Nationalliberale Partei

politische Partei im Deutschen Reich
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Die Nationalliberale Partei (NLP) wurde im Jahre 1867 gegründet, sie ging 1866 aus der aufgespaltenen Deutschen Fortschrittspartei hervor. Nach einem Aufruf vom September 1866 konstituierte sich die erste Fraktion der Nationalliberalen am 17. November 1866 im preußischen Abgeordnetenhaus.

Kernpunkte des Parteiprogramms waren die nationale Einigung, ein parlamentarischer und konstitutioneller Rechtsstaat und Umwandlung des Deutschen Reiches in einen modernen Industriestaat.

Sie vertrat hauptsächlich die Interessen des national und/oder liberal gesinnten protestantischen Bildungs- und Besitzbürgertums sowie des industriellen Großbürgertums.

Nach der Reichsgründung 1871 wurde die Nationalliberale Partei mit 30% der Stimmen auf Anhieb zur stärksten Fraktion im Reichstag.

Die NLP galt als mitgliederschwache Honoratiorenpartei, die ihre strukturelle Schwäche durch enge Zusammenarbeit mit Verbänden ausgleichen konnte. Diese Verbände übten ihrerseits natürlich einen starken Einfluß auf die Politik der Partei aus, vor allem der völkische und imperialistische Alldeutsche Verband und der Zentralverband deutscher Industrieller.

Die NLP unterstützte anfangs Bismarck und war ein nützlicher Mehrheitsbeschaffer beim Kulturkampf (aus eigener Überzeugung), beim Sozialistengesetz (widerwillig) und bei der reaktionären Schutzzollpolitik. Nach dem Ausscheiden einer linken Gruppe 1880(siehe Liberale Vereinigung) gingen die Nationalliberalen immer enger mit den Konservativen zusammen(siehe Deutschkonservative Partei); diese Politik fand in der Bildung des reaktionären Kartells 1887(siehe Kartellreichstag, Kartellparteien) ihren Höhepunkt.

Im August 1887 traten 28 führende Politiker, im wesentlichen vom linken Flügel, aus der Partei aus, da sie den Kurs der Partei nicht mehr mittragen wollten.(Wiedereinführung des Schutzzolls)

Bei den folgenden Reichstagswahlen mußte die NLP deutliche Stimmverluste hinnehmen und büßte dadurch ihre Vormachtstellung im Parlament ein.

Ab 1901 begann eine ein vorsichtige Annäherung an die (links-)liberalen Parteien (Freisinnige Volkspartei/Freisinnige Vereinigung). Die von den Jungliberalen erhoffte Vereinigung zu einer großen liberalen Partei scheiterte am Widerstand der Parteiführung.

Nach der Jahrhundertwende fühte die NLP eine Modernisierung der Organisationsstruktur durch, doch auch nach dem Aufbau eines dichten Vereinsnetzes war die Partei immer noch von der Gunst der Verbände abhängig, zu denen sich auch der deutsche Flottenverein gesellte. Dennoch verlor die ehemals dominierende Partei an Bedeutung und landete bei der letzten Reichstagswahl 1912 bei gerade einmal 14% Stimmanteil.

Die NLP unterstützte zu dieser Zeit eine offensive Ausrichtung in der Militär-, Flotten-, und Kolonialpolitik und im 1. Weltkrieg den uneingeschränkten U-Boot-Krieg und weitreichende Annexionen des Reiches.

Die Partei lehnte die Friedensresolution von SPD, Zentrum und Fortschrittspartei zunächst ab, später schloß sich der linke Flügel der Nationalliberalen Partei der Resolution an, nachdem die innerparteilichen Gegensätze durch die negative Entwicklung des Krieges wieder stärker hevorgetreten waren.

Nach der Novemberrevolution 1918 zerfiel die Nationalliberale Partei: ihr linker Flügel schloß sich der Deutschen Demokratischen Partei (DDP)an und der rechte Flügel der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP).

Die Mehrheit der Partei gründete unter Führung Stresemanns die Deutsche Volkspartei (DVP), die während der Weimarer Republik häufig die Regierung mitbildete.

Führende Vertreter der Nationalliberalen waren Rudolf von Benningsen, Johannes von Miquel, Ludwig Bamberger, Eduard Lasker, Friedrich Hammacher und Arthur Hobrecht im 19. Jahrhundert, Ernst Bassermann, Robert Friedberg und Gustav Stresemann bis zur Auflösung der Partei.

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