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Universität Witten/Herdecke

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Universität Witten/Herdecke Neubau Rückseite Ostgebäude

Die Universität Witten/Herdecke (UWH) ist die erste und bis heute einzige Voll-Universität in privater Trägerschaft in Deutschland und befindet sich seit ihrer Gründung 1983 in der Stadt Witten an der Ruhr, im Südosten des Ruhrgebiets in Nordrhein-Westfalen.

Die Privatuniversität besitzt mehrere Fakultäten, beschäftigt gut 600 Mitarbeiter und hat rund 1.200 Studenten (Stand Ende 2005).

Für die Studenten an der UWH zeichnet sich ihr Studium durch mehrere Merkmale aus: ein universitätseigenes und individuelles Bewerbungs- und Auswahlverfahren für einen Studienplatz, Studiengebühren nach dem "Wittener Modell", sehr gute durchschnittliche Betreuungsrelation (Verhältnis Betreuer:Studenten) von 1:3, internationale Orientierung, größere Praxisnähe und ein obligatorisches Begleitstudium für Studenten aller Studiengänge im so genannten Studium fundamentale (vorwiegend Philosophie, Kultur, Kunst, Politik und Geschichte).

Die Universität ist mittlerweile national und international bekannt auch durch prominente Absolventen und Dozenten, z.B. durch den Marketingforscher Prof. Dr. Markus Giesler, sowie durch den Inhaber des Lehrstuhls für Radiologie und Mikrotherapie Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer, der ebenso mit einem eigenen Institut erfolgreich ist. Namhafte Professoren und Dozenten sind: Prof. Dr. Dirk Baecker (Soziologie), Prof. Dr. Jörn Rüsen (Geschichte), Prof. Dr. Harald Welzer, Prof Dr. Matthias Schrappe (Dekan der Fakultät für Medizin, Mitglied des Sachverständigenrats der Bundesregierung), Prof. Dr. Christian Kaltschmidt (Neurobiochemie), Prof. Dr. Dr. Kurt S. Zänker (Immunologie/Onkologie).

Geschichte

Universität Witten-Herdecke Altbau in Witten-Annen

Wesentlicher Motor für die Gründung der Universität war das gemäß der anthroposophisch erweiterten Medizin arbeitende Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, das auch kooperierendes Krankenhaus im medizinischen Bereich ist. Auf diesen Zusammenhang verweist der Bestandteil der Nachbarstadt Herdecke im Uni-Namen. Die Gründungsidee der Universität Witten/Herdecke verdankt sich zu einem nicht unerheblichen Maße den anthroposophischen Überzeugungen ihrer Gründungsväter. Im heutigen Universitätsalltag spielt die Anthroposophie allerdings keine wesentliche Rolle mehr.

Die Idee zur Gründung einer alternativen und nicht-staatlichen Universität hatten Ende der 70er Jahre v.a. einige Hochschullehrer, die die damalige Universitätsentwicklung als Stillstand empfanden und mit der Qualität der Lehre unzufrieden waren, u.a. PD Dr. Gerhard Kienle und Dr. Konrad Schily im Rahmen der Freien Europäischen Akademie der Wissenschaften.

1980 wurde als Gründungsgremium der Universitätsverein Witten/Herdecke e.V. gegründet. Nach längeren Auseinandersetzungen wurde die Uni 1982 staatlich anerkannt, ihr Gründungspräsident war Dr. Konrad Schily.

Der Studienbetrieb wurde 1983 mit der Humanmedizin im - auch heute noch genutzten - alten Rathaus an der Stockumer Straße im Wittener Stadtteil Annen aufgenommen. Im folgenden Jahr kamen zwei weitere Studiengänge, Wirtschaftswissenschaft und Zahnheilkunde hinzu und seit 1985 unterstützte die Bertelsmann-Stiftung den Aufbau dieses Hochschulmodells ideell und finanziell stark.

1987 änderte sich die Rechtsform der Universität. Vom Universitätsverein wurden die Aktivitäten auf die gemeinnützige Private Universität Witten/Herdecke GmbH übertragen - im gleichen Jahr wurde das Hauptstudium Biochemie (Biowissenschaften) eingeführt.

Die Gründungsphase der Uni endete offiziell 1989 mit einem Vertrag zwischen der Universität Witten/Herdecke, der Landesregierung NRW und der Bertelsmann-Stiftung "zur Sicherung der Qualität von Forschung und Lehre der Universität Witten/Herdecke sowie des weiteren Ausbaus ihrer Fakultäten".

1993 flossen erstmals öffentliche Gelder in die bis dahin ausschließlich privat finanzierte Hochschule: Der Bund und das Land NRW beteiligten sich am Neubau des noch im selben Jahr eröffneten Universitäts-Hauptgebäudes an der Alfred-Herrhausen-Straße im Wittener Gewerbegebiet Wullen.

Nach einer Finanzkrise der Universität Anfang der 90er Jahre beteiligt sich seit 1995 das Land Nordrhein-Westfalen auch an den laufenden Kosten der Universität und es wurden Studiengebühren eingeführt.

1999 übergibt der Gründungspräsident Dr. Konrad Schily sein Amt an Prof. Dr. Walther Christoph Zimmerli. Im selben Jahr werden variable und leistungsabhängige Gehaltsanteile für Professoren eingeführt.

Seit 2001 gehört die Uni als einzige private Universität mit vollem Stimmrecht der Deutschen Hochschulrektorenkonferenz (HRK), sowie seit 2002 der Landesrektorenkonferenz (LRK) an.

Ebenfalls 2002 verlässt Prof. Dr. Walther Zimmerli die UWH und stellt sein Präsidenten-Amt wieder zur Verfügung; er wird seinerseits Gründungspräsident an der Volkswagen AutoUni. Die UWH erneuert daraufhin ihre Führungsstrukturen und -gremien. Oberstes Entscheidungsorgan der Uni ist ein Direktorium, dessen Vorsitzender seitdem August Oetker ist. Die Dekane der Fakultäten wurden zu Geschäftsführern berufen. Kaufmännischer Geschäftsführer wird Dipl. Kfm. Peter Kallien.

Am 30. April 2003 feierte die Universität ihr 20-jähriges Bestehen.

Zum 1. April 2005 wird die Führung der Universität reformiert: als neuer Präsident der Universität Witten/Herdecke wird Prof. Dr. Wolfgang Glatthaar gemeinsam mit Dipl.-Kfm. Peter Kallien zum Geschäftsführer berufen. Die Dekane sowie der Leiter der Universitätsentwicklung erhalten Prokura.

Im Juli 2005 kritisierte der Wissenschaftsrat den Studiengang Medizin vor allem wegen zu geringer wissenschaftlicher/klinischer Forschung. Er erteilte die Auflage, den Studiengang Medizin neu zu ordnen oder einzustellen. Die Fakultät für Medizin der Universität Witten/Herdecke war nach dem Votum des Wissenschaftsrats gefordert, ein neues Forschungsprofil zu erarbeiten und ihr Konzept der Medizinerausbildung zu optimieren. Prof. Dr. Matthias Schrappe, der bis September 2005 als Ärztlicher Direktor das Universitätsklinikum Marburg leitete, wurde zum neuen hauptamtlichen Dekan der Fakultät für Medizin berufen. Unter der Leitung von Prof. Schrappe, der u.a. auch Mitglied des Sachverständigenrates im Gesundheitswesen der Bundesregierung ist, entstand ein anforderungsgerechtes Konzept, das sowohl eine Optimierung des Modellstudiengangs Humanmedizin, als auch eine Neuausrichtung im Bereich der Forschung darstellt. So wird der Forschungsschwerpunkt der Fakultät für Medizin zukünftig auf der Versorgungsforschung liegen, einem Bereich der medizinischen Forschung, der in Deutschland noch relativ unbekannt ist und mit dem sich der patientenorientierte Ansatz des Medizinstudiums an der UWH auch auf die Forschung übertragen lässt.

Im Juli 2006 befürwortete der Wissenschaftsrat die Neukonzeption und erteilte der Universität die vollständige Akkreditierung.

Finanzierung

Forschungs- und Entwicklungszentrum (FEZ) an der Universität Witten/Herdecke

Über einen Zeitraum von knapp 13 Jahren hat sich die Universität von 1980 bis 1993 ausschließlich privat finanziert: durch Spenden und Zuwendungen von Privatpersonen, Stiftungen und Unternehmen sowie durch Drittmittel und Eigenleistungen. Das Land Nordrhein-Westfalen steuerte 1999 noch 10,25 Mio. zur Uni-Finanzierung bei. Im Geschäftsjahr 2004/05 ist die Landesförderung auf 3,5 Mio. Euro pro Jahr gesunken (s. Tätigkeitsberichte der UWH). Den Rückgang konnte die UWH vollständig aus privaten Quellen kompensieren.

Prägende Persönlichkeiten des deutschen Wirtschaftslebens wie Bertold Beitz, Gerd Bucerius, Alfred Herrhausen und Reinhard Mohn zählen zu den Förderern und Vordenkern der ersten Stunde. Dieser Impuls eines privaten Engagements trägt die UWH bis heute. Die derzeit wichtigsten Förderer sind: Bertelsmann Stiftung, Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, Deutsche Bank AG, Werner Richard-Dr. Carl Dörken Stiftung, Stiftung Mercator GmbH, Dr. h.c. Werner Jackstädt-Stiftung, Helmut und Gisela Bertram-Stiftung, Dr. August Oetker KG, Janssen-Cilag GmbH, Software AG Stiftung. Besonders engagiert hat sich seit 1985 die Bertelsmann-Stiftung. Weitere bekannte Geldgeber waren und sind u.a. KirchMedia, Vodafone, McKinsey, ARAL, DaimlerChrysler. Die Deutsche Bank förderte seit 1997 das Wittener Institut für Familienunternehmen (bis Enbde 2005). Nach Auslaufen dieser zweckgebundenen Förderung beteiligt sich die Deutsche Bank in namhafter Weise an der allgemeinen Finanzierung der UWH. Das Wittener Institut für Familienunternehmen wird seit 2006 von 40 deutschen Familienunternehmen getragen, die sich mit jeweils 25.000 Euro jährlich engagieren.

Einen nennenswerten Anteil an der Uni-Finanzierung erzielt mit ca. 20 % (Stand 2005) auch die von der Fakultät für Zahnmedizin betriebene hauseigenen Universitäts-Zahnklinik. Hinzu kommen Mittel aus Forschungsförderungen (DFG, BMBF, u.a.) in Höhe von derzeit 3,2 Mio. Euro p.a.. sowie sonstige betriebliche Erträge (z.B. aus Weiterbildungsprogrammen) in Höhe von 5,8 Mio. Euro p.a..

Studiengebühren

Universität Witten/Herdecke Neubau Eingangsbereich Ostgebäude

Der studentische Finanzierungsbeitrag für ein Studium der Humanmedizin beträgt 25.000 Euro für ein Vollstudium. Für ein Studium der Wirtschaftswissenschaften sind 30.000 Euro angesetzt. Abweichungen nach unten ergeben sich für die B.A./M.A.-Studiengänge in Philosophie und Kulturwissenschaften, Pflegewissenschaften sowie für die den Aufbaustudiengang Musiktherapie und die Biowissenschaften, die nur im Hauptstudium studiert werden können. Nähere Infos zu Finanzierung und studentischen Beiträgen unter www.studges.de.

Seit 1995 werden im Rahmen des so genannten Umgekehrten Generationenvertrags studentische Finanzierungsbeiträge erhoben. Sie tragen derzeit sieben Prozent zur Hochschulfinanzierung bei. Der Umgekehrte Generationenvertrag, dessen wesentliches Kennzeichen ein hohes Maß an Sozialverträglichkeit ist, wurde von Studierenden entwickelt und orientiert sich an drei maßgeblichen Leitlinien:

  1. Jeder geeignete Bewerber soll die Möglichkeit des Studiums erhalten - unabhängig von der persönlichen finanziellen Situation. Daher steht es den Studenten frei, den Kostenbeitrag gänzlich oder zur Hälfte erst nach Berufseintritt zu zahlen.
  2. Jeder Student soll frei in seiner Berufswahl und nicht durch die Rückzahlungsverpflichtung auf gutbezahlte Arbeit angewiesen sein. Gewährleistet wird dies, indem die Rückzahlung einkommensabhängig erfolgt (10% des Einkommens über 10 Jahre, Stand 07/05) und erst ab einem Mindesteinkommen von 21.000 Euro pro Jahr anfällt.
  3. Jeder Student soll frei in seiner Studiengestaltung sein und nicht durch die finanzielle Belastung zu einer möglichst kurzen Studiendauer genötigt werden. Dies kann durch die Erhebung eines Fixbetrags für das Vollstudium gewährleistet werden.

Dieses Modell des „Umgekehrten Generationenvertrags“ wird von der Studierendengesellschaft organisiert, einem von Studenten geleiteten Verein an der Universität Witten/Herdecke. Die studentische Kostenbeteiligung macht gut 8 % des Gesamt-Etats aus (Stand 2005).

Fakultäten und Studiengänge

Fakultät für Medizin (seit 1983)

Fakultät für das Studium Fundamentale (seit 1983 Institut, seit 1993 Fakultät)

Fakultät für Wirtschaftswissenschaft (seit 1984)

Fakultät für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (seit 1985)

Fakultät für Biowissenschaft (seit 1987), vormals Naturwissenschaften, Umweltwissenschaften

Forschung

Die Universität Witten/Herdecke hat in den vergangenen Jahrzehnten verschiedene Forschungsbereiche entwickelt:

  1. Das Institut für Pflegewissenschaft trägt mit verschiedenen Forschungsprojekten dazu bei, Antworten auf die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft zu finden. Außerdem berät das Institut Bundes- und Landesregierungen in Fragen der Pflege.
  2. Das Wittener Institut für Familienunternehmen analysiert Erfolgsfaktoren von Familienunternehmen.
Commons: Universität Witten/Herdecke – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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