Witten-Annen ist einer acht Stadtteile Wittens.

Geschichte
Anfänge
Im Jahr 1150 wird erstmals ein Dorf namens Anadopo erwähnt. Heimatforscher gehen allerdings davon aus, dass Annen bedeutend älter ist. So lassen sich in der Nachbargemeinde Salingen bereits für das Jahr 801 die ersten Hofansiedlungen datieren, in Persebeck 820. Aus einem Schatzbuch der Grafschaft Mark geht im Jahr 1486 hervor, dass sich in diesem Jahr zehn Höfe in Annen befanden. Interessanterweise sind die Höfe teils unterschiedlichen Grundherren abgabepflichtig gewesen. Zum Beispiel den Grafen von Dortmund und der Abtei Werden.
19. Jahrhundert
Allgemeines
Während der Besatzung der Region durch französische Truppen Anfang des Jahrhunderts, wurde Annen Teil einer neu gegründeten Bürgermeisterei (siehe auch: Mairie Witten). Zum ersten Mal Annen somit ein Teil von Witten. Nach dem Abzug der franzöischen Truppen behielt Witten zwar sein Bürgermeisteramt, Annen aber wurde im Rahmen einer räumlichen Neuordnung aus dieser Bürgermeisterei wieder ausgelagert. Statt dessen wurde Annen 1819 zunächst dem Amt Dorstfeld zugeführt. Mit dem Dorf Wullen bildete Annen fortan die Landgemeinde Annen-Wullen. Ende des 19. Jahrhundert wurde die Landgemeinde, nach der Gründung eines eigenes Amtes, dem Landkreis Hörde zugeordnet.
Eisenbahn
1848 wurde Annen-Wullen an die Eisenbahnstrecke Hagen-Witten-Dortmund angeschlossen. Wirtschaftspolitisch von besonderer Bedeutung war für Annen jedoch die Einrichtung der Eisenbahnstrecke von Langendreer nach Löttringhausen 1878, die gleichfalls über Annen führte. Die im Volksmund Rheinischer Esel bot den wichtigsten Zechen Annens einen direkten Gleisanschluss.
Zechen
Wann in Annen erstmals Kohle abgebaut wurde, darüber streiten die Historiker. Mitte des 19. Jahrhunderts allerdings erlebte Annen einen Zechen-Boom. Die Ansiedlung der Großzechen Hamburg im Jahre 1851 und Ringeltaube (1864) brachten der Gemeinde viele Arbeitsplätze. 1875 zählte Annen-Wullen bereits 5643 Einwohner, 1890 sogar 8342. Ein Großteil der Menschen arbeitete unter Tage, allerdings entstanden neben den Zechen ein Stahlwerk und auch Krupp eröffnete in Annen einen Depandance.
20. Jahrhundert
1900 bis 1918
Nach den Boom-Jahren erlebte Annen Anfang des 20. Jahrhunderts eine erste Krise. Durch die Schließung vieler Kleinzechen im Ruhrtal Ende des 19. Jahrhunderts verloren auch die nahe gelegenen Großzechen für die Kohlekonzerne an Bedeutung, größere Investitionen blieben aus. Im November 1906 explodierte in Witten, direkt an der Stadtgrenze zu Annen, die Sprengstoff-Fabrik Roburit, wobei 41 Menschen zu Tode kamen. Obwohl auf Wittener Stadtgebiet gelegen, wurde vor allem Annen von der Explosion getroffen. Die Schäden gingen in Millionenhöhe. Da sich das Unglück aber auf Wittener Seite ereignete, erhielt Witten weitaus mehr staatliche Wiederaufbauhilfen als Annen. Einige Tage nach der Explosion brach die Staumauer einer kleinen, oberhalb der Annenen Ortsmitte gelegenen Talsperre, hinter der ein Bach aufgestaut worden war. Obwohl mehrere Kilometer von der Robutritfabrik entfernt, war er durch die Durckwelle der Explosion beschädigt worden. Zwar kam bei dem Bruch der Staumauer niemand zu Schaden, der wirtschaftliche Schaden aber war enorm; vor allem die Zeche Hamburg wurde von diesem Unglück betroffen.
1918 bis 1929
Nach dem Ersten Weltkrieg ging es wirtschaftlich mit Annen bergab. Die Kohlezechen wurden ausnahmslos geschlossen, auch Krupp verkaufte sein Werk. 1922 gemeindete Annen Rüdinghausen ein, wodurch das Steueraufkommen gesteigert werden und die Position der Gemeinde gestärkt werden konnte, da Annen jedoch keine Stadtrechte besaß, galt es nur noch als eine Frage der Zeit, bis Annen seine Selbstständigkeit als Amt verlieren würde. 1929 wurde Annen im Zuge der Gemeindereform des Jahres ein Stadtteil von Witten. Auch Rüdinghausen erhielt den Status eines Stadtteils, Wullen indes wurde zum Ortsteil heruntergestuft.
21. Jahrhundert
Annen ist heute Wittens größter Stadtteil. Etwa 19.000 Menschen (Stand: 2003) leben in dem Nebenzentrum.
Stadtteilbezirke
- Tiefendorf (41)
- Wullen (42)
- Annen-Mitte-Nord (43)
- Annen-Mitte-Süd (44)
- Kohlensiepen (45)
- Wartenberg (46)
- Gedern (47)
(Die Zahl in den Klammern ist die Stadtteilbezirkskennziffer)
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
- A44, Autobahnanschlussstelle Witten-Annen
- Bahnhof "Witten-Annen Nord" der S-Bahn-Linie S5
Probleme (Beurteilung der Situation 2006)
Annen gilt in vielerlei Hinsicht als Problemstadtteil. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, mit der Schließung der Wickmann Werke, einem ehemals global agierenden Sicherungsherstellers, hat der Stadtteil seinen letzten Großbetrieb verloren. Die Arbeitslosigkeit ist hoch. Die Stadt Witten hat Annen allerdings zur Teilnahme am Landesprogramm "Soziale Stadt" vorgeschlagen. Aus Landesmitteln werden dabei Projekte in so genannten Problemstadtteilen unterstützt. Unter großem Anteil von Annenern Bürgerinnen und Bürgern haben hierzu 2005 und 2006 eine Reihe von Workshops stattgefunden, in denen Probleme und Chancen des Stadtteils bestimmt wurden. Ob Annen in das Förderprogramm aufgenommen wird, entscheidet sich im November 2006.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sehenswürdigkeiten
- Hotel Georg, Die von Herbert Antweiler gestalteten Innenräume sind vollständig im Stil der Organischen Architektur gehalten. Die farbliche Gestaltung der Fassade und der Innenräume ist von Robert Kaller.
- St. Josefskirche (kath.). Die Kirche wurde zwischen 1903 und 1904 errichtet. Am 1. Januar 1913 erfolgte die Erhebung zur eigenen Pfarrei. Das Geläut der Kirche besteht aus drei Glocken aus der Glocken- und Metallgießerei Karl Munte. Die E-Ton-Glocke hat ein Gewicht von 920 kg und ist dem heiligen Josef geweiht. Die G-Ton-Glocke wiegt 525 kg und ist dem heiligen Bonifatius geweiht und die kleinste, die A-Ton-Glocke wiegt 386 kg und ist dem heiligen Liborius geweiht. Die beiden kleinen Glocken sind, da sie im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurden, nicht mehr im original erhalten. Sie bestehen im Gegensatz zur großen Glocke auch nicht mehr aus Bronze, sondern aus Gussstahl.
- Erlöserkirche (ev.) Baudenkmal (Grundsteinlegeung 1872, Fertigstellung 1874), Glasfenster, Orgel (1968) mit 31 Registern auf 3 Manualen und Pedal
- Marktfrau bedeutende Skulptur am Annener Marktplatz
Freizeitgestaltung
- Radweg "Rheinischer Esel"
- Steinbruch Imberg, Jugendtreffpunkt, Outdoor mit kleiner Halle
- Casablanca
Sportvereine und -einrichtungen
- 1 Hallenbad
- 1 Freibad. Ursprünglich eine zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Baden angelegte kleine Talsperre, welche im Winter zum Eislaufen genutzt wurde. Da allerdings zu viel Wasser in den alten Stollen der Zeche Vereinigte Hamburg versickerte, beschloss man 1926 das heutige Freibad zu bauen. Am 19. August 1928 wurde es eröffnet und hatte ein 20x75 m großes Becken, welches durch eine Brücke mit Startblöcken in ein Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken unterteilt war. Es hatte zudem einen rund 5 m hohen Sprungturm, welcher bis 1974 in der ursprünglichen Form in Betrieb war.
- 1 Fußballverein (VfB Annen)
- DJK Blau Weiß Annen
- Annener Turnerschaft von 1872 (kurz: ATS, zur Zeit ist in Planung, das die ATS ihre Eigenständigkeit aufgibt um mit dem TUS Stockum zu verschmelzen)
Regelmäßige Veranstaltungen
- Flohmarkt Ostermann einmal monatlich, meistens am 1. Sonntag im Monat auf dem Parkplatz des Möbelhaus Ostermann A44, Ausfahrt Witten-Annen
Persönlichkeiten
- Rost, Klaus (* 2. März 1940) / Annener Ringer; gewann 14 Deutsche Meistertitel und die Silbermedaille im Freistil bei den Olympischen Spielen in Tokio 1964.