Arbeitstitel: Abwrackung der Kaiserlichen Hochseeflotte in und um Scapa Flow
Örtlichkeit
Scapa Flow ist eine Art Bucht, die sich aus der Lage der im südlichen Teil der Orkney (Schottland, Großbritannien) gelegenen Inseln Mainland, Burray, South Ronaldsay, Flotta und Hoy ergibt. Durch Scapa Flow verläuft die Fährverbindung zwischen Houton auf Mainland und Lyness auf Hoy sowie Flotta.
Da diese Bucht gut geschützt liegt, wurde sie in der Geschichte öfter als Naturhafen benutzt. Schon die Wikinger versammelten hier im 13. Jahrhundert ihre Schiffe und gaben ihr den Namen "Skalpafloi". Auch zu Napoleons Zeiten spielte dieser Hafen eine wesentliche Rolle. Die Briten versammelten dort, zwecks einer Handelsbeziehung mit dem Baltikum, ihre Schiffe. Noch heute erinnern einige Relikte aus dieser Zeit daran. So z.B die 1813-1815, zum Schutz einer möglichen Invasion Napoleons, erbauten Martello Türme am Longhope im Südosten von Hoy. Die britische Marine richtete sowohl im Ersten Weltkrieg als auch im Zweiten Weltkrieg hier den Hauptstützpunkt ihrer Flotte ein. In beiden Weltkriegen versuchten deutsche U-Boote, in die Bucht einzudringen.
Siehe auch Hauptartikel: U-Boot-Krieg
Selbstversenkung der Hochseeflotte
Nach Ende der Kampfhandlungen wurde die Hochseeflotte gemäß den Waffenstillstandsbestimmungen im schottischen Scapa Flow interniert. Die Schiffe waren entwaffnet worden und nur mit Notbesatzungen besetzt. Als im Sommer 1919 die Bedingungen des Versailler Vertrages und die damit verbundene Ablieferung großer Teile der Flotte an die Siegermächte bekannt wurde, ließ Konteradmiral Ludwig von Reuter die unter seinem Kommando befindliche Hochseeflotte am 21. Juni 1919 versenken. Damit war der Kern der Kaiserlichen Marine zerstört.
Mit der Selbstversenkung hatte die Marine zwar einen Teil des im Krieg und insbesondere während der Novemberrevolution verlorenen Ansehens zurückgewonnen, jedoch waren harte Konsequenzen zu tragen. Die Alliierten verlangten nicht nur die Übergabe anderer, zum Teil recht moderner Schiffe, die für die neue Reichsmarine hätten den Grundstock bilden sollen, sondern auch den größten Teil der noch bestehenden deutschen Handelsflotte.
Die durch die Versenkung unbrauchbar gewordenen Schiffe hatten noch einen großen Schrottwert. Außerdem blockierten sie die besten Ankerplätze in der Bucht von Scapa Flow. Deshalb wurden sie bis zum Zweiten Weltkrieg zum größten Teil gehoben und verschrottet. Bis heute wird jedoch gelegentlich hochwertiger Stahl aus den Wracks für medizinische Geräte geborgen. Dieser Stahl ist deswegen wertvoll, weil er nicht atmosphärischer Strahlung während der Zeit der oberirdischen Nukleartests ausgesetzt war und sich deshalb gut zum Bau von derartigen Messgeräten eignet.
Nach dem Waffenstillstand wurden 74 Schiffe der deutschen Hochseeflotte in Scapa Flow interniert. Dort gab Konteradmiral Ludwig von Reuter am 21. Juni 1919 den Befehl zur Selbstversenkung der Flotte. Er vermutete, dass die deutsche Regierung den Friedensvertrag von Versailles nicht annehmen und deshalb am nächsten Tag wieder Kriegszustand herrschen würde. Die deutsche Flotte sollte den Briten nicht unzerstört in die Hände fallen. Mit Ausnahme von einem Linienschiff, drei Kleinen Kreuzer und elf Torpedobooten, versanken alle deutschen Schiffe. Die Wracks der gesunkenen Schiffe wurden zwischen 1923 und 1939 größtenteils gehoben. Es verblieben jedoch sieben Schiffe am Meeresgrund, die heute als beliebtes Ziel für Tauchausflüge dienen.
Siehe auch Hauptartikel: Ersten Weltkrieg
Versenkte Schiffe der Hochseeflotte 1919
Großlinienschiffe (Schlachtschiffe)
10 Großlinienschiffe wurden versenkt:
Die SMS Baden wurde vor der Selbstzerstörung durch Aufgrundsetzen gerettet und endete später als Zielschiff.
Name | Gehoben und Abgewrackt | von - bis | Bemerkung |
---|---|---|---|
SMS Bayern | |||
SMS Friedrich der Große | |||
SMS Großer Kurfürst | |||
SMS Kaiser | |||
SMS Kaiserin | |||
SMS König Albert | |||
SMS König | nicht gehoben | ||
SMS Kronprinz Wilhelm | nicht gehoben | ||
SMS Markgraf | nicht gehoben | ||
SMS Prinzregent Luitpold |
Name | Gehoben und Abgewrackt | von - bis | Bemerkung |
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SMS Derfflinger | |||
SMS Hindenburg | |||
SMS Moltke | |||
SMS Seydlitz | |||
SMS Von der Tann |
Kleine Kreuzer
Name | Gehoben und Abgewrackt | von - bis | Bemerkung |
---|---|---|---|
SMS Cöln II | nicht gehoben | ||
SMS Karlsruhe II | nicht gehoben | ||
SMS Dresden II | nicht gehoben | ||
SMS Brummer | nicht gehoben | ||
SMS Bremse | |||
SMS Nürnberg II | auf Grung gesetzt | ||
SMS Frankfurt | auf Grung gesetzt | ||
SMS Emden II | auf Grung gesetzt |
37 Torpedoboote wurden versenkt:
- Erste Flottille (G 86, G 40, G 38, G 39, V 129, S 32)
- Zweite Flottille (G 101, G 103, V 100, B 109, B 110, B 111, B 112)
- Dritte Flottille (S 53, S 54, S 55, S 91, V 70, V 73, V 81, V 82)
- Sechste Flottille (V 45, S 49, S 50, S 131)
- Siebte Flottille (S 56, S 65, V 78, V 83, G 92, S 136, S 137, S 138, H 145, G 89)
- Halbe Siebzehnte Flottille (S 36, S 52)
18 Torpedoboote wurden auf Grund gesetzt oder schwimmend geborgen (G 102, V 100, S 54, V 73, V 82, S 132, V 125, V 126, V 127, V 128, V 44, V 43, V 46, S 137, G 89, V 80, S 51 und S 60). Der Rest wurde später gehoben.
Wrack
Ein Wrack (v. mittelniederdt.: wrack = herumtreibender Gegenstand) ist ein mit deutlich sichtbaren Zeichen des Verfalls oder durch Beschädigung unbrauchbar gewordener (nur teilweise, als Rest vorhandener) Schiffs-, Flugzeug- o.ä. Körper. Am häufigsten wird der Begriff im Zusammenhang mit untergegangenen Schiffen verwendet.
Auflistung des beim Abwracken gewonnen Schrotts SMS Friedrich der Große
Metalle / Nicht- | Tonnen | Wert in engl. Pfund |
---|---|---|
Stahlschrott | 8281 | 27603 |
Stahlbleche | 253 | 1265 |
Eisenschrott | 379 | 1137 |
Drahttauwerk | 25 | 69 |
Nickel 3,5-4% | 5979 | 50822 |
Nickel 3-3,5% | 615 | 4612 |
Nickelschrauben | 30 | 360 |
Nickel 1-1,5% | 2853 | 12838 |
Nichtmagnetischer Stahl | 3 | 118 |
Anker und Ketten | 48 | 180 |
Gußeisen | 287 | 1148 |
Wellen | 51 | 357 |
Kesselrohre | 139 | 417 |
Nichteisenmetalle | ||
Kondensatorrohre | 45 | 1688 |
Kondensatorbleche | 4 | 120 |
Kondensatorringe | 1 | 23 |
Weißmetall | 3 | 480 |
Schweißflansche | 21 | 840 |
Zink | 6 | 66 |
Blei | 52 | 728 |
Turbinenschaufeln | 26 | 754 |
Messing | 80 | 1840 |
Geschützmetall | 270 | 13500 |
Elektrische Abzweigdosen | 23 | 1070 |
Kupfer | 161 | 6440 |
Mangan | 70 | 1540 |
Bronze | 1 | 26 |
Kabelreste | 1 | 24 |
Widerstandsdraht | 1 | 23 |
Kleinmetall | 1 | 41 |
Kupfermetall | 3 | 108 |
Gesamt | 19717 | 130345 |
Wracktauchen
Beim Wracktauchen werden versunkene Boote/Schiffe, deren Ladung, Flugzeuge, usw. betaucht. Wracktauchplätze finden sich über die ganze Welt vertstreut, wobei die Ursachen für den Untergang der Schiffe durchaus vielfältig sind. Das Auflaufen auf ein Riff oder das Sinken in Stürmen sind neben der Versenkung durch Fremdeinwirkung (Torpedo, Fliegerbombe, Selbstzerstörung) die häufigsten Ursachen. Ist das Wrack einmal am Meeresboden angelangt, nimmt die Natur den neuen Lebensraum in Besitz. Schnell siedeln sich niedere Pflanzen, insbesondere Algen (Kieselalgen, Rotalgen, Braunalgen und Grünalgen) und Tiere (Schwämme, Krebse, Schnecken etc.) an der Metalloberfläche an. Im Laufe der Zeit nehmen auch Korallen das gesunkene Schiff in Besitz. Durch diesen Bewuchs werden oft die einst klaren Linien des Schiffes verwischt und daher kann der Taucher das Wrack aus der Entfernung nur schemenhaft erkennen. Das trägt auch zur Faszination des Wracktauchens bei.
Der Taucher erfreut sich an der Pflanzen- und Tierwelt an diesem „künstlichen Riff“. Gut ausgebildete Taucher und sog. Tectaucher/Techtaucher wagen sich auch in die Wracks hinein, um Laderäume, Kabinen etc. zu erforschen. Dabei ist allerdings große Vorsicht, eine besondere Ausbildung und spezielle Ausrüstung erforderlich.
Siehe auch: Auflistung bekannter Schiffswracks
Pressluftlied
Als Parodie auf „Ol´ man River“
- Gute alte Pressluft, die gute alte Pressluft,
- Sie muss was wissen, sagt aber nichts,
- Sie hört nicht auf, Wracks zu heben,
- Sie drückt fortwährend weiter.
- Sie pflanzt keine Kartoffeln, sie baut keine Baumwolle an,
- Aber alle, die mit ihr zu tun haben, fühlen sich elend,
- Am ganzen Körper schmerzhaft und lausig schlapp.
- Nur ein kleines Stechen, und Du landest in der Kammer.
- Gute alte Pressluft, die gute alte Pressluft,
- Sie kann etwas kaputtmachen, ohne etwas zu sagen;
- Sie hört nicht auf, Wracke zu heben,
- Sie drückt immer weiter.
Quellen:
Major Gibbon, The Triumph of the Royal Navy Offizieller Bericht über die Auslieferung der deutschen Flotte, 1919
Ludwig von Reuter, Scapa Flow- Das Grab der deutschen Flotte, Koehler, Leipzig 1921
Siehe auch:
Weblinks
- Wrack der Cöln in Scapa Flow
- Tauchen in Scapa Flow: Cöln
- http://www.taucher.net/edb/scapawrack1.html
- Scapa Flow website by North Walls Community School
- Scuttling of the High Seas Fleet at Scapa Flow
- About the shipwrecks at Scapa Flow
- Orkney Wireless Museum
- http://www.worldwar1.co.uk/picture/bayernscdm.jpg