Kastell Heilbronn-Böckingen

römisches Militärlager
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. August 2006 um 02:11 Uhr durch Hartmann Linge (Diskussion | Beiträge) (Literatur: typo). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
LIMESKASTELL
Name: Kastell Heilbronn-Böckingen
Alternativname:
ORL: 56
Limesabschnitt: Neckar-Odenwald-Limes<br\> Neckarlinie
Datierung (Belegung): um 85/90<br\> bis Mitte des 2. Jh.
Typ: Kohortenkastell
Einheit: A.a) unbekannte Kohorte<br\> B.a) Cohors V Dalmatorum<br\> B.b) Cohors I Helvetiorum
Größe: 150 x 133 m = 2,0 ha
Bauweise: A) Holzkastell<br\> B.a) Holz-/Steinkastell<br\> B.b) Steinkastell
Erhaltungszustand: restaurierte Fundamente der Porta Principalis Sinistra
Ort: Heilbronn-Böckingen
Geographische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel [1]
Höhe: etwa 160 m ü. NN
Vorhergehend: N: ORL 54/55 Kastell Wimpfen im Tal
Anschließend: S: ORL 57 Kastell Walheim

Das ehemalige römische Kastell Heilbronn-Böckingen befindet sich im nördlichen Teil des gleichnamigen heutigen Heilbronner Stadtteils Böckingen in einem Bereich, in dem die Wohnbebauung in ein Industriegebiet übergeht, unmittelbar an der Straße nach Neckargartach.<br\> Das Kohortenkastell gehört zur Neckarlinie des Neckar-Odenwald-Limes und war von etwa der Zeit um 85/90 unserer Zeitrechnung bis zur Mitte des 2. Jahrhunderts belegt.

Forschungsgeschichte

Bereits im 17. und 18. Jahrhundert waren im Bereich des damaligen Dorfes Böckingen zahlreiche römische Inschriftensteine gefunden worden, die Lage des Kastells konnte jedoch erst 1886 genau lokalisiert werden. Erste archäologische Ausgrabungen durch die Reichs-Limes-Kommission fanden 1895 und 1897 statt. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, oft als durch Baumaßnahmen bedingte Notgrabungen durchgeführt.

Kastell

Bei dem Kohortenkastell von Böckingen handelt es sich um ein in seiner letzten Ausbauphase etwa 2 Hektar großes, rechteckiges Auxiliarlager mit den Abmessungen 150 x 133 m. Die steinerne Umwehrung war an den Ecken abgerundet und von einem doppelten Spitzgrabensystem umgeben. Die Mauerecken besaßen keine Wehrtürme, jedoch waren alle vier Tore des mit der Porta Praetoria (Haupttor) zum Neckar hin ausgerichteten Kastells mit Doppeltürmen versehen. Die Fundamente der Porta Principalis Sinistra (linkes Seitentor) wurden konserviert und können in einer kleinen Grünanlage, die als archäologischer Miniaturpark gestaltet wurde, besichtigt werden. Darüber hinaus ist von dem ehemaligen Kastell im heute völlig überbauten Gelände nichts mehr zu sehen.

Von den Innenbauten konnten im Wesentlichen nur Teile der Principia (Stabsgebäude) und eines Horreums (Getreidespeicher) festgestellt werden. Die anderen Bauten des Kastellinneren dürften aus Holz- oder Fachwerkbauten bestanden haben.

Ein in Holz-Erde-Technik errichteter Vorgängerbau konnte erst bei den Untersuchungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nachgewiesen werden. Seine Grundrisse decken sich im Wesentlichen mit denen des Steinkastells, ein nennenswerter Unterschied besteht in der Existenz eines Wehrturms an der Nordostecke des Kastells.

Das Kastell Böckingen wurde zunächst von der Cohors V Dalmatarum ("5. dalmatinische Kohorte") belegt, einer Infantrieeinheit von knapp 500 Mann Stärke. Sie wurde von der Cohors I Helvetiorum ("1. helvetische Kohorte"), einer gleichgroßen Infantrietruppe abgelöst, die nach der Auflassung des Böckinger Lagers um die Mitte des 2. Jahrhunderts ins Kastell Öhringen verlegt wurde.

Balineum und Vicus

Anmerkungen

  1. Die Geo-Referenzierung bezieht sich auf die Lage der nicht mehr sichtbaren Principia, das sichtbare restaurierte Nordtor befindet sich 49°8'47.80"N, 9°11'57.55"O

Literatur

  • Christard Schrenk: Böckingen am See. Ein Heilbronner Stadtteil - gestern und heute. Veröffentlichung des Archivs der Stadt Heilbronn, Heilbronn 1998. ISBN 3-928990-65-9
  • Philipp Filtzinger, Dieter Planck und Bernhard Cämmerer (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. 3. Aufl. Theiss, Stuttgart 1986. ISBN 3-8062-0287-7
  • Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Aufl. Gebr. Mann, Berlin 2000. ISBN 3-7861-2347-0.
  • Willi Beck und Dieter Planck: Der Limes in Südwestdeutschland. 2. Aufl. Theiss, Stuttgart 1980. ISBN 3-8062-0242-7

Original-Publikation der Reichs-Limes-Kommission:<br\> Heinrich Steimle in der Reihe Der obergermanisch-raetische Limes des Römerreiches (Hrsg. E. Fabricius, F. Hettner, O. von Sarwey): Abteilung B, Band 5, Kastell Nr. 56 Böckingen (1898)