Kleider machen Leute

Novelle Gottfried Kellers von 1874
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In der Novelle Kleider machen Leute von Gottfried Keller geht es um einen armen Schneider, der wegen seines gepflegten Aussehens für einen Grafen gehalten wird und sich in eine angesehene Frau verliebt, die ihm nach seiner Entlarvung trotz des Standesunterschiedes treu bleibt.

Inhalt

Der Schneider Wenzel Strapinski ist auf dem Weg nach Goldach, weil er wegen des Bankrotts eines Seldwylaer Schneidermeisters seine Arbeit verloren hat. Unterwegs kommt eine Grafenkutsche vorbei. Der Kutscher fragt ihn, ob er mitfahren möchte. Er nimmt dankend an. In Goldach angekommen, halten ihn die Goldacher wegen der Kutsche und seiner guten Kleidung (die einzigen Habseligkeiten, die ihm aus seinem Beruf geblieben sind) für einen reichen Grafen. Der Wirt gibt ihm sein bestes Zimmer und bewirtet ihn mit dem Besten, was er hat.

Der Kutscher ist verärgert, weil der Schneider sich für die Mitnahme nicht bedankt und sich auch nicht verabschiedet hat. Er erlaubt sich einen Spaß und sagt, dass der arme Schneider Graf Strapinski sei. Wenzel überlegt, ob er seine wahre Identität preisgeben soll, tut es aber nicht. In den Tagen darauf trifft er mit gehobenen Personen des Ortes zusammen und gewinnt beim Kartenspielen eine größere Summe Geld. Er wird Nettchen, der Tochter des Amtsrates, vorgestellt, die ihm sehr gefällt. Wenzel beschließt abzureisen und seine Schulden aus der Ferne zu begleichen. Tut es dann aber doch nicht, Nettchen zu liebe.

Nettchen, die Tochter des Amtsrates, verliebt sich in Wenzel. Sie beschließen sich zu verloben. Der Amtsrat ist glücklich, weil Wenzel ihm und seiner Tochter zusagt. Für die Verlobungsfeier gibt Wenzel sein ganzes Geld aus, das er gewonnen hat. Doch bei der Heirat tauchen plötzlich die Leute aus Seldwyla auf und seine Rolle als Graf fliegt auf. Beschämt entfernt er sich von der Gesellschaft. Nettchen wirkt geistesabwesend und bleibt eine lange Zeit unbeweglich sitzen. Dann sucht sie nach ihm. Strapinski läuft derweil auf einem Waldweg, als plötzlich eine Kutsche vorbeifährt. Er möchte sich schnell verstecken, damit er nicht gesehen wird, und legt sich in den Schnee, wo er liegen bleibt. Nettchen findet ihn und befürchtet, dass er erfroren ist. Jedoch lebt er noch. Sie reibt sein Gesicht mit Schnee ab und dann fahren sie gemeinsam in ein benachbartes Bauernhaus. Dort erzählt Wenzel ihr die ganze Wahrheit. Trotzdem möchte sich Nettchen aber mit ihm verheiraten. Der Amtsrat möchte ihr die Heirat ausreden. Sie heiraten aber dennoch. Da der Vater ihnen kein Geld geben will und Nettchen bereits achtzehn ist, bekommt Nettchen das Geld, das ihre Mutter ihr vererbt hat. Sie ziehen nach Seldwyla,wo sie ein Vermögen verdienen. Nach zwölf Jahren jedoch ziehen sie wieder nach Goldach zurück.

Der Autor wollte mit seiner Novelle kritisieren, dass man Menschen oft nur nach ihrem Äußeren beurteilt und nicht nach ihrem Charakter. Trotzdem ist einem nicht klar, ob Wenzel Strapinski ein Hochstapler ist; denn ihm wird alles 'zugeschoben'. Handelt er nun bewusst, ist er ein Betrüger, oder nur jemand, der seinem eigenen Willen unterliegt?

Auf Basis der Novelle Kellers entstand zwischen 1926 und 1934 die gleichnamige Oper des deutschen Komponisten Joseph Suder. Das Werk wurde 1964 im bayerischen Coburg uraufgeführt. Ebenfalls basierend auf dieser Novelle, entstand 1940, unter der Regie von Helmut Käutner, der gleichnamige Schwarz-Weiß-Film mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle.