Ayyavali

tamilische monistische Religion
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Ayyavazhi (tamilisch: அய்யாவழி, Ayyāvaḻi, Ayyavali; dt: „Weg des Vaters“), ist nach Ansicht ihrer Anhänger eine tamilische monistische Religion, die in Südindien im mittleren 19. Jahrhundert entstand. Ayyavazhi, wie auch der Buddhismus, zählt in Indien hingegen nicht als eigenständige Religion, sondern wird als Form (Abspaltung) des Hinduismus gewertet und die Ayyavazhi-Anhänger werden bei den Volkszählungen in Indien zu den Hindus gezählt.

Das Symbol von Ayyavazhi

Abgesehen von den Ayyavazhi-Anhängern erkennen auch einige soziale sowie religiöse Fakultäten Ayyavazhi als eigenständige Religion an. Obwohl Ayyavazhi auch außerhalb des Bundesstaates Tamil Nadu ausgeübt wird, leben die Anhänger des Ayyavazhi hauptsächlich in den Distrikten Kanniyakumari, Tirunelveli und Tuttukkudi in Tamil Nadu. Das schnelle Wachstum der Gemeinschaft der Ayyavazhi im ersten Jahrhundert nach ihrem Entstehen ist von christlichen Missionaren im mittleren 19. Jahrhundert bemerkt und aufgezeichnet worden. Die Ideen und die Philosophie der Religion basieren auf der Lehre von Ayya Vaikundar und den frommen Texten Akilattirattu Ammanai und Arul Nool.

Diesen Büchern zufolge war der Gründer der Religion, Ayya Vaikundar, eine Manu-Reinkarnation (Trimurti). Obgleich Ayyavazhi und Hinduismus in Mythologie und Praxis viele Ideen gemeinsam haben mögen, unterscheiden sie sich in einigen Punkten, insbesondere in den Konzepten von „Gut und Böse“ und von Dharma.

Wortbedeutung

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Das Palliyarai (Heiligtum) des Tempels (Pathi) von Swamithoppe.

Die Ursprünge des Namens Ayyavazhi sind nicht bekannt. Die verschiedenen Lesarten seiner Bedeutung beinhalten:

  • Weg des Vaters - in der örtlich gesprochenen tamilischen Sprache ayya (Vater) + vazhi (Weg). Diese Lesart ist im Tamilischen am meisten verbreitet, da ayya "lieber Vater" bedeutet.
  • Die entscheidende Wahrheit des Meisters - von ayya (Meister) + vazhi (die entscheidende Wahrheit) - ist vom übertragenen Gebrauch der Wörter abgeleitet.
  • Glaubenslehre des Gurus - Ayya als (Guru) + vazhi (Glaubenslehre = vazhibadu auf Tamilisch).
  • Weg zu den heiligen Füßen der Gottheit - Ayya als (Gottheit) + vazhi (Weg zur Vereinigung)

Die synonymen Übersetzungen der Phrase sind unbegrenzt, weil die Bedeutung des tamilischen Wortes ayya zwischen "Vater, Guru, der Höherstehende, Würdenträger, Respektsperson, Meister, König, Lehrer, Unterrichtender" und anderen schwankt. Das Wort vazhi bedeutet "Weg, Verhaltensregel, Weise, Methode, Modus, Ursache, Altertum, Abfolge, Glaubenslehre, Vernunft" u.a.

Geschichte

Die Religion der Ayyavazhi trat erstmals durch die große Zahl von Menschen in Erscheinung, die sich zusammenscharten, um dem Begründer Ayya Vaikundar zu huldigen. Die meisten dieser Anhänger von Ayyavazhi kamen aus den marginalisierten und sozial benachteiligten Schichten der tamilischen Gesellschaft. Obgleich die meisten der Anhänger der Kaste der "Chanar" entstammten, gewann die Religion auch Anhänger aus anderen Kasten. Die fünf Citars, die Jünger Vaikundars, und ihre Nachkommen bereisten verschiedene Teile des Landes und verbreiteten die Lehren von Ayyavazhi.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts war Ayyavazhi schließlich als Religion erkannt worden, allerdings beschränkt auf die kleine Region des südlichen Travancore und des südlichen Tirunelveli. Die Anzahl seiner Anhänger war seit den 1840ern stark angestiegen. Nach dem Tod des Gründers Ayya Vaikundar wurde die Religion basierend auf dessen Lehren sowie den Büchern Akilattirattu Ammanai und Arul Nool weiter verbreitet. Hunderte von Nizal Thangals genannte Anbetungsstätten wurden im ganzen Land errichtet.

Der derzeitige Führer dieser Religionsgemeinschaft, Bala Prajapathi Adikalar, ist ein Nachkomme der Payyan-Dynastie. Er hat zahlreiche "Nizal Thangals" gegründet. Der Tag der angeblichen Inkarnation Ayya Vaikundars ("Ayya Vaikunda Avataram") wurde in den Distrikten Tirunelveli und Tuttukkudi, früher schon im Distrikt Kanniyakumari, zum Feiertag erklärt.

Schriften und heilige Orte

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Swamithoppe Pathi, Hauptsitze von Ayyavazhi.

Die heiligen Bücher von Ayyavazhi sind Akilattirattu Ammanai (oft Akilam abgekürzt) und Arul Nool. Sie sind die Quellen der Mythologie der Ayyavazhi-Religion. Die Legende der Ayyavazhi behauptet, dass das Akilattirattu Ammanai von Hari Gopalan Citar aufgeschrieben wurde. Es gibt keine nachprüfbare Geschichte über die Herkunft des Buches Arul Nool, doch glauben die Ayyavazhi, es sei von Citars und Arulalarkal (einer, der von göttlicher Macht ergriffen wird) geschrieben worden. Es enthält Gebete, Hymnen und Anweisungen für die Anbetung in Ayyavazhi, Rituale, Prophezeiungen und auch viele Taten.

Die Anhänger der Ayyavazhi kennen fünf "Pathi" genannte heilige Plätze, deren wichtigster „Panchappathi“ ist. Der Tempel von Swamithoppepathi ist der Hauptsitz der Ayyavazhi-Religion. Der Vakaippathi, wohin Vaikundar 700 Familien geschickt hatte, wurde im heiligen Buch Akilam als Pathi gewertet, obwohl dieser Ort keine direkte Verbindung zu den Taten des Vaikundar hat. Es gibt innerhalb der Gemeinschaft der Avyyavazhi ernste Unstimmigkeiten über die tatsächliche Heiligkeit einiger der "heiligen" Plätze. Der Avatharappathi in Thiruchendur wird im Buch Akilam als Pathi akzeptiert, jedoch glauben manche Ayyavazhi, dass der Ort, an dem der heutige Tempel steht, nicht die exakte Stelle ist, an der Ayya Vaikundar aus dem Meer wiedergeboren ist; sie sind anderer Meinung als die übrigen Anhänger. Es gibt auch eine Reihe Anhänger, die sich deutlich gegen die Heiligkeit Thiruchendurs als Pathi aussprechen, obwohl sie es als zweitrangigen heiligen Ort akzeptieren.

Symbole

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Sahasrara von oben

Das Symbol der Ayyavazhi Religion ist eine 1.008-blättrige Lotusblüte, die ein flammenförmiges weißes „Namam“ trägt. Die Blüte symbolisiert das Sahasrara (tamilisch Ladam) und das Namam stellt das Anma Jyoti oder atman dar, manchmal übersetzt als „Seele“ oder „Selbst“. Es gibt Hinweise auf den Thirunamam in den Primär- und Sekundärschriften Akilattirattu Ammanai und Arul Nool, aber es scheint, dass es keinen direkten Hinweis auf das Symbol „Lotos, Namam tragend“, dort in den Schriften gibt. Nach einigen Legenden war dieses Symbol seit den frühen 1840ern bei den Ayyavazhi in Gebrauch.

Anbetungszentren

Die Anhänger des Ayyavazhi richteten Pathis und Nizhal Thangals, die Zentren des Lernens und des Gebets sind, in verschiedenen Teilen des Landes ein. Sie dienten als Zentren für die Verbreitung des Glaubens und der Praktiken von Ayyavazhi. Es gibt mehr als 3500 Anbetungzentren, verteilt über ganz Südindien. Da Ayyavazhi keine organisierte Religion ist, dient Swamithoppepathi als religiöser wenn auch nicht offizieller Hauptsitz.

Pathis

Pathis waren die wichtigen Zentren der gemeinschaftlichen Gottesdienste, sie waren im Besitz von verhältnismäßig größeren Strukturen als die Tempel. Die Pathis schulden ihre Bedeutung der Tatsache, dass Ayya Vaikundar und seine Tätigkeiten historisch mit diesen Orten der Anbetung verbunden waren. Es sind sechs an der Zahl.

Nizhal Thangals

Nizhal Thangal sind einfache kleine Gebäude, die errichtet wurden, um die Lehren des Ayya Vaikundar zu verbreiten. Auch Nahrung und Schutz wurden dem Bedürftigen in diesen Zentren angeboten. Einige von ihnen wurden noch zu Lebzeiten des Vaikundar gegründet. Noch heute ist Nächstenliebe und Wohltätigkeit eine der hauptsächlichen Aktivitäten dieser Zentren. Sie sind wichtige Orte des Gebets, werden aber zum Teil auch als Schulen und Gemeindezentren genutzt.

Quellen