ICQ

Instant-Messaging-Programm
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ICQ (Akronym für „I seek you“, zu deutsch „Ich suche dich”) bezeichnet sowohl ein Programm des ehemaligen israelischen Startup-Unternehmens Mirabilis als auch das dazugehörige Netzwerkprotokoll. Mirabilis wurde 1996 gegründet und 1998 von AOL für 287 Millionen US-Dollar aufgekauft. Zusammen mit dem AOL Messenger hatte ICQ im Oktober 2005 mit 56 % Marktanteil die Marktführerschaft im Bereich von Instant Messaging [1].

ICQ

an das Original angelehnte ICQ-Blume
Basisdaten

Entwickler Mirabilis
Erscheinungsjahr 1996
Aktuelle Version 5.1
(11. Juli 2006)
Betriebssystem Microsoft Windows
Programmier­sprache C++
Kategorie Instant Messaging
Lizenz Adware
deutschsprachig ja
http://www.icq.com/

Geschichte

Die erste ICQ-Software wurde im November 1996 von Mirabilis veröffentlicht. Mirabilis selbst wurde von den vier israelischen Studenten Yair Goldfinger, Arik Vardi, Sefi Vigiser und Amnon Amir gegründet. ICQ, das als erster voll funktionsfähiger Instant Messaging-Dienst im heutigen Sinne zählt, breitete sich rasch aus, da es damals keine vergleichbare Software auf dem Markt gab und das Programm kostenlos erhältlich war.

America Online (AOL) kaufte Mirabilis am 8. Juni 1998 für 287 Millionen US-Dollar. Am 19. Dezember 2005 gab AOL Time Warner bekannt, dass ICQ ein Patent für Instant Messaging zugesprochen bekommen hat.

Software

ICQ dient der schnellen Kommunikation (Instant Messaging, Chat) über das Internet. Mit Hilfe von ICQ lassen sich auch Offline-Nachrichten senden, die ein User erhält, sobald dieser seinen ICQ-Client startet. Es ist auch möglich, kleinere Spiele mit anderen ICQ-Nutzern zu spielen (Xtraz). Diese Version folgt dem Trend, den Microsoft mit dem Windows Live Messenger und Yahoo! mit dem Yahoo! Messenger (eigentlich Yahoo! Instant Messenger) eingeläutet haben, um mehr zu bieten als nur Instant Messaging. Mit ICQ 5 ist es nun auch möglich, Push-To-Talk (nicht mit Handy) sowie Sprach- und Videoübermittlung anzuwenden. Dies allerdings nur mit Benutzern von ICQ 5. Die meisten Anwender nutzen seit der Version 5 auch die Möglichkeit, einen Avatar anzulegen oder Spiele mit anderen Nutzern zu spielen. Diese und viele weitere Optionen gab es zwar ansatzweise schon in den älteren Versionen, waren jedoch vielen Nutzern unbekannt, zumal erst Plugins heruntergeladen werden mussten bzw die Bilder, die man hochladen konnte nicht im Chat-Fenster zu sehen waren. Die neuen Ausführungen von Avatar und Spielen sind zu den alten Versionen inkompatibel.

Es gibt zwei offizielle ICQ-Versionen (beide kostenlos):

  • Die Pro-Version, welche viele Funktionen enthält. ICQ Pro gibt es bisher nur in englischer Sprache. (Aktuelle Version: ICQ Pro 2003b vom 23. Oktober 2003). Die Pro-Version wird nicht mehr weiterentwickelt.
  • Die Lite-Version (ICQ 5.1), welche moderner und mit "Xtraz" ausgestattet ist. ICQ Lite ist im Gegensatz zu ICQ Pro in vielen Sprachen verfügbar.

Alternativen ohne Softwareinstallation

Es gibt auch die Möglichkeit, ICQ zu nutzen, ohne vorher ein Programm zu installieren. Das Applet ICQ2Go! lässt sich von jedem PC aus bedienen, auf dem ein Browser installiert ist, der Java oder Flash unterstützt, auch wenn sich sonst keine ICQ-Software auf dem PC befindet.

Eine weitere Option, ICQ ohne vorherige Softwareinstallation zu nutzen, stellt die auf Ajax basierende Website meebo.com oder auch Mabber dar. Interessant ist, dass man hier auch andere IM Dienste wie MSN Messenger, Yahoo! oder GTalk gleichzeitig nutzen kann. Empfohlen wird von den Entwicklern die Nutzung von Firefox. Dies soll nach Entwicklerangaben die Geschwindigkeit beim Seitenaufbau beträchtlich beschleunigen.

Ohne Installation funktioniert unter Windows auch die mit ICQ kompatible Programme Portable Gaim und Miranda, die z.B. von einem USB-Stick gestartet werden können.

Xtraz

Die sogenannten „Xtraz“ sind spezielle Leistungsmerkmale, die in der Lite-Version von ICQ enthalten sind. Xtraz-Funktionen können nur mit dem Original-Client verwendet werden.

Zu den Xtraz gehören unter anderem:

  • Push 2 Talk (Voice-Chat)
  • ICQ Video Chat (Video-Chat mithilfe einer Webcam)
  • verschiedene Spiele, welche entweder alleine oder auch zu zweit gespielt werden können.

Besonderer Beliebtheit erfreuen sich hierbei die Multiplayerspiele wie Pool, War Sheep, Slide-a-lama, RPS (Rock-Paper-Scissors; zu Deutsch: Schere-Stein-Papier)oder Zoopaloola.

  • Pool: Einfach handzuhabende Billiardsimulation.
  • War Sheep: Taktisches Rundenstrategiespiel mit verschiedenen Einheiten (Bazooka-Schaf, Panzer, Kampfhubschrauber) welche sich durch verschiedene Eigenschaften (Rüstung, Geschwindigkeit, verursachter Schaden) unterscheiden und somit ein bedachtes strategisches Vorgehen von demjenigen erfordern, der in diesem Spiel Erfolg haben will.
  • Slide-a-lama: Im Stil von "vier gewinnt" gehaltenes Rundenspiel mit netten Animationen (es gilt zu erwähnen, dass sämtliche ICQ Xtraz-Spiele durch ihre liebevollen Animationen brillieren)

Einige der Spiele sind sehr populär geworden, so dass ganze Fanprojekte im Internet entstanden sind. Selbst in der ESL, der grössten europäischen E-Sport Liga sind die ICQ-Spiele schon vertreten.

E-Mail

ICQ ist weiterhin im Besitz eines Mailservers, bei welchem kostenlos eine E-Mail-Adresse mit der Endung "@icqmail.de" oder "@icqmail.com" angemeldet werden kann. Mittlerweile gibt es bereits eine kostenpflichtige Mailadresse, die eine Website mit zwei Gigabyte Speicher enthält. Zur Registrierung bei einem dieser beiden Mailserver wird eine ICQ-Nummer benötigt, d. h. man muss sich zweimal anmelden.

ICQ-Nummern

Ein Nutzer wird anhand seiner ICQ-Nummer identifiziert. Sie ist mit einem Passwort belegt. Die Nummernfolge der ICQ-UINs (Universal Internet Number oder Unique Identification Number) beginnt bei 10.000. Derzeit sind über 410 Millionen Nutzer bei ICQ registriert. Dies gibt jedoch nicht die tatsächlich aktive Nutzerzahl wieder, da einige Nutzer mehrere Nummern besitzen und ungenutzte Nummern nicht automatisch gelöscht werden. Die Funktion zum Löschen der eigenen ICQ-Nummer ist in der ICQ-Software außerdem sehr gut versteckt und zur Zeit nicht nutzbar. Natürlich besteht die Möglichkeit alle Daten aus den User Details zu löschen. Sechsstellige ICQ-Nummern sind heute eine Seltenheit und werden im Internet für Beträge von bis zu 200 € verkauft. Fünfstellige ICQ-Nummern besitzen heute nur noch Entwickler der ICQ-Software. Die Beantragung und Benutzung der ICQ-Nummern ist kostenlos.

Protokolle

Das ICQ-Protokoll namens OSCAR baut auf TCP auf. Nachdem Mirabilis von AOL aufgekauft wurde, wurde das ICQ-Protokoll stark an das Protokoll des AOL Instant Messengers angepasst. So werden die ICQ-Nummern intern mittlerweile als Screennamen gespeichert. Durch diese Maßnahme ist es mittlerweile auch möglich, in beiden Messengern jeweils auch Nutzer des anderen Messengers zu kontaktieren.

Mit der Einführung der neuen Versionen 4 und 5 ist es auch möglich, über ICQ in IRC zu gelangen. Hierbei verbindet sich ICQ mit dem hauseigenen IrcQnet.icq.com-Server. Es ist also nicht nur möglich, über ICQ mit Leuten zu chatten, die kein ICQ verwenden, sondern auch mit Leuten, die IRC-Clients (wie z. B. mIRC) verwenden, oder auf diesem Weg im IRC beispielsweise an Quizspielen teilzunehmen.

Das ICQ-Übertragungsprotokoll wird hin und wieder verändert, woraufhin Multi-Protokoll-Clients meist Verbindungsschwierigkeiten bekommen. Die letzte Änderung wurde beispielsweise im Februar 2006 durchgeführt, wodurch unter anderem Trillian und Miranda IM Probleme beim Empfang von Nachrichten bekamen. Patches, die das Problem behoben, wurden jedoch einige Tage später bereit gestellt. Die Originalsoftware und andere alternative Clients blieben von dieser Änderung unbehelligt.

Eine weitere Problematik ist, dass über den offiziellen Server in zufälligen Abständen Versionsnummern von älteren Clients gebannt werden. Dies betrifft aber auch alternative Clients, da diese sich als eine bestimmte Version des originalen ICQ-Clients ausgeben müssen. In besonderer Härte wurde dies am 11. Juli 2006 durchgeführt, worauf ein Großteil alternativer Clients sich nicht mehr verbinden konnten. Durch minimale Änderung durch die Programmierer (der Aktualisierung der übertragenen Clientinformationen), können solche Probleme aber in kürzester Zeit behoben werden.

Datenschutz in den Nutzungsbedingungen

Bei den vom Betreiber ICQ Inc. zum 7. Juni 2000 festgelegten Nutzungsregeln tritt der Benutzer jegliche geistigen Eigentumsrechte an den über den ICQ-Service öffentlich zugänglich gemachten Daten ab. Der unten genannte Passus ist etwas unklar formuliert. Das "post" bezieht sich nur auf öffentlich zugänglich gemachte Daten.

Ausschnitt aus dem Original:

You agree that by posting any material or information anywhere on the ICQ Services and Information you surrender your copyright and any other proprietary right in the posted material or information. You further agree that ICQ Inc. is entitled to use at its own discretion any of the posted material or information in any manner it deems fit, including, but not limited to, publishing the material or distributing it.[2]

Das wird vor allem dann klar, wenn man die "Privacy Policy" zu Rate zieht. Dort heißt es:

Your ICQ Services Information will not be shared with third parties unless you have published such information in Public Areas[3]
Dabei behält sich ICQ vor, diese Daten Strafverfolgungsbehörden zur Verfügung zu stellen. [4]

Clients

Neben dem offiziellen Mirabilis-ICQ-Client (und der minimalen Flash- bzw. Java-Version für Browser, ICQ2Go!) gibt es auch andere kompatible ICQ-Clients, von denen die meisten Open-Source-Software sind. Unter diesen gibt es Multi-Protokoll-Clients, die neben ICQ auch AIM, IRC, Jabber, MSN, Yahoo! und weitere unterstützen.

Im folgenden werden Clients aufgelistet, die nur das OSCAR-Protokoll und das alte ICQ-Protokoll unterstützen:

Netzwerk-Unterstützung

Informationen zu den Netzwerken, zu denen der Client eine Verbindung aufbauen kann.

AIM ICQ MSN Messenger Y!M IRC Sonstige
AIM Ja Ja Nein Nein Nein
Trillian Ja Ja Ja Ja Ja weitere durch Plugins (nur Pro)
Miranda Ja Ja Ja Ja Ja weitere durch Plugins
eMP.CQ! Nein Ja Nein Nein Nein
ICQ Ja Ja Nein Nein Nein
mICQ Nein Ja Nein Nein Nein
qip Ja Ja Nein Nein Nein
YsmICQ Nein Ja Nein Nein Nein
AIM ICQ MSN Messenger Y!M IRC Sonstige

Betriebssystem-Unterstützung

Betriebssysteme, unter denen die Clients laufen (ohne Emulation).

Windows Mac OS X Unix, Linux, BSD AmigaOS
AIM Ja Ja Ja Nein
Trillian Ja Nein Nein Nein
eMP.CQ! Ja Nein Nein Nein
ICQ Ja Ja Nein Nein
Miranda Ja Nein Nein Nein
mICQ Ja 3 Ja Ja Ja
qip Ja Nein Nein Nein
YsmICQ Ja Ja Ja Nein
Windows Mac OS X Unix, Linux, BSD AmigaOS

Fußnote 3: Benötigt ein ANSI-kompatibles Terminal.

Funktionen

Information darüber, welche Funktionen die einzelnen Programme unterstützen.

Verschlüsselung Dateitransfer Grafische Smileys Spiele veränderbares Aussehen Plugin-System 4 Externe Zusatzprogramme 5
AIM Nein Ja Ja Teilweise Ja Nein Ja
Trillian Ja Ja Ja mit Plugins mit Plugins Ja Ja
eMP.CQ! Nein Ja Ja Nein Nein Nein Nein
ICQ Nein Ja Ja Ja Ja Ja Ja
Miranda mit Plugins Ja mit Plugins Nein Ja Ja Nein
mICQ Ja7 Ja Nein Nein Ja Nein Nein
qip Ja8 Ja Ja Nein Ja Nein Nein
YsmICQ Ja8 Nein Nein Nein Nein Nein Nein
Verschlüsselung Dateitransfer Grafische Smileys Spiele veränderbares Aussehen Plugin-System Externe Zusatzprogramme

Fußnote 4: Plugin-System, um die standardmäßigen Features zu erweitern oder neue hinzuzufügen (Client oder Protokoll).
Fußnote 5: Add-Ons werden in der Regel nicht vom Autoren vorgesehen und sind eigenständige Programmteile.
Fußnote 7: SSL-verschlüsselte Direktverbindung; kompatibel sind licq, mICQ und SIM.
Fußnote 8: Proprietär; nur zu sich selber kompatibel.

Weitere Konferenzmöglichkeiten

Informationen darüber, welche sonstigen Möglichkeiten der Kommunikation die Clienten unterstützen.

Audio Chat Multi-Person Audio Chat Video Chat Multi-Person Video Chat SMS (mobile) Messaging
AIM Ja ? Ja ? Ja
eMP.CQ! Nein Nein Nein Nein Nein
ICQ Ja Ja (seit Version pro2003b) Ja Ja Ja
Miranda Nein Nein Nein Nein Nein
mICQ Nein Nein Nein Nein Ja
qip Nein Nein Nein Nein Nein
YsmICQ Nein Nein Nein Nein Nein
Audio Chat Multi-Person Audio Chat Video Chat Multi-Person Video Chat SMS (mobile) Messaging

Nutzt man einen der alternativen Clients, muss man häufig eine Server-URL angeben. ICQ.com selbst bietet login.icq.com an Port 5190 an, alternativ kann man z. B. login.oscar.aol.com am Port 5190 verwenden.

Quellen

  1. Jürgen Kuri: "Microsoft und Yahoo wollen bei Instant Messaging zusammenarbeiten" auf heise.de, 12. Oktober 2005
  2. "ICQ Terms Of Service - Acceptable Use Policy" auf der ICQ-Homepage, 07. Juni 2000
  3. "ICQ Privacy Policy" auf der ICQ-Homepage
  4. Siehe dazu auch die Frage "Mitgelesen bei ICQ?" im "Leserforum" der Ausgabe 17/06

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