Pietro II. Tocco (gennant Petrillo; deutsch: Peter II. Tocco; † nach 25. August 1377 in Neapel) aus der neapolitanischen Adelsfamilie Tocco war neapolitanischer Patrizier, Seneschall des Königlichen Hospizes zur Zeit von König Robert von Anjou,[1] ab 1353 Herr von Martina Franca, Gualda, Santa Maria della Vetrana (heute Avetrana) in Apulien, Pomigliano d’Arco in Kampanien und einige Güter auf der Insel Korfu.

Leben
Pietro II. Tocco wurde als Sohn von Guglielmo II. Tocco, des Gouverneurs von Korfu und wahrscheinlich dessen zweiter Frau Margherita Orsini Angelo Dukas, Tochter von Giovanni I. Orsini, dem Herrn von Lefkada und dem Mitherrscher von Kefalonia und von dessen Ehefrau Maria Komnene Dukaina Angelina der Despoten von Epirus geboren.[2] Die nicht zeitgenössische Ordnungszahl II. dient zur Unterscheidung von seinem Großvater Pietro I. Tocco († 22. September 1335 in Neapel). Als treue Unterstützer der angevinischen Monarchen erlangte die Familie Einfluss im Königreich Neapel.
Pietro trat vor 1340 in den Dienst von Robert von Tarent, Fürst des Fürstentums von Tarent, des Regnums Albaniae und des Fürstentums Achaia, sowie Titularkaiser von Konstantinopel aus dem älteren Haus Anjou.[1]
Am 3. November 1347 fiel Ludwig I. von Ungarn in das Königreich Neapel ein, um seinen ermordeten Bruder zu rächen. Während es Königin Johanna I. von Neapel gelang mit ihrem zweiten Ehemann Ludwig von Tarent aus Neapel zu fliehen und in Avignon Zuflucht zu suchen[3], wurde Ludwigs Bruder, Robert von Tarent in Aversa gefangen genommen und 1348 nach Ungarn verbracht. Pietro und sein Bruder Leonardo I. liehen für die Freilassung des Fürsten aus der ungarischen Gefangenschaft Geld. Aus einem Brief von Margherita von Tarent (Schwester von Robert und Ludwig von Tarent) vom 25. Juli 1350 (?) ergeht, dass Pietro nach Ungarn entsendet wurde, um die Befreiung des Fürsten zu verhandeln.[4]
Am 30. Januar 1351 erscheint Pietro in einem Akt als Rechtsanwalt des Fürsten von Tarent.[5]
Als Robert von Tarent im März 1352 freigelassen wurde,[6] erhielt Pietro II., der an Roberts Befreiung „hart“ mitgearbeitet hatte, laut Privileg vom 20. März 1353, die Lehen Martina, Gualda im Gebiet von Martina Franca, Santa Maria della Vetrana (heute Avetrana) in der Provinz Tarent und einige Güter auf Korfu.[7] Am März 1353 erhielt Pietro das Lehen von Pomigliano d’Arco in der Metropolitanstadt Neapel. Am 21. Oktober 1364 bestätigte Robert ihm das Lehen von Martina Franca und bat um die königliche Zustimmung von Johanna I. von Neapel. Am 24. November 1364 bestätigte Königin Johanna I. die Privilegien und ernannte Pietro 1. Graf von Martina Franca.[1][8] In Martina Franca gibt es heute noch "Via Pietro del Tocco".
Robert von Tarent, der den Wunsch hatte das Reich von Konstantinopel für seine Mutter, Katharina von Valois-Courtenay, Titularkaiserin von Konstantinopel, zurückzuerobern, begab sich mit den beiden Tocco-Brüdern (Pietro und Leonardo) 1353/54 nach Griechenland, wo es ihnen gelang Korfu, Kefalonia, Zakynthos, Ithaka, Arta, die Festung Vonitsa und andere Orte auf dem Festland von Morea unter ihre Kontrolle zu bringen. Robert betitelte sich selbst als Herzog von Lefkada und machte Leonardo I. 1357 zum 1. Pfalzgrafen von Kefalonia. Während Leonardo als Generalkapitän zurückblieb, kehrten Robert und Pietro II. 1364 nach Neapel zurück.[7]
An Pietro erinnert die Gedenktafel „Magnifico Petro de Tocco Neapoli milite Comite Martinae 1370.“, die sich vor der dem St. Aspreno gewidmeten Tocco-Kapelle in der Kathedrale von Neapel (rechts von der Apsis) befindet.[10]
Königin Giovanna I. bestätigte erneut die von von Roberto von Tarent gewährten Lehen und Privilegien am 15. November 1374 und am 30. Juni 1375.[1]
Literatur
- Archivio di Stato di Napoli, Antonio Allocati (a cura di): Archivio privato di Tocco di Montemiletto. Rom 1978.
- Romolo Caggese: Italia, 1313-1414. Declino dell'impero e del papato e sviluppo degli stati nazionali. Garzanti, Milano 1980, S. 297–331.
- D. Cesare D'Engenio Caracciolo: Napoli Sacra. Ottavio Beltrano, Neapel 1623 (Volltext in der Google-Buchsuche).
- Walter Haberstumpf: Dinasti italiani in Levante. I Tocco duchi di Leucade. Regesti (secoli XIV-XVII). In: Studi Veneziani. Band XLV. Venedig 2005, S. 165–211.
- Davide Shamà: I di Tocco, Sovrani dell'Epiro e di Leucade. Studio storico-genealogico. In: Notiziario dell'Associazione Nobiliare Regionale Veneta, anno V, n.5. La Musa Talìa, Venedig 2013, S. 45–118 (hier 1–74).
- Antonio Summonte: Historia della città e Regno di Napoli. III, Libro IV. Stamperia Giuseppe Raimondi e Domenico Vivenzio, Neapel 1748 (Online-Version in der Google-Buchsuche).
Weblinks
- Famiglia di Tocco. Nobili-napoletani.it, abgerufen am 31. Mai 2020.
- Tocco family. Malta Genealogy. Maltagenealogy.com, abgerufen am 31. Mai 2020.
- Di Tocco. Genmarenostrum, abgerufen am 31. Mai 2020.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Davide Shamà, I di Tocco, Sovrani dell'Epiro e di Leucade, S. 7
- ↑ Di Tocco in: Genmarenostrum.it
- ↑ Romolo Caggese, Italia, 1313–1414, cap. VII, vol. VI, S. 314
- ↑ Archivio privato di Tocco di Montemiletto, S. 167
- ↑ Walter Haberstumpf, Dinasti italiani in Levante. I Tocco duchi di Leucade, S. 173
- ↑ Roberto di Taranto. Foundation of Medieval Genealogy, abgerufen am 31. Mai 2020.
- ↑ a b Antonio Summonte: Historia della città e Regno di Napoli, S. 390
- ↑ Antonio Summonte: Historia della città e Regno di Napoli, S. 390
- ↑ William Miller, The Latins in the Levant, S. 332
- ↑ D. Cesare D'Engenio Caracciolo, Napoli Sacra, S. 23
Personendaten | |
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NAME | Pietro II. Tocco |
ALTERNATIVNAMEN | Peter II. Tocco |
KURZBESCHREIBUNG | neapolitanischer Patrizier, Seneschall |
STERBEDATUM | 1377 |
STERBEORT | Neapel |