Kaliber
Das Kaliber ist ein Maß für den Durchmesser von Projektilen. Auch der Innendurchmesser des Laufes einer Waffe wird als Kaliber bezeichnet. Handelt es sich um einen gezogenen Lauf, so unterscheidet man zwischen Innenkaliber, dem Durchmesser zwischen den Feldern (den hervorstehenden Teilen der Laufinnenwand) und dem Außenkaliber, dem Durchmesser zwischen den Zügen (den eingeschnittenen Teilen der Laufinnenwand). Oft wird das Wort "Kaliber" auch in der Bedeutung von "Munitionstyp" oder "Patronentyp" benutzt.
Herkunft des Begriffes "Kaliber"
Das Wort wurde um 1600 aus dem gleichbedeutenden französischen calibre ins Deutsche übernommen. Das französische Wort leitet sich vom arabischen Wort qalib (Schusterleisten) ab. Das arabische Wort geht seinerseits auf das griechische kalapodion mit derselben Bedeutung (Schusterleisten) zurück. Motiv der Bedeutungsänderung ist eine Verallgemeinerung des spezifischen Begiffs zu Form, Modell und auch Größe.
Als Kalibermaß einer Waffe wurde in der Vergangenheit oft das Gewicht einer Rundkugel aus Blei angegeben, die in den Lauf der Waffe passte, die Kaliberangabe bezog sich also auf eine Gewichtseinheit und nicht auf eine Längeneinheit. Darum war das Kaliber ursprünglich ein altes französisches (?) Gewichtsmaß (1 Kaliber = etwa 512g), und das "Kaliber" einer Waffe wurde als Vielfaches oder als Bruchteil dieser Gewichtseinheit angegeben. Dieses Prinzip wurde auch auf andere Gewichtsmaße übertragen. So sind bis heute die Kaliberangaben historischer Geschütze geläufig, welche sich auf das Pfund bezogen, dementsprechend verschoss z.B. eine "Zweipfünderkanone" 2 Pfund schwere Geschosse.
Kaliberangaben und Kalibergrößen
Das System der Kaliberangabe in Gewichtseinheiten wird heute noch beim Kalibermaß für Flinten verwendet, allerdings geben diese Maße die Bruchteile eines nichtmetrischen (englischen) Pfundes an (ca. 454g). Die Angabe "Kaliber 12" bedeutet, dass eine Bleikugel, die genau in den Lauf der Flinte passt, ein Gewicht von einem zwölftel Pfund haben würde. Da es sich um Bruchteile handelt, wird der Laufdurchmesser umso kleiner, je größer das Kalibermaß der Flinte wird (d.h. Kaliber 16 hat eine kleinere Laufbohrung als Kaliber 12). Das kleinste Kaliber bei in Deutschland üblichen Jagdflinten ist das Kaliber 20, das größte zugelassene ist das Kaliber 12. In den USA ist die Jagd mit Flinten im Kaliber 10 erlaubt.
Abgesehen von den Flintenkalibern ist heute die Angabe des Kalibers in Längeneinheiten gebräuchlich. Bei historischen Waffen kamen auch heute nicht mehr gebräuchliche Einheiten zur Verwendung. So wurde das Kaliber des Dreiliniengewehrs in der alten Einheit "Linie" angegeben (3 Linien entsprachen exakt 7,62mm). Als Einheiten haben sich heute der Meter (Millimeter) und der Zoll (engl. inch=25,4mm) durchgesetzt. Wird das Kaliber von Handfeuerwaffen in Zoll angegeben, geschieht das meist in der Form eines Dezimalbruches nach angloamerikanischer Schreibweise, also mit einem Punkt anstelle eines Kommas. Je nach Art der Munition werden dabei hundertstel oder tausendstel Zoll angegeben. Ist das Kaliber kleiner als ein Zoll, wird die führende Null weggelassen. Eine Kaliberangabe in der Form .50 steht also für 0,5 Zoll (50 hundertstel Zoll), eine Kaliberangabe in der Form .308 steht für 0,308 Zoll (308 tausendstel Zoll). Zur Umrechnung in Millimeter wird der Dezimalbruch mit 25,4 multipliziert.
Als das kleinste Feuerwaffenkaliber gilt eine Patrone im Kaliber 2,7mm, die der österreichische Konstrukteur Georg Grabner für die Firma Franz Pfannl entwickelte und die aus der 1914 vorgestellten Selbstladepistole Kolibri verschossen wurde. Diese Munition wird jedoch nicht mehr hergestellt und ist ebenso wie die Waffe eine gesuchte Rarität. Heute übliche Kaliber bei zivilen Handfeuerwaffen reichen von .170 (eine hochrasante Jagdmunition) bis zu Waffen im Flintenkaliber 4 (Laufbohrung ca. 26,7mm) für die Jagd auf Elefanten. Militärische Granatpistolen haben Kaliber bis 40mm. Die Kaliber von fest montierten Maschinenwaffen und von Geschützen reichen von 7,62mm bei Maschinengewehren bis 914mm bei schweren Mörsern, die aber nur in sehr geringen Stückzahlen oder als Prototypen gebaut wurden. Die bisher größten Schiffsgeschütze im Kaliber 457mm waren auf den japanischen Schlachtschiffen Yamato und Musashi installiert, und die bisher größten Kanonen mit einem Kaliber von 800mm waren die deutschen Eisenbahngeschütze "Dora" und "Gustav".
Der Durchmesser von Raketengeschossen, die von Aufhängungen oder von Startrampen aus gestartet werden, wird im Allgemeinen nicht als "Kaliber" bezeichnet.
Kaliberbezeichnungen
Die Bezeichnung für Munition für Flinten besteht meist aus dem Kalibermaß der Flinte und der Länge der Patrone. Die Angabe 12x70 bedeutet also Kaliber 12, Länge 70mm.
Die Bezeichnungen von Munition für gezogene Läufe bestehen aus dem Nominalwert des Kalibers, der an sehr unterschiedlichen Stellen (Zug nach Zug, Durchmesser des Projektils oder Feld nach Feld) gemessen werden kann, und entweder der Hülsenlänge oder einer anderen eindeutigen Bezeichnung. So enthält die Bezeichnung der sehr verbreiteten Patrone .30-06 das Kaliber (0,3 Zoll) und das Jahr der Einführung der Munition (1906). Der Munitionsname .50 BMG gibt das Kaliber und eine Markenbezeichnung an (BMG=Browning Machine Gun), der metrische Name dieser Patrone (12,7 x 99mm) enthält Kaliber und Hülsenlänge. Manche Munitionsarten werden nur unter ihrer metrischen Bezeichnungen geführt, so z.B. 9x19 (auch als 9mm Parabellum oder 9mm Luger bekannt), 8x57IS oder 7,65 Browning. Für einige Patronen gibt es feste Bezeichnungen in beiden Maßsystemem, z.B. 11,43 Browning = .45 ACP, 7,65 Browning = .32 ACP (ACP=Automatic Colt Pistol).
Die Kaliberbezeichnung mancher Patronen, die als Schwarzpulver-Patronen eingeführt wurden, gibt das Kaliber und die Masse der Treibladung an. So hat die Patrone .45-70 ein Kaliber von 0,45 Zoll und enthält eine Treibladung von 70 Grains Schwarzpulver.
Gängige Kaliber
- .22 Kurz (Kleinkaliber)
- .22 Long Rifle (5,6 x 16 mm R)
- .22 Winchester Magnum Rand (WMR)
- .222 Remington
- 5,45 x 39 mm
- 5,56 x 45 mm NATO (.223 Remington)
- 5,6 x 50R Magnum
- .25-06 Remington
- 6,35 Browning
- 7,65 Browning
- .300 Winchester Magnum
- .303 British
- 7,62 x 39 mm M43
- 7,62 x 51 mm NATO (.308 Winchester)
- 7,62 x 54 mm R
- 8 x 57 mm S/I/IS
- 9 mm Kurz (.380 ACP)
- 9 mm Parabellum (9mm Luger) (9 x 19 mm NATO)
- 10 mm Auto
- .357 Magnum
- .357 SIG
- .38 Special
- .40 S&W
- .400 Corbon
- .44 Special
- .45 Long Colt
- .45 ACP
- .454 Casull
- .458 Winchester Magnum
- .45-70 Government
- .30-06 Springfield
- 12,7 x 99 mm NATO (.50 BMG)
- .500 S&W Magnum
- Kaliber 12/65, /68, /70, /76
- Kaliber 16
- Kaliber 20
Abbildungen verschiedener Munitionstypen
Munition für Jagdgewehre
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Patronen der Kaliber .500 Nitro Express bis .375 Magnum
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Patronen der Kaliber .300 Magnum bis 7 x 65 mm R
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Patronen der Kaliber 7 mm bis 10.75 mm
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Patronen der Kaliber .250 Magnum bis .350 Magnum
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Patronen der Kaliber .243 Winchester bis .444 Marlin
Flintenmunition Kaliber 12
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Links eine Schrotpatrone, rechts ein Flintenlaufgeschoß mit Treibspiegel ("Slug") als Schnittmuster.
Militärmunition
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Militärpatronen, von Links: 7.62 x 51 NATO, vermutlich zwei russische Randpatronen, .30-06 Springfield.
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7.62x51mm NATO
Munition für Faustfeuerwaffen
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Von Links: .44 Remington, .44 Special, .38-40 Winchester, .357 Magnum, .45 ACP, .38 S & W, .32 ACP, 6,35 mm.
Platzpatronen
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Von Links: zweimal 9 mm Platz, dreimal .22 l.r. Platz, .22 kurz Platz, 9 mm Flobert