Urschmerz ist ein Begriff aus der von Arthur Janov begründeten Primärtheorie und Primärtherapie, der insbesondere vorgeburtliche (pränatale) und frühkindliche menschliche Schmerzerfahrungen bezeichnet. Schmerzauslöser können dabei sowohl psychische als auch physische Traumata sein. Urschmerz ist weder an bestimmte Situationen, eigene Reaktionen oder Reaktionen der Umwelt gebunden, noch an bestimmte körperliche Bedingungen. Traumatisierend kann laut Janov grundsätzlich jede gegebende Situation sein.
Im Laufe einer Primärtherapie gibt es in der Regel zwei verschiedene Therapieverläufe. Zum einen gibt es Patienten die von der Geburt oder vom Kleinkindalter bis in spätere Zeiten traumatische Situationen erleben und zum anderen Patienten die sich aus späteren Zeiten an diese Frühen Situationen heranarbeiten. Aus den von seinen Patienten dort erlebten Situationen ist es Arthur Janov dem Begründer der Primärtherapie möglich gewesen das Wesen des Urschmerzes zu extrahieren. Insbesondere in frühen Entwicklungsstadien des Kindes, zeigt sich jedoch das Urschmerzen vor allem die Entbehrungen grundlegender Bedürfnisse wie: Hunger aber nicht zuviel essen zu müssen, Berührungen aber in einem ausgewogenen Maß mit Ruhe. ... u.a. spätere Bedürfnisse wie den Wunsch geliebt zu werden oder Anerkennung zu bekommen, führt Janov auf diese Grundbedürfnisse zurück. Sie sind im janovschen Sinne keine Bedürfnisse sondern nur eine symbolische Entsprechung der ursprünglichen Bedürfnisse. Er bezeichnet diese als Scheingefühle. Das Kind erlebt diese traumatischen Situationen bis zu einem bestimmten Punkt an dem der Schmerz zu sehr überhand nimmt. An diesem Punkt beginnt das Kind eher automatisch als bewusst zu verdrängen. In der Primärtherapie wird genau dieser Prozess der Verdrängung aufgelöst indem diese Verdrängung geistig und körperlich wiedererlebt wird.
Entdeckung des Urschmerzes
Janov beschreibt diesen Prozess in seinen Büchern vorrangig durch Erfahrungsberichte seiner Patienten. In seinem ersten Buch der Urschrei beschreibt er in der Einleitung einen Patienten den er erfolglos bis zur Entdeckung seiner Primärtheorie und dem Urschrei behandelte. Er forderte ihn auf und ab zu laufen und Mama und Papa zu rufen. Es trat ein charakteristisches Phänomen für den Urschmerz auf. Der Patient versuchte mit allen möglichen Mitteln das zu verhindern und argumentierte dagegen. Er wurde unruhig und nervös und lies sich dennoch auf den Versuch ein. Als er auf und ab und seine rufe nach Mama und Papa wurden immer verzweifelter. Er brach zusammen und schrie nur noch. Anschließend stand er auf und erklärte das er nun wisse was ihm die ganze Zeit gefehlt habe.
Zum einen begründete dieser Fall die Entdeckung des Urschmerzes und in der Folge der Primärtherapie, zum anderen zeigt er auch die Abläufe von wiedererlebtem Urschmerz. Absolut typisch für aufsteigende Urschmerzen sind die Wiederstände gegen die Situation die diese Urschmerzen wieder hervorholt. Sobald der Urschmerz durchbricht kommt es oft, aber bei weitem nicht immer zu einem charakteristischen Krächzenden Schrei, den Janov als den Urschrei bezeichnet. Über diesen Schrei, vor allem aber über das erleben eines solchen Urerlebens wird der ursprüngliche Schmerz und das Ursprüngliche Bedürfnis freigesetzt.
Das große Urerlebnis
Die Schwierigkeit der Beschreibung von Urschmerzen besteht darin das eine Situation selbst gar nicht traumatisch sein muss und dennoch einen Urschmerz auslösen kann. Ebenfalls in seinem Buch der Urschrei (1991) beschreibt Janov ein stilles Urerlebnis, das sich so gestaltete das die Patientin eine Situation als kleines Kind erlebte als sie im Regen von einer fremden Frau ins trockene geführt wurde, versorgt wurde eine Decke erhielt. Für den außenstehenden ist an dieser Situation nichts traumatisches. In dem Kind reifte jedoch in dieser Situation die Erkenntnis das es niemals die Liebe und Fürsorge von seinen Eltern bekommen würde, wenn es so bleibt wie es ist. Diese Erkenntnis führte in dem Beschriebenen Fall zu „dem großen Urerlebnis“ nicht es selbst sein zu dürfen und markiert nach Janov den Punkt an dem ein gesundes Kind sich in ein neurotisches Kind verwandelt.
Im Gegensatz zu Einsichten einer Psychotherapie ergeben sich Einsichten nach einem durchlebten Urschmerz automatisch. Da nach einem Urerlebnis keine Blockade mehr vorhanden ist, die den Urschmerz zurückhalten müsste, werden Patienten nach einem Urerlebnis regelrecht überschwemmt von Erkenntnissen, über alle Verhaltensweisen die letztlich nur auf der Symbolisierung der Grundlegenden Bedürfnisse basieren.