Festung von Şuşa (aserbaidschanisch Şuşa qalası) ist ein im 18. Jahrhundert errichtetes Bauwerk in der Bergkarabach-Region von Aserbaidschan.
Hintergrundgeschichte
Mit dem Zusammenbruch der Afscharidendynastie im Iran entstanden ab Mitte des 18. Jahrhunderts auf dem Gebiet des heutigen Aserbaidschans verschiedene Feudalstaaten, genannt Khanate. Jede dieser Formationen verfügte über eigene Herrschaftsgebiete und war innen- wie außenpolitisch unabhängig. Das Khanat Karabach, das zu dieser Zeit einer der mächtigsten und einflussreichsten Staaten galt, erlangte diese weitgehende Selbständigkeit unter Panah Ali Khan im Jahr 1747 nach dem Tod von Nader Schah, dem Schah von Persien. Er stammte aus den Afscharen, einem bedeutenden Oghusen-Stamm, der wiederum zu den Turnvölkern zählte. Ähnlich wie die anderen feudalen Herrscher seinerzeit brauchte Panah Ali Khan starke Befestigungsanlagen, um sich gegen äußere Feinde zu wehren und die Souveränität seines Staates zu behaupten. Er beschloss daher, seine Festung an einem strategischen Ort bauen zu lassen, der ihm ermöglicht hätte, große Territorien vom Fluss Aras bis zum See Göyçə (der heutige Sewansee in Armenien) sowie die Provinzen Sissian, Meghri und Sangesur im Süden zu kontrollieren.
Bau und architektonische Merkmale
Der Grundstein des auf dem Gipfel eines hohen Hügels entstandenen und aus drei Haupttoren (Gəncə, İrəvan bzw. Eriwan und Aghaoglan) bestehenden Bollwerks wurde 1751 gelegt. Die Bauarbeiten unterlagen der direkten Aufsicht von Molla Pənah Vaqif, dem berühmten aserbaidschanischen Dichter und Wesir des Khanats Karabach und wurden noch im selben Jahr abgeschlossen. Innerhalb der Festungsmauer ließ sich Panah Ali Khan eine Residenzburg erbauen. Im 19. Jahrhundert entstand in der Festungsstadt ein Palast für aserbaidschanische Poetesse Xurşidbanu Natəvan (Churschidbanu Natewan). Das Gelände, auf dem sich das Bauwerk befindet, ist ein aussichtsreicher Bergplateau, der sich in Amphitheaterform erhebt und über zahlreiche Hügel verfügt. Der höchste Punkt des Plateaus liegt 1600 Meter über dem Meeresspiegel. Die militärstrategischen Vorteile der als unannehmbar geltenden Wehranlage wurden etwa vom britischen Reisenden G. Keppel oder dem russischen Politiker Platon Alexandrowitsch Subow hervorgehoben. Die topographischen Besonderheiten spielten laut dem russischen Historiker Vassili Potto eine Schlüsselrolle beim Scheitern der persischen Militärkampagne nach Karabach, als die Truppen des Kronprinzen Abbas Mirza 48 Tage lange die Festung nicht einnehmen konnten.
Die Errichtung der Festung gilt als die eigentliche Geburtsstunde der Stadt Şuşa, die damals Panachabad hieß. Die Bezeichnung Şuşa setzte sich erst im 19. Jahrhundert durch und leitete sich vermutlich vom Namen Şuşakənd (Schuschakend), einem nahegelegenen Ort, ab.