Christine-Philippine de Herzelles

Obersthofmeisterin mehrerer Erzherzoginnen
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Christine-Philippine-Élisabeth, marquise de Herzelles geborene de Trazegnies (* 22. Dezember 1728; † 5. September 1793 in Namur) erzog das einzige Kind Josephs II., lehnte aber einen Heiratsantrag des Kaisers ab.

Marquise de Herzelles (Martin van Meytens).
Kaiser Joseph II.

Brüssel

Die Tochter des k. k. Obersten Philippe-Ignace-Joachim, marquis de Trazegnies (1685–1739) und der Marie-Éléonore-Agnès geborenen baronne de Bode (1698–1755) heiratete mit 21 Jahren den 48 Jahre älteren zweifachen Witwer Ambroise-Joseph, marquis de Herzelles (1680–1759). Dieser war in erster Ehe mit einer 19 Jahre älteren Enkelin König Philipps IV. von Spanien verheiratet gewesen, verwaltete die Finanzen und Staatsdomänen der Österreichischen Niederlande und führte in Brüssel das Leben eines regierenden Fürsten.

Wien

Als Herzelles nach zehn Jahren starb, wurde dessen Witwe in Wien Obersthofmeisterin (Aja) von Maria Theresias Sorgenkind, der schönen Erzherzogin Marie Elisabeth (1743–1808), die zeitweise als Gattin des 33 Jahre älteren Ludwigs XV. von Frankreich im Gespräch war, sich aber schließlich, von den Pocken verunstaltet, mit der Stellung einer Äbtissin des Adeligen Damenstifts Innsbruck begnügen musste.

Joseph II.

1763 quittierte die Marquise aus Gesundheitsgründen ihre Stellung. 1767 aber kehrte die Kinderlose auf Wunsch Josephs II. und Maria Theresias aus Brüssel zurück, um das bereits einmal ausgeübte Amt bei der mutterlosen Erzherzogin Maria Theresia (1762–1770) zu übernehmen. Dieses einzige Kind des Kaisers stammte aus seiner ersten Ehe mit der hochbegabten, aber depressiven Isabella von Parma (1741–1763). Nachdem der siebenjährige Schützling in ihren Armen gestorben war, lehnte die laut dem Fürsten von Ligne bezaubernde, aber tugendhafte Marquise den Antrag des untröstlichen Vaters ab, eine morganatische Ehe mit ihm einzugehen. Dies wohl nicht nur wegen des Alterunterschieds – der mittlerweile zum zweiten Mal verwitwete Joseph II. war zwölf Jahre jünger als sie –, sondern auch weil Maria Theresia eine solche Verbindung ihres Sohnes nicht akzeptiert hätte.

Maria Theresia

1771–1773 unterhielt die Monarchin mit Madame de Herzelles, die Wien endgültig verlassen hatte, eine äußerst freimütige Korrespondenz.[1] Darin beklagte sie sich in unfairer Weise über ihren Sohn, als hätte sie die Freundschaft zwischen ihm und der Adressatin zerstören wollen.[2]

Nach dem Tod der Mutter besuchte der Kaiser, als er 1781 seine niederländischen Provinzen inspizierte, die Marquise in Namur. Sie hatte sich in das dortige Benediktinnerinnenkloster zurückgezogen, wo sie mit 64 Jahren an Krebs starb.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Joseph-Marie-Bruno-Constantin, baron Kervyn de Lettenhove (Hrsg.): Lettres inédites de Marie-Thérèse et de Joseph II (Mémoires de l’Académie royale des sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgique, collection in-8°, 20). Bruxelles 1868, S. 3–60, hier: S. 21–44 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DH91QAAAAcAAJ%26pg%3DPA21~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  2. Derek Beales: Joseph II, Band 1, Cambridge University Press 1987, ISBN 0-521-24240-1, S. 206 f.