Ayn Rand (eigentlich: Alice Rosenbaum) (* 2. Februar 1905 in Sankt Petersburg, Russland; † 6. März 1982 in New York City) war eine russisch / amerikanische Schriftstellerin und Philosophin.
Leben
Rand wurde 1905 im russischen Petersburg unter dem Namen Alice Rosenbaum geboren. Bereits im Alter von neun Jahren beschloss sie, Schriftstellerin zu werden. 1917 begrüßte sie mit Begeisterung die Februarrevolution, musste aber erleben, dass eine junge Politikerin, Mitglied der Kerenskij-Regierung, die sie besonders verehrte, während der Oktoberrevolution erschossen wurde. Die Familie floh auf die Krim. Später enteigneten die Bolschewiki die Apotheke ihres Vaters.
Ayn Rand studierte in Petrograd Philosophie und Geschichte. 1924 ging sie an das Staatliche Institut der Filmkünste, um das Drehbuchschreiben zu erlernen. 1925 beantragte sie ein Besuchsvisum für die USA und kehrte nicht zurück. Ein halbes Jahr lebte sie bei ihren Verwandten in Chicago, die sie mit ihrem nächtelangen Maschineschreiben fast zur Verzweiflung brachte. Dann ließ sie ihr Visum verlängern und ging nach Hollywood. Dort bekam sie nicht nur einen Job als Drehbuchautorin, sie lernte auch ihren späteren Mann Frank O'Connor kennen, der sie 1929 durch die Heirat zur amerikanischen Bürgerin machte.
Zeitweise musste sie sich in verschiedenen Jobs durchschlagen, um ihren arbeitslosen Mann zu ernähren. 1932 verkaufte sie ihr erstes Drehbuch Red Pawn, während ihr erster Roman We the Living drei Jahre lang von allen amerikanischen Verlagen abgelehnt wurde, weil er zu antikommunistisch war. Die Erzählung Anthem, erstmals mit geringem Erfolg in England veröffentlicht, hat eine thematische Verwandtschaft mit Jewgenij Samjatins Wir und George Orwells 1984: Der Einzelne erlebt die Unterdrückung durch eine allmächtige Regierung. Ihr nächster Roman The Fountainhead (deutsch: Der Schöpfer) wurde jedoch ein Bestseller, mehr noch der 1957 veröffentlichte Atlas shrugged (deutsch: Atlas wirft die Welt ab). Danach befasste sie sich ausschließlich mit der Verbreitung ihrer Weltanschauung, des Objektivismus. Sie starb 1982.
Obwohl Rand sich vor allem als Philosophin sah, hatte sie ihren größten Einfluss im Bereich der Politik. Ihre ausgeprägt pro-kapitalistischen Bestseller setzten insbesondere in Zeiten der 68er-Bewegung einen Kontrapunkt. Während es viel Kritik an Details oder an logischen Fehlern im Werk gibt, werden ihre Bücher allgemein für eine bildhafte Sprache und eine konsequent moralisch argumentierende Position gelobt.
Viele später prominente Figuren der libertären Bewegung geben an, in ihrer Jugend maßgeblich von Rands Büchern beeinflusst worden zu sein. Einer der Schüler Rands, der us-amerikanische Ökonom und spätere Präsident der us-amerikanischen Notenbank (FED) Alan Greenspan, von Rand »the undertaker« genannt, soll erst durch die Schriftstellerin veranlasst worden sein, die angestrebte musikalische Laufbahn zugunsten einer wirtschaftswissenschaftlichen aufzugeben. Greenspan meinte, Rand habe ihm »die Augen dafür geöffnet, dass der Kapitalismus nicht nur effizient und praktisch, sondern auch das einzige, mit der politischen Freiheit des Individuums vereinbare System ist«.
Der so genannte Objektivismus Rands ist ein radikaler wirtschaftlicher Liberalismus, der bsplw. in die »Nächstenliebe« als »Fluch der Menschheit« sieht, sodass aus ihm ein strikter Atheismus und Intellektualismus resultiert. Der Mensch wird als unabhängig, selbstbestimmt und souverän handelnd (»Self Made Sou«) begriffen - und wo er dieser Herausforderung nicht entspricht, ist sein Untergang legitim. Die Wurzeln liegen nach Rand im natürlichen Selbsterhaltungstrieb. Propagiert wird ein sozialer Darwinismus, ein auf der kulturellen Ebene fortgesetztes survival of the fittest mit ökonomischer, weil naturgesetzhafter Legitimation. Entsprechend ist die moralische Bedeutung des Geldes kaum zu überschätzen. Eine Brosche in der Form des Dollaszeichens war Markenzeichen der Populärphilosophin Rand. Heute existiert die Ayn Rand Foundation; deren Verhältnis zu anderen libertären Gruppen meist als schwierig beschrieben wird.
Literatur
- Barbara Branden, The passion of Ayn Rand, New York 1987 (wird oder ist schon unter diesem Titel verfilmt)