Hephaistion

Freund und Offizier Alexanders des Großen
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Hephaistion (altgriechischΉφαιστίων), Sohn des Amyntor, aus Pella in Makedonien, makedonischer Adeliger. Er war der engste Freund, General, Leibwächter und vermutlich auch Geliebter Alexanders des Großen. Er starb in Ekbatana im Winter 324/23 v. Chr. Sein Geburtsdatum ist nicht überliefert.

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Hephaistion, zeitgenössische Büste

Leben und Wirken

Das Verhältnis von Hephaistion zu Alexander dem Großen wurde schon früh dem von Patroklos zu Achilleus in der Iias Homers angeglichen und ausgeschmückt. Ob Hephaistion schon ein Jugendfreud Alexanders war, wie Curtius Rufus 3,12,16 berichtet, ist wenig wahrscheinlich, da er nicht unter den engsten Freunden Alexanders war, die von Philipp II. 337 v. Chr. vorübergehend verbannt worden waren(Arr. 3,6,5). Dass Hephaistion 334 v. Chr. dem Patroklos in Troja einen Kranz darbrachte (Arr. 1,12,1), ist ebenso wie die in der Vulgata ausgemalte Szene, wonach im Gefolge der siegreichen Schlacht von Issos 333 die Mutter des persischen Großkönig Dareios III., Sisygambis- sie war mitsamt der übrigen Familie und dem Harem des Perserkönigs Alexander in die Hände gefallen - Hephaistion mit Alexander verwechselt haben soll (Arr. 2,12,6), als fiktiv zu bewerten. Nach kleinen Aufträgen erscheint Hephaistion in der Schlacht von Gaugamela im Herbst 331 v. Chr. Er war einer der Hetairen Alexanders und wurde im Kampf verwundet. Das berichtet Arrian 3,15, 2, ohne einen Rang anzugeben, während Diodor 17,61,3 Hephaistion unter die Somatophylakes, die "Leibwächter" Alexanders, einreiht und ihn zu sogar zu deren "Anführer" macht. Ob das als Kommando der berittenen Leibgarde zu deuten ist,wie WIRTH, a.O. 1022 will, oder von Diodor ( bzw. seiner Quelle ) aus der späteren Stellung des Hephaistion als "Leibwächter" herausgesponnen und mit dem Zusatz "Führer" versehen wurde ( so BADIAN, a.O.349 ), ist in der modernen Forschung umstritten. Im Anschluss an den Philotasprozess im Herbst 330 setzte Alexander an Stelle des einen, nun hingerichteten Kommandeurs der Hetairenreiterei als dessen Nachfolger zwei Kommandeure ein, nämlich Hephaistion, Sohn des Amyntor, und Kleitos, Sohn des Dropidas. Damit halbierte er den Hetairenverband; denn er wollte künftig vermeiden, dass ein einziger, und wenn es auch der beste Freund war, eine solche Menge Reiter, überdies an Rang und auch sonst an Tüchtigkeit die Eliteeinheit der ganzen Reiterei, befehlige ( Arr. 3,27,4-5 ). In der Kallisthenes-Affäre im Frühjahr 327 v. Chr. war Hephaistion unter denen, mit denen Alexander die Einführung der Proskynese vereinbart hatte. Er erwies ihm diese Geste der orientalisch-persischen Anbetung als Gott, bevor die Reihe an Kallisthenes kam, der nicht in den Versuch eingeweiht war und sie aus grundsätzlichen Erwägungen verweigerte( Arr. 4,12,3-6 ).Wenn daher nur Plutarch (Alex. 55,1) aus unbestimmbarer Quelle Hephaistion in der darauf folgenden sog. Pagenverschwörung als Ankläger des Kallisthenes auftreten lässt, so scheint das durchaus plausibel zu sein. Alexander honorierte seinem Freund dessen unbedingte Loyalität, indem er ihn 327 v. Chr. an der Spitze einer selbstständigen Heeresgruppe zusammen mit Perdikkas nach Indien einmarschieren ließ, wo er bei Ohind den Indus überbrückte ( Arr. 4,22,7 und 5,3,5 ).Als Trierarch der Indusflotte führte er einen Heeresteil auf der linken Seite des Flusses zum Meer, wo er 325 v. Chr. die Indosmündung sicherte, indem er den Hafen Pattala (bei Haidarabad)anlegte und befestigte (Arr. Ind.



Hephaistion heiratete in der Massenhochzeit zu Susa 324 v. Chr. Drypetis, die jüngere Tochter des persischen Königs Dareios III. Er wurde damit zum Schwager Alexanders, da dieser die Schwester der Drypetis ehelichte.Der römische Geschichtsschreiber Quintus Curtius Rufus nannte ihn den teuersten aller Freunde Alexanders. Der Herrscher ernannte Hephaistion 324 v. Chr. zum Chiliarchen (dt. Wesir), dem höchsten Verwaltungsbeamten seines Reiches.

Im gleichen Jahr erkrankte Hephaistion nach einem Trinkgelage in Ekbatana und starb in Anwesenheit seines besten Freundes, Alexander. Die Symptome entsprachen dem von Typhus. Es kann sich jedoch auch um Malaria gehandelt haben.

Alexander war über den Tod seines besten Freundes untröstlich. Es wird berichtet, er habe einen Tag und eine Nacht über dem toten Körper gelegen und musste von Freunden fortgezogen werden. Für weitere drei Tage soll er stumm geblieben sein, in Tränen aufgelöst und kein Essen zu sich genommen haben. Der Arzt Hephaistions, Glaukos oder auch Glaukias, wurde zur Strafe gekreuzigt. Nach anderen Überlieferungen wurde er gehängt und sein Leichnam ans Kreuz geschlagen. Die Leiche Hephaistions wurde einbalsamiert und nach Babylon überführt, um dort öffentlich verbrannt und bestattet zu werden.

Alexander ließ für Hephaistion ein großes Grabmal in Babylon errichten. 323 v. Chr. wurde die Stadtmauer auf einer Länge von zwei Kilometern abgerissen, um Backsteine für den Bau zu gewinnen. In Ekbatana (heute Hamadan, Iran) ließ er einen steinernen Löwen als Denkmal für Hephaistion aufstellen. Er ist bis heute dort erhalten.

Quellen

  • Johannes Sibelis (Übers.): Alexandergeschichte. Die Geschichte Alexanders des Großen. Phaidon, Essen/Stuttgart 1987, ISBN 3-88851-036-8.
  • Theodor Vogel (Hrsg.): Q. Curti Rufi Historiarum Alexandri Magni Macedonis libri qui supersunt. 2 Bände. 4. bzw. 3. Aufl., Teubner, Leipzig 1903 und 1906. Nachdruck Olms, Hildesheim 2002, ISBN 3-487-11556-5.

Literatur

  • Helmut Berve, Das Alexanderreich auf prosopographischer Grundlage, Bd. 2 , München 1926, Nr. 357.
  • Ernest Badian: Hephaistion Nr. 1. In: Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, Bd. 5, Stuttgart-Weimar 1998, Sp. 349 f.
  • Albert Brian Bosworth: Hephaistion. In: Simon Hornblower, Antony Spawforth (Hrsg.): The Oxford Classical Dictionary. 3. Aufl., Oxford University Press, Oxford 1996, 186 ISBN 0-19-866172-X.
  • Elizabeth D. Carney: Alexander the Great and the Macedonian Aristocracy. Dissertation, Duke University, 1975.
  • Waldemar Heckel: Hephaistion. In: Ders.: The Marshals of Alexander's Empire. Routledge, London 1992, 65-90 ISBN 0-415-05053-7.
  • Jeanne Reames-Zimmerman: Hephaistion Amyntoros: Éminence Grise at the Court of Alexander the Great. Dissertation, The Pennsylvania State University, 1998.
  • Jeanne Reames-Zimmerman: An Atypical Affair? Alexander the Great, Hephaistion, and the Nature of Their Relationship. In: The Ancient History Bulletin 13.3 (1999), S. 81–96.
  • F. Wüst: Zu den Hypomnemata Alexanders des Großen. Das Grabmal Hephaistions. In: Jahrbuch des Österreichischen Archäologischen Instituts 44 (1959), S. 147–157.

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