San Nicolò l’Arena

Kloster in Italien
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Das ehemalige Benediktinerkloster von San Nicolò l’Arena liegt im Westen der Altstadt von Catania und gehört zum Unesco-Weltkulturerbe Spätbarocke Städte des Val di Noto. Nur wenig kleiner als das Kloster Mafra in Portugal, ist es einer der größten Baukomplexe seiner Zeit. Heute beherbergt es Teile der Universität Catania. Die zugehörige Kirche mit ihrer unvollendeten, auf die halbkreisfömige Piazza Dante ausgerichteten Fassade ist das größte und höchste Gotteshaus Siziliens.

Das Kloster in seiner damaligen Gestalt mit dem Lavastrom von 1669.
Luftaufnahme von Osten (gelb: ältester Teil).
Ansicht von Süden (1846).

Von Lava und Erdbeben zerstört

Die nach der arabischen Vorherrschaft über Sizilien im 11. Jahrhundert nach Catania berufenen Benediktiner zogen sich im 12. Jahrhundert an die Hänge des Ätnas zurück, wo sie beim heutigen Dorf Nicolosi (700 m über Meer) das Kloster San Nicolò l’Arena gründeten. Es war dem heiligen Nikolaus von Myra geweiht, dessen Gebeine nach Bari überführt worden waren. Der Beiname l’Arena rührt vom sandartigen Sedimentgestein rena rossa (lateinisch arena = Sand) her, das der Hitze der Lavaströme ausgesetzt gewesen ist und sich deshalb als Baumaterial eignet.

Im 16. Jahrhundert verlegte der reiche Konvent, dem ausschließlich Adlige angehörten, seinen Sitz nach Catania zurück, wozu die Gefährdung durch Briganten und wohl auch der Ausbruch des Ätnas von 1536 sowie das rauere Klima der Kleinen Eiszeit beitrugen. 1558 legte der spanische Vizekönig von Sizilien am Standort eines römischen Wohnquartiers und später des Judenviertels im Westen der Stadt den Grundstein des neuen Klosters, 1578 wurde es eingeweiht.

Beim verheerendsten Ausbruch des Vulkans in historischer Zeit floss 1669 die Lava um Catania herum bis zum Meer und zerstörte die schützende Bastion beim Kloster, das beschädigt wurde. 1687 begann der Neubau der Kirche nach dem Entwurf von Giovanni Battista Contini, der sich vom Petersdom im heimatlichen Rom inspirieren ließ. Doch bereits 1693 fielen alle Städte Südostsiziliens dem katastrophalen Erdbeben des Val di Noto zum Opfer. Der Konvent verlor zwei Drittel seiner Mitglieder.

Wiederaufbau und Vergrößerung

 
210 m lange Südfassade des Konventsgebäudes mit 42 Balkonen.
 
Restaurierter ältester Teil des Konventsgebäudes: Westlicher Kreuzgang mit Marmorbrunnen.
 
Novizengarten und Kuppel.

1702 ließen die Überlebenden den Wiederaufbau in Angriff nehmen. Die Pläne von Antonino Amato sahen eine monumentale Klosteranlage mit symmetrischem Grundriss vor, ähnlich jenem des Escorials bei Madrid. In etwas mehr als zwei Jahrzehnten wurde das Konventsgebäude um einen zweiten Kreuzgang im Osten erweitert, dem noch zwei gleiche auf der Nordseite der Kirche hätten folgen sollen. Dazu kam es aber nicht, obwohl die Bauarbeiten bis Ende des 18. Jahrhunderts fortdauerten.

Fertiggestellt wurden die Ost- und die Südfassade, letztere allein mit 42 Balkonen. Ab 1739 schuf Giovanni Battista Vaccarini an der Stelle des ursprünglich projektierten dritten Kreuzgangs Gemeinschaftsräume: Anterefektorium, Refektorien, Küche, Bibliothek, Museum, Kapitelsaal. Ab 1747 war es Francesco Battaglia, der die Sakristei, den Nachtchor und die Brücke errichtete, welche aus dem Obergeschoss des Konventsgebäudes zum erstarrten Lavawall im Westen hinausführt, auf dem eine Villa mit Garten und ein botanischer Garten entstanden. Carmelo Battaglia Santangelo entwarf die Monumentaltreppe. Als letzter Architekt restaurierte Mario Musumeci bis 1841 die Kreuzgänge, wobei im westlichen derselben das neugotische „Caffeaos“ (Kaffeehaus) entstand.

Die Arbeiten an der Kirche kamen 1755 wegen Einsturzgefahr vorübergehend zum Stillstand. 1767 wurde die Orgel von Donato Del Piano eingeweiht. Stefano Ittar vollendete 1780 die Kuppel und entwarf die der Kirche vorgelagerte Exedra (Piazza Dante). Battaglia Santangelo gewann den Wettbewerb für den Bau der Kirchenfassade. Sein gigantisches klassizistisches Projekt blieb aber nach Einstellung der Arbeiten während der Revolutionskriege ein Torso. In den Boden des Querschiffs der Kirche wurde 1841 ein Meridian eingelassen.

Obwohl das Konventsgebäude die Maße eines Königspalasts besitzt (210 × 130 m), lebten darin nur etwa 20 bis 40 Mönche – wie gut, zeigen die mit Keramikfliesen ausgelegte Küche und die zugehörigen unterirdischen Vorratsräume (von denen ein Schacht durch die Lava zum 1669 überdeckten Fluss Amenano hinunterführt). 1846 betrugen die Einnahmen des Klosters 82 500 Dukaten, was 284 kg Gold (von weit höherer Kaufkraft als heute) entspricht.

Universitätsinstitute und Bibliothek

1866 säkularisierte das junge Königreich Italien das Kloster. Der letzte Abt Giuseppe Benedetto Dusmet wurde später Erzbischof von Catania und Kardinal. Die Villa auf dem Lavawall musste dem städtischen Spital weichen. Das Konventsgebäude wurde zur Artilleriekaserne, zum Technischen Institut, zum klassischen Lyzeum und zum astrophysikalischen Observatorium. 1977–2006 fanden umfangreiche Restaurierungs- und Umnutzungsarbeiten statt. Heute haben dort die sieben Sektionen des DISUM (Departement für humanistische Wissenschaften der Universität Catania) und die Biblioteche Riunite „Civica e A. Ursino Recupero“ ihren Sitz. Die Sanierung der Kirchenkuppel wurde 2012 abgeschlossen.

Das ehemalige Konventsgebäude kann frei betreten werden, die der Öffentlichkeit verschlossenen Räume im Rahmen von Führungen. Zugänglich sind auch die Kirche und deren aussichtsreiche Dachterrassen.

Galerie

Literatur

Commons: San Nicolò l’Arena – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 37° 30′ 15″ N, 15° 4′ 47″ O