Das Taijiquan (sprich: tai-tschi-tschuen) ist eine jahrhunderte alte in China entwickelte Kampfkunst. Es verbindet in einzigartiger Weise die Aspekte Kampfkunst, Gesundheit und Meditation.
Über die Entwicklungsgeschichte gibt es widersprüchliche Angaben, da das Taijiquan früher nur innerhalb der Familie bzw. eines engen Personenkreises weitergegeben wurde, was der Mythenbildung Vorschub leistete.
Das Taijiquan gehört zu den inneren Kampfkünsten. Diese basieren im Gegensatz zu den äußeren Kampfkünsten nicht auf dem Einsatz von Muskelkraft, sondern der Anwendung der inneren Energie Qi. Dieses Konzept ist für den Anfänger schwer zu fassen; mit zunehmender Übungspraxis wird der Energiefluss durch den Körper aber immer deutlicher wahrgenommen, so dass die für das Taijiquan charakteristischen langsamen und fließenden Bewegungen ("die Form") diesen Energiefluss immer perfekter wiederspiegeln.
Das Taijiquan geht als Methode weit über den Selbstverteidigungsaspekt hinaus. Letztendlich wird die vollkommene Entwicklung des Menschen angestrebt: Das Erreichen des "Dao" bzw. die "Erleuchtung". Dieses wird durch den daoistischen Meditationsaspekt der Übungen ermöglicht. Während des Übens wird die Aufmerksamkeit auf das Energiezentrum (chinesisch: Dantien; indisch: Chakra) im Körperschwerpunkt, sowie auf den die Bewegung erzeugenden Energiefluss gerichtet. Der Übende befindet sich somit vollständig im "jetzt". Dies entspricht dem zenbuddhistischen Ideal der "Achtsamkeit". Die postiven Auswirkungen des Übens werden mit längerer Übungspraxis immer stärker Erfahrbar: Neben den angestrebten Kampfkunstfähigkeiten stellt sich ein sehr intensives Körpergefühl ein, da der Energiefluss jetzt nicht nur während des Übens wahrgenommen wird. Die wohl auffälligste Veränderung - neben der allgemein verbesserten Gesundheit - dürfte die langsam aber stetig zunehmende "Stille" im Geist des Übenden sein. Diese wird - wie der Energiefluss - jetzt nicht nur während des Übens erfahren, sondern zur dauerhaften Eigenschaft des Übenden.