gelten, bleibt zu hinterfragen) ohne ersichtliche Taktik einfach aufeinander gestürmt, um sich gegenseitig zu töten. Dieses Kampfprinzip setzt auf Geschwindigkeit, wer alleine überleben wollte, musste schneller und stärker als sein Gegner sein. Am Ende jeden Krieges, die offenbar fast immer für die Gegner verlustreich waren, wurden die Köpfe der toten Besiegten als Trophäen aufgespießt. Auch sogenannte "Blitz-Kriege" wurden anscheinend in der Zeit der Klassik oft ausgetragen. Dabei entführte man zuerst den feindlichen König und opferte diesen, um im Anschluss die völlig verwirrten Bürger zu attackieren.
Maya-Forscher
- John Lloyd Stephens
- Frederick Catherwood
- Johann Friedrich Graf von Waldeck
- Tatiana Avenirovna Proskouriakoff
- Teobert Maler
- Nikolai Grube
Siehe auch
Literatur
- Coe, Michael (1997): Das Geheimnis der Maya-Schrift. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg. ISBN 3-499-60346-2
- Diamond, Jared (2005): Kollaps. Warum Gesellschaften überleben oder untergehen. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag. ISBN 3100139046
- Grube, Nikolai (2000): Maya, Gottkönige im Regenwald. Könemann, Köln. ISBN 382901564X
- Helfrich, Klaus (1973): Menschenopfer und Tötungsrituale im Kult der Maya. Mann, Berlin. ISBN 3-7861-3013-2
- Laughton, Timothy (1999): Die Lebenswelt der Maya. Bechtermünz, Augsburg. ISBN 3828907199
- Riese, Berthold (2004): Die Maya. C.H. Beck, München. ISBN 3406462642
- Schele, Linda/ Freidel, David (1991): Die unbekannte Welt der Maya. Albrecht Knaus, München. ISBN 3-8135-6342-1
- Gerard W. van Bussel: Der Ball von Xibalba. Das mesoamerikanische Ballspiel. Kunsthistorisches Museum mit Museum für Völkerkunde und Österreichisches Theatermuseum, Wien 2002. ISBN 3-85497-037-4
Quellen
Weblinks
- Das Schriftsystem der Maya
- Bilder von Maya-Ruinen (englisch)
- Mayaweb: Culture and History of the Ancient Maya (niederl. u. engl.)
- FAMSI (englisch und spanisch)
- WAYEB (Europäische Mayanisten-Vereinigung)
- Umfangreiche Maya-Seite