Das Management von Wassereinzugsgebieten beschäftigt sich mit Verwaltung, Untersuchung, Analyse, Diagnose und Ausführung von multidisziplinären Maßnahmen innerhalb eines durch natürliche Wasserscheiden begrenzten Einzugsgebietes eines Gewässers.
Integrated Watershed Management, das optimale Management von Naturressourcen (Wasser-, Land-, Forstwirtschaft, Naturschutz, Stadtplanung, Infrastruktur, Regionalplanung und -entwicklung) ist nur durch integrales Wassereinzugsgebietsmanagement möglich, d. h. dass die mitarbeitenden Experten aller Sektoren, einschließlich Soziologen und Ökonomen, innerhalb eines Einzugsgebietes zusammenwirken sollten und sich für eine effiziente gemeinsame Verwaltung und Bearbeitung des Einzugsgebietes abstimmen. Die Naturressourcen müssen bemessen (z. B. Bodenverlust, Dynamik des Landnutzungswechsels, Schlick produzierende Flächen), analysiert und kartografiert werden, Probleme müssen identifiziert und analysiert sowie Umweltauswirkungen festgestellt und Informationen ausgetauscht werden. Dann können Zusammenhänge erklärt und die entsprechenden Aktionen eingeleitet werden. Das betrifft nicht nur die Naturressourcen, auch bedarf es intensiver sozialer und ökonomischer Studien. Die verschiedenen Interessengruppen müssen erkannt, zusammengebracht und harmonisiert werden, ebenfalls Gruppen, welche aktiven Einfluss auf die Naturressourcen ausüben, wie Landwirte, Landeigentümer (die wenigsten davon sind Landwirte), Unternehmer, staatliche Institutionen, multidisziplinäre Experten und Forschungsinstitute, welche direkten oder indirekten Einfluss auf Landnutzungsform-Wechsel haben und letztlich auch die gesamte Öffentlichkeit, welche durch die staatlichen Institutionen vertreten sind. Das betrifft auch und ganz besonders die Frage nach dem „Warum“ ländlich abgehängter Regionen, oder Umweltproblemen der zunehmenden Verstädterung und Versiegelung von Ballungsräumen, mit dem entsprechenden Einfluss auf Klimaveränderungen.[1][2]
Geschichte
1972 wurde das Ministerium für Umweltschutz und Wasserwirtschaft der DDR (MUW) gebildet, in welchem 1976 dann die Wasserwirtschaftsdirektionen gegründet wurden, welche zentral und nach Flusseinzugsgebieten organisiert wurden und unabhängig von den DDR-Regierungsbezirken war. Dieser Prozess war nötig, um die Effizienz der Verwaltung der natürlichen Ressourcen, vor allem erst mal nur der Wasserwirtschaft zu verbessern. Es entstand so unter anderem die WWD (IV) Saale / Werra mit Sitz in Halle,[3] welche die auf DDR-Territorium befindlichen Teile der Saale, Werra und die zum Main / Rhein hinfließenden kleineren Gewässer im Süden des damaligen Bezirk Suhl verwalteten, aber nur im Bereich der Wasserwirtschaft. Nach der Wiedervereinigung 1990 wurde diese Idee, wenigstens die Wasserwirtschaftlichen Belange nach natürlichen Wassereinzugsbereichen auszurichten, verworfen statt diese effizient nach Einzugsbereichen aufgebauten Wasserwirtschaftsdirektionen neu zu ordnen und auf das gesamte Bundesgebiet auszuweiten. Mit der Neugründung der Bundesländer wurden sämtliche wasserwirtschaftlichen Belange zurückgestellt. Ähnliches gilt auch für das einst flächendeckende Meliorationswesen, welches zwar auch nach politischen Grenzen ausgerichtet war, aber flächendeckend agierte. Unzureichend war bei dem Meliorationskombinaten und – genossenschaften, dass man sich dabei nur auf Bewässerung- und Entwässerungssysteme und dem Wirtschaftswegebau fixierte, aber den langfristigen Bodenschutz und die vielseitigen Wechselwirkungen zwischen Landwirtschaft und ökologischer Diversität unterschätzte und das Vorgehen „vom Westen“ übernommen wurde. Die Hoheitsrechte für sämtliche Naturressourcen bekamen die Neuen Bundesländer, so auch die Wasserwirtschaft; das Meliorationswesen (Bodenverbesserung) wurde vollständig abgeschafft statt diese Systeme zu verbessern und zu bereichern; ein von der BRD übernommenes System der Wasser- und Bodenverbände wurde eingeführt, welches die Interessengruppe der Landeigentümer (die wenigsten Landeigentümer sind Landwirte) vertrat, aber alle anderen Interessengruppen ausschloß, außerdem nicht fleckendeckend ist. Die meisten dieser Verbände arbeiten im Bereich Be- und Entwässerung von Landwirtschaftsflächen, aber auch mit Flussregulierung, Deichbau und generellem Hochwasserschutz. Sie unterliegen keiner öffentlichen Registrierung und arbeiten autonom, werden aber vom Wasserverbandsgesetz reguliert. Ihre Präsenz ist durch die geringe Flächenzahl nur in den von Hochwasser betroffenen Regionen an den Küsten Norddeutschlands bedeutend.[4]
Dieser Abbau vorhandener Infrastruktur wirkt negativ, wie z. B. auf den Einzugsgebiete der Helme, welche nun ein Randgebiet von drei Bundesländern bildet. Aufgrund der politischen Zersplitterung, der Errichtung neuer Grenzen mitten in Deutschland ist diese einst wirtschaftlich starke Region nun zu einer Region geworden, der eine wichtige Stütze im Bodenschutz fehlt: Wichtige Stauseen wie die multifunktionale Talsperre Kelbra füllen sich mit Schlick, und ein dringendes integrales Wassereinzugsgebietsmanagement künstlich erscheint dort dank erzeugter politischer Zersplitterung unmöglich.
Einzelnachweise
- ↑ K. W. Wruck Spillecke: Mitigación del Efecto del Cambio Climático mediante la Cobertura Vegetativo del Suelo. Instituto Mexicano de Tecnología de Agua, 2018.
- ↑ David Ellison u. a.: Trees, forests and water: Cool insights for a hot world. In: Global Environmental Change. Band 43, 1. März 2017, S. 51–61, doi:10.1016/j.gloenvcha.2017.01.002.
- ↑ H. van der Wall, R. A. Kraemer: Die Wasserwirtschaft in der DDR. FFU rep 91–1. Forschungsstelle Umweltpolitik; FFU Berlin, 1991 (hgn-beratung.de [PDF; abgerufen am 19. April 2020]).
- ↑ Monsees, 2004: The German Water and Soil Associations- Self -Governance for Small and Medium Scale Water and Land Ressources Management; 10/2004. In: TU Berlin Institute for landscape and Environmental Planning (Hrsg.): Working Paper on Management in Environmental Planning 10/2004, Zeitschrift für Bewässerungswirtschaft; Journal of Applied Irrigation Science. Vol. 39, Nr. 1. Berlin 2004.