Vorlage:Passstrassen Der Berninapass (ital. Passo del Bernina) ist ein Alpenpass im Schweizer Kanton Graubünden. Mit einer Scheitelhöhe von 2328 m ü.M. verbindet er das Engadin im Norden mit dem Puschlav und dem italienischen Veltlin im Süden. Die Luftdistanz zu den Passfussorten beträgt 13 km bis Pontresina (auf 1805 m gelegen), aber nur 8 km bis San Carlo di Poschiavo (1093 m).
An der Passhöhe liegen das Hospiz Ospizio Bernina und zwei Seen: der nach Norden abfliessende Lej Nair gehört zum Einzugsgebiet des Inn, der Lago Bianco jedoch zum Einzugsbereich des Po - hier verläuft die europäische Hauptwasserscheide zwischen dem Schwarzen Meer und der Adria und auch die Grenze zwischen rätoromanischem und italienischem Sprachgebiet.
Geschichte
Der Pass bildet die einzige wirklich gut brauchbare Verbindung (Gutersohn, Geographie der Schweiz) und somit die Hauptverkehrsader zwischen Engadin und Veltlin. Gegenüber Septimer und Splügen durch die periphere Lage im Nachteil, führte über den Bernina zu keiner Zeit eine alpenquerende Transitroute von europäischer Bedeutung. Für den Wegunterhalt waren die Gemeinden verantwortlich; die Porten (Transportgenossenschaften) spielten eine eher untergeordnete Rolle. Die topographisch günstige Regionalverbindung wurde wichtiger, als die Drei Bünde 1512 das Veltlin eroberten und damit die Republik Venedig als Grenznachbarn gewannen. Um 1550 richtete Frankreich einen ständigen Kurierdienst zwischen Lyon und Venedig über die Pässe Albula, Bernina und Aprica ein.
Streng genommen handelt es sich beim Berninapass um zwei parallel verlaufende Wege, die südseits ins Val Laguné beziehungsweise in den Talkessel von Cavaglia führen; Armon Planta nennt sie kurz Bernina-Ost und Bernina-West. Welche Route bevorzugt wurde, wechselte im Lauf der Zeit mehrfach, auch abhängig von Jahreszeit, Schneelage und aktuellem Zustand der Wege. Die insgesamt kürzere Westroute verläuft auf einer längeren Strecke oberhalb der Waldgrenze und ist deshalb stärker durch Lawinen und Schneeverwehungen gefährdet. Urkunden belegen Ausbauten der Westroute 1552, der Ostroute 1645. Nachdem sich 1729 und 1779 schwere Lawinenunglücke ereignet hatten, wurde es verboten, die Westroute im Winter zu benutzen. Als wichtigste Transportgüter wurden zu Zeiten des Saumverkehrs Wein und Korn nach Norden befördert, Vieh und Käse nach Süden.
Beim 1842 begonnenen Bau der Fahrstrasse entschied man sich für Bernina-Ost. Im Jahr 1865 wurden die Arbeiten abgeschlossen und auch das auf 2307 m ü.M. knapp nördlich des Scheitelpunktes gelegene Hospiz eröffnet. Die seither mehrfach verbreiterte Strasse wird seit 1965 ganzjährig offen gehalten, obwohl auf dem Pass während etwa acht Monaten im Jahr Schnee liegt.
Berninabahn und Seilbahnen
Die in ersten Teilabschnitten 1908 eröffnete, von Beginn an elektrisch betriebene meterspurige Berninabahn überquert den Pass seit 1910, seit 1913 auch im Winter. Die mit Blick auf gute touristische Erschliessung der landschaftlichen Schönheiten angelegte Linie folgt weitgehend der Route Bernina-West. Mit ihrer bei der Station Ospizio Bernina erreichten Scheitelhöhe von 2253 m ü.M. gilt sie als höchste Alpentransversale. Zur Nutzung der Wasserkraft wurden am Nord- und Südende des Lago Bianco Staumauern errichtet. Der nutzbare Inhalt des Stausees beträgt etwa 18 Millionen Kubikmeter.
Seit 1956 erschliesst die Luftseilbahn Bernina-Diavolezza ein Gletscherskigebiet am Munt Pers auf der Nordseite des Passes; sie wurde 1980 erneuert. Seit 1963 führt eine Seilbahn auf den Piz Lagalb.
Literatur
Armon Planta: Verkehrswege im alten Rätien Band 1. Verlag Bündner Monatsblatt, Chur 1990. ISBN 3-905241-11-0
Weblinks
- Commons: Berninapass – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Geografische Lage
- Artikel Berninapass im Historischen Lexikon der Schweiz
- Neigungsprofil der Passstrasse von Samedan bis zur Passhöhe
- Neigungsprofil der Passstrasse von Poschiavo bis zur Passhöhe