Antonia Bettina Kesel (geboren 1962 in Saarbrücken)[1] ist eine deutsche Bionikerin, Hochschullehrerin, Sachbuch- und Wissenschaftsautorin. Sie ist Begründerin des weltweit ersten grundständigen Studiengangs Bionik[2] und leitet das Studienprogramm Bionik der Hochschule Bremen mit dem internationalen Bachelorstudiengang Bionik und dem Masterstudiengang „Bionik: Mobile Systeme“.[3]
Werdegang
Kesel studierte ab 1983 bei Werner Nachtigall an der Universität des Saarlandes Biologie und schloss ihr Studium 1989 mit einer Diplomarbeit zu neurophysiologischen Aspekten der Fischlokomotion ab. 1993 folgte die Dissertation über aquatische Lokomotion unter muskelphysiologischen, bewegungsdynamischen und biomechanischen Aspekten bei Fischen.[1] 2001 verfasste Kesel über biomechanische Analysen zu Material, Struktur und Funktion ultraleichter Tragflächen der Insekten ihre Habilitationsschrift.[4]
2003 nahm sie einen Ruf an die Hochschule Bremen auf die Professur für „Technische Zoologie und Bionik“ an[4] und baute dort in der Folge den Studiengang Bionik auf.[2] 2005 gründete sie an der Hochschule Bremen das Bionik-Innovations-Centrum (B-I-C), dessen Leitung sie seitdem innehat.[2]
Ämter und Auszeichnungen
Seit 2004 ist Kesel Präsidentin der Gesellschaft für Technische Biologie und Bionik e.V. (GTBB). Ebenfalls seit 2004 ist sie Vorstandsmitglied und seit 2013 auch Vorstandsvorsitzende des Bionik-Kompetenznetzes e.V. (BIOKON);[5] in diesem Amt wurde sie 2016 für weitere vier Jahre bestätigt.[3] Seit 2009 ist Kesel zudem Gründungs- und Vorstandsmitglied von BIOKON International e.V.[5]
Die Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) berief Kesel in ihren Hochschulrat, welcher sie in seiner konstituierenden Sitzung am 24. Januar 2014 zur Vorsitzenden wählte.[6]
2016 zeichnete der Verein Deutscher Ingenieure e.V. (VDI) Kesel für ihre Arbeiten und Erfolge in der Bionik mit dem VDI-Ehrenzeichen aus. Gewürdigt wurde damit vor allem ihr Engagement für die Etablierung der Bionik als Studienfach an deutschen Hochschulen und für die Verankerung der Bionik im VDI.[5] Kesel hat auch den Vorsitz in der VDI-Fachgesellschaft Technologies of Life Sciences inne.[7]
Werke (Auswahl)
Kesel legte über 100 wissenschaftliche Publikationen vor. Sie ist Mitherausgeberin der Reihe Bionik: Patente aus der Natur, in der die Beiträge der alle zwei Jahre stattfindenden gleichnamigen Bionik-Kongresse erscheinen, welche von der Gesellschaft für Technische Biologie und Bionik e. V. (GTBB) zusammen mit BIOKON e.V. und dem Bionik-Innovations-Centrum (B-I-C) der Hochschule Bremen ausgerichtet werden.
- (2016): mit Stefanie Wuttke und Bionik-Innovations-Centrum: Haihaut 2.0 – Herstellung biologisch inspirierter Anti-Bewuchsoberflächen zur großtechnischen Anwendung im Schiffbau Shark2Shipyard (S2S): Abschlussbericht über ein Forschungsprojekt, gefördert unter dem AZ 30726 von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Bremen: Bionik-Innovations-Centrum der Hochschule Bremen.
- (2015): Bionik. 1. Aufl. Frankfurt am Main: Fischer E-Books. ISBN 978-3-10-560292-8
- (2010): Sind Prozesse aus der Natur auf Wirtschaftsprozesse übertragbar? In: K.-S. Otto und T. Speck (Hrsg.): Darwin meets business. Wiesbaden: Gabler, Springer Fachmedien.
- (2007) mit R. Liedert: Europäische Patentanmeldung "Antifouling Coating" EP 06 018 001.5. 2007.
- (2005) Bionik: Wie kann Technik von der Natur lernen? Welcher Weg führt von der Evolution zur technischen Konstruktion? Warum ist Spinnenseide reißfester als Stahl? Wie funktionieren selbstreinigende Blüten und Insektenaugen? Frankfurt: Fischer-Taschenbuch-Verlag.
- (1999) mit Monika M. Junge und Werner Nachtigall: Einführung in die angewandte Statistik für Biowissenschaftler. Basel, Boston, Berlin: Birkhäuser.
- ↑ a b Antonia B. Kesel: Ein Bericht an ein Kolleg (frei nach Franz Kafka). In: Wissenschaftskolleg - Institute for advanced studies - zu Berlin, Jahrbuch 1998/99, Arbeitsberichte S. 65-69. Wolfgang Lepenies, abgerufen am 20. Mai 2020.
- ↑ a b c Arnim von Gleich, Christian Pade, Ulrich Petschow, Eugen Pissarskoi: 4.2 Die Netzwerke »BioKoN« und »Kompetenznetz Biomimetik«. In: Bionik. Aktuelle Trends und zukünftige Potenziale, S. 92. Universität Bremen, 2007, abgerufen am 20. Mai 2020.
- ↑ a b o.V.: Prof. Dr. Antonia Kesel erneut Vorstandsvorsitzende des Bionik-Kompetenznetzes BIOKON e.V. In: Pressemitteilungen. Hochschule Bremen, 27. Oktober 2016, abgerufen am 20. Mai 2020.
- ↑ a b o.V.: Prof. Dr. Antonia B. Kesel. In: AcademiaNet. Abgerufen am 20. Mai 2020.
- ↑ a b c o.V.: VDI-Ehrenzeichen für die BIOKON-Vorstandsvorsitzende Frau Professorin Antonia Kesel. In: Aktuelles // 24. November 2016. BIOKON - Das Bionik-Kompetenznetz, 24. November 2016, abgerufen am 20. Mai 2020.
- ↑ o.V.: Professorin Antonia Kesel neue Vorsitzende des Hochschulrats der Hochschule OWL. In: Aktuelles. Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe, 24. Januar 2014, abgerufen am 20. Mai 2020.
- ↑ o.V.: Kesel, Antonia B. In: Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Deutsche Nationalbibliothek, abgerufen am 20. Mai 2020.