Gifhorn

Stadt in Niedersachsen
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Wappen Karte
Wappen der Stadt Gifhorn Karte Gifhorn - Lage in Deutschland
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Regierungsbezirk: Braunschweig
Landkreis: Gifhorn
Fläche: 104,86 km²
Einwohner: 42.669 (Stand: 01/2003)
Bevölkerungsdichte: 407 Einwohner/km²
Höhe: 55 m ü. NN
Postleitzahl: 38501-38510, 38516, 38518
Vorwahl: 05371
Geografische Lage: 52° 29' n.Br.
10° 33' ö.L.
KFZ-Kennzeichen: GF
Amtliche Gemeindekennzahl: 03 1 51 009
Webseite: http://www.stadt-gifhorn.de
Politik
Regierender Bürgermeister: Manfred Birth (CDU)
Regierende Parteien: CDU und FDP

Gifhorn ist die Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises in Niedersachsen zwischen Hannover, Celle und Wolfsburg. Die Ise mündet hier in die Aller. Gifhorn besteht aus den Stadtteilen Stadt, Gamsen, Kästorf, Winkel, Wilsche und Neubokel.


Geschichte

Mittelalter

Gifhorn wird erstmalig 1196 im Güterverzeichnis des Braunschweiger Stifts St. Cyriakus erwähnt. Ursprünglich war Gifhorn eine kleine Siedlung im großflächig versumpften und schwer passierbaren Allerurstromtal (Barnbruch). Der Mündungswinkel von Aller und Ise war eine der wenigen Stellen, an denen dieses natürliche Hindernis überwunden werden konnte. Kurz vor dem Zusammenfluß mit der Aller teilte sich die Ise und bildete einen kleinen Werder. Entlang dieser trockenen Dünung vermutet man die ersten Ansiedlungen.

Der städtische Ausbau des Brückenortes war durch mehrere Faktoren begünstigt. Zum einen bildete er einen geographisch günstigen Verkehrsknoten zweier bedeutender mittelalterlicher Handelswege: Hier kreuzten sich in Nord-Süd-Richtung die verlängerte Alte Salzstraße von Lüneburg nach Braunschweig (heute B 4) und in Ost-West-Richtung die Kornstraße von Magdeburg nach Celle (heute B 188). Zum anderen drängten von Osten her sorbische Stämme (siehe auch Wenden, Wendland) in das Gebiet, gegen die man eine Schutzburg errichtete, um die einnahmeträchtige Zollstätte am Iseübergang zu sichern.

Später ließen die hier ansässigen Welfenherzöge eine Vogtei, eine Wassermühle und einen Wirtschaftshof anbauen. Dieser gesicherte und wirtschaftlich bedeutsame Knotenpunkt zog viele Bauern, Handwerker und Kaufleute an. Zudem entstanden zahlreiche Gaststätten und Stallungen, in denen die Fuhrleute und ihre Pferde einfach nur ausspannten oder aber bei gelegentlichem Hochwasser mehrere Tage ausharrten.

Während der Hansezeit kam es zu einer großen Vielfalt der Handwerksberufe: Die bereits ansässigen Ackerbürger, Müller, Bäcker, Fischer, Metzger, Schuster, Schneider und Schmiede wurden ergänzt durch Weber, Bleicher, Färber, Böttcher, Töpfer, Gerber, Sattler, Seiler, Hutmacher und Bierbrauer. Die wirtschaftliche Blütezeit gipfelte 1275 in der Verleihung des Marktrechtes.

Renaissance

Datei:Höfersches Haus (li) und Altes Rathaus (re) um 1960.JPG
Höfersches Haus (li) und Altes Rathaus (re) um 1960

Verheerende Kriege und Großbrände fügten dem Ort immer wieder schwere Schäden zu, insbesondere die Hildesheimer Stiftsfehde von 1519 bis 1523, bei der auch die nähere Umgebung fast vollständig vernichtet wurde.

Der Wiederaufbau wurde gekrönt mit der Neuerrichtung eines Schlosses durch die protestantischen Herzöge Ernst der Bekenner und seinem Bruder Franz aus Celle. Der Bau im Stil der Weserrenaissance dauerte von 1526 bis 1547. Zur Erweiterung der Räumlichkeiten wurde das Kavalierhaus errichtet. Ebenfalls im Renaissance-Stil erbaut, gehört das Haus mit der prächtigen Steinfassade noch heute zum beliebtesten Gebäude der Stadtbevölkerung. Da Hezog Franz ohne männliche Nachkommen blieb, fiel das Schloss an Celle zurück. Fortan diente es als Jagdresidenz von Fürsten und Herzögen aus der Umgebung.

Der Neuaufbau des Ortes brachte zahlreiche Fachwerkhäuser hervor, die heute noch erhalten sind. Bemerkenswerte Bauten sind das Alte Rathaus von 1562 (heute Ratsweinkeller mit Bücherei) und das Höfersche Haus von 1570.

Neuzeit

Datei:Nicolai-Kirche (li), Fachwerkhaus, Kavalierhaus (re).JPG
Nicolai-Kirche (li), Fachwerkhaus, Kavalierhaus (re) um 1970

Während des Dreißigjährigen und Siebenjährigen Krieges und der Napoleonischen Feldzüge wurden die alten Handelswege nun auch zu Heerstraßen. Während der Truppendurchmärsche kam es immer wieder zu großen Schäden und Plünderungen. Hinzu kamen zwei große Flächenbrände 1669 im Süden und 1725 im Norden. Nach drei weiteren Bränden von 1872, 1876 und 1891 kam es zur baulichen Auflockerung des Stadtbildes. Wegen der räumlichen Enge wurden viele abgebrannte Häuser nicht wieder an der gleichen Stelle gebaut.

Von 1734 bis 1744 wurde die Sankt Nikolai Kirche errichtet. Der Barockbau befindet sich in unmittelbarer Nähe von Kavalierhaus und Altem Rathaus.

Nach dem Schleifen der Befestigungsanlagen des Schlosses um 1780 verloren auch die umliegenden Schutzwälle an Bedeutung. So kam es zur allmählichen Erweiterung des Wohnraumes. Zu weiträumigen Ansiedlungen kam es ab 1845 nach Beseitigung der beiden Stadttore.

Industriezeitalter

Die Industrialisierung Gifhorns begann mit der großflächigen Torfgewinnung aus den umliegenden Moorgebieten. Der Rohstoff wurde in der Torfpressfabrik verarbeitet und lieferte zunächst die Energie für eine mechanische Wollspinnerei, zwei Zichorienfabriken und eine Ziegelei, die sich aber nicht lange hielten.

Wirschaftlich bedeutsam wurden nur die Glashütte (ab 1873) und eine Konservenfabrik (ab 1890), die erst 1959 bzw. 1973 ihre Produktion einstellen mussten. Sie profitierten von der Vollendung des Bahnbaus um 1890.

1852 erhielt Gifhorn das Stadtrecht. 1924 wurde das Rathaus in die Ortsmitte verlegt.

Nach dem 2. Weltkrieg kam es zu einer großen Zuwanderung von Flüchtlingen und Vertriebenen aus Mittel- und Ostdeutschland. Die größten Arbeitgeber waren damals wie heute die seit 1951 ortsansässige Maschinen- und Armaturenfabrik Alfred Teves und das für Pendler nah gelegene Volkswagenwerk in Wolfsburg. Darüber hinaus gelang es, neue Gewerbegebiete anzusiedeln. Bereits 1959 zogen einige Staffeln des Bundesgrenzschutzes in das spätere Zonenrandgebiet.

Mit dem Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden im Raum Gifhorn vom 27. November 1973 wurden zum 1. März 1974 die Stadtteile Gamsen, Kästorf, Winkel, Wilsche und Neubokel eingemeindet.

Bevölkerungsentwicklung

Heutige Wirtschaftsstruktur

Etwa 1,4% der Beschäftigten sind in der Land- und Forstwirtschaft tätig, 38% im Produzierenden Gewerbe und 60,6 % im Dienstleistungsbereich.Gifhorn hat deutlich mehr Aus- als Einpendler. Etwa 80% der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten außerhalb. Die Arbeitslosenquote im Kreis Gifhorn betrug im Juni 2004 8,7 %.

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

 
Bild:Schloß Gifhorn (Ansicht von Süden)

Kulturelle Highlights bilden das dreitägige Altstadtfest in der Fußgängerzone, die Schloßfestspiele, Feuer und Wasser live am Schloßsee und der Weihnachtsmarkt.

Nahe gelegene Seen, Naturschutzgebiete - wie die Lüneburger Heide - und das Internationale Mühlenmuseum haben Gifhorn zu einem beliebten norddeutschen Naherholungsgebiet gemacht.

Sehenswert ist auch das Schloß im Stil der Weserrenaissance. Im Hof und im umliegenden Park am Schloßsee finden jährlich diverse Festspiele und Märkte statt.